Umfrage: Glanz und Elend der deutschen Journos

Endlich durch eine Studie bewiesen: Journalisten sind viel besser als ihr Ruf. Sie vermitteln das Geschehen unparteiisch anhand verlässlicher Quellen, befähigen Menschen zur Meinungsbildung, beleuchten gesellschaftliche Missstände. Regierungspolitik schönschreiben? Pah, fällt keinem im Traum ein. Wer das rausgefunden hat? Na, Journalisten natürlich. Die müssen es schließlich wissen!

Die Lage an der Satirefront ist ernst. Der Gesinnungsjokus des Staatsfunks (Böhmermannheute-showextra 3) klackert vorhersehbar wie ein politischer Abzählreim. Der Spaßgewinn des privaten Lachsektors (PostillonEulenspiegel) hält sich in den humoristischen Grenzen einer Abizeitung. Und die vor Dezennien mal witzige Titanic gilt längst als Humorbeilage von Konkret; neulich wäre sie um ein Haar abgesoffen. Gäbe es nicht die wunderbare Zeller Zeitung des etwas andershumorigen Bernd Z. aus Jena, so müsste man das deutsche Satirewesen als komplett abgewickelt betrachten.

Klar, es gibt Formate, die auch Zeller unmöglich toppen kann. Etwa eine Ausgabe der Tagesschau vom 25. Oktober, in der länglich über die Abschiebungsbeschleunigungsvortäuschungen von Faeser, Scholz et al. phantasiert wird. Welche ausweislich ganz kurz aufscheinender Balken für jedermann mit einem Bildungsabschluss ab Realschule vollkommener Kokolores ist. Die reine Verkohle. Beide Mittelfinger dem Gebührenabdrücker grinsend entgegengestreckt. 

Doch halt, Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung strahlen auch aus Ecken, wo man sie nie vermutet hätte. Etwa aus einer eher drögen Studienfabrik, wo Teile der Akademikerschwemme eingeleitet werden, genannt „Leibniz-Institut für Medienforschung/Hans-Bredow-Institut (HBI)“. Die Anstalt entfaltet schon in ihrer kurzen Eigenbeschreibung ein drolliges Feuerwerk aus Buzz- und Bullshit-Wörtern („Medienübergreifend, interdisziplinär und unabhängig verbindet es Grundlagenwissenschaft und Transferforschung und schafft so problemrelevantes Wissen für Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft“). 

Ein hintersinniger Jux versteckt sich in der Selbsteinschätzung „unabhängig“. Tatsächlich hängt das HBI mit seinem Etat von gut fünfeinhalb Millionen Euro (2022) beinahe vollständig am Tropf von staatlichen Behörden und behördenähnlichen Einrichtungen sowie Staatsfunksendern und staatlichen Medienanstalten. Entsprechend sitzen im Kuratorium ganz überwiegend Staats- und Staatsfunkbedienstete, aber niemand, der für ernstzunehmende Kritik am staatlich mitgelenkten Medienzauber bekannt ist. Unabhängigkeit, das ist immer eine Frage des Wovon.

Mitfühlend den Puls gemessen

Vor Kurzem präsentierte das Institut eine Studie mit dem Titel „Journalismus in Deutschland 2023“. Sie enthält Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von 1.221 Knacklautjournalisten, die über ihre „Arbeitsbedingungen, Rollenverständnisse, ethische Haltungen sowie wahrgenommene Gefahren und Herausforderungen“ Zeugnis abgelegt hatten. Dies stellvertretend für die Gesamtheit von knapp 40.000 Journos im Land, die noch nicht dem Internet, der Künstlichen Intelligenz oder dem Bertelsmann-Konzern zum Opfer gefallen sind.

Dass Redakteuren, Reportern und Meinungsaufsagern mitfühlend der Puls gemessen wird, ist Teil eines internationalen Projekts. Nicht nur werden damit gut dotierte Posten für ansonsten schwer unterzubringende Wissenschaftssimulanten geschaffen. Sicher ist es auch eine Absicht der Studie, den Berufsstand Journalist bedeutungsmäßig ein wenig aufzurüschen. Denn nicht erst seit ihrer fast hundertprozentigen Staatsergebenheit während der Panhysterie und der pauschalen Verunglimpfung von Kritikern bestimmter Maßnahmen als „Corona-Leugner“ hat das Image der Journos – der Glanzpunkt, lang ist’s her, war während der Watergate-Affäre – ein paar hässliche Flecken abgekriegt. 

