Günter Ederer / 04.06.2020 / 16:00 / Foto: Achgut.com / 22 / Seite ausdrucken

Streiten statt Handeln

„Testen, testen, testen“, hämmerte der Generaldirektor der Weltgesundheitsbehörde WHO seit dem Beginn der Corona-Pandemie, der Äthiopier Tedros Adhanom Ghebrayesus als Richtlinie zur Bekämpfung des Virus aus Wuhan den Staaten auf allen Kontinenten ein. Aber nur wenige folgten ihm, darunter Südkorea und Taiwan. Doch statt auf ihn zu hören, gerieten seine Person und die WHO in die Schlagzeilen. Was früher übersehen wurde, war seine unterwürfige Bewunderung des chinesischen Überwachungsstaates, was dazu führte, dass er sich lange weigerte, Taiwans Erfolgsgeschichte gegen das Virus zur Kenntnis zu nehmen. Auch seine Instinktlosigkeit, den damaligen blutrünstigen Diktator von Simbabwe, Robert Mugabe, zum Sonderbotschafter der Weltgesundheitsbehörde zu ernennen, zeigt, dass Ghebrayesus nicht die Integrität besitzt, um als Generaldirektor dieser wichtigen UN-Behörde zu arbeiten. So wurde mehr über ihn als über die Arbeit seiner WHO gestritten.

So geht es drunter und drüber in der Bekämpfung der Pandemie. Statt möglichst gemeinsame Maßstäbe aufzustellen, wie dieses aggressive und anfangs noch unbekannte Virus an seiner vernichtenden Spur durch die Weltwirtschaft gehindert werden kann, werden politische Schlachten geschlagen, die vor allem zum Ziel haben, irgendeinen Schuldigen zu suchen, nicht zuletzt, um die eigenen Fehler zu vertuschen. Das Virus deckt dabei schonungslos politische, wirtschaftliche und gesundheitssystematische Fehler und Versäumnisse auf, die vor dem Virus bekannt waren, aber wegen des machterhaltenden Triebes von Parteien und Politikern übergangen wurden. Erstaunlich für mich: In der Berichterstattung wurden zum Beispiel in Deutschland die Fehler anderer Staaten ausführlich behandelt. Dafür wurde Pressekonferenz für Pressekonferenz und Talkshow für Talkshow nicht vergessen, sich selbst auf die Schulter zu klopfen und sich gegenseitig zu versichern: Deutschland habe im Prinzip alles richtig gemacht.

In den letzten Tagen wird nach wochenlangem Schweigen hin und wieder das Wort „Testen“ von Wissenschaftlern und Politikern ausgesprochen. Was da zum Vorschein kommt, passt nicht mit der Aufforderung der WHO oder auch dem Ziel zusammen, dass wir vor allem Infizierte von Nichtinfizierten trennen müssten, wie dies der Leiter des Robert-Koch-Instituts (RKI) Lothar H. Wieler betonte. Mitte Mai kam so nebenbei heraus, dass die Testkapazitäten nur zur Hälfte genutzt werden. Hessen verkündete, es wolle jetzt die Tests von 50.000 pro Woche auf 100.000 erhöhen, und am Tag nach Vatertag veröffentlichte der Verein Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM), dass in der vergangenen Woche ein neuer Rekord mit 364.716 Tests erreicht werden konnte. Das allerdings bei einer Kapazität von 845.000 PCR Tests pro Woche. Das sind die Tests, die Infizierte von Nichtinfizierten herausfiltern sollen, und nicht die Tests, die zum Beispiel in der Helmholtz-Studie in München gemacht werden, die die „Durchseuchung“ des Landes herausfinden will. 

