Wolfram Weimer / 28.12.2017 / 06:15 / Foto: Pixabay / 29 / Seite ausdrucken

Trump wurde verfrüht abgeschrieben

Ein Jahr lang sind die Beliebtheitswerte von Donald Trump fast nur gefallen. Die sogenannten “approval ratings” sanken bis Anfang Dezember auf derart miserable Werte, wie sie noch nie bei einem US-Präsidenten zum Einjährigen gemessen wurden. Doch dann kam eine politische Weihnachtswende. Seit Verabschiedung der großen Steuerreform Mitte Dezember steigen die Akzeptanzwerte spürbar an. Unbeliebt ist er als Person immer noch, seine Politik polarisiert weiter, aber sie verbucht auch Erfolge. Mancher Fortschritt fällt ihm glücklich zu. Doch sieben Erfolgspunkte kann Trump auf seinem Einjahres-Zeugnis verzeichnen:

1. Die US-Konjunktur läuft auf Trump-Touren. Die Arbeitslosigkeit ist auf den niedrigsten Stand seit 17 Jahren gesunken. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs im dritten Quartal mit einer Jahresrate von 3,3 Prozent und alle Indikatoren signalisieren, dass sich die wirtschaftliche Dynamik weiter beschleunigt. Der Einkaufsmanager-Index stieg auf den höchsten Stand seit Mai 2004. Der Konjunkturindex der Federal Reserve Bank of Philadelphia sprang im Dezember auf 26,2 Punkte (nach 22,7 im November). Die Notenbankchefin Janet Yellen verkündet, dass das Wirtschaftswachstum „zunehmend auf breiter Basis” stehe.

2. Die Börse boomt. US-amerikanische Aktienkurse sind seit Trumps Wahl stärker gestiegen als in acht Jahren Obama. Die Notierungen erreichen einen historischen Rekord nach dem anderen. Die Marktkapitalisierung ist binnen weniger Monate um Billionenbeträge emporgeschnellt. Da viele US-Amerikaner bei ihren persönlichen Ersparnissen und der Altersvorsorge auf Aktien bauen, wirkt der Börsenboom wie ein gewaltiger Wohlstandsschub. Die Aussicht auf eine wirtschaftsfreundliche Politik mit Deregulierung und niedrigen Steuern löst kollektiven Aktienoptimismus aus. Große wie kleine Investoren glauben, dass diese strategische Linie der Wirtschaftspolitik positiv sei, also investieren sie. Dieser Effekt wirkt wie ein Aufschwungimpuls in sich selbst.

Die größte Repatriierung von Steuererlösen aller Zeiten

3. Die große Steuerreform spielt dabei eine Schlüsselrolle. Sie ist die größte fiskalische Neuordnung der USA seit Jahrzehnten. Nach den Prognosen der großen Wirtschaftsforschungsinstitute wird sie Konjunktur wie Börsen weiter beflügeln. Firmen können Anschaffungen in den kommenden fünf Jahren komplett abschreiben und Gewinne aus dem Ausland zu einem verminderten Steuersatz in die USA bringen. Das Gesetz bedeutet zugleich eine Kampfansage an alle Steuerparadiese, Experten erwarten die größte Repatriierung von Steuererlösen aller Zeiten. Die Senkung der Unternehmenssteuer von 35 auf 21 Prozent dürfte einen Investitionsschub und die Schaffung neuer Arbeitsplätze auslösen. Viele Konzerne haben bereits angekündigt, nun massiv zu investieren. Andere wollen Firmensitze in die USA verlegen. Alleine aus Deutschland erwartet das Forschungsinstitut ZWE neue Direktinvestitionen in den USA von 39 Milliarden Euro. Die Wettbewerbsposition der USA verbessert sich schlagartig, Europa wird sich mit seinen hohen Steuern nun auch bewegen müssen, um keine Standortkrise zu provozieren.

4. Außenpolitisch kann Trump den militärischen Sieg über die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vermelden. Unter Ex-Präsident Obama wurde gegen die Terrortruppe nur halbherzig, vor allem aber ohne Abstimmung mit Russland vorgegangen. Brett McGurk, noch von Obama 2015 als US-Sonderbeauftragter für die Bekämpfung der islamistischen Terrormiliz eingesetzt, berichtet, dass unter Trump die von den USA angeführte Anti-IS-Allianz viel effektiver handele, weil die Kommandeure vor Ort sich mit der russischen Militärführung, die Assad unterstützt, abstimme. Dies führe auch dazu, dass der syrische Bürgerkrieg sich einem weitreichenden Waffenstillstand nähere und der IS besiegt sei.

