Hans-Jörg Jacobsen, Gastautor / 02.04.2020 / 15:00 / Foto: Mmz khan / 24 / Seite ausdrucken

Rettet „Bio“ das Klima? Eher nicht.

Vor ein paar Tagen kam das neue Heft der Stiftung Warentest, interessant, weil ich die Anschaffung eines Mähroboters ins Auge fasse. Dann, Seite 9, eine Meldung (in grüner Schrift) springt ins Auge: „1,5 Millionen Tonnen CO2 spart Ökolandbau in Deutschland pro Jahr, durch Verzicht auf konventionelle Anbaumethoden ein. Quelle: Bundesministerium für Umwelt“. Nanu, denke ich, dieses Ministerium und seine nachgeschaltete Behörde, das Bundesumweltamt, sind ja schon – siehe gescheiterte Klimawende – des Öfteren durch Pech beim Rechnen aufgefallen, also recherchiere ich nach.

Auf der Webseite des Ministeriums ergeben die Suchworte „Öko-Landbau“ und „Klima“ keinen Treffer. Ich finde dann eine Broschüre zur Klimapolitik, die enthält diese Aussage aber auch nicht. Immerhin kann man dieser Broschüre auf Seite 43 entnehmen, dass „die Landwirtschaft 2017 mit 73,1 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten einen Anteil von 8,1 Prozent an den deutschen Gesamtemissionen (hatte).“ Dabei ist nicht klar, ob es sich um die Netto- oder Bruttoemissionen handelt, denn Land- und Forstwirtschaft sind die einzigen Wirtschaftssektoren, die durch die Pflanzenproduktion mittels Photosynthese der Atmosphäre auch CO2 entziehen. Auf Seite 46 ist dann aber zu lesen, dass die Senken in den Bereichen Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft „bisher nicht in die Bewertung zur Erreichung der nationalen und europäischen Klimaschutzziele einbezogen (wurden).“

Begründet wird dies folgendermaßen:

„Dies liegt sowohl an methodischen Schwierigkeiten bei der Erfassung der Speicherwirkung als auch an der Möglichkeit unvorhersehbarer äußerer Einwirkungen auf die Speicherleistung von Böden und Vegetation, zu denen unter anderem Waldbrände und Insektenbefall zählen.“

Es wird im konventionellen Landbau mehr CO2 gebunden

Diese Begründung ist insofern etwas merkwürdig, weil in den beiden dazugehörenden Grafiken Zahlen genannt werden. Daraus ergibt sich, dass Wälder und Holzprodukte im Jahre 2017 etwa 15,2 Millionen Tonnen CO2 mehr gebunden haben, als die Bereiche Siedlungen, Feuchtgebiete, Grünland und Ackerland emittiert hatten. Immerhin wird angekündigt, dass die EU 2017 beschlossen hat, „dass die Emissionen künftig in der Zielsetzung berücksichtigt werden müssen und die Länder verpflichtet sind, den Erhalt des Sektors als Senke zu gewährleisten.“ Hoppla, ist den Autoren da das Wort „Emissionen“ nicht einmal zu viel in den Text geflossen, weil es so schön böse ist, und es müsste „Senken“ heißen? Eine Anfrage an das Ministerium ist gestellt, ich werde mich bei Erhalt der Antwort wieder melden.

Da die Öffentlichkeitsarbeit des Schulze-Ministeriums also wenig ergiebig war, gehe ich selbst auf die Suche und finde eine andere Aussage bei dem auch für andere grüne Agrarmythen sehr informativen Blog Agrarfakten. Die Autoren kommen bei dem Thema Öko-Landbau und Klima zu dem Schluss, dass „der effiziente und umweltverträgliche Landbau aus klimapolitischer Sicht dem Öko-Landbau eindeutig überlegen ist. Standörtlich vergleichbare Ökobetriebe emittieren die Hälfte des konventionellen Landbaus. Die klimapolitisch ausschlaggebenden THG-Salden liegen aber im konventionellen Landbau um mehr als 3 t CO2-Äq./ha höher als im Öko-Landbau.“

