Alte Übung nicht nur für Präsidenten sondern für viele Politiker bei Sonntagsreden! Nach der alten Weisheit "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?!?" werden regelmäßig Reden gehalten, deren primärer Zweck es ist erstens die Belesenheit des Sprechers und seine philosophischen Qualitäten zu illustrieren und zweitens mit den geäußerten Ansichten beim Publikum einen guten Eindruck zu hinterlassen. So kann man also mühelos in der Ukraine den Nationalismus als Antrieb für eine Revolution loben, während man sich bei anderer Gelegenheit als Retter der Demokratie inszenieren will und den Nationalismus (wäre wohl eigentlich eher Patriotismus), verbunden mit anderen negativ konnotierten Begriffen, als amoralisch diskreditiert. Wenn dies auch noch eine Verunglimpfung des innenpolitische Gegners beinhaltet, ist das aus Sicht der Regierenden sicher noch ein positiver Nebenaspekt einer solchen Rede, auch wenn die parteipolitische Neutralität des Bundespräsidenten sich vielleicht nicht unbedingt mit einem solchen verkappten Wahlkampfauftritt vereinbaren lässt.
Daran habe ich mich schon gewöhnt. Das was unsere politische Klasse gerne bei kritisch betrachteten Regimen anmahnt will man im eigenen Land nicht hören. Große Töne über die Presse- und Demonstrationsfreiheit Richtung China, Russland, Türkei und zum bösen Trump. Zuhause dann aber sofort Gegendemonstrationen unterstützen und organisieren wenn eine kritische Opposition demonstriert. Störungen und Behinderungen von Demos zulassen und wegsehen. Was Steinmeier tut ist also völlig normal. Eine noch mächtige Gruppe bestimmt die Richtung und gibt vor, wer schützenswerte Opposition ist und wer die zu bekämpfenden "Populisten" sind. Die Sonntagsreden müssen so zwangsläufig gelegentlich sich selber widersprechen. Die haben kein Problem sich beim Rasieren im Spiegel in die Augen zu sehen.
Was für die Ukraine gilt, gilt noch lange nicht für die eigene Bevölkerung. Man kommt aus dem Staunen (gelinde gesprochen) über unsere Politiker gar nicht mehr heraus. Merken sie - und in diesem Fall unser BP - gar nicht mehr, was sie da manchmal an Widersprüchen von sich geben oder haben sie sich inzwischen so in der seit 2015 völlig entgleisten Politik verheddert, dass sie vieles selber nicht mehr verstehen, was sie bei ihren offiziellen Auftritten zum Besten geben.
Das ist nicht mehr mein BP, ich machs wie Özil, ich hab es auch einen anderen BP, weiss nur nocht nicht, nehm ich den von Polen oder den von Ungarn, kann mich gar nicht entscheiden! LOL
Das ist zuallererst ein dummes Gefasel hinter einem intellektuellen Deckmantel. Otto Normalverbraucher kann damit nichts anfangen. Herr Steinmeier sollte sich vielleicht mal bei Papa Heuss oder Helmut Schmidt umschauen. Die hat man verstanden, ohne um die Ecke denken zu müssen.
Der Hauptzweck und die größte Schwierigkeit der Regierung ist es, die individuelle Armut zu erhalten.
"Wer, wie der Bundespräsident es tut, Hannah Arendt nur in der Ukraine auspackt, sie jedoch in die Schweiz oder gar zu sich nach Hause nur als geheime Verschlusssache im Diplomatengepäck mitnimmt, der sollte lieber etwas ganz anderes tun: Die eigenen verquasten Aussagen ganz weglassen und einfach den gesamten Text der Hannah Arendt überall verlesen, immer wieder, und dann auch selbst danach handeln. Auf die eigene Gefahr hin, dies könne am Ende auf etwas ganz anderes hinauslaufen als alle die bisherigen präsidialen Reden: die Freiheit der Bürger – eine gewisse Renitenz." Vielleicht sollte dem BP ans Herz gelegt werden, daß er seinen Posten räumt ? Das ist ja nicht zu fassen.
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