Befragungen ergeben immer wieder mal, dass Journalisten – und zwar in ganz Westeuropa – weitaus grüner, feministischer und EU-begeisterter sind als das Gros ihrer Kunden. An nationalen Interessen orientierte Positionen und Parteien mögen die meisten Medienschaffenden nicht. Eine gewisse Entfremdung von ihren Lesern sollte sie daher nicht überraschen. Die Säge am Ast, auf dem man hockt, darf bekanntlich nicht zu dicht am Baumstamm ansetzen.

Ganz allgemein nimmt das gemessene Vertrauen in die Medien laut diverser Studien ab, je nach Studie mehr oder weniger stark. Besonders die Jugend ist angeblich teilweise recht argwöhnisch geworden; sie vertraut auch laut Befragungen am wenigsten den Regierungen. Rundum zufrieden mit den Medien sind allenfalls die Älteren bis sehr Alten, welche den Löwenanteil der Zuschauer sogenannter öffentlich-rechtlicher Sender stellen. Rührt wahrscheinlich daher, dass der Herr Köpcke immer so seriös dreinschaut.

Hauptsächlich mit Talmi-Titeln wie Master, Diplom oder Bachelor

Wie nun sind deutsche Medienmacher beschaffen? Laut HBI zu 55,9 Prozent männlich, zu 44 Prozent weiblich und zu 0,2 Prozent georginisch oder so was (macht dann 100,1 Prozent laut Studie). Ihr Durchschnittsalter liegt bei 45,3 Jahren. 54,7 Prozent sind „akademisch ausgebildet“. Allerdings hauptsächlich mit Talmi-Titeln wie Master, Diplom oder Bachelor ausgestattet; nur 3,1 Prozent haben einen Doktor. Ihre Ausbildung: ziemlich dünnbrettig. Ganze 15,7 Prozent haben eine Journalistenschmiede absolviert, der Rest hat höchstens volontiert, hospitiert, einzelne Kurse absolviert. 

Kein Wunder, dass sie die einfachsten Zusammenhänge nicht blicken; etwa den, dass man mit Flatterstrom keinen Industriestandort betreiben kann (der erwähnte Bernd Zeller kreierte neulich die luzide Überschrift: „Studie: Wirtschaft beeinträchtigt den Klimastandort Deutschland am meisten“). Es gibt noch viele andere Datengräber, welche die Studie über die Medienmeute angelegt hat, doch sind die nur für Erbsenzähler interessant.

Spannend wird’s, wo die Studie das „journalistische Rollenverständnis“ misst. „Informationen vermitteln“, „die Menschen zur Meinungsbildung befähigen“, das möchten satte 87,2 Prozent. Gleich danach der Impetus, „Desinformation entgegenzuwirken“ (85,9 Prozent). Und schließlich ist es 83,9 Prozent darum zu tun, „aktuelles Geschehen einzuordnen und zu analysieren.“

In dieser Dreierkonstellation ist schon der Journo sui generis skizziert, wie er typischerweise beim, sagen wir, Tagesspiegel herumstolziert. Nicht viel gelernt, aber zu allem eine Meinung, besser noch: Haltung. Was es mit der angestrebten Bekämpfung von „Desinformation“ auf sich hat, kann man sich unschwer vorstellen. Irgendwann bringt der Desinformantenschreck es womöglich zum „Faktenchecker“ bei Correctiv. Winston Smith reloaded, für manche ein Traumjob.

„Gesellschaftliche Missstände“ beleuchten möchten 76,6 Prozent. Aber was mögen sie darunter verstehen? Etwa die 50-prozentige Staatsabgreife bei jedem hart verdienten Euro? Die großzügige Alimentierung eines jeden, „der das Wort Asyl einigermaßen fehlerfrei aussprechen kann“ (Otto Schily)? Die Vermüllung der Universitäten mit Junk-Studiengängen über Postkolonialismus und Genderquark? Schlagen Sie mal nach im Mainstream.

