“...schließlich ist er kein Mündel.” Lieber Christoph Löwenich, ganz schnell aufwachen! Wir sind längst zu Mündeln einer regulierungswütigen deutschen Politik und einer ebenso regulierungswütigen Eurokratie geworden. Es hat mit der Gutpflicht begonnen (wen zum Teufel geht es etwas an, ob ich mich anschnalle oder nicht? Ich riskiere nur meine eigene Gesundheit und gefährde niemanden sonst!), setzt sich über Rauchverbote in den eigenen Räumen (Restauranteigentümer) fort und in Ernährungsvorschriften und endet möglicherweise erst, wenn auch Aufstehen, Schlafengehen, Kleidung und Waschzeremonie ordentlich vorgeschrieben sind. Freier Wille des Bürgers? Demokratie? Längst abgeschafft. War die DdR eine Diktatur, so ist Deutschland 2017 die Steigerung von DDR. Ich warte förmlich auf den Tag, an dem jeden Tag wenigstens 10.000 “Einreisewillige” aufgenommen werden, wir aber nicht mehr raus dürfen, denn wir müssen schließlich dafür zahlen. Mir fällt dazu nur ein Song von Joachim Witt ein: Und du rufst in die Nacht - Und du flehst um Wundermacht - Um ‘ne bessere Welt zum Leben - Doch es wird keine andere geben - Wann kommt die Flut…
Dann wird man wohl den Zucker ganz aus dem Verkehr ziehen müssen. Denn der Verbraucher, dieser gemeine Lümmel, könnte auf die Idee kommen, sich einen zusätzlichen Löffel Zucker in den Fruchtjoghurt zu rühren.
Die “Ärzte-Zeitung” hat vor kurzem einen Artikel über “Ernährungs-Hypochonder” veröffentlicht- all jene ZeitgenossInnen, die ihre vegetarische, vegane, gluten-, laktose-, zucker- und sonstig freie Ernährungsweise zur Quasireligion erhoben haben, und wollen, dass nicht nur sie selbst, sondern die ganze Welt um ihren geheiligten Bauch kreist. Man könnte sich darüber einfach mokieren, wenn nicht diese totalitäre Gesinnung so deutlich erkennbar wäre.
Vielen, vielen Dank für diesen tröstlichen Text. Gelernt habe ich auch: Wenn mich jemand fragt, was ein Gutmensch ist, verweise ich auf das von Ihnen verlinkte taz-Interview mit Tanja Busse. Wie halten der Mann, die Familie, die Freunde, Bekannten und Kollegen es mit dieser anstrengenden, selbstgerechten Frau aus? Selbst in unserem Lokalblatt maßt sich eine Redakteurin das Urteil an: “Beim Lebensmittelkauf machen die Verbraucher schon vieles richtig und schützen das Klima, indem sie Kartoffeln statt Reis essen.” Aber in diesem Stil über eine ganze Zeitungsseite. Bin ich sexistisch, wenn ich behaupte, dass vorwiegend Frauen bestimmter sozialer und Bildungsschichten ihre Umgebung damit nerven und die dazu passenden Männer nur hinterherdackeln, weil sie warum auch immer an diesen Frauen interessiert sind?
Der Staat, lieber Herr Lövenich, bestimmt schon längst auch in anderen wichtigen Bereichen über die Bürger - und bedauerlicherweise nicht (mehr) umgekehrt. Aber der weit überwiegende Teil der Bürger - sprich: Wähler - lässt sich das ja ohne Murren gefallen. Der ideale Bürger erarbeitet die Steuern und verhält sich ansonsten als braver, unkritischer Untertan, da ‘Mutti’ und Konsorten am besten wissen, was gut für ihn ist. Die FDP hatte einmal Freiheit und die daraus resultierende Eigenverantwortung auf ihren Fahnen stehen. Und zur Freiheit gehört auch die Freiheit, sich zu schaden.
Ohne Zucker und Fett aber gerne mit Aromen und Konservierungsstoffen aus der Chemiefabrik. Die sind ja sooo gesund und haben null Kalorien!!!
Am Tag, an dem der “Zuckerreduktionsgipfel” in Berlin tagte, kaufte ich auf dem Weg in mein Büro beim örtlichen Bäcker die Auslage leer und stellte die gesammelten Süßwaren zu jedermanns Genuss in die Teeküche.
Das Fatale: Der Bürger ist durch ein Riesenangebot von Lebensmittel-Ekel- und Gruselsendungen des ö.-r. Reformulierungs- und Reduktionsfernsehens schon vorbereitet. Entweder er lernt das Fürchten und sich zum Hypochonder entwickelt, der den Lebensmitteleinkauf künftig wie den Gang in eine Apotheke zelebriert; oder er ignoriert Sendungen, die den Konsumenten vor der bösen Landwirtschaft und den bösen Lebensmittelkonzernen warnen, die die Umwelt zerstören, um ihn zu vergiften. Wir sind nicht weit davon entfernt, dass Grundnahrungsmittel im Rahmen der Deklarierungspflicht mit Produktinformationen versehen werden, wie wir sie von Arzneimitteln her kennen. - Der allgegenwärtige Staat, der sich in seiner Bevormundungs- und Regelungswut in alle privaten Belange des Bürgers einmischt und in den Markt eingreift, ist ein Anachronismus! Er lenkt erfolgreich ab von eigenem Versagen, z.B. in Sachen äußere und innere Sicherheit (Masseneinwanderung), in Sachen Gesundheitsschutz (VW-Dieselabgasskandal), in Sachen Rechtssicherheit und Meinungsäußerungsfreiheit (Netzwerkdurchsetzungsgesetz) oder in Sachen Aufrüstung zum Bürgerkrieg (100 Millionen Euro gegen rechts).
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