Nach zwei Monaten keine Entschuldigung mehr

Anstatt diese Testkapazitäten zu nutzen, wird vor allem von den Berufsneidhammeln der Nation, den Linken und Grünen, gegen die Geisterspiele der Bundesliga Stimmung gemacht, weil den Millionenkickern dringend notwendige Testkapazitäten zugeschanzt würden. Da bricht im thüringischen Sonneberg in einem Seniorenheim ein Cluster infizierter Betreuer und Betreuten auf und löst einen Massentest aus. Das wiederum zeigt, dass tausende von Seniorenheimen, Kliniken, ambulante und stationäre Pfleger und medizinisches Personal noch nie getestet wurden. Eine neue Meldung, die die deutsche Effizienz zeigen soll, wurde dann auch Mitte Mai verkündet: Einige Bundesländer wollen jetzt schwerpunktmäßig genau diese Einrichtungen und das Personal testen. Jetzt erst? Das ist doch Hohn, wenn wir das mit dem Ziel des RKI und dem Aufruf der WHO vergleichen, die seit Monaten: Testen, testen, testen verlangen. 

Bundesland für Bundesland hat jetzt Regelungen gefunden, dass Heimbewohner wieder besucht werden dürfen, wenn in den meisten Ländern auch nur sehr eingeschränkt, etwa einmal die Woche eine Stunde von einer Person. Dafür müssen allerlei räumliche Vorkehrungen getroffen werden, was das Personal weiter belastet. Was nicht vorgesehen ist: Besucher und Besuchte vorher mindestens zweimal zu testen und dann, davon ausgehend, auch die Kontaktpersonen des oder der Besucher zu testen. Im Blindflug durch das Virenmeer war der Achgut.com-Artikel am 26. März überschrieben. Und daran hat sich kaum etwas geändert. 

Dafür lief eine Szene von einer Protestveranstaltung in Gera in mehreren Sendungen: Ein alter Mann berichtete unter Tränen, dass er seine im Sterben liegende Frau im Altersheim seit Wochen nicht besuchen kann. Einer der „Verschwörungsirren“ brüllte dem Mann zu, daran seien nicht zuletzt ARD und ZDF schuld. Wer denen zuhöre, sei schon erledigt. Der alte Mann wies den Krakeler zurecht und blieb mit seinem öffentlich dargestellten Schmerz alleine. Dieses Leid spiegelt das Versagen der deutschen Pandemie-Zuständigen wider. Das Elend beginnt mit der „Empfehlung des RKI, nur Erkrankte zu testen, die eindeutige Symptome zeigten oder mit einem nachgewiesen Infizierten in Kontakt gestanden hatten“. Freiwillig, sich zur Not sogar auf eigene Kosten testen zu lassen, war und ist nicht möglich. Selbst wer an schweren Grippesymptomen litt, aber nicht aus einem Hotspot, wie z.B. Ischgl, kam, wurde nach stundenlangem Warten in der Schlange selbst mit Fieber wieder weggeschickt. Mag es bei der ersten Welle noch zu nachvollziehbarem Zuständigkeitswirrwarr und Mangel an Tests gekommen sein, so gibt es nach zwei Monaten keine Entschuldigung mehr, wenn nicht systematisch und umfangreich getestet wird.

Am Anfang wollte ich es selbst meinen eigenen Recherchen nicht glauben. Der Hauptgrund für die mangelhafte Umsetzung der Zielvorgabe, Infizierte von Nichtinfizierten schnell zu trennen, liegt an Kompetenz- und Finanzierungsgerangel. Die gesetzlichen Krankenkassen und kassenärztliche Vereinigungen weigerten sich, die Flächentests auch von Menschen zu bezahlen, die sich hinterher als gesund erwiesen. Die Ärzte mussten also Krankenscheine ausfüllen und damit den „Patienten“ zum Test schicken. Ohne Schein kein Test, egal wie hoch das Fieber und der Krankheitseffekt war. Am 23. Mai verkündete Gesundheitsminister Spahn, dass er an einer neuen Verordnung arbeite, um die kurz vorher von Bundesrat und Bundesregierung beschlossene Verpflichtung, dass die gesetzlichen Krankenkassen die Tests bezahlen müssen, umzusetzen.

