Umfrage: Glanz und Elend der deutschen Journos

Endlich durch eine Studie bewiesen: Journalisten sind viel besser als ihr Ruf. Sie vermitteln das Geschehen unparteiisch anhand verlässlicher Quellen, befähigen Menschen zur Meinungsbildung, beleuchten gesellschaftliche Missstände. Regierungspolitik schönschreiben? Pah, fällt keinem im Traum ein. Wer das rausgefunden hat? Na, Journalisten natürlich. Die müssen es schließlich wissen!

Die Lage an der Satirefront ist ernst. Der Gesinnungsjokus des Staatsfunks (Böhmermannheute-showextra 3) klackert vorhersehbar wie ein politischer Abzählreim. Der Spaßgewinn des privaten Lachsektors (PostillonEulenspiegel) hält sich in den humoristischen Grenzen einer Abizeitung. Und die vor Dezennien mal witzige Titanic gilt längst als Humorbeilage von Konkret; neulich wäre sie um ein Haar abgesoffen. Gäbe es nicht die wunderbare Zeller Zeitung des etwas andershumorigen Bernd Z. aus Jena, so müsste man das deutsche Satirewesen als komplett abgewickelt betrachten.

Klar, es gibt Formate, die auch Zeller unmöglich toppen kann. Etwa eine Ausgabe der Tagesschau vom 25. Oktober, in der länglich über die Abschiebungsbeschleunigungsvortäuschungen von Faeser, Scholz et al. phantasiert wird. Welche ausweislich ganz kurz aufscheinender Balken für jedermann mit einem Bildungsabschluss ab Realschule vollkommener Kokolores ist. Die reine Verkohle. Beide Mittelfinger dem Gebührenabdrücker grinsend entgegengestreckt. 

Doch halt, Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung strahlen auch aus Ecken, wo man sie nie vermutet hätte. Etwa aus einer eher drögen Studienfabrik, wo Teile der Akademikerschwemme eingeleitet werden, genannt „Leibniz-Institut für Medienforschung/Hans-Bredow-Institut (HBI)“. Die Anstalt entfaltet schon in ihrer kurzen Eigenbeschreibung ein drolliges Feuerwerk aus Buzz- und Bullshit-Wörtern („Medienübergreifend, interdisziplinär und unabhängig verbindet es Grundlagenwissenschaft und Transferforschung und schafft so problemrelevantes Wissen für Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft“). 

Ein hintersinniger Jux versteckt sich in der Selbsteinschätzung „unabhängig“. Tatsächlich hängt das HBI mit seinem Etat von gut fünfeinhalb Millionen Euro (2022) beinahe vollständig am Tropf von staatlichen Behörden und behördenähnlichen Einrichtungen sowie Staatsfunksendern und staatlichen Medienanstalten. Entsprechend sitzen im Kuratorium ganz überwiegend Staats- und Staatsfunkbedienstete, aber niemand, der für ernstzunehmende Kritik am staatlich mitgelenkten Medienzauber bekannt ist. Unabhängigkeit, das ist immer eine Frage des Wovon.

Mitfühlend den Puls gemessen

Vor Kurzem präsentierte das Institut eine Studie mit dem Titel „Journalismus in Deutschland 2023“. Sie enthält Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 1.221 Knacklautjournalisten, die über ihre „Arbeitsbedingungen, Rollenverständnisse, ethische Haltungen sowie wahrgenommene Gefahren und Herausforderungen“ Zeugnis abgelegt hatten. Dies stellvertretend für die Gesamtheit von knapp 40.000 Journos im Land, die noch nicht dem Internet, der Künstlichen Intelligenz oder dem Bertelsmann-Konzern zum Opfer gefallen sind.

Dass Redakteuren, Reportern und Meinungsaufsagern mitfühlend der Puls gemessen wird, ist Teil eines internationalen Projekts. Nicht nur werden damit gut dotierte Posten für ansonsten schwer unterzubringende Wissenschaftssimulanten geschaffen. Sicher ist es auch eine Absicht der Studie, den Berufsstand Journalist bedeutungsmäßig ein wenig aufzurüschen. Denn nicht erst seit ihrer fast hundertprozentigen Staatsergebenheit während der Panhysterie und der pauschalen Verunglimpfung von Kritikern bestimmter Maßnahmen als „Corona-Leugner“ hat das Image der Journos – der Glanzpunkt, lang ist’s her, war während der Watergate-Affäre – ein paar hässliche Flecken abgekriegt. 