5. Zu Trumps umstrittenen Erfolgen zählt das Einreiseverbot gegen Menschen aus sechs muslimischen Ländern. Monatelang sah es so aus, als würde Trump damit scheitern, doch nachdem auch Nordkorea und Venezuela auf die Verbotsliste genommen wurden, gilt es als rechtskonform. Das Oberste Gericht der USA bestätigte die Gültigkeit der Verordnung. US-Justizminister Jeff Sessions spricht seither von einem „Sieg für die Sicherheit des amerikanischen Volkes”. Trump profitiert machtpolitisch jetzt davon, dass er zu Beginn seiner Amtszeit einen frei gewordenen Sitz am Obersten Gerichtshof mit seinem Wunschkandidaten Neil Gorsuch besetzen konnte. Seitdem gibt es im Supreme Court eine konservative Mehrheit.

Trump entlarvt so manche Doppelmoral

6. Trump liberalisiert mit einer gewaltigen Serie von Dekreten die US-amerikanische Wirtschaft. Manchmal zum Schrecken von Umweltaktivisten, ein anderes Mal zum Entsetzen von Verbraucherschützern. Aber in der Regel befördert es das Wachstum. Trump machte sogar gezielt einen Verbraucherschutzgegner zum Chef für Verbraucherschutz bei Finanzen. Seither fallen reihenweise Vorschriften der Investmentbranche. Die Umweltschutzbehörde EPA wird ebenfalls radikal reformiert, die Klimapolitik grundlegend revidiert. „Pittsburgh statt Paris” – mit der Ankündigung des US-Rückzugs aus dem internationalen Klimaabkommen machte Trump ein weiteres Wahlversprechen wahr. Zugleich werden gewaltige Bauprojekte angeschoben, immer mehr Schürf- und Fördergenehmigungen für Rohstoffprojekte genehmigt, von Alaska bis in den Golf von Mexiko. Allein in Utah ist ein Gebiet von der doppelten Fläche des Saarlandes für die Energiewirtschaft freigegeben worden. Die “New York Times” hat zusammengezählt, dass die EPA im Durchschnitt jede Woche eine Umweltregulierung aufhebt, mehr als jemals zuvor in so kurzer Zeit in der 47-jährigen Geschichte der Behörde.

7. Die Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, ist ebenso umstritten wie seine Wirtschafts-Liberalisierungen. Doch auch hier zeigt sich Trump als erstaunlich entscheidungsstarker Präsident. Bereits 1995 verabschiedete der US-Kongress mit dem “Jerusalem Embassy Act” das Gesetz, auf das sich Trump nun beruft. Von Clinton über Bush bis Obama haben alle US-Präsidenten seither die Forderung lautstark untermalt, doch erst Trump fand den Mut, den Parlamentsentscheid auch umzusetzen. Damit entlarvt er zugleich die Doppelmoral mancher arabischen Staaten, die bis heute Israel nicht anerkennen und Bethlehem – entgegen UN-Beschluss – nicht als neutrales Territorium akzeptieren. Die befürchtete Welle der Gewalt ist bislang ausgeblieben, dafür aber hat der Westen eine neue Verhandlungsoption im größeren Friedensplan für den Nahen Osten. Für 2018 hat Trump diesbezüglich bereits eine Initiative angekündigt.

Fazit: Trump bleibt ein irrlichternder Kommunikator und unsympathischer Schaumschläger – aber er wächst zusehends zum politisch erfolgreichen Gestalter. Er reformiert das Justiz- und Finanzsystem, er schreibt die Umwelt- und Einwanderungsgesetzgebung neu, er dereguliert die US-Wirtschaft fundamental und löst „Fesseln” eines aus seiner Sicht überregulierenden Staates. Er stößt nichts weniger als eine wirtschaftsliberale Revolution an und setzt außenpolitisch auf eine Politik demonstrativer Stärke. Trump macht das exakte Gegenteil von Barack Obama und seine Anhänger jubeln, genau darum gehe es ja.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf The European.

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Anders Dairie / 28.12.2017

Endlich, Herr Weimer, wieder ein Autor, der genug Realismus und Wahrheitsliebe aufbringt.  Meine Verwandtschaft in Minnesota, Ohio und Pennsylvania hat mir schon 2015 übereinstimmend mitgeteilt,  dass aus Hillary nichts wird. Dies, während deut-sche Medien sich ganz sicher gaben, dass TRUMP nicht wählbar wäre.  Mich hat das dazu veranlasst, einige TRUMP-Reden auf CNN mitzuhören.  Abgesehen von den kindlich-überschwänglichen Showeinlagen des Publikums fand ich den Kern der Ausagen TRUMPs plausibel. Und TRUMP hat überwiegend Wort ge-halten.  Als mir klar wurde, dass TRUMP rund 30 republikanische Mitbewerber um die Kndidatur besiegt hatte, war auch klar, das er President werden könnte.  Deutsche Korrespondeten sind in den USA tätig,  haben alle in der Hauptfrage versagt ?  Oder nur das berichtet, was ihre Auftraggeber hier gern verbreiteten ?

