Vielen Dank für die Literaturempfehlungen. Der Empfehlung für Axelle Kalou’s Buch schließe ich mich ausdrücklich an! “Auf Kosten der dritten Welt?” kenne ich nicht - werde mich aber danach auf die Suche machen. Dafür hat Ihr zutreffender Artikel ausreichend motiviert. Ich möchte die Liste gerne verlängern um: “Die Mitleidsindustrie” von Linda Polmann, “Die unterste Milliarde” von Paul Collier und natürlich auch Volker Seitz mit “Afrika wird armregiert “. Letzterer ist auf der Achse ja kein Unbekannter ...
Die Schuld bei anderen zu suchen ist ein Entwicklungshemmnis par excellence. Interessant sind dabei die Ausnahmen im asiatischen Kulturraum. Das in fast allen “Entwicklungsländern” weitverbreitete debattenfeindliche und fortschrittsfeindliche Konzept des Gesichtsverlustes gibt es zwar in Japan auch, der Unterschied, dort werden von Verantwortungsträgern (sogar öffentlich) Fehler zugegeben und Einsicht ist überall auf der Welt der erste Weg zur Besserung. Nicht, “it’s the colonial heritage, sir”. Auch in Indien wird ausgesprochen pragmatisch an die Sache herangegangen. Anstatt das von den Engländern zur Ausbeutung installierte Bahnsystem verfallen zu lassen (siehe DDR die Bürgerhäuser) oder gar der Symbolik wegen zu zerstören (siehe die vormuslimischen Relikte im mittlerer Osten), wird es als Volkstransportmittel erhalten und ausgebaut. Nur eines von vielen positiven Beispielen aus diesem Land, wie mit dem kolonialen Erbe umgegangen werden kann. Ein Positivbeispiel aus Afrika fehlt mir noch…, wer kennt eines?
„Jetzt kommt die Welt zurück nach Europa“. Weil: „Die Europäer haben die koloniale Welt unterentwickelt hinterlassen, dadurch entsteht eine Notlage, ein wirtschaftlicher Engpass, der dann die Menschen dazu drängt, ihr Land zu verlassen und sich nach Europa zu flüchten.“ -Wir hätten also die Kolonien länger behalten sollen, dann hätten wir sie nicht unterentwickelt zurücklassen müssen? In der damaligen Zeit WAREN sie ja (durch die Kolonialherren) nicht unterentwickelt, wie der Autor ganz richtig beschreibt. Wenn Herr Reinhard, wie im obigen Zitat, solche Widersprüche formuliert, dann muss er sich fragen lassen, ob er Afrikaner für dümmer hält als Chinesen oder Inder. Und vor allem, WARUM? Ist es nicht rassistisch, den Afrikanern zu unterstellen, dass sie allein nichts auf die Reihe bekommen? Hätten wir keine Kolonien gehabt, was wäre dann? Wäre Afrika immer noch abgeschieden? Und wären die durch die Kolonialherren geweckten Begehrlichkeiten vielleicht gar nicht erst entstanden? Oder hätte sich das Land ohne Kolonialherren ganz von selbst in der Neuzeit eingefunden und niemand müsste jetzt “fliehen”? Fragen über Fragen, deren Beantwortung unmöglich und darum müßig ist. Und auch unnütz. Denn in Afrika muss sich die Mentalität ändern, damit sich das Land selbst am Schopf aus dem Sumpf ziehen kann. Und die Mentalität können WIR nicht für sie ändern. Man will westliche Errungenschaften, verhält sich aber wie im Busch, wenn man nur so lange arbeitet, bis der Magen gefüllt werden kann. Es fehlt an Weitsicht und Planung, an langfristigem, nachhaltigem Denken. Können wir ihnen das mit Geld beibringen? Kaum. Die einzige Möglichkeit wäre vielleicht tatsächlich eine Art Rekolonialisierung dieser Regionen - mit europäischen Verwaltungen, Ausbildern, etc. Natürlich mit dem Ziel, dass die Ressourcen der Länder ihnen selbst zugute kommen. Aber die afrikanischen Staaten wollen sich auch nicht fremdbestimmt werden. Dann sollen sollen sie aber auch sehen, wie sie allein klar kommen.
Es sind halt doch die türkischen Gastarbeiter, denen wir unseren Reichtum zu verdanken haben. Die haben ja schließlich schon unser Land nach dem Krieg wiederaufgebaut.