Befragungen ergeben immer wieder mal, dass Journalisten – und zwar in ganz Westeuropa – weitaus grüner, feministischer und EU-begeisterter sind als das Gros ihrer Kunden. An nationalen Interessen orientierte Positionen und Parteien mögen die meisten Medienschaffenden nicht. Eine gewisse Entfremdung von ihren Lesern sollte sie daher nicht überraschen. Die Säge am Ast, auf dem man hockt, darf bekanntlich nicht zu dicht am Baumstamm ansetzen.

Ganz allgemein nimmt das gemessene Vertrauen in die Medien laut diverser Studien ab, je nach Studie mehr oder weniger stark. Besonders die Jugend ist angeblich teilweise recht argwöhnisch geworden; sie vertraut auch laut Befragungen am wenigsten den Regierungen. Rundum zufrieden mit den Medien sind allenfalls die Älteren bis sehr Alten, welche den Löwenanteil der Zuschauer sogenannter öffentlich-rechtlicher Sender stellen. Rührt wahrscheinlich daher, dass der Herr Köpcke immer so seriös dreinschaut.

Hauptsächlich mit Talmi-Titeln wie Master, Diplom oder Bachelor

Wie nun sind deutsche Medienmacher beschaffen? Laut HBI zu 55,9 Prozent männlich, zu 44 Prozent weiblich und zu 0,2 Prozent georginisch oder so was (macht dann 100,1 Prozent laut Studie). Ihr Durchschnittsalter liegt bei 45,3 Jahren. 54,7 Prozent sind „akademisch ausgebildet“. Allerdings hauptsächlich mit Talmi-Titeln wie Master, Diplom oder Bachelor ausgestattet; nur 3,1 Prozent haben einen Doktor. Ihre Ausbildung: ziemlich dünnbrettig. Ganze 15,7 Prozent haben eine Journalistenschmiede absolviert, der Rest hat höchstens volontiert, hospitiert, einzelne Kurse absolviert. 

Kein Wunder, dass sie die einfachsten Zusammenhänge nicht blicken; etwa den, dass man mit Flatterstrom keinen Industriestandort betreiben kann (der erwähnte Bernd Zeller kreierte neulich die luzide Überschrift: „Studie: Wirtschaft beeinträchtigt den Klimastandort Deutschland am meisten“). Es gibt noch viele andere Datengräber, welche die Studie über die Medienmeute angelegt hat, doch sind die nur für Erbsenzähler interessant.

Spannend wird’s, wo die Studie das „journalistische Rollenverständnis“ misst. „Informationen vermitteln“, „die Menschen zur Meinungsbildung befähigen“, das möchten satte 87,2 Prozent. Gleich danach der Impetus, „Desinformation entgegenzuwirken“ (85,9 Prozent). Und schließlich ist es 83,9 Prozent darum zu tun, „aktuelles Geschehen einzuordnen und zu analysieren.“

In dieser Dreierkonstellation ist schon der Journo sui generis skizziert, wie er typischerweise beim, sagen wir, Tagesspiegel herumstolziert. Nicht viel gelernt, aber zu allem eine Meinung, besser noch: Haltung. Was es mit der angestrebten Bekämpfung von „Desinformation“ auf sich hat, kann man sich unschwer vorstellen. Irgendwann bringt der Desinformantenschreck es womöglich zum „Faktenchecker“ bei Correctiv. Winston Smith reloaded, für manche ein Traumjob.

„Gesellschaftliche Missstände“ beleuchten möchten 76,6 Prozent. Aber was mögen sie darunter verstehen? Etwa die 50-prozentige Staatsabgreife bei jedem hart verdienten Euro? Die großzügige Alimentierung eines jeden, „der das Wort Asyl einigermaßen fehlerfrei aussprechen kann“ (Otto Schily)? Die Vermüllung der Universitäten mit Junk-Studiengängen über Postkolonialismus und Genderquark? Schlagen Sie mal nach im Mainstream.