Wulfrad Schmid / 28.12.2017

Schaumschläger, Herr Weimer, und Unsympathen haben wir reichlich in der Regierung und den Parteien. Da müssen Sie sicher nicht auf einen US Präsidenten zeigen, dessen Aussagen größeren Wahrheitsgehalt besitzen als die seines Vorgängers oder de Euro-Politiker. Hätten wir doch einen Trump in Deutschland!

Fritz Kolb / 28.12.2017

So sehen also, nach der Diktion unseres Bundespräsidenten,  „Hassprediger“ aus. Warum, das erschließt sich dem verblüfften Zuhörer nicht. Trump dient den Interessen seines Volkes, das ihn dafür ja auch gewählt hat. Und da ist mittlerweile seine Erfolgsbilanz eindeutig. Weil er Realpolitik macht und kein Weltverbesserer sein will. Und, ehrlich gesagt, lege ich an ein Staatsoberhaupt nicht den privaten Massstab an, ob mir jemand sympathisch ist. Eindeutig in der Botschaft, mit einem klaren Blick auf die Realitäten und vor allem im Interesse des eigenen Volkes handelnd, das sind meine Kategorien. Alles andere ist nur für mein privates Umfeld relevant. Wie gerne hätte ich einen Regierungschef, der „Germany First“ ausrufen würde. Die eigene Bevölkerung auf die,  „die hier schon länger leben“ zu reduzieren, das käme dem amerikanischen Präsidenten sicher nicht über die Lippen. Aber von einer loyalen Haltung unserer Regierung zum eigenen Volk sind wir sehr weit entfernt. auch weil in unserer Regierung eher ideologieschwangeres Durchschnittspersonal am Werk ist. Die, wenn wir sie nicht endlich stoppen, unsere Energieversorgung, unsere Währung, unsere Automobilindustrie und unsere nationale Identität komplett und final gegen die Wand fahren werden.

Dietmar Schmidt / 28.12.2017

Lieber Herr Weimer, ja, vielen Dank für Zusammenstellung. Sie haben alles gesagt und mir ist ein Schaumschläger, der eine mutige und sachbezogene Politik abliefert, lieber als die aalglatten politisch angepassten Protagonisten, die nicht in der Lage oder Willens sind die Realitäten so zu sehen wie sie sind und schon dadurch zu politischen Entscheidungen kommen die einfach nur falsch sein können. Gruß D. Schmidt

Sonja Brand / 28.12.2017

Vielen Dank für diesen Artikel, der so gar nicht den MSM mit Trump-bashing folgt. M.E. sollte ein Präsident genau so sein - MACHEN (für sein Land) und nicht labern.

Wilhelm Sacker / 28.12.2017

Tja ja, leider richtet sich die Weltpolitik doch nicht ausschließlich nach den in Deutschland herrschenden Meinungs- und Verhaltensrichtlinien (“am deutschen Wesen soll die Welt genesen”). Ich kann mir nicht helfen, als ein klein bisschen Schadenfreude zu fühlen angesichts der hiesigen oft sehr einseitigen Berichterstattung. Man hat von Anfang an starrköpfig und hartnäckig versucht Trump “schlechtzubeten”, es hat aber offensichtlich wenig geholfen…. Life goes on, mit und auch ohne Deutschland.

Rudolf George / 28.12.2017

Trump wurde nicht abgeschrieben. Er wurde und wird permanent niedergeschrieben. Gefühlt jeder zweite Journalist entdeckt beim Thema Trump seinen inneren Oliver Welke, und der Rest ergeht sich in miesepetriger Obama-Nostalgie. Dabei leuchtet Trump den Weg in die politische Zukunft. Er hat das alte politisch-mediale Kartell zerschlagen, doch das wollen die diesem System Verhafteten einfach nicht begreifen. Man sieht es jetzt wieder bei der Causa Merkel: die Medien gehen zunehmend kritisch mit ihrer Person um, an der Linie ihrer Politik, die in Vollendung mediengetrieben ist, zweifelt aber so gut wie keiner.

Hartwig Huebner / 28.12.2017

Mit irrlichternden Kommentaren und unsympathischen Schaumschlägern können nur die heuchlerischen unf falsch spielenden Gegner von Donald Trump gemeint sein. Und wer (leicht zu manipulierenden) Umfragen glauben will, ist selber schuld. Selbst Bloomberg ist gegen Trump. Das ist nur noch krank (von den Linken). Trump ist auf allen Gebieten großartig. Twitter ist machtlos und weniger New York Times lesen! Denen nicht so viel glauben!!

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