Gastautor / 26.03.2021 / 13:00 / Foto: Pixabay / 51 / Seite ausdrucken

Republikflüchtlinge II: Feindbild Urlauber

Von Frank W. Haubold.

Nur Stunden, nachdem sich die Bundeskanzlerin zu einem Teilrückzieher in Sachen „Osterruhe“ gezwungen sah, trieb die Bundesregierung, assistiert von willfährigen Erziehungsmedien, die nächste Kampagne voran.

Diesmal soll es jenen Bürgern an den Kragen gehen, die sich erfrechen, ihre verbliebenen Möglichkeiten zu einer Verschnaufpause vom alltäglichen Wahnsinn dieses Gemeinwesens zu nutzen. Angeblich ginge es nicht an, dass Menschen einfach so nach Mallorca fliegen, während sie zu Hause nicht einmal in abseits gelegenen Ferienwohnungen Urlaub machen dürfen.

Das ist nicht einmal falsch, nur dass letzteres der eigentliche Skandal ist, während ersteres eine Selbstverständlichkeit sein sollte, nachdem auf Mallorca die Inzidenzen deutlich unter denen in der Bundesrepublik liegen.

Natürlich wissen auch die Initiatoren der Kampagne, dass das öffentliche Leben, die Gastronomie und die Hotellerie auf Mallorca wie in ganz Spanien harten Restriktionen unterliegen, die Ballermann-Szenarien ausschließen. Sie wissen auch, dass Spanien von jedem Einreisenden einen negativen PCR-Test verlangt, so dass die Wahrscheinlichkeit, sich im Urlaub mit dem Covid-19-Virus anzustecken deutlich geringer ist als im heimischen Supermarkt, wo so gut wie niemand frisch getestet ist.

Die Vision vom enthemmten Kegelbruder

Aber Fakten sind unerwünscht, wenn es darum geht, Sündenböcke zu finden und die Menschen gegeneinander auszuspielen, um vom eigenen desaströsen Versagen auf allen Ebenen (Impfstoffbeschaffung, Impforganisation, Schnelltestbereitstellung, Maskenskandal etc.) abzulenken. Und so suggeriert man wider besseres Wissen die Vision vom enthemmten Kegelbruder, der sich sangriatrunken mit brasilianischen Virusträgerinnen nackt auf dem Kneipenboden wälzt, um, heimgekehrt, das heimatliche Städtchen als Superspreader zu entvölkern. Dass besagte Urlauber ganz normale Menschen sein könnten, die Sonne, Meer und Natur genießen möchten und natürlich auch die Ruhe vor den heimischen Dauerkampagnen, schließen die Kampagnentreiber selbstverständlich aus.

Wenn es gegen die verbliebenen Freiheitsrechte der Bürger geht, ist man sich auch sofort über alles Parteigrenzen hinweg einig. Von der gerade erst zurückgestutzten Bundeskanzlerin über den finanzskandalgestählten Vizekanzler Olaf Scholz und den ergrünten bayerischen Lautsprecher Markus Söder bis zum Candy-Crush-Experten Bodo Ramelow von den SED-Erben ist man sich einig, dass die Einstufung von Mallorca als Nichtrisiko-Gebiet ein Fehler oder gar Skandal ist. Dass besagte Einstufung exakt den eigenen Vorgaben und Richtlinien entspricht, verdrängt man dabei fröhlich.

Doch ist es nicht die Politik allein, die sich aus durchschaubaren Gründen auf dieses Thema stürzt, nein, noch schärfer gehen die selbsternannten Volkspädagogen der Leitmedien mit den angeblichen „Pandemietreibern“ ins Gericht. Wie der Journalist Boris Reitschuster aus der Bundespressekonferenz berichtet, überboten sich die Journalistendarsteller dort mit Anfragen und Forderungen nach einem entschiedeneren Vorgehen gegen die temporär Landesflüchtigen. Reitschuster schreibt dazu: „Ich habe Journalismus noch so gelernt, dass die Medien eine Wächterfunktion haben. Inzwischen drängt sich mir der Verdacht auf, dass sich manche Kollegen offenbar eher in einer Wärterfunktion sehen.

Tiraden der SED-Medien gegen „Republikflüchtige“

In meinen frühen Berufsjahren war es weitgehend Konsens unter Journalisten, dass man staatlichen Eingriffen in Freiheitsrechte sehr kritisch gegenüberstand und diese massiv hinterfragte.“ Das ist im Zeitalter moralischer Hybris und staatlich verordneter Alternativlosigkeiten längst Geschichte. Schließlich hat man als Haltungsjournalist ja einen Erziehungsauftrag, da sind Kleinigkeiten wie Grundgesetz und Bürgerrechte eher lästiger Ballast.

