Mit dem Gender-Gaga hat der Prole Drift nichts zu tun. Im Gegenteil: Kevin poppt seine Chantalle, und wehe, die lässt sich ihre Mumu umwandeln. Dann gibt’s auf die 12. Der Prole Drift entstand mit der Popkultur: Die Beatles u.a. pflegten bis zu ihrer Auflösung die vom Markt lancierte Legende, sie könnten keine Noten lesen und schreiben. “We don’t need no education, we don’t need no mind control” trällerten die Popmillionäre, die den Mind ihrer Kunden perfekt kontrollierten. “All you need is love, and all I need is your money”. Bürgerkinder betrieben viel Aufwand, um runtergekommen auszusehen. Natürlich zogen sie keine kaputten Hosen aus der Kleidersammlung an; nur Markenware wurde sorgfältig zerschnitten. Man wollte auf keinen Fall aussehen wie ein echter Penner. Die Unterschicht verlor dann schnell ihren Charme, man wechselte vom lauten Schmuddelschuppen in die laute Edel-Disco. Natürlich nur, wenn man sich’s leisten konnte, wenn das Tschengeld üppig ausfiel. Türsteher sorgten dann dafür, dass echte Proleten draußen blieben.
Passender Film-Tipp: Idiocracy ... früher war er eher albern, heute macht er nachdenklich ...
Man kann einen Menschen aus der Gosse holen, aber man holt nicht die Gosse aus einem Menschen. Und Deutschland holt enorm viele Menschen aus der Gosse, seit Jahrzehnten und seit 2015 verstärkt. Und mit diesen Menschen holt man auch (Un-)Kultur an Bord - das genaue Gegenteil dessen, was Deutschland einmal gross gemacht hat - womöglich ist dies mancherorts genau so gewollt. Ehemals deutsche Tugenden werden heutzutage verlacht: “uncool”, klar. Das Resultat zeigt sich mit jedem Tag deutlicher. Was wird bleiben? Ein “neues Kalkutta”, garantiert, mit allem was dazugehört.
Vorstandsvorsitzende und Minister im Anzug ohne Krawatte (früher das Outfit von Kommunisten), “Guten Tag” oder gleich “Hallo” statt “Sehr geehrte Damen und Herren”, alle per Du, Frauen im drittbesten Alter mit Tattoo und/oder knallrot gefärbtem Haar, ältere Herren mit Baseball-Cap. Alles Zeichen einer degenerierten, pseudo-egalitären, vom Jugendwahn besessenen Gesellschaft. Wer wissen will, wie’s ausgeht, dem sei der Film “Idiocracy” empfohlen ...
Ein wirklich amüsanter Artikel, Herr Schneider. “Und auch die derzeit vor allem bei Grünen-Politikern beliebten TikTok-Videos weisen genau auch diese Proletarisierung der Eliten auf, die keine mehr sind oder sein wollen oder: sein können. ” Die Antwort hierauf steht etwas weiter oben im Artikel und trifft den Nagel auf den Kopf : “Die „lockere und liberale Gesellschaft“ degeneriert zur Beliebigkeit, ...............und damit leider auch zur Dummheit !!” Und welche Person mir in Sachen “cooler Sprache” gepaart mit logopädischem Hintergrund gerade bei den Grünen da direkt einfällt, das kann sich ein jeder denken. Man sollte halt nicht im nur 2 Meter hohen Kellerraum tgl. Trampolin springen.
Thomas Mann drückte sich vornehm aus und sprach über eine “Sympathie mit dem Abgrund”. Doch hierbei handelt es sich nicht um einen Verfall durch Überfeinerung & ästhetisch-ätherische Lebensferne wie in “Buddenbrooks” oder “Tristan” oder “Tod in Venedig”, sondern tatsächlich um das Gegenteil, um einen Kult um das Ordinäre, Banale, Primitive, Dumme, Debile, Affige.
Ich registriere im deutschen Journalismus des 21. Jahrhunderts die zunehmende Tendenz, mit Begriffen zu brillieren (Beispiel: “schmeißen” statt “werfen”), die ich früher nur in den von mir frequentierten Gossen vernommen habe.
In der verfallend-vornehm-bürgerlichen Stadt Wien findet auch eine Kanakisierung statt. Die Kanakenkinder legen lässig ihre Füsse auf die Sitzplätze in der U-Bahn und im Straßenbahn und die Kartoffelkinder äffen sie nach. Die Kanakenkinder bestimmen die Kindermode und die Kartoffelkinder wackeln ungelenk zu rhytmischer Affenmusik. Manch ein blass-blödes Kartoffelkind bekehrt sich gar zur Religion des Proleten.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.