Claudio Casula / 29.12.2016 / 16:19 / Foto: Hannes Grobe / 17 / Seite ausdrucken

Teilt Deutschland! Wie wir die Spaltung überwinden

Ein tiefer Riss geht durch die Gesellschaft. Während die progressiven Kräfte im Land das Fremde als Bereicherung willkommen heißen, für Gerechtigkeit auf allen Ebenen sorgen und nachhaltig leben, wünschen sich Spießer, Spalter und Hetzer die Zustände von gestern zurück. Die Lösung kann nur darin liegen, den Menschen die Wahl zu lassen. Dazu muss das Land geteilt werden, ob in Nord-Süd- oder in Ost-West-Richtung, ist noch zu klären. Größere Wanderungsbewegungen sind unvermeidlich, aber das muss uns der soziale Frieden wert sein.

Das helle Land der Großen Kanzlerin, die nach einer geplanten Gesetzesänderung bald auf Lebenszeit gewählt werden kann, wird Gutland heißen. Prinzipiell ist es das Paradies der Ewigmorgigen, der Grünen, Linken, Pazifisten, Sozialarbeiter und Genderforscher*innen, in dem jeder leben darf, der es möchte.

Das dunkle Land der Populisten trägt den Namen Kaltland, ist grundsätzlich liberal-konservativ und bleibt jenen vorbehalten, die schon länger hier leben (auch solchen mit Migrationshintergrund), sowie Ausländern, die eine rückständige Lebensweise nach den Spielregeln der Einheimischen goutieren.

Im Einzelnen sieht das so aus: Gutland ersetzt das verpönte Schwarz-Rot-Gold  durch eine neue Bundesflagge: Weißer Adler auf weißem Grund. Im Sinne des Impulspapiers von Aydan Özoguz ist Gutland ein vielfältiges Einwanderungsland. Es fördert die gleichberechtigte Teilhabe, Chancengerechtigkeit und Integration aller Menschen. Um dies sicherzustellen, regiert die Große Kanzlerin mit allen Parteien, die eine Mehrheit für diese alternativlose Politik ermöglichen.

„Kumbaya“ wird Landeshymne

„Kumbaya“ wird Landeshymne. Gesetzliche Feiertage sind neben dem Frühlings- und dem Winterfest (früher: Ostern und Weihnachten) der Al-Quds-Tag, das Zuckerfest und der Geburtstag der Großen Kanzlerin, von den Staatsmedien und der Qualitätspresse auch „Brillante Führerin“ oder „Leuchtende Sonne des 21. Jahrhunderts“ genannt.

Die Bundeswehr wird abgeschafft: Auslandseinsätze gelten als aggressiver Akt, und im Inneren darf sie schon gar nicht eingesetzt werden. Grenzschutz entfällt - klar, bei offenen Grenzen. Nur die Grenze zu Kaltland wird geschützt, aber eben von den Kaltländern. Die Polizei in Gutland wird bis aufs Allernotwendigste eingedampft, denn „die Willkommenskultur ist der beste Schutz vor Terroristen“, wie schon Katrin Göring-Eckardt feststellte. Dafür werden Antifa-Aktivisten mit Mini-Kameras ausgestattet, um etwaige Übergriffe von Polizisten dokumentieren zu können.

Als Einwanderungsland kennt Gutland, was die Aufnahme von Flüchtlingen, Mühseligen und Beladenen aus aller Welt angeht, keine Obergrenzen. Warum auch, wenn einem Millionen Menschen geschenkt werden, die sich in den Sozialsystemen wohlfühlen sollen? Rücksichtnahme auf die kulturellen Gepflogenheiten der Neubürger*innen ist dabei oberstes Gebot. Klassenreisen und Schwimmunterricht gehören auf den Prüfstand, um keine unnötigen Konflikte heraufzubeschwören. Türkisch und Arabisch sind Pflichtfächer für die gutländische Minderheit, denn Integration ist die Voraussetzung für ein gedeihliches Miteinander. Schulnoten werden nicht mehr vergeben, um benachteiligte Kinder nicht länger herabzuwürdigen. Auch besonders verhaltensoriginelle Kinder werden inkludiert.

Bedürfnisanstalten für alle 58 Geschlechter

Die Gutländer*innen können sich darauf verlassen, dass der Staat sie vor jeglicher Diskriminierung schützt. Besucher werden staunen über die bombastischen Sanitärbereiche überall im Land, mit Toiletten für alle 58 Geschlechter. Atomkraftwerke gehören der unseligen Vergangenheit an: In Gutland kommt der Strom aus der Steckdose. Im Bedarfsfall liegen Pläne zum Bau Hunderttausender neuer Großwindkraftanlagen bereit, die an sonnenreichen Tagen ganzen Dörfern Schatten spenden.