„Salden“ bedeutet: Es wird im konventionellen Landbau mehr CO2 gebunden. Selbst die sonst eher grün-betuliche ZEIT berichtete im Oktober letzten Jahres etwas differenzierter „Nur noch bio anzubauen, könnte dem Klima schaden.“ Ein entscheidender Faktor ist, dass ein geringerer CO2-Ausstoß im Öko-Landbau pro Fläche wohl möglich ist, angesichts der um bis zu 40 Prozent geringeren Erträge dies aber mehr als aufgefressen wird.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Werner Geiselhart / 02.04.2020

Seltsamerweise wird die Stromerzeugung durch Biomasse von den Energiewendern als “klimaneutral” bezeichnet. Da wird mit viel Aufwand, Energie und Dünger eine Monokulultur-Landschaft geschaffen, dessen Produkte mit hohem technischen Aufwand geerntet und mit niedrigem Wirkungsgrad verbrannt werden, um Strom zu erzeugen. Alle seriösen Rechnungen sehen darin eine negative CO2-Bilanz, nur die Wender sehen das anders. Mit der gleichen zwingenden Logik wird für E-Autos ein CO2-Ausstoss von 0g CO2 angenommen, weil der Strom, der kommt ja aus der Steckdose. Ich nenne das immer die neue linksgrüne Mathematik. Da kommen selbständig denkende Naturwissenschaftler und Techniker nicht einfach nicht gegen an, die Leidmedien werden das zu verhindern wissen.

Christopher Sprung / 02.04.2020

Die riesigen, sich ständig bewegenden Luftmengen rund um den großen Planeten lachen auch weiterhin über die 2% Deutschlands und den in diesen minimalen 2% ebenso geringen anthropogenen Effekt. Und Deutschland als Vorbild? Da lacht dann der Rest der Welt.

Wilfried Cremer / 02.04.2020

Die Diesseits-Ökoreligion geht bald heim ins Reich der Esoteriker, derweil die Oberwelt ihr Totenglöcklein läutet.

Bernhard Idler / 02.04.2020

Das durch die Feldpflanzen gebundene CO2 gelangt nach der Ernte beim Verbrauch oder Verrotten wieder in die Atmosphäre. Tatsächlich ergrünt die Erde durch den CO2-Anstieg und die zusätzliche Vegetation bindet CO2, aber eben kaum in der Landwirtschaft, ob öko- oder nicht. Ist aber insgesamt nicht relevant, weil der CO2-Gehalt der Atmosphäre für das Klima nachrangig ist, und weil ein erhöhter CO2-Anteil der Luft wünschenswert ist als Pflanzendünger. Diese ganzen theoretischen Erwägungen, was denn “klimafreundlicher” sei als das andere, sind sinnfrei, weil die Prämisse nicht stimmt. Aber an die hat man zu glauben.

Karl Eduard / 02.04.2020

Das Klima muß nicht gerettet werden, herrjeh. Sich auf die Ebene von solch hanebüchenem Dünnpfiff zu begeben, daß es ein Klima gibt, das um Rettung ruft,  und damit die Esoteriker zu bestärken, adelt Sie nicht gerade. “Klima: für ein bestimmtes geografisches Gebiet typischer jährlicher Ablauf der Witterung.”

Stephan Bujnoch / 02.04.2020

Hoffentlich kommen die Ökos jetzt nicht auf die Idee, die CO2 Bilanz pimpen zu wollen über den Ersatz von Traktoren durch Kaltblüter. Obwohl, so ein Pferd hat einen grottenschlechten Metabolismus. Es könnte also durchaus rauskommen, daß für das gleiche Arbeitsergebnis das tierische mehr CO2 emittiert als das technische Arbeitstier, was gar nicht so unwahrscheinlich ist, da das Pferd permanent, der Traktor nur im Einsatz emittiert. Ein geradezu öko-oszöner Gedanke!