Höchsten Satireansprüchen genügende Zahlen

Aus der Studie des HBI:

Die Bildung und Befähigung des Publikums hat insgesamt noch an Bedeutung gewonnen, während die ökonomische Orientierung eher zurückgegangen ist. So ist es aktuell nur 54,9 Prozent der Befragten sehr und extrem wichtig, Inhalte anzubieten, die ein möglichst großes Publikum anziehen – acht Jahre zuvor lag dieser Wert bei noch 73,5 Prozent.“

Dass in den erwähnten acht Jahren die Druckauflagen fast aller Zeitungen und Zeitschriften – Arbeitgeber für immerhin 57 Prozent der Journalisten – auch weiterhin flott gen Keller rauschen, ist so überraschend wie die Tatsache, dass es bei Regen draußen oftmals feucht wird. 

Höchsten Satireansprüchen genügen Zahlen, die das Institut für Dinge ermittelt hat, welche nach eigenem Bekunden nahezu kein Medienmensch tun möchte. Nämlich „Regierungspolitik unterstützen“ (nur 0,8 Prozent) oder „Ein positives Bild der Regierung vermitteln“ (0,7 Prozent). 

Funfact: Dass offenkundig zum Scheitern verurteilte, unpopuläre Projekte der Bundesregierung wie die „Energiewende“, die „Verkehrswende“, der Wärmepumpenirrsinn oder die Massenmigration angeschoben oder überhaupt zugelassen werden konnte, verdanken die Regierenden seit Merkels Kanzlerschaft hauptsächlich den meist nibelungentreuen Medien. Speziell im Fall der schweren Willkommenstrunkenheit, durch Merkels Selfie zum ewigen Symbol des Pull-Faktors geronnen, mischte dabei jahrelang die Bild unter ihrem Chef Kai Diekmann mit. 

Keine Regierungspolitik unterstützen? Da schlägt die reale Satire Purzelbäume. Die Claqueure der Herrschenden erklären treuherzig, nie und nimmer mit den Mächtigen ins Bett hüpfen zu wollen. Das ist, als schwöre Opa Knack, Boss der Entenhausener Panzerknackerbande, er lehne es strikt ab, sich an Onkel Dagoberts Geldspeicher zu vergreifen. Und keiner lacht.

Und dann, oh je, zündet die zweite Stufe der Ethik-Rakete

Etwas Journalistenethik gefällig? Nun denn: 87,6 Prozent (höchsterreichte Zustimmungsrate für eine vorgegebene Aussage der Studie) bejahen folgendes Statement: „Was im Journalismus ethisch vertretbar ist, sollte immer durch professionelle Standards bestimmt werden, unabhängig von der Situation.“ Nur 10,4 Prozent bekennen sich zur Selbstermächtigung, wie der rattenhafte Schmierfink Tötges in Heinrich Bölls Politkitschklassiker: „Was im Journalismus ethisch vertretbar ist, sollte im eigenen Ermessen liegen.“ 

Bravo! Das Mehrheitsbekenntnis signalisiert Anstand und Moral. Die Kanzlei Schertz Bergmann kann sich warm anziehen. Bald schmelzen ihre Mandate weg wie Packeis in der Greenpeace-Broschüre.

Blöd nur, dass die „professionellen Standards“ nicht näher erläutert werden. Kann es sein, dass es womöglich welche gibt, sie aber ziemlich tief liegen? Wie war das noch gleich in den Fällen Kachelmann, Reichelt, Lindemann, Schweiger, Wedel? Zulässige Verdachtsberichterstattung ist, wenn einem was irgendwie verdächtig vorkommt?

Und dann, oh je, zündet die zweite Stufe der Ethik-Rakete. „Persönliches Material einflussreicher Personen ohne deren Zustimmung verwenden, beispielsweise Dokumente oder Fotos“, halten 62,6 Prozent für „gelegentlich gerechtfertigt“. Wer, bitte, fällt unter einflussreiche Person? Und diese, ähem, Gelegenheit, wann genau darf sie Diebe machen?

