Redaktion / 08.04.2023 / 14:00 / Foto: Pixabay / 18 / Seite ausdrucken

Tibet: „Schlimmste Menschenrechtslage seit Jahren“

Im Folgenden dokumentieren wir eine Bekanntmachung der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) zu ihrem Jahresbericht über die Menschenrechtslage in Tibet. Laut den Verfassern gehört sie zum Schlimmsten, was das annektierte Land durch China in den letzten Jahren erleben musste.   

Central Tibetan Administration, www.tibet.net /30. März 2023

Schlimmste Situation seit Jahren: Jahresbericht 2022 zur Menschenrechtslage in Tibet 

Das Tibetan Centre for Human Rights and Democracy (TCHRD) berichtet in seinem kürzlich veröffentlichten Jahresbericht, daß die Menschenrechtslage in Tibet im Jahr 2022 eine der schlimmsten der letzten Jahre war: Die chinesischen Behörden haben die repressiven Covid-Maßnahmen verdoppeltet und somit die Menschenrechte weiter ausgehöhlt. Die rücksichtslos durchgesetzte Null-Covid-Politik verursachte unermeßliches Leid für Tibeter und andere Menschen in der Volksrepublik China (PRC).

„Wir haben eine besorgniserregende Vermehrung der unfreiwilligen DNA-Reihenuntersuchungen erlebt. Millionen von Menschen in der Autonomen Region Tibet - darunter Männer, Frauen, buddhistische Mönche und Kinder, die nicht vorbestraft sind - werden gezwungen, DNA-Proben abzugeben“, sagte Ngawang Lungtok, ein Mitarbeiter des TCHRD.

„Diese DNA-Sammelaktion ist zusammen mit der Online-Überwachung, den Überwachungskameras, den verwanzten Häusern und den Kontrollpunkten einer der vielen Kontrollmechanismen, um abweichende Meinungen zu unterdrücken und die gesamte Bevölkerung unter staatliche Kontrolle zu bringen.“

Sogar außerhalb Tibets sind exiltibetische Aktivisten und Dissidenten, die Verwandte in Tibet haben, durch die langjährige, grenzüberschreitende Unterdrückungskampagne der PRC gefährdet, die darauf abzielt, Kritik zum Schweigen zu bringen und die Kontrolle Chinas über Emigranten und Diasporagemeinschaften zu intensivieren.

In alarmierendem Ausmaß wird versucht, jeden Kontakt zwischen Tibetern innerhalb und außerhalb Tibets abzubrechen, um sicherzustellen, daß die Volksrepublik China ihre Menschenrechtsverletzungen in Tibet verbergen kann.

Tibeter wurden aus ihren Arbeitsstellen gefeuert, inhaftiert und gefoltert, nur weil sie mit ihren im Ausland lebenden Verwandten in Kontakt stehen. 

Durch ihre Gesetze, politischen Maßnahmen und Praktiken schränken die chinesischen Behörden das Recht auf Privatsphäre der in Tibet lebenden Tibeter in unangemessener und unverhältnismäßiger Weise ein, wodurch ihnen andere grundlegende Menschenrechte, wie das Recht auf freie Meinungsäußerung, verwehrt  werden.

„Unmöglich gemacht, sich friedlich zu versammeln“

Es wurden zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um die absolute Kontrolle der Regierung über das staatliche Bildungssystem zu gewährleisten. Die Umstellung der Unterrichtssprache auf Chinesisch, staatliche Internate und das harte Vorgehen gegen Privatschulen haben zu schweren Menschenrechtsverletzungen geführt. Die tibetische Kultur und Sprache werden an den Rand gedrängt, und die mit Kultur und Sprache verbundenen Rechte werden den Tibetern im Rahmen der Politik der erzwungenen kulturellen Assimilierung verweigert.

Mit dem Inkrafttreten neuer Zensurbestimmungen wurden alle nicht von der Regierung genehmigten religionsbezogenen Einträge auf Online-Plattformen als illegal eingestuft. Der Online-Raum blieb stark eingeschränkt, wie die zahlreichen in dem Bericht dokumentierten Verletzungen der Meinungs-, Rede- und Informationsfreiheit zeigen.