Praktische Maßnahmen zur Erkennung der Infizierten

Während sich Virologen, Lockdown-Kritiker, Weltverschwörer und allerlei Besserwisser darum streiten, ob das Risiko einer weitgehenden Beendigung der Corona-Fesseln zu mehr Schäden an Psyche, Wirtschaft oder Infizierten führt, sich darum streiten, wie die Zahlenflut der verschiedenen sich streitenden Virologen und Ethikberater zu bewerten sind, übersehen sie alle das Naheliegende: Praktische Maßnahmen zur Erkennung der Infizierten, um das tägliche Leben und Wirtschaften so normal wie möglich zu gestalten.

Endlich, was wahrscheinlich kaum die Masse der Menschen ahnen kann, sollen durch die Verordnung präventive Reihentests in Krankenhäusern und Pflegeheimen möglich werden. Wenn es in einer Einrichtung zu Corona-Infektionen kommt, sollen zudem alle Bewohner sowie das gesamte Personal getestet werden. Erst diese Verordnung offenbart, dass diese Schutzmaßnahmen bisher nicht sowieso zu dem Mindesten gehörten, um dieses hinterhältige Virus zu bekämpfen. Statt alles zu unternehmen, um die Vorgabe, Infizierte von Nichtinfizierten zu trennen, und damit die WHO-Forderung: Testen, testen, testen anzuwenden, entschloss sich auch die deutsche Regierung, das ganze Volk in eine Art Isolierungsstation zu stecken. 

Aber auch in der neuen Verordnung steht wieder, dass die gesetzlichen Krankenkassen die  Tests bezahlen sollen. Wenn es je eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe in der Gesundheitspolitik gegeben hat, die Staatsaufgabe ist, dann die, das Virus zu bekämpfen.  Warum sollen die Krankenkassen der Arbeiter und Angestellten flächendeckende Untersuchungen bezahlen, die Beamten und besserverdienenden Selbstständigen aber geschont worden? Zeigt dies nicht das geistige Durcheinander der CDU/CSU, die noch nicht einmal mehr weiß, wie Ludwig Erhard die „soziale Marktwirtschaft“ definierte? Da waren die Beitragskassen nicht der Müllabladeplatz parteigetriebener Wohltaten oder zur Plünderung freigegebener Privilegien der Machteliten.

Dass die SPD hier Einhalt gebieten würde, war nicht herauszufinden. Von den irrlichternden Oppositionsparteien aller Couleur ganz zu schweigen. In diese Rubrik gehören solche Strohfeuer wie 250 € für jeden von den Grünen, 600 € für jedes Kind vom CDU-Laschet, Urlaubsgutscheine vom CSU-Söder und 1.500 € fürs Pflegepersonal hauptsächlich aus der Pflegeversicherung von allen. Diese Beispiele erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Liste wird sicher noch länger, je länger die Corona-Eingriffe dauern. So wird auch sichergestellt, dass aus dem medizinischen Chaos, das Corona anrichtet, eine finanzielle Wüste wird, von der Politik organisiert.

Die Durststrecke bis zu einer zuverlässigen Impfung

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft fordert, dass es unbedingt nötig sei, auch symptomfreie Mitarbeiter in den Krankenhäusern zu testen, damit wir nicht immer nur dem Virus hinterherlaufen. Angesichts der schon in Billionen zu berechneten Corona-Schäden darüber zu verhandeln, wer die Tests bezahlen soll, grenzt an Bürokratiewahnsinn. Einer weitgehend durchgetesteten Bevölkerung stünde dann eine kaum eingeschränkte Wirtschaft gegenüber. Statt rund 10 Millionen Kurzarbeiter wären es wahrscheinlich nur eine Million. Statt ein Hilfsprogramm nach dem anderen, für jede Berufsgruppe zugeschnitten, dürften sie alle wieder arbeiten oder ihrer künstlerischen Berufung nachgehen.