„Berichte mit noch unbestätigten Informationen veröffentlichen“ halten immerhin 40,1 Prozent für gelegentlich gerechtfertigt (wenn sie auch, wie Gerichtsurteile zeigen, nicht immer rechtens sind, und manchmal wird das verdammt teuer, nicht wahr, Tanja May? „Sich als jemand anderes ausgeben“ geht für 38,8 Prozent gelegentlich okay. Gegenüber wem falsch ausgeben, wäre die Frage. Wenn das gegenüber Wokedeutschlands Ersatzhitler Björn Höcke in Ordnung wäre, würde das auch bei Claudia Kemfert ethisch durchgehen? Oder bei „Ich-freu-mich-drauf-Katrin? Nur mal als Frage. 

Gratisreisen zu neuaufgelegten interessanten Zielen

Lustig geflunkert wird bei den vorgegebenen Tatbeständen „Inhalte mit Werbecharakter produzieren und als Journalismus ausgeben“ und „Geschenkte Produkte oder Dienstleistungen von Informationsquellen annehmen.“ 92 Prozent beziehungsweise 86,8 Prozent halten das „unter keinen Umständen für gerechtfertigt“. Was nicht notwendigerweise bedeutet, dass sie geldwerte Gaben angewidert zurückweisen würden. 

Zum Beispiel Reportagen für Reisemagazine und Reisebeilagen: Selbst als es der Printbranche noch gold ging – mithin vor langer Zeit –, ließ sie einen Großteil ihrer Reisestücke durch Fluglinien, Hotels, Veranstalter sponsern. Ausnahmen, an die ich mich erinnere, waren nur SternGEOSpiegel. Nicht selten dienten PR-Agenturen den Redaktionen Gratisreisen zu neuaufgelegten, daher für Reiseredaktionen interessanten Zielen an, nicht selten mit Erfolg. Wollte man also acht bis 13 Prozent aller Journos ihre Einlassung abkaufen, sie wären noch nie auf Kosten Dritter in splendidem Ambiente unterwegs gewesen, dann kann es sich nur um jene arme Hascherln handeln, die vom Sponsorenkuchen nie was abkriegten. 

Und dieser Kuchen war begehrt! Ein mittlerweile bekannter Reporter reiste einst für lau mit seiner Freundin sehr weit fort, Business Class. Hatte einer Airline proaktiv versprochen, deren Flieger in einer Reportage für sein auflagestarkes Magazin gebührend zu würdigen. Flog dann fast zum zweiten Mal, nämlich aus seiner damaligen Redaktion. Die nämlich wusste gar nichts von seinem Projekt, mochte auch keinen Platz für das unverlangte Stück ihres Angestellten freiräumen. So musste sie der Airline erst mal dessen happige Reisekosten rückerstatten. Soweit zur Alltagsethik im Schurnalismus.

Keine Pharmariesen, die mit dubiosen Impfstoffen Unsummen scheffeln 

Lügen die Journos also ihre Interviewer an? Ich glaube das nicht. Es verhält sich eher so, dass Studien dieser diffusen, weichwollig gestrickten Art grundsätzlich ungeeignet sind, die Realitäten des professionellen Schreibertums abzubilden. So geben 57,6 Prozent der Befragten vor, sie wollten „die Mächtigen kontrollieren“. 42,4 Prozent hält derlei Kontrolle offenbar für nicht wichtig. Während doch kaum einer der insgesamt Befragten – siehe oben – etwas mit Mächtigen, spricht Regierenden am Hut haben will. 

Wie das angehen kann? Mutmaßlich so, dass mit „Regierung“ selbstredend ein Regime gemeint ist, das Journos schwer missfallen würde. Etwa eine Irgendwann-Koalition aus Union und AfD. Und ebenso natürlich wäre es deutschen Schreiberinnen und Schreibern ein Herzenswunsch, „Mächtige“ bloßzustellen. Es müssten bloß die Richtigen sein. Also keine Vertreter des ökoindustriellen Komplexes, dessen Lobbynetze sich wie ein Riesententakel über Europa ausgebreitet haben. Keine von Millionären finanzierte Schlepperorganisationen („Seenotretter“). Keine Pharmariesen, die mit dubiosen Impfstoffen Unsummen scheffeln. 