Höchsten Satireansprüchen genügende Zahlen

Aus der Studie des HBI:

Die Bildung und Befähigung des Publikums hat insgesamt noch an Bedeutung gewonnen, während die ökonomische Orientierung eher zurückgegangen ist. So ist es aktuell nur 54,9 Prozent der Befragten sehr und extrem wichtig, Inhalte anzubieten, die ein möglichst großes Publikum anziehen – acht Jahre zuvor lag dieser Wert bei noch 73,5 Prozent.“

Dass in den erwähnten acht Jahren die Druckauflagen fast aller Zeitungen und Zeitschriften – Arbeitgeber für immerhin 57 Prozent der Journalisten – auch weiterhin flott gen Keller rauschen, ist so überraschend wie die Tatsache, dass es bei Regen draußen oftmals feucht wird. 

Höchsten Satireansprüchen genügen Zahlen, die das Institut für Dinge ermittelt hat, welche nach eigenem Bekunden nahezu kein Medienmensch tun möchte. Nämlich „Regierungspolitik unterstützen“ (nur 0,8 Prozent) oder „Ein positives Bild der Regierung vermitteln“ (0,7 Prozent). 

Funfact: Dass offenkundig zum Scheitern verurteilte, unpopuläre Projekte der Bundesregierung wie die „Energiewende“, die „Verkehrswende“, der Wärmepumpenirrsinn oder die Massenmigration angeschoben oder überhaupt zugelassen werden konnte, verdanken die Regierenden seit Merkels Kanzlerschaft hauptsächlich den meist nibelungentreuen Medien. Speziell im Fall der schweren Willkommenstrunkenheit, durch Merkels Selfie zum ewigen Symbol des Pull-Faktors geronnen, mischte dabei jahrelang die Bild unter ihrem Chef Kai Diekmann mit. 

Keine Regierungspolitik unterstützen? Da schlägt die reale Satire Purzelbäume. Die Claqueure der Herrschenden erklären treuherzig, nie und nimmer mit den Mächtigen ins Bett hüpfen zu wollen. Das ist, als schwöre Opa Knack, Boss der Entenhausener Panzerknackerbande, er lehne es strikt ab, sich an Onkel Dagoberts Geldspeicher zu vergreifen. Und keiner lacht.

Und dann, oh je, zündet die zweite Stufe der Ethik-Rakete

Etwas Journalistenethik gefällig? Nun denn: 87,6 Prozent (höchsterreichte Zustimmungsrate für eine vorgegebene Aussage der Studie) bejahen folgendes Statement: „Was im Journalismus ethisch vertretbar ist, sollte immer durch professionelle Standards bestimmt werden, unabhängig von der Situation.“ Nur 10,4 Prozent bekennen sich zur Selbstermächtigung, wie der rattenhafte Schmierfink Tötges in Heinrich Bölls Politkitschklassiker: „Was im Journalismus ethisch vertretbar ist, sollte im eigenen Ermessen liegen.“ 

Bravo! Das Mehrheitsbekenntnis signalisiert Anstand und Moral. Die Kanzlei Schertz Bergmann kann sich warm anziehen. Bald schmelzen ihre Mandate weg wie Packeis in der Greenpeace-Broschüre.

Blöd nur, dass die „professionellen Standards“ nicht näher erläutert werden. Kann es sein, dass es womöglich welche gibt, sie aber ziemlich tief liegen? Wie war das noch gleich in den Fällen Kachelmann, Reichelt, Lindemann, Schweiger, Wedel? Zulässige Verdachtsberichterstattung ist, wenn einem was irgendwie verdächtig vorkommt?

Und dann, oh je, zündet die zweite Stufe der Ethik-Rakete. „Persönliches Material einflussreicher Personen ohne deren Zustimmung verwenden, beispielsweise Dokumente oder Fotos“, halten 62,6 Prozent für „gelegentlich gerechtfertigt“. Wer, bitte, fällt unter einflussreiche Person? Und diese, ähem, Gelegenheit, wann genau darf sie Diebe machen?

„Berichte mit noch unbestätigten Informationen veröffentlichen“ halten immerhin 40,1 Prozent für gelegentlich gerechtfertigt (wenn sie auch, wie Gerichtsurteile zeigen, nicht immer rechtens sind, und manchmal wird das verdammt teuer, nicht wahr, Tanja May? „Sich als jemand anderes ausgeben“ geht für 38,8 Prozent gelegentlich okay. Gegenüber wem falsch ausgeben, wäre die Frage. Wenn das gegenüber Wokedeutschlands Ersatzhitler Björn Höcke in Ordnung wäre, würde das auch bei Claudia Kemfert ethisch durchgehen? Oder bei „Ich-freu-mich-drauf-Katrin? Nur mal als Frage. 