Verblüffend auch die Beharrlichkeit, mit der das RKI samt Gesundheitsministerium und die dafür verantwortlichen Politiker jene Ansätze in Deutschland ignorieren, die vormachen, wie die Durststrecke bis zu einer zuverlässigen Impfung gegen CoV-19 möglich ist. Die kann nämlich noch lange dauern, jedenfalls länger als die bisherigen Versuche einer funktionierenden Wirtschaft mit gesundheitlichen Vorgaben, mit den bisherige Aktionen friedlich koordiniert werden können. Über die erfolgreichen Maßnahmen und Tests in Rostock habe ich auf der Achse vom 1. Mai 2020 geschrieben. Der Chef des Biotech-Unternehmens Centogene, Arndt Rolfs, hat nach dem unkonventionellen Rostocker OB Claus Ruhe Madsen wieder einen mutigen Partner gefunden, um in einem Modellversuch nachzuweisen, wie es ginge, für alle zehn Millionen Schüler wieder einen geregelten Klassenunterricht zu ermöglichen.

Dieses Mal ist es der frühere Kultusminister und Direktor des Neustrelitzer Gymnasiums, Henry Tesch. Sobald in Mecklenburg-Vorpommern der Unterricht jahrgangsweise begann, wurden an seiner Schule erst alle Schüler der 12. Klasse und dann auch der 11. Klasse freiwillig getestet. Bei der 12. Klasse waren es 85 Prozent, bei der 11. schon 95 Prozent. Dafür dürfen sich die Schüler frei auf dem Schulgelände bewegen. Wer sich zweimal die Woche (montags und freitags) testen lässt, bekommt ein Namensschild mit einem grünen Punkt, das er wie einen Anhänger um den Hals trägt. Verbunden damit sind allerlei Privilegien, wie morgens ohne Anstehen direkt das Schulgelände betreten zu dürfen. Gesponsert wird das Ganze vom Rostocker Unternehmer Arndt Rolfs. Der hatte schon vor Wochen angekündigt, dass er bei entsprechender Nachfrage 1 Million Tests pro Tag und in wenigen Wochen sogar 4 Millionen Tests pro Tag organisieren könne.

War die Reaktion am Anfang verhalten, so haben mittlerweile schon über 100 Schulen beim Carolinum Gymnasium in Neustrelitz nachgefragt, wie auch sie solche Testreihen organisieren könnten. Meistens fehlt ein Sponsor. In den Talkshows wird zwar viel über das Kindeswohl und die Notwendigkeit eines geordneten Schulbetriebs gefaselt, über den konkreten Versuch in Neustrelitz habe ich noch nichts gehört. Immerhin hat das Schweriner Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit mit Centogene einen Vertrag geschlossen, um 25.000 ältere, pflegebedürftige Menschen in Heimen und dort 15.000 Beschäftigte sogar zweimal testen zu lassen. Das Personal wird dann später ein drittes Mal getestet, um nach Urlaub oder Krankheiten wieder Sicherheit über ihren Status zu gewinnen.

Das alles interessiert das Virus überhaupt nicht

Warum weigert sich die verantwortliche Wissenschafts- und Ethiktruppe zusammen mit den verantwortlichen Politikern so beharrlich, endlich mit den Flächentests anzufangen – oder haben nicht schon seit Wochen damit begonnen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen? Dass noch nicht einmal alle Krankenhäuser, stationären und mobilen Pfleger und die dort Beschäftigten regelmäßig getestet werden, ist ein nicht entschuldbarer Skandal, der Leben und unsägliches Leid kostet. Da helfen auch keine Hinweise, dass andere Staaten noch hilfloser agieren. Dabei wird ausgeblendet, dass Taiwan, Südkorea und eingeschränkt auch Japan erfolgreicher in der Corona-Eindämmung sind als wir. 