Die Richtigen, das wären zum Beispiel Immobilienkonzerne, welche angeblich zu wenig billigen Wohnraum schaffen. Massentierhalter, die Umweltsäue mit Billigfleisch versorgen. Schauspieler, Regisseure oder Chefredakteure, denen toxischer Umgang mit Abhängigen nachgepfiffen wird. Toxisch kommt immer gut! Solche Leute dürfen, ja sollen gegrillt werden. „Wenn die richtigen Leute getroffen werden, ist gegen den Gebrauch der Waffe nichts zu sagen,“ unterweist Clint Eastwood alias Dirty Harry einen Neuzugang im Polizeirevier.

Rechtspopulistisches Geschwurbel draußen vor der Redaktionstür

Apropos, um im brachialen Segment zu bleiben: Journos sehen sich durchaus auch als Opfer. Neben Stress, Mobbing und sexuellen Belästigungen leiden 58,9 Prozent unter „erniedrigenden oder hasserfüllten Äußerungen“. 62,1 Prozent haben gar eine „Diskreditierung ihrer Arbeit“ erleben müssen. Sogar eine „öffentliche Diskreditierung“! 

Tatsächlich kommt es vor, dass Leser die Kommentarfunktion unter online gestellten Artikeln dazu missbrauchen, Artikel oder deren Verfasser schamlos zu kritisieren. Es soll sogar schon passiert sein, dass dreiste Nutzer bestimmte Sichtweisen der Redakteure anzweifelten oder sich zu alternativen Einordnungen verstiegen. Hier hilft nur die Stern-Lösung: Feedback gar nicht erst zulassen. So schützt man Mitarbeitende vor Hass, Hetze und Pöbelei, hält rechtspopulistisches Geschwurbel draußen vor der Redaktionstür.

Groß (41,4 Prozent) auch die Sorge, dass „Angriffe auf Journalisten in Deutschland nicht bestraft werden“. Leider wird nicht ganz klar, ob damit physische oder verbale Angriffe gemeint sind. Falls es sich um Tätlichkeiten handelt, kann Straffreiheit zum Glück ausgeschlossen werden. 

Der bislang massivste und brutalste Angriff auf deutsche Medienvertreter geschah am 1. Mai 2020 in Berlin am Rande einer Demonstration von „selbsternannten Querdenkern und Corona-Leugnern“ (Tagesschau). Damals schlugen Angreifer ein Team der selbsternannten satirischen heute-show mit Eisenstangen und Fäusten zusammen. Die Journalisten wurden zum Teil schwer verletzt. 

Ermittlungen zogen sich hin. Mehr als zwei Jahre später wurde gegen die Schläger Anklage erhoben. Es handelt sich um drei Männer und eine Frau, sämtlich aus der linken Szene. Sie hatten es immer wieder verstanden, den Prozess hinauszuzögern. Der ist nunmehr auf den Januar 2024 terminiert. Über das zu erwartende Medieninteresse kann nur spekuliert werden. Trotz der außergewöhnlich brutalen Umstände hatte der Überfall auf das ZDF-Team seinerzeit zwar eine Reihe von Berichten, aber kein wirklich überbordendes Medienecho gezeitigt. 

Passte das politische Umfeld der Täter vielen Medienmachern nicht? Wie wäre das Echo ausgefallen, wenn es sich bei den Tätern um „Reichsbürger“ gehandelt hätte? Auf jeden Fall, liebe Journos, ist festzuhalten: Angriffe auf euch, die Vierte Gewalt, bleiben nicht unverfolgt. 

Eine Angst aber, die euch plagt, ist sehr real. 10,3 Prozent der Kollegen befürchten, dass sie in den nächsten 12 Monaten ihren Job verlieren werden. Ein paar Gründe dafür kann man in der HBI-Studie finden. Wir wünschen allen Betroffenen viel Glück in einem neuen, hoffentlich schöneren Berufsleben.

 

Wolfgang Röhl, geboren 1947 in Stade, studierte Literatur, Romanistik und Anglistik. Ab 1968 Journalist für unterschiedliche Publikationen, unter anderem 30 Jahre Redakteur und Reporter beim „Stern”. Intensive Reisetätigkeit mit Schwerpunkt Südostasien und Lateinamerika. Autor mehrerer Krimis.