Vielen Tibeterinnen und Tibetern wird das Recht verweigert, ihre Religion oder ihren Glauben in Form von Anbetung, Observanz, Praxis und Unterricht auszuüben. Tibetische Schriftsteller und Intellektuelle werden nach langer Untersuchungshaft zu hohen Haftstrafen verurteilt. Tibetische politische Häftlinge und andere Festgenommene starben während ihrer Haftzeit oder nach ihrer Freilassung an Verletzungen durch Folter, ohne daß sie überhaupt angeklagt worden waren. Viele werden nach wie vor in inoffiziellen Hafteinrichtungen festgehalten, in denen keine rechtliche Aufsicht besteht, die Folter und andere schwere Mißhandlungen verhindern könnte.

Anläßlich des 10. Märzes 2022, des Tages des tibetischen Volksaufstands, starben drei Tibeter bei Selbstverbrennungsprotesten. Trotz der extremen Gefahr des Verschwindens, der Folter und des Todes entschlossen sie sich zu dieser Form des Protests. Die chinesischen Gesetze haben es den Tibetern systematisch und zunehmend praktisch unmöglich gemacht, sich friedlich zu versammeln und gemeinsam etwas zu tun.

„So schnell wie möglich sollten konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um Menschenrechtsverletzungen in Tibet zu verhindern und zu bestrafen. Dazu machten wir einige Empfehlungen in dem Bericht“, sagte Nyiwoe, ein anderer Mitarbeiter des TCHRD.

„In einer Zeit, in der sich China als wichtiger internationaler Akteur mit der größten Bevölkerung und der zweitgrößten Wirtschaftsmacht präsentiert, werden in Tibet und anderswo in der Volksrepublik China weiterhin schwere Menschenrechtsverletzungen begangen. Die internationale Gemeinschaft hat die kollektive Verantwortung, China für seine harte Behandlung der Tibeter und vieler anderer Menschen zur Rechenschaft zu ziehen.“

Der Originalbericht kann hier heruntergeladen werden.

Übersetzung: Adelheid Dönges, Revision: Angelika Oppenheimer

Foto: Pixabay

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Harald Unger / 08.04.2023

Es sind noch zwei Stachel im Anspruch der CCP auf unumschränkte Weltherrschaft: Israel und Taiwan. Hier, im Merkelherrschaftsgebiet, sehnen sich die Insassen mehrheitlich nach dem CCP Totalitarismus (ein kleiner Teil wünscht indes vom Putinfaschismus beherrscht zu werden).

finn waidjuk / 08.04.2023

“Die deutschen Behörden haben die repressiven Covid-Maßnahmen verdoppelt und somit die Menschenrechte weiter ausgehöhlt” (“2021/22) “Die Umstellung der Unterrichtssprache auf Gendersprech ....... hat zu schweren Menschenrechtsverletzungen geführt”. “Die deutsche Kultur und Sprache werden an den Rand gedrängt…..”. “Mit dem Inkrafttreten neuer Zensurbestimmungen (NetzDG, Meldeportale) werden alle nicht von der Regierung genehmigten ... Einträge auf Online-Plattformen als illegal eingestuft”. “Die deutschen Gesetze haben es den Deutschen systematisch und zunehmend praktisch unmöglich gemacht, sich friedlich zu versammeln und gemeinsam etwas zu tun” (Corona-Demonstrationen 2021/23). Tja, liebe Leute, warum in die Ferne schweifen, wenn “das Gute” doch so nah liegt?

Fred Burig / 08.04.2023

Tibet: „Schlimmste Menschenrechtslage seit Jahren“ Ein Glück, dass es bei uns nicht so schlimm ist, oder? Sie sollten mal einen Jahresbericht über Deutschland veröffentlichen - nur damit man mal vergleichen kann, was da so alles aufgeführt sein müsste - oder was weggelassen worden ist! In Bezug auf die vollzogenen „Corona- Maßnahmen“ und die Impfpflicht- Problematik in Deutschland sollte die Frage berechtigt sein, wo da wesentliche Unterschiede erkennbar sein sollen! Also heisst dann mal die nächste Ausgabe der Redaktion: Deutschland: „Schlimmste Menschenrechtslage seit Jahren“.... Aber bitte nicht vergessen - immer schön bei der Wahrheit bleiben! MfG

