“Schopenhauer kommt wieder” - wieso, der war doch nie weg? Das wusste schon Albert Einstein: “Schopenhauers Spruch „Ein Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will“, hat mich seit meiner Jugend lebendig erfüllt und ist mir beim Anblick und beim Erleiden der Härten des Lebens immer ein Trost gewesen und eine unerschöpfliche Quelle der Toleranz. Dieses Bewusstsein mildert in wohltuender Weise das leicht lähmend wirkende Verantwortungsgefühl und macht, dass wir uns selbst und die anderen nicht gar zu ernst nehmen; es führt zu einer Lebensauffassung, die auch besonders dem Humor sein Recht lässt. __ Aus: „Wie ich die Welt sehe“, in „Mein Weltbild“
Man kann trefflich darüber streiten, ob Schopenhauer ein großer Philosoph war, wenn man Philosophie als eine Art “Mathematik in Sprachform” versteht. Ohne Zweifel war er aber der erste - und damit zugleich größte - Psycholog. Die Philosophie hatte sich - bis Schopenhauer kam - mehr oder weniger nur mit dem “reinen Geist” beschäftigt, also den Menschen als vernunftsbegabtes Wesen betrachtet und dessen Möglichkeiten, die Welt zu erkunden kraft eben jenen Geistes. Schopenhauer richtet nun aber - in den Parerga vor allem - den Blick auf unsere Unzulänglichkeiten, ja, Dummheiten, die, wie er treffend erkannt hat, viel mehr über den Menschen aussagen als die eingebildete Stärke seines Geistes. Der Mensch ist dumm, er ist faul, er ist moralisch fragwürdig - und das trifft am meisten auf die zu, die sich für besonders geistreich, fleißig und moralisch hochstehend ansehen. Das macht Schopenhauer “aktuell”, denn nichts kennzeichnet unsere Gegenwart mehr als die Meinungsführerschaft der - sich selbst nicht als solche erkennenden - Dummköpfe und Dummschwätzer.
Herrliche Worte zum Sonntag. Auf dass die Hofzwerg*innen vor Empörung rot anlaufen und sich grün ärgern.
Danke dem Autor, dass er Schopenhauer, eine Art intellektueller Leuchtturm und Gegenpol zum Fuehlosophen Precht, die mehr als verdiente Ehre erweist. Man kann ihn, nicht Precht natuerlich, nur zur Lektüre empfehlen.
Mein Metzger Arthur Schopenhauer sagt zur Mediendemokratie, dass derjenige am längeren Hebel sitze, der die Wirkung des von ihm gewählten Mediums am präzisesten erkundet habe und einzusetzen wisse. Und genau daraus, schließt meine Hausmetzger - messerscharf - resultiere, dass Sie, Hans Hermann Tiedje, Ihr journalistisches Gnadenbrot in Euro am Sonntag fristen müssen, während Mediendeutschland für Dunja Hayali, Anne Will und Klaus Kleber die Sonnenplätze vor einem echten Millionenpublikum bereithält, hehe. Der bekannte Medien-Philosoph Arthur Schopenhauer sagt übrigens, dass sich über solche Selbstverständlichkeiten nur sittlich nicht hinreichend gefestigte Mtimenschen aufzuregen vermöchten. - Wünsche also frohgemut einen entspannten Sonntag mit Dr. Schopenhauer!
Kalter Kaffee. Bereits vor über zwanzig Jahren konnte man auf dem lustigen Album “Lauschgift” der Fantastischen Vier am Ende des Werks eine alte Aufnahme von Einstein bewundern, der über Schopenhauers Wort folgendes beizutragen hatte: “Ich Glaube nicht an die Freiheit des Willens. Schopenhauers Wort: ‘Der Mensch kann wohl tun was er will aber er kann nicht wollen was er will’ begleitet mich in allen Lebenslagen und versöhnt mich mit den Handlungen der Menschen, auch wenn sie mir recht schmerzlich sind. Diese Erkenntnis von der Unfreiheit des Willens schützt mich davor, mich selbst und meine Mitmenschen als handelnde und urteilende Individuen allzu ernst zu nehmen und den guten Humor zu verlieren”. [abrufbar unter Youtube unter “Albert und die Philosophie”]. Aber ist ja schön, dass dieses Revival langsam mal im ‘Mainstream’ ankommt.
Ein weiteres Zitat Schopenhauers beleuchtet das Elend der heutigen “Intelligenz”: Der gesunde Verstand kann einen großen Teil der Bildung ersetzen. Aber keine Bildung kann den gesunden Verstand ersetzen.”
Herr Tiedje, warum schreiben Sie nicht konsequent Arzt*Innen? Da erst kommt doch der ganze Schwachsinn ans Tageslicht. Schopenhauer hätte die Vollidioten genau so vorgeführt.
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