Foto: Bundesarchiv/Georg Pahl CC BY-SA 3.0 de via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Julian Schneider / 30.10.2023

Ich habe - nach meinem abgeschlossenen Sprachenstudium - von der Pike auf als Redakteur einer großen deutschen Regionalzeitung gearbeitet. Inzwischen bin ich in Rente. Journalistenkollegen habe ich fast ausnahmlos als innerlich wie äußerlich schmierige und unappetitliche Menschen kennengelernt. Keine Ahnung, dafür umso mehr beseelter missionarischer Drang. Freude über jedes Du eines Politikers, Abgreifen aller Schnittchen bei Veranstaltungen. Die meisten sind Sozialisten (und da wiederum die meisten ohne es zu merken), denen “Enteignung” flugs über die Lippen kommt. Seit den 90er Jahren sind alle konservativen Kollegen gegangen (worden). Dafür sind Studienabbrecher (gerne Lehramt) mit Haltung zu hauf gekommen. Kleine Lichter, die gerne mit großen Hunden pinkeln möchten. Dumm wie 5m Feldweg, aber missionarischer Eifer ohne Ende. Journalistisches Handwerk: 0,0.

Volker Kleinophorst / 30.10.2023

Bei alle, was richtig ist: Nicht der Journalist bestimmt, was in der Zeitung steht, sondern der, der ihn bezahlt. Wer heute echten Journalismus macht, gibt es ja auch hier und anderswo, sollte was auf der hohen Kante haben. Auch für Rechtstreite, Kontokündigungen… gewappnet sein. Themen unterdrücken ist allerdings nicht neu. Einer meiner ersten “islamophilen” Texte war von 1981 und es ging um Vergewaltigungsversuche eines “afghanischen Austauschstudenten” in einem Uni-Wohnheim und wie ihn seine Opfer gedeckt haben. Der Text ist immer wegen “Fremdenfeindlichkeit” abgelehnt worden.  Auch die Opfer warfen mir eine solche vor. An den Fakten gab es keine Zweifel. (Habe ihn auch @Achse angeboten. Kostenfrei. Keine Antwort.) 2017 ist er dann im Netz erschienen. @ Stadler “Populistisch” sage ich immer Ähnliches. “Weißt du es oder hast du es aus der Tagesschau gesehen.” Aber das greift zu kurz. Man tränkt Wahrheit mit Lügen, stellte Wahres neben Falsches (Z.B. Offensichtlich bescheuerte VTs) bis: „Wir werden wissen, dass unser Desinformationsprogramm wirksam ist, wenn alles, was die Amerikanische Öffentlichkeit glaubt, falsch ist.“ (CIA-Direktor William Casey, 1981) Der muss es doch wohl wissen, schließlich hat der CIA ja den Begriff “Verschwörungstheorie” entwickelt, weil die Amerikanische Öffentlichkeit einfach nicht akzeptieren wollte, dass Lee Harvey Oswald Kennedy erschossen hat. Deswegen zwei neue Schablonen: 1. Journalismus war/ist immer käuflich. Erst hat man sich vor der Wirtschaft “verneigt”, jetzt vor der Politik. Public Relations ist Propaganda. 2. Wenn der Hauptstrom Verschwörungstheorie plärrt, stimmt es wahrscheinlich.. (Nicht vergessen. Drei Sekunden vor Lockdown, war der auch nach Darstellung der Bundesregierung Verschwörungstheorie.) Weltweiter Kinderhandel, Elitenpädophilie, Satanismus sind ja ebensolche Verschwörungstheorien. (Denkanstoss: Kriege produzieren Waisen, die von “Hilfsorganisatonen” eingesammelt werden. Und dann verschwinden.)

Mario Rocko / 30.10.2023

Der leider viel zu früh verschiedene UDO ULFKOTTE hat genau diese Machenschaften der ,, schreibenden “ Zunft, in seinem Buch ,,GEKAUFTE JOURNALISTEN“, bestens beschrieben. HAT SICH NICHTS GEÄNDERT !!!