Gratisreisen zu neuaufgelegten interessanten Zielen

Lustig geflunkert wird bei den vorgegebenen Tatbeständen „Inhalte mit Werbecharakter produzieren und als Journalismus ausgeben“ und „Geschenkte Produkte oder Dienstleistungen von Informationsquellen annehmen.“ 92 Prozent beziehungsweise 86,8 Prozent halten das „unter keinen Umständen für gerechtfertigt“. Was nicht notwendigerweise bedeutet, dass sie geldwerte Gaben angewidert zurückweisen würden. 

Zum Beispiel Reportagen für Reisemagazine und Reisebeilagen: Selbst als es der Printbranche noch gold ging – mithin vor langer Zeit –, ließ sie einen Großteil ihrer Reisestücke durch Fluglinien, Hotels, Veranstalter sponsern. Ausnahmen, an die ich mich erinnere, waren nur SternGEOSpiegel. Nicht selten dienten PR-Agenturen den Redaktionen Gratisreisen zu neuaufgelegten, daher für Reiseredaktionen interessanten Zielen an, nicht selten mit Erfolg. Wollte man also acht bis 13 Prozent aller Journos ihre Einlassung abkaufen, sie wären noch nie auf Kosten Dritter in splendidem Ambiente unterwegs gewesen, dann kann es sich nur um jene arme Hascherln handeln, die vom Sponsorenkuchen nie was abkriegten. 

Und dieser Kuchen war begehrt! Ein mittlerweile bekannter Reporter reiste einst für lau mit seiner Freundin sehr weit fort, Business Class. Hatte einer Airline proaktiv versprochen, deren Flieger in einer Reportage für sein auflagestarkes Magazin gebührend zu würdigen. Flog dann fast zum zweiten Mal, nämlich aus seiner damaligen Redaktion. Die nämlich wusste gar nichts von seinem Projekt, mochte auch keinen Platz für das unverlangte Stück ihres Angestellten freiräumen. So musste sie der Airline erst mal dessen happige Reisekosten rückerstatten. Soweit zur Alltagsethik im Schurnalismus.

Keine Pharmariesen, die mit dubiosen Impfstoffen Unsummen scheffeln 

Lügen die Journos also ihre Interviewer an? Ich glaube das nicht. Es verhält sich eher so, dass Studien dieser diffusen, weichwollig gestrickten Art grundsätzlich ungeeignet sind, die Realitäten des professionellen Schreibertums abzubilden. So geben 57,6 Prozent der Befragten vor, sie wollten „die Mächtigen kontrollieren“. 42,4 Prozent hält derlei Kontrolle offenbar für nicht wichtig. Während doch kaum einer der insgesamt Befragten – siehe oben – etwas mit Mächtigen, spricht Regierenden am Hut haben will. 

Wie das angehen kann? Mutmaßlich so, dass mit „Regierung“ selbstredend ein Regime gemeint ist, das Journos schwer missfallen würde. Etwa eine Irgendwann-Koalition aus Union und AfD. Und ebenso natürlich wäre es deutschen Schreiberinnen und Schreibern ein Herzenswunsch, „Mächtige“ bloßzustellen. Es müssten bloß die Richtigen sein. Also keine Vertreter des ökoindustriellen Komplexes, dessen Lobbynetze sich wie ein Riesententakel über Europa ausgebreitet haben. Keine von Millionären finanzierte Schlepperorganisationen („Seenotretter“). Keine Pharmariesen, die mit dubiosen Impfstoffen Unsummen scheffeln. 

Die Richtigen, das wären zum Beispiel Immobilienkonzerne, welche angeblich zu wenig billigen Wohnraum schaffen. Massentierhalter, die Umweltsäue mit Billigfleisch versorgen. Schauspieler, Regisseure oder Chefredakteure, denen toxischer Umgang mit Abhängigen nachgepfiffen wird. Toxisch kommt immer gut! Solche Leute dürfen, ja sollen gegrillt werden. „Wenn die richtigen Leute getroffen werden, ist gegen den Gebrauch der Waffe nichts zu sagen,“ unterweist Clint Eastwood alias Dirty Harry einen Neuzugang im Polizeirevier.