Sebastian Weber / 02.04.2020

Sehr geehrter Herr Jocobsen, Ihre Ausführungen mögen zwar alle stimmen, aber sie sind “nicht hilfreich”. Hier geht es nicht um Fakten, sondern um Ideologie. Und da es sich um “grüne” Ideologie handelt, ist ein kritisches Hinterfragen in diesem unseren Gutmenschen-Deutschland nicht angebracht ...

Sabine Lotus / 02.04.2020

Sag ich doch: Die sind nicht weg. Die Nutzlosen sitzen in der Home-Office Quarantäne, beweinen ihren Unnutz, betteln um Spenden und tippen sich -durch diese Erkenntnis noch bockiger geworden- schon mal wieder warm. Andere sind jetzt schon wieder aktiv und mahnen Maskennäher ab. Ich denke, daß die nach dieser Krise noch idiotischer, schriller und lauter kreischen werden, damit jeder schnell vergißt, daß deren Nutzlosigkeit monatelang so schreiend offensichtlich war, daß es selbst den einen oder anderen Grüngläubigen grübeln läßt.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Hans-Jörg Jacobsen, Gastautor / 04.06.2020 / 06:15 / 53

Damenkollektion mit Aluhut

Die allseits bekannte und von der Evangelischen Kirche Deutschlands gerne mit fünf- bis sechsstelligen Honoraren bedachte Vandana Shiva machte den Anfang: Corona sei irgendwie die Folge von Gen-Sojya. Berufs-Aktivistin Shiva,…/ mehr

Hans-Jörg Jacobsen, Gastautor / 26.05.2020 / 15:00 / 19

Biogärtner sein ist schwer

Als wir vor fast 30 Jahren unser Haus in der Region Hannover bezogen, freute ich mich auf meinen ersten eigenen Garten und wollte alles richtig…/ mehr

Hans-Jörg Jacobsen, Gastautor / 11.04.2020 / 06:11 / 87

Ist es an der Zeit, den Hund zu essen?

Also, ich muss gestehen: Den Klimawandel gibt es wirklich, denn das Klima hat sich immer gewandelt, wenn es stillstehen würde, müsste man sich Sorgen machen.…/ mehr

Hans-Jörg Jacobsen, Gastautor / 10.01.2019 / 10:00 / 11

„Ohne Gentechnik“, ohne Verstand, aber mit SPD

Wenn die Spitze einer Partei nicht auf ihre Mitglieder und Wähler hört und sich selbst genug zu sein scheint, ist das ihre Sache, mit allen…/ mehr

Hans-Jörg Jacobsen, Gastautor / 12.10.2018 / 11:00 / 14

WHO: Fahrverbote für Windräder!

Wer erinnert sich nicht an den in die WHO-Unterorganisation IARC eingeschleusten Herrn Portier, der sich von Beutegreiferanwälten dafür bezahlen ließ, Glyphosat als „probably carcinogenic“ einzustufen? Alles,…/ mehr

Hans-Jörg Jacobsen, Gastautor / 03.08.2018 / 06:25 / 33

EuGH-Gentechnik-Urteil: Lacht sie in Grund und Boden!

In einem seiner Songs hat Herbert Grönemeyer die Zeile „wir werden in Grund und Boden gelacht“ untergebracht. Er begründet in diesem Song seine Hypothese, nach der…/ mehr

Hans-Jörg Jacobsen, Gastautor / 12.10.2017 / 06:10 / 3

Was ist heute Gentechnik – und was nicht?

Von Hans-Jörg Jacobsen. Mutter Natur ist eine Schlampe, sie arbeitet nicht sehr präzise. Nehmen wir als Beispiel mal die Zellteilung: Vor jeder Zellteilung muss die…/ mehr

Hans-Jörg Jacobsen, Gastautor / 24.04.2017 / 12:00 / 11

Die Grünen und der „March for Science“: Alle mal zurücktreten

Von Hans-Jörg Jacobsen. Eines muss man Donald Trump lassen: Mit seinen geplanten Kürzungen des Budgets der US-Umweltbehörde EPA und in der medizinischen Grundlagenforschung am NIH…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com