Uta Buhr / 30.10.2023

Goethe würde seinem Gretchen heute folgenden Aufschrei in den Munde legen: Journos, mir graut vor euch!” Ich schätze einmal, dass die Mehrheit zu dieser Aussage neigt, wenn sie sich die gegenwärtige unappetitliche Fernsehkost antut. Je aufgeblähter die Redaktionen umso kleiner der Wahrheitsgehalt der Schwurbelsendungen. Was Desinformation und Publikumsverarsche anbelangt, stehen ARD und ZDF “wahr"haftig   in der ersten Reihe. Allerdings sind die Printmedien keinen Deut besser, denn auch sie richten sich unterwürfig nach der althergebrachten Maxime: “Wes Brot ich ess, des Lied ich sing’ .” Einfach grauenhaft!!!

Wilfried Düring / 30.10.2023

Ein toller Artikel. Ein George Orwell würde das Prädikat doppel-plus-gut verleihen! Um es in einem Bild zu formulieren: Der gewöhnliche Qualitätsjournalismus in Ger-Money (auch Germa-Shithole genannt) hat ein Niveau, als hätte man gerade eine Kompanie stadtbekannter Analphabeten zu Oberlehrern ernannt. Beispiel: Im Sender Phoenix wird ja im Regel-Propaganda für die Schichten gemacht, die sich selbst für gebildet halten. Es ging um eine Gruppe von Polit-Dissidenten, die gerade als ‘Partei- und Volksfeinde’ sowie ‘Agenten des Putin-Imperialismus’ ‘entlarvt’ und folgerichtig ‘aus der Bewegung ausgestossen’ worden waren. Einige Abgeordnete des so enttarnten Bösen wollen bekanntlich ihre Mandate behalten, - und diese NICHT an ihre Partei zurückgeben, die doch bekanntlich immer Recht hat. Derlei moralisch aufmonitioniert, ritt ein Phonix-Haltungs-Journo die Attacke. Und geriet in Gestalt von MdB Amira Mohamed Ali an die Falsche. Frau Mohamed Ali ist gestandene Juristin, die vor ihrer politischen Laufbahn über 10 Jahre als Syndikus-Anwältin erfolgreich gearbeitet hat. Verständlich, daß eine solche Frau von Schmarotzern, Gender-Marktschreiern, Studienabbrechern und KlimA-biturienten offenbar die Schnauze voll hat! Der Phoenix-Journo mußte sich nun von Frau Mohamed Ali Nachhilfe in der Disziplin ‘geltendes Recht’  erteilen lassen. Demnach ist ein Abgordneter lt. (Grund- !) Gesetz seinen Wählern und (so vorhanden) seinem Gewissen verpflichtet. Von PARTEI steht nix im Gesetz! Einmal gewählt ist der Abgeordnete (theoretisch) frei - ein ‘imperativen Mandat’ gibt es nicht! Das ist die Recht-Lage! Der Phoenix-Journo hat also seine Zuschauer belogen und nebei Propaganda für verfassungsfeindliche Bestrebungen gemacht. Warum kann der Zwanggebühren-Zahler solche Berufs-Lügner nicht für vorgetäuschte und nicht erbrachte Leistung juristisch in Regreß nehmen?

Paul J. Meier / 30.10.2023

Erstaunlich ist gerade, wie sich unsere Qualitätsmedien derzeit wenden! Nur dieses Bild-Manifest sei als Beispiel genannt! Da müsste man diese Studienteilnehmer mit den Fragen konfrontieren, waren die Journos die ganze Zeit nur dumm oder haben sie gelogen, dass sich die Balken biegen!? Oder beides? Ihrem Aufsatz ist nichts hinzuzufügen, nur beizupflichten! Danke!