Gutländer*innen, die mehr als 100 Euro über dem Durchschnitt verdienen, gelten als Bonzen, bei ihnen greift der Spitzensteuersatz von 82 Prozent. Steuerflüchtlinge sind deswegen die einzigen Flüchtlinge, die in Gutland wirklich etwas zu befürchten haben. Werden sie erwischt, müssen sie in riesigen Fabriken Tag und Nacht die vielen farbigen Sakkos der Großen Kanzlerin nähen oder 24/7 Lebensmittel für den Vizekanzler und den Kanzleramtschef heranschaffen.

Ansonsten setzt Gutland auf Kuscheljustiz. Die Richter*innen sind angehalten, grundsätzlich Bewährungsstrafen zu verhängen. Dies gilt allerdings nicht für „Hatespeech“-Verbrechen, also wenn die Regierung, die sich wirklich für alle Menschen im Land abmüht, in unverantwortlicher Weise kritisiert und verbal angegriffen wird. Wer einschlägig kriminell wird, landet im Maasregelvollzug.

Drüben: das finstere Mittelalter

Allerdings sind solche Fälle selten, denn die Hetzer, Nörgler und Fremdenfeinde mit ihren irrationalen Ängsten fristen ihre verabscheuungswürdige Existenz ja in Kaltland. Dort lebt man, das muss leider gesagt werden, wie im frühen Mittelalter. Nur ein paar erschreckende Beispiele: In der Schule werden (natürlich im Frontalunterricht!!) im Fach Geschichte Jahreszahlen gepaukt, angeblich, um einen Sinn für historische Zusammenhänge zu fördern, und man legt Wert auf korrekte Orthographie. Straßen werden weiterhin auch nach Männern benannt. Trassen für Hochgeschwindigkeitszüge legen die Kaltländer ohne jede Rücksicht auf schützenswerte Krötenpfuhle quer durch die Landschaft, und Migration ist geregelt: Zuwanderer werden nach Qualifikation ausgewählt, Kriegsflüchtlingen wird lediglich auf Zeit Schutz gewährt (wobei in islamischen Ländern verfolgte Christen bevorzugt aufgenommen werden) und Asyl tatsächlich nur politisch Verfolgten.

Selbstverständlich bringen sich die Kaltländer mit ihrer unter scheinheiligem Verweis auf das „Gesetz“ praktizierten Korinthenkackerei um die Buntheit und Vielfalt, welche Gutland auszeichnet und in aller Welt beliebt macht. Die öden Innenstädte Kaltlands sind nicht hauptsächlich von pittoresken Dönerläden, Muckibuden, Spielhöllen und Moscheen geprägt, und dass die Frauen hier sämtlich ohne jede Verschleierung herumlaufen, degradiert sie offensichtlich zu Sexualobjekten, aber das ist den Kaltländern, die eine anzügliche Bemerkung eines betagten Politikers nicht etwa zum Anlass für eine ausgiebige Sexismus-Debatte nehmen, sondern mit einem Achselzucken oder einer frechen Antwort rasch abzuhaken pflegen, ebenso egal wie der Fachkräftemangel, der in Gutland kein Thema mehr ist.

Die Zeit wird zeigen, welcher der beiden Staaten zukunftsfähiger ist, wer wirtschaftlich zuerst in die Knie geht, wo die bürgerlichen Freiheiten eher über die Wupper gehen und wer über kurz oder lang in Kriminalität und Chaos versinkt.

Im unwahrscheinlichen Fall, dass die Gutländer*innen es nicht schaffen sollten, hätten sie allerdings das Problem, dass Kaltland seine Außengrenzen schützt.

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Susanne Löwe / 30.12.2016

Wenn das wirklich so ist, dann ist Kaltland mein Land.

Dirk Ahlbrecht / 30.12.2016

Leute! Weißer Adler auf weißem Grund ist die ostfriesische Nationalflagge (gemäß Otto Waalkes). Und dies sagt Euch ein zutiefst überzeugter Kaltländer!

Claus Pengel / 30.12.2016

Ich beantrage hiermit die Einbürgerung ins Kaltland und zwar unverzüglich!

Agnetha Thalacker / 30.12.2016

Wunderbar beschrieben :-) wenn es nur nicht so ernst wäre, könnte man (und frau) darüber lachen ;-) Auf welchem Amt kann ich mich für die Kaltland - Einbürgerung anmelden?

Dirk Pesec / 30.12.2016

Witzig und sehr Klug , wie ich finde .

Gisela Tiedt / 30.12.2016

Sehr geehrter Herr Casula, diesen Traum einer Zwei-Staaten-Lösung habe ich schon oft geträumt. Nur mit “Kaltland” bin ich nicht einverstanden. Bleiben wir doch einfach bei “Deutschland”.  Die in “Gutland” wollen die Veränderung,  “nie wieder Deutschand” und so weiter, sie machen uns den alten Namen bestimmt nicht streitig.

Heiko Stadler / 30.12.2016

Ein genialer Vorschlag, Herr Casula. Allerdings haben Sie vergessen zu erwähnen, dass Gutland von den Steuereinnahmen von Kaltland lebt.

Markus Liebhart / 30.12.2016

Würde ja gerne lachen, wenn die Permutation des Textes nicht so traurig wäre.

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