Wolfgang Röhl kann erzählen; beim Leser läuft ein lebhafter Film ab. Interesse und Problembewusstsein werden geweckt. Dass er Fragen stellt die nicht p.c. sind und p.c. Irrtümer hinterfragt, ist notwendig, wenn wir beim Thema Kolonialismus nicht weiterhin in teuren moralisch-mentalen Sackgassen steckenbleiben wollen. Rückständigkeit, Unfrieden und Genozide haben am Ende auch mit dem hemmungslosen Wirken marodierender islamistischer Banden zu tun, denen kontinuierlich Entwicklungshilfemittel aus aller Welt zufließen! - Das Glaubensbekenntnis von der “colonial heritage” taugt allenfalls noch als Stichwort für Parties von Salonsozialisten; es erklärt die Sinnlosigkeit und Ineffektivität der Entwicklungszusammenarbeit und löst kein Problem. Falsche Schuld-Moralapostel neigen im übrigen nicht zu Selbstkritik und haben keine Zeit zum Denken und Arbeiten frei, weil sie stereotyp mit dem Schuldzeigefinger hantieren. Dadurch werden machtvoll Fluchtgründe (UNHCR und Konsorten) geschaffen und eine mafiöse Schlepperindustrie mit vermeintlich altruistischen Motiven wird von den Gläubigen der Kolonial-Heritage-Religion zu Menschenrechtsaktivisten umetikettiert. Der “Fachkräftemangel” in Afrika und Maghreb wird nicht behoben. Und die Reparatur einer Klospülung durch Wolfgang Röhl könnte ihm leicht als neoklolonialistische Attitüde eines weißen Mannes ausgelegt werden. - Verkehrte, aber p.c. Welt!
Siegfried Kohlhammers Buch “Auf Kosten der Dritten Welt” mit einem ganz aufgeweckten nachwort von Rupert Neudeck übrigens, sollte Steidl dringend wiederauflegen. Wer die wirklich brillanten Analysen Kohlhammers lesen möchte und das Buch (das sehr gesucht ist) antiquarisch nicht erwischt, kann sich Kohlhammer-Artikel zu diesem Thema bei der Zeitschrift MERKUR im Klett-Cotta Verlag herunterlaen, muss aber etwas berappen. Die Artikel beim MERKUR sind Kondensate des Buches und daher jeden Cent wert! Sonst noch einschlägig und im Handel für 12 Euro: Hans Magnus Enzensbergers “Versuche über den Unfrieden”, wo die “auf Kosten der Dritten Welt”-These ebenfalls durch kritisches Denken zerbröselt wird. Enzensberger hat Afrika häufig bereist, und zieht hier ein sehr lakonisches Fazit nicht nur dieser, sondern auch seiner Erfahrungen auf Kuba, wo er eine ganze Zeit lebte. Die Einzelheiten des Kubanischen Desasters schildert Enzensberger in seinem Buch TUMULT - nicht zu verwechseln mit der Zeitschrift gleichen Namens, in der er gleichwohl für dieses sehr selbstkritische 68er-Buch werben ließ...
Dabei ist insbesondere die Frage nach dem Grund der Korruption bzw. Unfähikgeit zu stellen. Es ist primär eine Religion, die wir alle kennen, die zu Fatalismus und Lethargie bzw. Unselbstständigkeit führt. “Eine mächtige Religion entfaltet sich in allen Dinge des Lebens hinein und färbt auf jede Regung des Geistes, auf jedes Element der Kultur ab.” Jacob Burckhardt fügte noch hinzu: “Vor allem kann die Beschäftigung mit dem Jenseits das Diesseits völlig überschatten.” Diesem Schatten denkunlustiger Menschen, die sich durch Allah gleich Puppen an langen Fäden über die Erde führen lassen, begegnen wir heute an allen Ecken und Enden. Sie dürfen uns noch nicht mal als erste grüßen, selbst das wurde ihren befehlsempfangenden Gehirnen vorgeschrieben.
In Südafrika “holen” sich die ein Teil der Einheimischen die Farmen von den weissen Afrikanern zurück, die ihnen angeblich zustehen. Diese Farmen sind seit über 100 Jahren im Besitz der weissen Farmer. Die werden nun aufs brutalste abgeschlachtet und die Farmen verfallen dann….klar, bewirtschaften will man die ja nicht. Sehr informativ die Reportage: Farmland, auf youtube. Ich war zutiefst schockiert angesichts dieser Brutalität. Die Afrikanerin dort in dem Interview meinte dann, sie hätten jetzt 400 Jahre gewartet, dass sie ihr Eigentum zurückbekommen würden…nun würden sie es sich mit Gewalt holen. Ich habe wirklich Angst davor, dass diese Leute meinen, sie hätten irgendeinen Anspruch (quasi als Wiedergutmachung) in unserem Land.
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