Peter Zinga / 08.04.2023

Tibetan Centre for Human Rights and Democracy: “Schlimmste Menschenrechtslage seit Jahren“ Auch schlimmer als unter Mittelaterlichen Theokracy?! Und: das die dort Chinesen vorwerfen, macht jede Westregierung                                       , oder mindesns plannt es zu machen. Mőchten Sie beweise? Reicht achgut.com zu lesen…

Marc Greiner / 08.04.2023

Aber Geschäfte machen und “Entwicklungshilfe” zahlen ist ok. Man hätte China nie, nie in die Weltgemeinschaft aufnhemen dürfen, solange Tibet besetzt ist. Aber angefangen mit dem meistüberschätzten “Experten” Kissinger hat man die Wandel-durch-Handel-Strategie erfunden in dem es nur um Geld ging und geht, nie um Wandel. Wäre es so müsste man längst die Konsequenzen gezogen haben. Dasselbe gilt für Iran und Russland. Letzterer hat sich erfreulicherweise durch den Angriffskrieg selbst entlarvt und zum Paria gemacht. Sonst würde man jetzt noch dort hofieren, siehe dazu “Porsche-Chef wollte in RU die Automobilwirtschaft aufbauen”, und das in diesem Jahr noch, ein Jahr nach dem Angriff auf die Ukraine. Korrupter und gleichgültiger geht es nicht mehr.

Klaus Keller / 08.04.2023

Ich beurteile eine Diktatur danach ob man ausreisen darf und erwarte von der Bundesregierung das sie alle Tibeter die dort nicht mehr leben wollen nach Berlin einlädt.

Franz Klar / 08.04.2023

Deswegen wollen die Ukrainer nicht die Tibeter Rußlands werden . Und die Finnen und Balten auch nicht ....Frohe Ostern !

Ludwig Luhmann / 08.04.2023

Tja, hätten die Tibetaner ein paar Atombömbchen ... aber so? Auch wir germanischhen Dodos werden langfristig einem Ethnozid unterworfen. Der hat zwar schon begonnen, aber bevor nicht jeder jemanden aus seinem Familien- und Freundeskreis kennt, der ein Messer im Bauch hatte oder einen wegen Hass & Hetze Verurteilten kennt, werden die Dodos weiterwurschteln, ohne aufzublicken. - Die extrem präzise DNA-Sammelwut könnte auch dem geliebten Führer Xi eines Tages helfen, wenn er mal ‘ne sehr gut passende, frische Leber braucht. - Bei uns wird die Kultur auch zersetzt. Und weil die Chinesen um das Zersetzungspotential der Andersgläubigen, Andersdenkenden und irren Multigeschlechtlichen weiß, wird das eben einfach unterbunden. Bei uns ist es “Same Same But Different”! - Wer nach 2020 noch an den Bullshit von den sog. “Menschenrechten” glaubt, träumt und hat die Welt nach 2020 nicht begriffen. - Ich sag’s nochmal: Die Tibetaner brauchen Atomwaffen. Natürlich wird das nie passieren, aber die Tibetaner bräuchten sie dringend. Der chinesische Ethnozid an den Tibetanern läuft seit ca. 80 Jahren und hat immer größere Dimensionen angenommen. Und die Täter sind unersättlich. Und es sind die gleichen und dieselben, die auch uns in Europa und im gesamten Westen terrorisieren. Chinas Kommunisten würden nicht groß und mächtig sein, wenn der Westen nicht dafür gesorgt hätte. AN Tibet können die Kommunisten ihre Wut austoben, was sie aber wirklich wollen ist die große Rache an Taiwan. - Jedes Land, welches seinen Angreufern nicht wenigstens extrem großen Schaden zufügen könnte, wird zukünftig wohl “eingemeindet” werden ... Wenn die Amis ihre Atomwaffen mit nach Hause nähmen, dann würde es nur noch ein Frage der Zeit sein, bis wir Dodos eingemeindet werden.

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