Ob diese uneingeschränkte und sachkundige Begeisterung für eine hervorragende künstlerische Leistung bei uns in Deutschland auch möglich wäre? Ein großartiger Sänger wie Placido Domingo mit einer nicht nachlassenden Präsenz und Strahlkraft über viele Jahrzehnte hinweg sollte immer hinsichtlich seiner künstlerischen Leistung bewertet werden, und diese Würdigung darf nicht durch einen unbewiesenen und fragwürdigen Verdacht beeinflusst werden. Das haben die Österreicher offensichtlich so gesehen.
Ich wünschte, meine Lehrerin für Mathematik hätte mich, als ich 15 war, “sexuell belästigt”. Dann hätte ich fast 40 Jahre danach einen Grund zur Strafanzeige gehabt, obwohl ich damals aus der Sicht eines Heranwachsenden auf die attraktive Frau einfach nur notgeil war. Ich denke, ich war damals auch nicht sooo schutzbedürftig. Aber selbst wenn, die wird wohl keine internationale Gesangs-, Politik- oder Hollywoodkarriere gemacht haben. Klagen also sinnlos. Ironie Aus. @ J.Palczer, ja Domingo kann auf Ihren Beifall verzichten. Unverzichtbar ist die Unschuldsvermutung und ein paar andere elementare Rechtsgrundsätze wie etwa die Verjährung, zumindest bei uns in Deutschland. In den USA etwa bleibt jeder amerikanische Angriffskrieg mit Napalmbomben (Vietnam) straflos, während die “Sittlichkeitsverbrechen”, vgl Roman Polanski, auf ewig verfolgbar bleiben. Who cares? Wenn kümmert´s ?
Schluss: Denunziation und Rufmord scheint inzwischen wieder zu einer Lieblingsbeschäftigung - auch leider erneut von Deutschen - geworden zu sein.
Danke, als Österreicherin macht mich diese Bewertung stolz !
Ach ja, “die” Ösis! Ich liebe ihre entspannte Art; würde am liebsten in ihr Land auswandern - wenn ich hier nicht soziale Kontakte hätte und als Zugewanderte wohl nicht mehr so gern gesehen würde wie als Touristin - was ich durchaus verstehen könnte! Ich glaube, wenn alle Deutschen, die derzeit von der deutschen Politik die Nase gestrichen voll haben und nach Österreich auswandern wollten, wären meine geliebten Nachbarn bald eine Minderheit im eigenen Land - wie wir auch in spätestens 20/30 Jahren, wenn die Muslime in der Mehrheit sein werden. Zum Thema: Diese Mee -too- Kampagne ist mir äußerst suspekt; warum ist den Frauen nicht schon vor 5 oder 10 Jahren eingefallen, sich zu Wort zu melden? Warum erregen sie sich über jemanden, der ihnen vor 30 (!) Jahren vielleicht zu nahe gekommen ist? Warum hingegen kein Wort über übergriffige “Goldstücke” und “Geschenke” - also Vergewaltiger und Mörder, die vielen “normalen” Frauen hier seit mindestens 5 Jahren das Leben unerträglich gemacht haben, dafür sorgen, dass sie sich in einigen Gegenden nicht mehr auf die Straße trauen können oder Begegnungen mit diesen kulturfremden Männern nicht überleben? Ich habe den Eindruck, dass sich bei dieser Kampagne manche nun in die Jahre gekommenen Frauen - die sich möglicherweise gegenüber den nun attackierten berühmten Männern vor Jahrzehnten nicht unabgeneigt gezeigt haben - einfach nur rächen und Aufmerksamkeit erzielen wollen, die sie nun im gehobenen Alter sonst nicht mehr bekommen. Da ich selbst eine ältere Frau bin (mein Name ist verräterisch) und 4 Jahrzehnte fast nur mit Frauen zusammengearbeitet habe, glaube ich mir ein Urteil darüber erlauben zu können, wie manche von ihnen ticken, wenn es um Männer geht… Und das ist schon manchmal mehr als peinlich! Ich freue mich, wie Placio Domingo gefeiert wurde - rate ihm aber ab, im moralinsauren Deutschland aufzutreten, wo er auch noch damit rechnen muss, ausgebuht und mit anderen Dingen als roten Rosen beworfen zu werden.
@J. Polczer. “Mir ist durchaus bewusst, dass die Belästigung von Frauen in den Augen vieler Männer kein allzu schlimmes Verbrechen darstellt”. - Nein, sie stellt überhaupt kein Verbrechen dar. Sie gehen mir zu sorglos mit dieser enorm schwerwiegenden Kategorie von Tatbeständen um. Die wiederholte Belästigung durch einen Mann ist für Frauen (bin selber eine) - wie der Begriff schon impliziert - im schlimmsten Falle echt lästig, und man tut gut dran, dies dem Belästiger umgehend deutlich mitzuteilen. Als junge Frau bin ich zweimal von einem Mann überfallen worden; leider nicht wegen Handy oder Geld, sondern aus sexuellen Motiven. Nur unter Aufbietung all meiner Kräfte kam ich in beiden Fällen “ungeschoren” davon. Hier ist es ganz sicher nicht mehr legitim, von einer Belästigung zu sprechen. Dennoch würde ich nicht einmal einen der beiden Vorfälle als “schlimmes Verbrechen” einordnen wollen. Unter Letztgenanntem verstehe ich persönlich weit eher Mord, sexuellen Missbrauch oder Misshandlung von Kindern, und etliches andere, hier Ungenannte, mehr. - Manchmal hat man den Eindruck, dass der westliche Mann bald nicht mehr weiß, was er darf, was er sollte und was nicht. Dabei macht es ihm die oft sehr freizügige Kleidung von Frauen zusätzlich schwer. Man sollte eben nicht vergessen, dass auch westliche Männer schließlich “nur” Männer sind, Herrschaftszeiten. Was das jüngst in so prominente Position gerückte Belästigungsthema angeht, könnte man gar vermuten, dass es um die diesbezügliche Resilienz der westlichen Frauen einfach etwas mau bestellt ist. Wie sich immer wieder zeigt, können gerade Schneeflöckchen viel Krach machen. Dennoch steht wohl außer Frage, dass Frauen - in der westlichen Welt zumindest - mehrheitlich so stark sind wie nie zuvor.
Auch schlimme Verbrechen verjähren strafrechtlich, ausser die allerschlimmsten (u.a. Völkermord). 30 Jahre zurückliegende Ereignisse sollten deshalb auch der moralischen Verjährung unterliegen. Derjenige Mensch, der vor 30 Jahren etwas vielleicht strafrechtlich Relevantes getan hat, und seither nichts mehr in dieser Richtung, ist heute ein anderer Mensch und sollte deshalb nicht für etwas solange Zurückliegendes moralisch zur Verantwortung gezogen werden.
@Polczer - Sie waren also dabei? Sie können die Aussagen der Damen bestätigen, dass es tatsächlich so und nicht anders passiert ist? - Nein? Gut. Dann gilt auch für Herrn Domingo solange die Unschuldsvermutung, bis etwas anderes bewiesen wurde. Schönen Tag noch.
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