In den TV-Runden wird darüber diskutiert, ob China oder die USA recht haben, Donald Trump oder Xi Jinping der größere Widerling ist, Söder gegen Laschet vorne liegt, ob die mahnenden Virologen oder die moralgesteuerten Ethikgelehrten recht haben, ob die Kindergartenkinder mehr Schäden durch die Änderungen der Lebensumstände erleiden als die gefährdeten Alten, die Zukunft der Heranwachsenden mehr zerstört wird als die in Kurzarbeit geschickten Arbeiter und und und. Dabei haben wir nur ein Problem: Das alles interessiert das Virus überhaupt nicht. Es wird nur seine Macht über unseren Alltag verlieren, wenn wir es systematisch ausrotten, und solange es kein Medikament und keine Impfung gibt, bleiben Tests vor Ausbrüchen und effizientes Tracing nach Ausbruch die einzigen wirksamen Methoden. 

Jeden Tag ändert sich in irgendeinem Bundesland wieder irgendwas, was nicht unbedingt mit der Zahl der Infizierten zusammenhängt. Mancherorts wurde mir zwischenzeitlich beim Restaurantbesuch ein Formblatt gereicht, auf dem ich Ankunftszeit und Adresse samt Telefonnummer und Email-Kontakt angeben sollte. Von meiner Begleitung musste nur der Vorname angegeben werden. So sammelte das Lokal stapelweise die Besucherzettel. Beim Friseur erwartet mich eine Überraschung. Ich werde nach hinten gekippt, und mir werden die gerade zu Hause gewaschenen Haare wieder gewaschen. Danach wird mir eine Adressenliste gereicht, in der ich mich mit meinen Daten eintragen muss. Bei der Gelegenheit hätte ich leicht nachsehen können, wer alles schon an diesem Tag beim Friseur war. Das scheiterte aber daran, dass alle vorherigen Besucher sich mit ihren Handschriften eingetragen haben, die kaum leserlich waren. Von einer jungen Frau erfuhr ich, dass sich ihre Bekannten einen Spaß daraus machen, irgendwelche Fantasienamen und falsche Telefonnummern herauszugeben, weil dies weder beim Friseur noch im Restaurant überprüft wird.

Dieser Papierwust soll im Falle der zufälligen Entdeckung eines Infizierten dann helfen, seine Kontakte zu finden. Ich stelle mir vor, mit welchem Aufwand das Gesundheitsamt dann in diesen Stapeln, die da pro Tag anfallen, die richtigen Kontaktpersonen herausfinden muss. Das alles ist aber erlaubt. Wenn diese Daten aber elektronisch abgegeben werden und es schon eine funktionierende Tracing-App gäbe, dann würde dies nach gerade gültiger Definition des Datenschutzes nicht erlaubt sein. Also: Die gleichen Informationen per Papier herumreichen, ist erlaubt, sie von per App weiterzugeben, ist nicht erlaubt. Deutschland 2020, die Nation, die alles besser kann. Schade, dass das Virus sich nicht darüber totlachen kann. 

Müssten Tests nicht mehr als 10 Dollar kosten?

Über das hilflose Gequäle einer funktionierenden App, die zuverlässig anzeigt, wenn ein Corona-Infizierter einem Nichtinfizierten zu nahe kommt, will ich hier weiter nicht eingehen. Zu unklar ist, ob und wie das zuverlässig funktioniert und welchen Anteil die Entwickler und welchen die Politiker haben, dass dieses elektronische Frühwarnsystem nicht vorankommt.

Das darf aber nicht bedeuten, dass dadurch die Tests eingeschränkt bleiben. Im Gegenteil: Ohne Tracing-App müsste umso mehr getestet werden. Auch wenn das bei einer 83-Millionen-Bevölkerung und neun Nachbarstaaten aufwändig erscheint. Der Wirtschaftsnobelpreisträger und frühere Chefvolkswirt der Weltbank, der US-Amerikaner Paul Romer, hat für die USA durchgerechnet, was es kosten würde, die 330 Millionen Amerikaner so oft zu testen, bis alle Infizierten herausgefiltert würden. Er kam auf zirka 100 Milliarden Dollar. Angesichts der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verwerfungen eine gute und richtige Investition. Auf Deutschland umgerechnet, wären das 25 Milliarden Euro. Angesichts der kaum noch abzuschätzenden Milliardenprogrammen und Hilfszahlungen eine Summe, die sich schnell amortisiert hätte. Aber darüber diskutiert keine Talkshow. Romer ist davon überzeugt, dass Tests nicht mehr als 10 Dollar kosten müssen und dass es in den USA möglich wäre, bis zu 30 Millionen Menschen pro Tag zu testen, wenn Bürokratie und Regeln der Bekämpfung des Virus untergeordnet werden. 

