Susanne Baumstark / 17.09.2018 / 10:00 / Foto: Thesab / 18 / Seite ausdrucken

Pflege: Vergitterte Aussichten

In Japan ziehen es inzwischen etliche Senioren vor, ihren Lebensabend im Gefängnis zu verbringen – und werden zur Verwirklichung ihres Zieles straffällig. Mehr als zwölf Prozent der Insassen sind bislang über 65 Jahre alt. Motiviert dazu werden sie nicht nur durch drohende Altersarmut oder wegbrechender Kernfamilie. Wie es in einem aktuelleren Geo-Heft heißt, schätzen sie dort die „Rundumversorgung“. Der japanische Staat ist folglich gezwungen, das Personal in den Anstalten in erheblichem Maße mit Pflegekräften aufzustocken, um die Inhaftierten beim Anziehen oder bei der täglichen Hygiene zu unterstützen. Weitgehende Barrierefreiheit in den altengerechten Haftabteilungen wie etwa gehfreundliche Rampen ist bereits gang und gäbe. 

Wer diese vergitterten Aussichten schlimm findet, der hat sich noch nicht die deutschen Bedingungen in zwanzig oder dreißig Jahren vor Augen geführt. Ein Dach überm Kopf im Gefängnis werden sich die nicht zahlungskräftigen künftigen Pflegebedürftigen beim jetzt schon „komplett überlasteten“ Justizvollzug in Deutschland jedenfalls aus dem Kopf schlagen müssen, geschweige denn, dass entsprechendes Personal vorhanden wäre. „Oma-Exporte“ nach Polen werden auch irgendwann an ihre Grenzen stoßen. Trotzdem warnt die Deutsche Stiftung Patientenschutz vor „Angstmache“: „Es sei nicht neu, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in Zukunft steigen wird … Vielmehr ist jetzt Handeln gefordert.“ Bleibt festzustellen: Anstatt zu handeln, wird vor Angstmache gewarnt. 

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Winfried Sautter / 17.09.2018

Knast ist die eine Alternative. Kreuzfahrtschiff die andere: Es gibt schon seit längerem seriöse, nachvollziehbare Berechnungen, dass vier Wochen auf Kreuzfahrt biliger sind als ein Monat im Pflegeheim, all inclusive. Die Frage ist nur, wann verklappt wird ...

Marcel Seiler / 17.09.2018

Merkels “Ich rufe die Einwanderer dieser Welt” bedeutet, dass Deutschland seine Gefängniskapazitäten gründlich aufstocken muss. Erstens wegen der Zahl der Straftäter und zweitens, weil wir die Strafen erhöhen müssen, weil unsere Neubürger durch unsere läppischen Strafen nicht abgeschreckt werden. – Vernünftige Leute haben das voraus gesehen, aber die Gutmenschen glauben es immer noch nicht.

Anders Dairie / 17.09.2018

Die Oberklasse läßt die Pfleger und den Hausdiener in die Villa kommen.  Der betuchte Mittelstand geht,  durch einen Immobilienverkauf gestützt, in die WG mit Betreuung. Hier besteht kein Gestaltungsbedarf.  Etwa 1/4 der Bevölkerung sieht in die Röhre. Es bleibt nur der Weg über die Kombination mobiler Pflege-dienste und Familienbetreuung. Hier muss der Staat mit Geld ran. In der islamischen Community ist man besser dran:  Mehr Kinder und Jugendliche und das Gebot der Altenpflege. Demgemäß die Achtung des Alters löst die Probleme. Seit 1974, dem Rückgang der Bevölerungszahlen, ist bekannt, dass der Crash kommen wird.  Das war eine Rechenaufgabe.  Er ist nur,  wie oben genannt,  abzumildern.

K.Anton / 17.09.2018

Passendes Verbrechen: Dauerhafte Weigerung, Rundfunk und Fernsehsteuern zu zahlen!!!! Und das lässt sich locker mit dem Gewissen vereinbaren.

Andreas Rochow / 17.09.2018

@ Wiebke Lenz. Sie haben ja recht und nichts wird besser, wenn permanent dazu große Töne gespuckt werden von unseren Parlamentarierinnen. Immer wenn es knapp wird, heißt es nämlich: den Mangel verwalten. Setzt man dabei falsche Prioritäten und verpulvert die mühsam errungenen Segnungen des Sozialstaates für nich Anspruchsberechtigte, stehen diejenigen mit dem geringsten Protestpotential, also die Pflegebedürftigen, in der Schlange ganz hinten. Nie hat Frau Merkel hier eine “EU-ropäischen Lösung” oder “nationale Kraftanstrengung” angemahnt. Da hilft nur die Lösung, über die anständige Parlamentarierinnen nicht reden: die biologische.

Andreas Rochow / 17.09.2018

@ Dr. Sylvia Metzner. Ich empfehle GEZ-Beitragsverweigerung, für die schon ansonsten ganz rechtstreue Leute inhaftiert wurden. Ob das für die Pflege reichen wird, könnte ein künftiges GEZ-Verweigerer-HaftpflegeDurchsetzungsgesetz (GEZVerwHpflDG) regeln. Unsere geschätzten Parlamentarier werden bewährter Weise schnell mit kernigen Gesetzesinitiativen dem deutschen Volke dienen.

Karla Kuhn / 17.09.2018

“Wer diese vergitterten Aussichten schlimm findet, der hat sich noch nicht die deutschen Bedingungen in zwanzig oder dreißig Jahren vor Augen geführt. Ein Dach überm Kopf im Gefängnis werden sich die nicht zahlungskräftigen künftigen Pflegebedürftigen beim jetzt schon „komplett überlasteten“ Justizvollzug in Deutschland jedenfalls aus dem Kopf schlagen müssen, geschweige denn, dass entsprechendes Personal vorhanden wäre. ”  „Oma-Exporte“ nach Polen werden auch irgendwann an ihre Grenzen stoßen. ”  Mir ist das Lachen buchstäblich im Halse steckengeblieben. Eine ganz traurige Tatsache. Und ein Armutszeugnis für jedes Land, wo so etwas stattfindet. Übrigens, gab es in der Vergangenheit auch etliche Obdachlose, die sich so ein Winterquartier gesucht haben. Ich darf da gar nicht daran denken, was für eine Schande !!  “Bleibt festzustellen: Anstatt zu handeln, wird vor Angstmache gewarnt. ”  GENAU wie bei den vielen “EINZELFÄLLEN”  Ob sich mit vielen von diesem Politpersonal mal was ändern wird ?? Ich glaube das nicht.

Andreas Rochow / 17.09.2018

Schon heute konkurrieren Integrations- und Beherbergungsfachkräfte mit der Branche der Senioren- und Behindertenpflege. In einer Zeit, da immer häufiger öffentlich die Meinung zu hören ist, Pflege könne durchaus von ungelernen Freiwilliginnen übernommen werden, ist auch der Weg der Strafvollzugspflege kein abwegiger Gedanke mehr. Man muss sich schon wundern, dass der Ruf nach der Bundeswehr noch nicht zu hören war.

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