Sabine Schönfeld / 30.10.2023

Das Wort “Realität” kam im gesamten Beitrag Herr Röhls genau einmal vor und bezog sich auf jene der Journalisten. Dabei wäre der Kern meiner eigenen Definition der Aufgabe von Journalisten der, den Lesern diese Realität möglichst gut darzulegen, indem sie sie möglichst umfassend und von verschiedensten Seiten beleuchten. Dabei bemühen sie sich, die eigene Haltung außen vor zu lassen und sie gegebenenfalls in einem Kommentar getrennt darzulegen, damit der Leser zwischen vernetztem Rechercheergebnis und persönlicher Meinung des Journalisten unterscheiden kann. Und seine Arbeit ist dann sauber getan, wenn er sämtliche Manipulationen durch Weglassen, Verdrehen und Überbetonen oder gar offener Erfindung von Tatsachen einfach unterlässt. Er nähert sich in seiner Darstellung bestmöglich der Realität und überlässt seinen Lesern, sich daraus eine eigene Meinung zu bilden. So war noch denke ich vor zwei Jahrzehnten der Anspruch der Journalisten an sich selbst und dieser Geist begegnete einem regelmäßig in ihren Beiträgen. Der Poststrukturalismus oder postmoderne Theorie, der seit längerem das Denken in den Universitäten regelmäßig in absurder Weise verändert, betrachtet die Realität als faktisch nichtexistent, weil als reines Konstrukt. Die Realität selbst wird vom durch Sprache erst erschaffen. Wenn wir Realitäten so betrachten, dann hat Relotius als Prototyp des modernen Journalisten tatsächlich von der Wirklichkeit berichtet. Eben von der von ihm geschaffenen. Diese Weltsicht rechtfertigt jegliche Verdrehung bis hin zur Lüge. Im letzten Jahrhundert noch galt starker Realitätsverlust als normale Eigenschaft von Kindern und bei Erwachsenen als Krankheitszeichen. Heute wird er zur Normalität erklärt, wenn er die großen Lebenslügen linksgrüner Politik stützt. Er gewinnt sogar Journalistenpreise in Reihe. Relotius war nicht nur ein Warnzeichen, er war ein Symptom strukturellen Irrsinns in den Redaktionen großer alteingesessener Medien. Das war der versäumte Umkehrpunkt.

Carlo Mayer / 30.10.2023

Bei uns ist immer das Gelächter groß, wenn Journos mit Bätscheler in Soziologie, die allesamt weder rechnen noch technische Zusammenhänge begreifen können, mal wieder ihren Unsinn loslassen. Statistiken werden falsch ausgelegt,  Grafiken stimmen nicht, - und natürlich schwebt schwarzer Rauch über Kernkraftwerken. Jetzt nehmen wir mal an, dass 70 Prozent der technisch-naturwissenschaftlichen Berichte Humbug sind, dann leite ich daraus ab, dass der Rest der Inhalte auch nur zusammengedübelter Mist ist, verquirlt mit viel Meinung. Kurzum, das Niveau ist unterirdisch. Aber was ich besonders übel finde, sind Kampagnen wie gegen Aiwanger, das ist schlimmste Verunglimpfung, die an dunkle Zeiten erinnert. Und das ausgerechnet von diesen medialen Moralaposteln, die überall Nazi wittern, wenn bei Achmed gerade der Schokopudding alle ist.  Aber Sippenhaft und ein boshafter Denunzianten-Lehrer, das geht, wenn’s nur die “Richtigen” trifft. Ich warte schon auf die triefenden “Nie-wieder”-Artikel, die für den 9. November schon fertig in den Redaktions-Schubladen liegen und dort moralisch vor sich hin gären. Tenor: tote Juden für den Kampf gegen rechts instrumentalisieren, überall Nazis bekämpfen und für die armen Menschen in Gaza Kerzen anzünden.  Und was die Korruption in den Reise- und Auto-Redaktionen betrifft: Mein absolutes Highlight war in einem sehr edlen Relais & Chateau in Frankreich. Ein typischer linker Journo mit speckiger Lederjacke erregte sich über “die widerlichen Reichen, die hier absteigen”. Als seine Pressereise-Gruppe außer Hörweite war, schlich er an die Rezeption und fragte nach, ober er auch mal kostenlos mit seiner Partnerin dort absteigen könne. Deshalb kann ich die ganzen Gerechtigkeitsreportagen nicht ernst nehmen, die hauptsächlich von persönlichem Sozialneid getragen sind.  Wenn der Journo keine Immobilie geerbt hat, ist er für die drastische Erhöhung der Erbschaftssteuer im Sinne der Gerechtigkeit. Wohnt er in Omas geschenkter Bude, ist er still.

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