Es bleibt das Unverständnis, warum das Robert-Koch-Institut die Massentests behindert und anfangs die Obduktion der an Covid-19 Verstorbenen untersagt hat. Es bleibt das Geheimnis der Politiker, warum sie diese beiden „Empfehlungen“ nicht hinterfragt und geändert haben, die sichtbar die Erforschung dieser Pandemie behinderten. Dafür haben sie sich auf einen undurchsichtigen Zahlensalat verlassen und sich auf Lockdown und Erleichterungsmaßnahmen eingelassen, deren Sinn kaum noch verstanden wird. Neben allgemeiner Verunsicherung haben sie vor allem Angst geschürt, Angst vor Mitmenschen, Angst vor einem mäandernden Virus und Angst von der Zukunft. Die tägliche Botschaft des RKI, das oberste Ziel müsse es sein, die Infizierten von den Nichtinfizierten zu trennen, wurde nicht in Taten umgesetzt. Und auf internationaler Ebene erstickte der Aufruf des WHO-Chefs Tedros Adhanom Ghebreyesus unter dem Propagandakrieg, den China und Trumps USA führten. Die Leidtragenden sind die Erkrankten in aller Welt.

Zurück zu dem Gefühlsausbruch des alten Mannes in Gera, der nicht mehr zu seiner schwerkranken Frau kam. Die Berichterstattung darüber wurde dominiert von dem Hassausbruch eines Demonstranten, der Bundeskanzlerin Merkel und die öffentlich- rechtlichen Medien für das Elend verantwortlich macht. Kein einziger Sender kam auf die Idee, zu hinterfragen: Warum wird der Mann und werden die Bewohner des Pflegeheimes seiner Frau nicht auf das Virus getestet? Danach wäre ein Besuch jederzeit möglich. Und nicht nur dieser alte Mann, sondern zehntausende von Alten und Kranken müssten nicht alleine leben, leiden und sterben, tausende von kleinen Kindern könnten in ihrer vertrauten Gruppe spielen, hunderttausende von Schülern wie in Neustrelitz normalen Unterricht erleben und Millionen von Arbeitnehmern sich frei an ihrem Arbeitsplatz bewegen.

Foto: Achgut.com

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Leserpost

netiquette:

W.Straub / 04.06.2020

Pandemie ist falsch. Sie sind leider auf die merklsche Ausdrucksweise hereingefallen . Richtig ist E p i d e m i e , da das Viurs nur eine geringe Personenzahl erfaßt hat und nicht das ganze ( griechisch p a n) Volk ( grieschis d ä m o s )

sybille eden / 04.06.2020

Lieber Herr Ederer, diese Zustände sind meines Erachtens in Deutschland das Ergebniss einer totalen “durch-ideologisierung” der Politik und Gesellschaft. Wen das “Primat der Politik” eine derartige alles durchdringende Herrschaft besitzt, bleibt auch der nüchterndste, pragmatische Lösungsansatz auf der Strecke. Von Improvisierten Ideen und Lösungen ganz zu schweigen. Das Land ist derartig ideologisch verkrustet, daß es bei der nächsten Krise nicht anders sein wird , und die politisch-medialen “Jubelmerkeler"werden weiter jubeln. Ein zutiefst erkranktes Land, aber nicht an Corona.

