Vielen, vielen Dank für diesen tröstlichen Text. Gelernt habe ich auch: Wenn mich jemand fragt, was ein Gutmensch ist, verweise ich auf das von Ihnen verlinkte taz-Interview mit Tanja Busse. Wie halten der Mann, die Familie, die Freunde, Bekannten und Kollegen es mit dieser anstrengenden, selbstgerechten Frau aus? Selbst in unserem Lokalblatt maßt sich eine Redakteurin das Urteil an: “Beim Lebensmittelkauf machen die Verbraucher schon vieles richtig und schützen das Klima, indem sie Kartoffeln statt Reis essen.” Aber in diesem Stil über eine ganze Zeitungsseite. Bin ich sexistisch, wenn ich behaupte, dass vorwiegend Frauen bestimmter sozialer und Bildungsschichten ihre Umgebung damit nerven und die dazu passenden Männer nur hinterherdackeln, weil sie warum auch immer an diesen Frauen interessiert sind?
Der Staat, lieber Herr Lövenich, bestimmt schon längst auch in anderen wichtigen Bereichen über die Bürger - und bedauerlicherweise nicht (mehr) umgekehrt. Aber der weit überwiegende Teil der Bürger - sprich: Wähler - lässt sich das ja ohne Murren gefallen. Der ideale Bürger erarbeitet die Steuern und verhält sich ansonsten als braver, unkritischer Untertan, da ‘Mutti’ und Konsorten am besten wissen, was gut für ihn ist. Die FDP hatte einmal Freiheit und die daraus resultierende Eigenverantwortung auf ihren Fahnen stehen. Und zur Freiheit gehört auch die Freiheit, sich zu schaden.
Ohne Zucker und Fett aber gerne mit Aromen und Konservierungsstoffen aus der Chemiefabrik. Die sind ja sooo gesund und haben null Kalorien!!!
Am Tag, an dem der “Zuckerreduktionsgipfel” in Berlin tagte, kaufte ich auf dem Weg in mein Büro beim örtlichen Bäcker die Auslage leer und stellte die gesammelten Süßwaren zu jedermanns Genuss in die Teeküche.
Das Fatale: Der Bürger ist durch ein Riesenangebot von Lebensmittel-Ekel- und Gruselsendungen des ö.-r. Reformulierungs- und Reduktionsfernsehens schon vorbereitet. Entweder er lernt das Fürchten und sich zum Hypochonder entwickelt, der den Lebensmitteleinkauf künftig wie den Gang in eine Apotheke zelebriert; oder er ignoriert Sendungen, die den Konsumenten vor der bösen Landwirtschaft und den bösen Lebensmittelkonzernen warnen, die die Umwelt zerstören, um ihn zu vergiften. Wir sind nicht weit davon entfernt, dass Grundnahrungsmittel im Rahmen der Deklarierungspflicht mit Produktinformationen versehen werden, wie wir sie von Arzneimitteln her kennen. - Der allgegenwärtige Staat, der sich in seiner Bevormundungs- und Regelungswut in alle privaten Belange des Bürgers einmischt und in den Markt eingreift, ist ein Anachronismus! Er lenkt erfolgreich ab von eigenem Versagen, z.B. in Sachen äußere und innere Sicherheit (Masseneinwanderung), in Sachen Gesundheitsschutz (VW-Dieselabgasskandal), in Sachen Rechtssicherheit und Meinungsäußerungsfreiheit (Netzwerkdurchsetzungsgesetz) oder in Sachen Aufrüstung zum Bürgerkrieg (100 Millionen Euro gegen rechts).
Wie alles auf der Welt, bewegt sich auch das Thema Ernährung zwischen zwei entgegengesetzten Polen. Da ist zum einen die Freiheit des Einzelnen, der als erwachsener Mensch selbstverständlich das Recht hat, zu essen, was, wann und wieviel es ihm beliebt. Auf der anderen Seite stehen die Interessen der Nahrungsmittelindustrie, der es um einen maximalen Absatz ihrer Produkte geht. Auch das ist legitim. Durch die Konkurrenz der einzelnen Nahrungsmittelhersteller kommt es aber dazu, dass die Rezepturen von Fertigprodukten auf Biegen und Brechen dem Kundengeschmack angepasst werden. Das bedeutet: Mehr Fett, mehr Zucker, mehr Salz, um den Gaumen zu kitzeln und die Kaufentscheidung zu beeinflussen. Gesundheitsfragen sind bei diesen Marketingüberlegungen völlig außen vor. Gesundheitsfragen sind aber auch beim Konsumenten außen vor, wenn er vor den verlockenden Regalen steht: Wer nicht gerade unter akuten Beschwerden leidet, wird magere, geschmacksarme und demonstrativ »gesund« aussehende Produkte in der Regel meiden wie der Teufel das Weihwasser. Ein weiterer Faktor ist, gerade bei Markenprodukten, die Werbung. Diese verschlingt derart viel vom Budget, dass nur noch eine besonders billige Zusammensetzung des Endprodukts es möglich macht, diese Kosten wieder halbwegs aufzufangen, um auf einen bezahlbaren Endpreis zu kommen. Das bedeutet: Noch mehr Fett und Zucker, da diese Stoffe vergleichsweise billige Geschmacksträger sind. Dies führt dazu, dass Verbraucher einen großen Teil des Geldes, das ihnen für gute Lebensmittel zur Verfügung stehen würde, in Wirklichkeit für Werbemaßnahmen ausgeben. Wenn Unternehmen wie Scholz & Friends so groß wurden, dass sie ganze Werbenetzwerke nach eigenem politischem Willen manipulieren können, dann liegt das auch an diesem Effekt. Die Lösung liegt im möglichst konsequenten Einkauf von Grundnahrungsmitteln. Ich brauche keine Vorschriftenheinis der EU, um zu wissen, dass eine selbst zubereitete Mahlzeit mit frischem Gemüse oder ein solider Naturjoghurt mit echtem Obst die bessere Lösung darstellt. Ich bin deshalb gegen die weitere Regulierung im Lebensmittelbereich, da das jeder selbst entscheiden muss, mit einer Ausnahme: Fertigprodukte für Kinder sollten ohne Wenn und Aber auf den Prüfstand! Kindernahrungsmittel, beworben mit beliebten Comicfiguren, die 40, 50 oder mehr % Zucker enthalten, sind ein direkter Anschlag auf die Gesundheit der nächsten Generation, die dem marketingtechnischen Frontalangriff noch nichts entgegenzusetzen hat.
Die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage auf dem afrikanischen Kontinent legen nahe, dass die Mehrheit der Befragten Zucker, Salz, Fett und Wasser in Plastikflaschen (neben schon Bekanntem, wie dem Luxusyachtbau) durchaus zugeneigt sind. Vielleicht können Politiker von BMEL und BMZ dort noch ein wenig Überzeugungsarbeit leisten. Mit Nestlé hätten Sie bereits einen Partner vor Ort.
Stimmt, der Einhheitsmensch ist ja auch das Ziel. Das verlogene Gerede von ‘Vielfalt’ bedeutet das Gegenteil. Halt Neusprech ...
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