Der Eifer, mit dem Hauptstromjournalisten heute Mallorca-Urlauber oder Auslandsreisende insgesamt als Egoisten und Seuchentreiber diffamieren, erinnert fatal an Tiraden der SED-Medien gegen „Republikflüchtige“, die das treusorgende sozialistische Heimatland „verrieten“. Und nicht erst seit heute fällt wohl nicht nur mir auf, wie sehr die Protagonisten von heute ihren staats- und parteitreuen Vorgängern ähneln.

Das Traurige daran ist einmal mehr, dass relevante Teile der Bevölkerung das Sündenbock-Spiel der politisch-medialen Kaste nicht durchschauen, denn in der heutigen Neidgesellschaft ist jeder vermeintlich Privilegierte verdächtig. Auf die eigentlich naheliegende Idee, dass nicht die Mallorca-Reisenden unser Gemeinwesen gefährden, sondern die Kombination aus politisch-fachlichem Versagen und Dauerlockdown, kommen noch immer die Wenigsten. Lieber schimpft man auf jene, die der orchestrierten Panikmache wenigstens für ein paar Tage entfliehen möchten, und wartet bei strahlendem Frühlingswetter vor Mutanten zitternd in der abgedunkelten Wohnung auf die nächste Lauterbach-Talkshow.

Der Homo bundesrepublicanus hat mehrheitlich nicht nur das eigene Denken eingestellt, sondern auch das Leben. 

 

Veröffentlichungen zum Thema:

https://www.rtl.de/cms/noch-vor-ostern-merkel-prueft-offenbar-verbot-von-auslandsreisen-4678954.html

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.coronavirus-in-deutschland-scholz-kritisiert-mallorca-reisen.e78c3e84-9df3-4e62-8976-e972132bb1ed.html

https://www.welt.de/regionales/thueringen/article229055307/Ramelow-spricht-von-Vertrauensverlust-wegen-Mallorca-Fluegen.html

https://www.focus.de/gesundheit/coronavirus/nach-dem-corona-gipfel-soeder-ist-enttaeuscht-vom-bund-mallorca-war-schlechtes-kommunikationsmanagement_id_13120557.html

https://reitschuster.de/post/mallorca-mallorca-und-noch-mal-mallorca-was-journalisten-umtreibt/

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M. Illoinen / 26.03.2021

@Von Frank W. Haubold. Also wer immer noch das Versagen von Impfstoffen anprangert, hat immer noch nicht verstanden, um was hier wirklich geht. Um eine Inszenierung der C Krise. Weder die Impfstoffe die ja gar keine sind oder die Schnelltest die gar nicht das können was sie versprechen, ganz zu schweigen von den PCR die weder Infizierte noch Infektionen nachweisen können trotzdem täglich aber dargestellt werden als sei es anders. Der Skandal ist, dass gleichgeschaltete Medien dies nicht berichten. Der Skandal ist das es nie eine epidemische Lage nationaler Tragweite gegeben hat, nie eine Übersterblichkeit nie überlastete Krankenhäuser statt dessen 20 Krankenhäuser geschlossen wurden, ohne darüber 24 Stunden am Tag berichtet wurde, der Skandal ist, dass auf den Masken Verpackungen der Masken steht, schützt nicht vor Viren und Bakterien. Der Skandal ist, das Menschenversuche als Impfung bezeichnet werden, und in den Verwahr Anstalten die Älteren nach den Spritzen sterben wie die Fliegen. Man müsste all denen die das ignorieren die Leichenberge der Opfer dieser Verbrechen vor die Türen stapeln das sie ständig den Verwesungsgeruch in der Nase haben müssten. Damit sie aus Ihrer Komfort Zone geholt werden. Daran erinnert werde an welchen Verbrechen die sich Tag täglich beteiligen. Oder von all den pleitegehen der Bauer Gülle vor deren Türen kippen und der Gestank jeden Tag in den Rathäusern und Parlamenten gerochen wird. Der erste sollte Lauterbach sein.