Rechtspopulistisches Geschwurbel draußen vor der Redaktionstür

Apropos, um im brachialen Segment zu bleiben: Journos sehen sich durchaus auch als Opfer. Neben Stress, Mobbing und sexuellen Belästigungen leiden 58,9 Prozent unter „erniedrigenden oder hasserfüllten Äußerungen“. 62,1 Prozent haben gar eine „Diskreditierung ihrer Arbeit“ erleben müssen. Sogar eine „öffentliche Diskreditierung“! 

Tatsächlich kommt es vor, dass Leser die Kommentarfunktion unter online gestellten Artikeln dazu missbrauchen, Artikel oder deren Verfasser schamlos zu kritisieren. Es soll sogar schon passiert sein, dass dreiste Nutzer bestimmte Sichtweisen der Redakteure anzweifelten oder sich zu alternativen Einordnungen verstiegen. Hier hilft nur die Stern-Lösung: Feedback gar nicht erst zulassen. So schützt man Mitarbeitende vor Hass, Hetze und Pöbelei, hält rechtspopulistisches Geschwurbel draußen vor der Redaktionstür.

Groß (41,4 Prozent) auch die Sorge, dass „Angriffe auf Journalisten in Deutschland nicht bestraft werden“. Leider wird nicht ganz klar, ob damit physische oder verbale Angriffe gemeint sind. Falls es sich um Tätlichkeiten handelt, kann Straffreiheit zum Glück ausgeschlossen werden. 

Der bislang massivste und brutalste Angriff auf deutsche Medienvertreter geschah am 1. Mai 2020 in Berlin am Rande einer Demonstration von „selbsternannten Querdenkern und Corona-Leugnern“ (Tagesschau). Damals schlugen Angreifer ein Team der selbsternannten satirischen heute-show mit Eisenstangen und Fäusten zusammen. Die Journalisten wurden zum Teil schwer verletzt. 

Ermittlungen zogen sich hin. Mehr als zwei Jahre später wurde gegen die Schläger Anklage erhoben. Es handelt sich um drei Männer und eine Frau, sämtlich aus der linken Szene. Sie hatten es immer wieder verstanden, den Prozess hinauszuzögern. Der ist nunmehr auf den Januar 2024 terminiert. Über das zu erwartende Medieninteresse kann nur spekuliert werden. Trotz der außergewöhnlich brutalen Umstände hatte der Überfall auf das ZDF-Team seinerzeit zwar eine Reihe von Berichten, aber kein wirklich überbordendes Medienecho gezeitigt. 

Passte das politische Umfeld der Täter vielen Medienmachern nicht? Wie wäre das Echo ausgefallen, wenn es sich bei den Tätern um „Reichsbürger“ gehandelt hätte? Auf jeden Fall, liebe Journos, ist festzuhalten: Angriffe auf euch, die Vierte Gewalt, bleiben nicht unverfolgt. 

Eine Angst aber, die euch plagt, ist sehr real. 10,3 Prozent der Kollegen befürchten, dass sie in den nächsten 12 Monaten ihren Job verlieren werden. Ein paar Gründe dafür kann man in der HBI-Studie finden. Wir wünschen allen Betroffenen viel Glück in einem neuen, hoffentlich schöneren Berufsleben.

 

Wolfgang Röhl, geboren 1947 in Stade, studierte Literatur, Romanistik und Anglistik. Ab 1968 Journalist für unterschiedliche Publikationen, unter anderem 30 Jahre Redakteur und Reporter beim „Stern”. Intensive Reisetätigkeit mit Schwerpunkt Südostasien und Lateinamerika. Autor mehrerer Krimis.

