Der Bundeskanzler verblüfft mit der Aussage, er habe früher als andere vorausgesehen, dass Putin uns mit Gaslieferungen erpressen werde. Hat er da vielleicht wieder etwas vergessen?
War absehbar, dass Kreml-Chef Wladimir Putin Energielieferungen als Waffe einsetzen könnte? „Ich war mir immer sicher, dass er das tun würde“, so Bundeskanzler Olaf Scholz am Dienstag beim Maschinenbau-Gipfel in Berlin.
Eine überraschende Aussage, ist doch nicht bekannt, dass Scholz während seiner Tätigkeit in Merkels Kabinetten (2007 bis 2009 als Arbeitsminister und 2018 bis 2021 als Finanzminister und Vizekanzler) gegen den Kurs der Kanzlerin opponiert hätte, der Deutschland in die Abhängigkeit von Putin führte. Selbst als er längst ihre Nachfolge angetreten hatte, verteidigte Scholz den Bau der Pipeline Nord Stream 2 („ein privatwirtschaftliches Vorhaben“). Und die Frage stellt sich: Wenn Scholz wirklich, wie behauptet, einschlägige Befürchtungen gehegt hätte, warum hat er uns dann mit in die Abhängigkeit von einem Diktator geführt?
Nun klopft er sich selbst für seine vermeintliche Weitsicht, von der außer ihm niemand wusste, auf die Schulter. Er habe sich „schon im Dezember die Frage gestellt und an meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ weitergegeben, „was passiert eigentlich, „wenn Russland kein Gas mehr liefert“. Er will also sich selbst und anderen „die Frage gestellt“ haben, was passieren würde, war sich aber gleichzeitig „immer sicher“.
Und nicht nur das: „Das war, ich glaube, das kann man hier sagen, zu einer Zeit, als die Allermeisten das nicht für wahrscheinlich gehalten haben, aber ich habe es für möglich gehalten.“
Alle naiv, außer Olaf!
Ein Gedächtnis wie ein Sieb
Indes – könnte es sein, dass den Regierungschef einmal mehr sein notorisch schlechtes Gedächtnis getäuscht hat? Beim Thema Impfpflicht etwa äußerte sich Scholz im August und September 2021 mehrmals ablehnend – „Wir haben keine Impfpflicht und wir wollen sie auch nicht einführen.“ (hier); „Ich finde, es wäre falsch, wenn jetzt eine Debatte beginnt über Impfpflichten und ähnliches…“ (hier); „Also erstens bin ich gegen eine Impfpflicht…“ (hier) –, nur um dann im Januar 2022 zu behaupten: „Ich habe die ganze Zeit gesagt, dass ich für eine Impfpflicht bin, und ich bleibe dabei.“ (hier)
Darüber hinaus sind seine Auftritte vor dem Untersuchungsausschuss zur Steueraffäre der Warburg-Bank unvergessen (welch Wort in diesem Kontext!), bei denen er, um es vorsichtig zu formulieren, wenig bis nichts zur Aufklärung des Skandals beitrug. „Ich habe keine eigene Erinnerung.“ „Ich habe keine detaillierte Erinnerung." „Das weiß ich nicht.“ „Ich kann mich nicht erinnern.“ Und so weiter und so fort, innerhalb einer Stunde mehr als 20-mal.
Laut Neurologen spielen beim Prozess des Merkens Gefühle eine große Rolle. Wir speichern vor allem das, was uns an einem Erlebnis interessiert. Je stärker unsere emotionale Beteiligung, desto dauerhafter die Speicherung. Und gerade Emotionen sind beim „Scholzomaten" ohne jeden Zweifel nicht sehr ausgeprägt, daher ist es möglich, dass sein Gehirn umgehend löscht, was ihn kaltlässt. Das wäre eine Erklärung für das Scholz’sche Gedächtnis, das eben oft nur von zwölf bis Mittag reicht.
Die andere Erklärung wäre folgende: Olaf Scholz lügt.