Friedrich Richter / 26.03.2021

Die neuesten Verschärfungen (Einreise nach Deutschland nur mit gültigen negativen Coronatestzertifikat) praktiziere ich schon seit September letzten Jahres (immer dienstlich aus Frankreich kommend). Alles kalter Kaffee. Die deutschen Behörden sind schon mit der Durchsetzung ihrer selbst beschlossenen Massnahmen heillos überfordert. Das spricht sich mittlerweile auch in Frankreich herum, wo man Deutschland bisher zwar nicht liebte, aber widerwillig anerkannte, dass die Effizienz einfach besser war. Der Lack ist ab.

Roland Müller / 26.03.2021

Lieber Herr Haubold, sie haben vergessen zu erwähnen, das Personen die der Impfung skeptisch gegenüber stehen, als asoziale Trittbrettfahrer verunglimpft werden.

Roland Müller / 26.03.2021

Meine seit einem Jahr geplante Reise nach Italien ist nach wie vor praktisch unmöglich oder zumindest mit vernünftigem Aufwand nicht darstellbar.

Werner Arning / 26.03.2021

Da bricht sie sich Bahn, die hässliche Fratze des Neid-Bürgers. Ganz leicht entlockt man dem Neid-Bürger seine niedrigen Instinkte. Wie leicht lässt sich unsere Gesellschaft spalten. Wir leicht lassen sich die Menschen aufeinander hetzen. Du darfst nicht dürfen, was ich mir untersage. Schlecht wird er geredet, der Mallorca-Urlauber. Als dumpfer Saufbruder wird er dargestellt. Und wider besseren Wissens (oder etwa nicht?) lässt sich der Deutsche darauf ein. Schon beschimpft er seinen Nachbarn, rümpft die Spießer-Nase und weiß es besser. Wie einfach ist es, den gemeinen Spießer in uns zu wecken. Und währenddessen ist die unfähige Politikergilde fein raus. Mir wird angst und bange.

JoachimKaleja / 26.03.2021

Wie sagte doch einer der es wissen muss :  Du wirst nur mit einem Problem zu kämpfen haben ,  dir reichen die Laternen nicht !

Dr. Wolfgang Monninger / 26.03.2021

Sündenböcke ? Nein, die Verfechter von Lockdown und Maske sind selber unsolidarisch! Zwar behaupten viele das genaue Gegenteil: Die Kritiker des Lockdown und der Maske gelten als egoistische, gefühllose und sorglose Gefährder von Menschenleben. Aber gegen diesen Vorwurf spricht, dass die Wirksamkeit beider Maßnahmen umstritten ist. Zahlreiche Studien weisen inzwischen darauf hin, dass Aufwand und Erfolg in einem höchst ungenügenden Verhältnis stehen. Deshalb ist zu fragen: Wie erwerben wir die ersehnte Herden-Immunität? Eine entscheidende Ergänzung zu den Impfungen wäre es, massenhafte Infektion mit den Viren bewusst zuzulassen, und dabei zu bedenken, dass es vor allem die Jüngeren sind (eben auch Mallorca-Urlauber), die ihre Infektion in aller Regel vergleichsweise unbeschadet überstehen. Diese sind dann die Träger der Herdenimmunität, zum Vorteil aller anderen. Dies wäre wirklich solidarisch. Letztlich ist es der Körper jedes Einzelnen, der die notwendige Abwehr bildet. Maske und Lockdown verzögern die Herden-Immunität. Es wäre dann an den Älteren, bzw. der Patienten mit Vorbelastungen, sich selbst noch intensiver zu schützen, zum eigenen Vorteil und ohne Zwang, aber selbstverständlich mit ALLER gebotenen staatlichen Unterstützung. Dies ist möglich. Unmöglich ist es, die Epidemie mit der Zertrümmerung des Selberdenkens und der Eigenverantwortung zu bekämpfen.

Gerhard Döring / 26.03.2021

Gerade eben kamen wir aus Spanien und verbrachten dort den kompletten Winter. Außer Masken tragen keine Einschränkungen. Waren fast jeden Tag irgendwo Essen. Es ist erstaunlich wie flexibel dort gehandelt wird. Örtlich begrenzte kurzzeitige Lockdown`s und ansonsten normales Leben. Sollte sich das hier nicht bis zum nächsten Spätherbst ändern werden wir erneut das Land verlassen. Schade das wir Deutsche sind, ich schäme mich davor und so manche Spanier mussten uns trösten. Sie scheinen genau zu wissen was Merkel hier anrichtet. Meine Meinung: Ich bin für Demokratie nach wie vor, diese ist jedoch mit den handelsüblichen Parteien nicht mehr zurückzubekommen.

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