Gustav Nesemann / 04.06.2020

Die Problematik der Tests wird hier stillschweigend übergangen, und zwar mit allem Getöse, das sich sonst um dieesn Virusa dreht. Es ist längst bekannt, dass der Test nicht zertifiziert ist, weil er falsche positive Ergebnisse zeigt, d.h. bei 200 Tests werden 3 falsch positiv getestet. Und dies mit allen Konsequenzen für falsch Getestete und deren Umgebung, mit völlig unnötigen weitreichenden Quarantänemaßnahmen. Und alles das, weil der Test in den Status eines unfehlbaren Heiligen erhoben wird. Es wäre viel sinnvoller zuzugeben dass die Krankheit im Gegensatz zur Propaganda nicht viel mehrals eine Grippe ist, dass aber durch die geplante Angstepidemie viele Menschen in solche Panik versetzt wurden, so dass sie sich an der Nase herumführen lassen. Impfstoffe gegen Coronaviren werden schon seit 40 Jahren vergeblich gesucht. Aber diese Epidemie ist bei weitem nicht so tödlich wie die von 2017/18. Praktisch ist sie schon erloschen. Die tägliche Propaganda der Infiziertenzahlen aber verschweigt, wie viele Betroffene wirklich ernsthaft krank wurden. Und das sind nur sehr wenige, die mehr als ein leichtes Unwohlsein verspüren.

Gudrun Meyer / 04.06.2020

Sie äußern sich über eine Tracing-App, als wäre diese etwas Gutes. Bei einer wirklichen Seuche, z.B. Ebola, wäre sie ein kleineres Übel, das von den Vernünftigen begrüßt würde. Gegenüber einer Infektion, die erkältungs- bis grippe-ähnlich verläuft, an der unter 1% der Patienten insgesamt und selbst von den fast immer vorerkrankten, über 80-jährigen Patienten weit unter 20% sterben, ist eine solche App ein unnötiges Überwachungsinstrument. Der Lockdown war von Anfang an überflüssig. Abstände in der Öffentlichkeit einhalten, sich viel die Hände waschen und in Geschäften, Öffis und am Arbeitsplatz einen Coronaschleier tragen, das hätte genügt, um das Anfangsziel zu erreichen, laut dem die Infektionsnetze sich zeitlich hinausschieben müssten, damit zu jeder Zeit genug Intensivbetten frei wären. Erst später kam der ominöse R unter 1 in Mode, und nachdem er sich einen Monat lang konstant unter 1 gehalten hatte, hieß es auf einmal, die “Schutzmaßnahmen” müssten erhalten und mit mehr Überwachung angereichert werden, bis ein Impfstoff bereit stehe. Was ist die nächste Bedingung dafür, ruinöse und bisher unzureichend gelockerte “Maßnahmen” endlich aufzugeben, und sie auch nicht Anfang 2021 wegen der nächsten Grippe wieder einzuführen? Die gänzliche und weltweite Sicherstellung, dass es nie mehr eine Infektionskrankheit durch Viren oder Bakterien, nie mehr einen Befall durch parasitische Ein- oder Vielzeller geben kann? Was sind das für Vorstellungen?! Und wie können Politiker Leute, die für Grundrechte demonstrieren, als “rechte Verschwörungstheoretiker” oder “Spinner”  beschimpfen, ohne ausgelacht zu werden? Nur Wolfgang Kubicki hat öffentlich darauf hingewiesen, dass die angemahnten Rechte keine Gnadenerweise durch die herrschende Clique sind. Die meisten seiner Kollegen scheinen genau das zu meinen. Die unbefristete Aufrechterhaltung zumindest einiger “Schutzmaßnahmen” ist sicher eine größere Gefahr als das Virus selbst.

Jürgen Probst / 04.06.2020

Im Gegensatz zu manch anderen Beiträgen zu diesem Thema bei Achgut ist dies ein konstruktiver, erhellender Beitrag. Ideologiefrei, sachlich.

Rainer Berg / 04.06.2020

Ganz einfach, würden Tests ergeben, dass die Zwangsmaßnahmen der Regierung nicht erforderlich sind, kämen sicher vermehrt Fragen auf, warum sie dann verordnet wurden. Und das gerade jetzt, wo die Wahlprognosen für die Regierungsparteien nach oben gehen…

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