Foto: Bundesarchiv/Georg Pahl CC BY-SA 3.0 de via Wikimedia Commons

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Leserpost

netiquette:

Michael Müller / 30.10.2023

“Solche Leute dürfen, ja sollen gegrillt werden.” Das trifft zu, was Sie schreiben, aber das ist doch auf der Achse auch nicht anders. Auch Meinungsfreiheit bzw. das Mitteilen von Fakten bzw. von Positionen, die mehr oder weniger Mainstream sind, geht zur Zeit bei der Achse nur, wenn sie den Ukraine-Krieg betreffen. Aber es gibt auch andere Themen, wo der Mainstream in etwa richtig liegt, oder es gibt eine ganz andere Position, was aber bei Erwähnung nicht durch die netiquette der Achse kommt. Man hat sich mit der netiquette ein Instrument geschaffen, wo man ständig alles Mögliche als “nicht nett” durchfallen lässt. Schockierend: Die Berichterstattung in den letzten Wochen über den Konflikt zwischen der Hamas und Israel war erschreckend einseitig. Es gibt auch eine Zivilbevölkerung in Gaza. Es gibt dort z.B. auch Krankenhäuser, die jetzt schon ankündigen, dass sie bald nur noch Leichenhallen sind, da sie keinen Strom mehr haben werden, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, wenn die Generatoren “leer” sind. Es gibt bei den “Mehrheitsmedien” schon lange Berichte darüber, dass Erkrankungen in Gaza aufgetaucht sind, weil der Bevölkerung von Israel her das Wasser abgestellt wurde. Es geht jetzt nicht um Mitleidsgeschichten seitens der Achse, sondern vielmehr um eine Berichterstattung darüber, was das wohl alles für Nachwirkungen haben wird. Nichts davon in der Achse zu lesen. Kurz: Ich gehe davon aus, dass wir in einiger Zeit von einer Menge Toten aus Gaza hören werden, wo man dann nicht sagen kann, dass die Angaben nur von der Hamas sind. Man wird danach von starkem Antisemitismus in allen möglichen Weltgegenden hören, der eine neue Dimension erreichen wird. Die Achse hat davon keine Ahnung, da sie sich zur Zeit nur in ihrer eigenen Blase bewegt. Ich sehe jetzt schon die Berichte der Achse vor mir, dass man dann ganz erstaunt darüber sein wird, wo denn nur all dieser Antisemitismus auf einmal herkommt.

Rolf Mainz / 30.10.2023

“Unabhängig” im Sinne des zitierten HBI bezieht sich vermutlich auf Unabhängigkeit von objektiver Berichterstattung und den grundlegenden Prinzipien des Journalistenberufs.

A.Schröder / 30.10.2023

“Sie vermitteln das Geschehen unparteiisch anhand verlässlicher Quellen,”. Ich habe mehr den Eindruck, heutige Journalisten sind wie die drei Affen. Wenn dann doch was geäußert wird, ist es eher Wochenschaupropaganda im Staatsauftrag. Keine weitere Gruppe in Deutschland ist so staatstreu wie die derzeitigen Medienbeschäftigten.

S. Andersson / 30.10.2023

Schön geschrieben. Es gilt schon lange: wer keine Nachrichten guckt/ liest, ist nicht Informiert. Wer Nachrichten guckt/ liest ist falsch Informiert. Anders ausgedrückt: Wenn man einen Beitrag sieht/ liest dann weiss man auch nicht was in der Welt passiert, sondern hat nur 1 Sichtweise. Das alte Muster funktioniert heute nicht mehr und das ist gut so. Offensichtlich müssen Verantwortliche erst richtig Angst bekommen um den Job oder etwas anderes zu verlieren, bevor das Hirn wieder anfängt zu arbeiten. Ist wohl auch bei Polit Genossen & anderen so. Die Menschen die Medien & Politik machen/ steuern, sind in meiner Welt gierige, Größenwahnsinnige die nur Profit/ Macht erlangen wollen ohne darüber nach zu denken was das mit den anderen Menschen macht. Wie sagte einer so schön: “Was sollen die Leute denken? Wie jetzt, die Leute denken?”

Dr. Joachim Lucas / 30.10.2023

Irgendwo hatte ich mal eine Aufstellung über die anerkanntesten Berufe in Deutschland von Platz 1-100 gelesen. Platz 99 und Platz 100 belegten Politiker und Journalisten. Das war noch zu besseren Zeiten. Würde man heute von Platz 1-200 zählen, würden sie wahrscheinlich auf Platz 199 und 200 landen. Wir sind auch da in DDR-Zuständen angelangt, wo man sich offiziell nur noch, samt unterirdischem Berufsethos, selbst bejubelte. Obwohl, ich weiß nicht, ob ich den DDR-Journalisten damit nicht Unrecht tue, wenn man sich die Schleimer heute anschaut.

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