Supertext! Freue mich auf die Fortsetzung!
Die bisherige Analyse (man darf auf deren Fortführung gespannnt sein) ist paradocerweise ebenfalls ein Beispiel für eindimensionales Denken, wie man am zugrundeliegenden Bahnhofsbeispiel gut sieht. Hier ist nicht nur die um 180° entgegengesetzte Richtung - die immerhin mit der “richtigen Richtung” auf einer (ergo eindimensionalen) Linie läge - sondern jede andere abweichende Richtung “antitelisch”, denn zum Bahnhof führt nur der einizige korrekte Weg. Nur zu 80% am Bahnhof ankzuommen passiert im wirklichen Leben wohl eher selten. In diesem Fall sind also die gesamten möglichen 360° zu betrachten - d.h. zweidimensionales D3nken statt eindimensionales. In der realen Welt wären sicher drei Dimensionen einzubeziehen, da es dort meist irgendwo Treppen gibt. Schon dieses einfachste Beispiel zeigt die Schwierigkeiten einer Systemanalyse selbst bei wenigen Komponenten, Zusammenhängen und einer höchst enfachen Verteilung der sich ergebennden Erfolgsstatistik (Hier in Form einer Kronecker-Deltafunktion). Letzteres im Gegensatz zum wahren Leben, desnn in der Regel finden sich für komplexe Probleme in komplexen Systemen neben genau einem Optimum mehrere weitere vorteilhafte oder akzeptable Lösungen und neben genau einem Pessimum (dem universalen Weltuntergang :-) ) eine riesige Breite weiterer nachteiliger Ergebnisse. Ein essentieller Schluss für Entscheidungsfinder: Es gibt nicht nur die richtige Lösung und die falsche, sondern immer ist das gesamte mögliche Handlungsspektrum nach einer oder mehreren richtigen oder zumiondest vorteilbringenden Lösungen bzw, einer oder mehreren nicht zielführenden Lösungen zu durchzuschen. Was nicht nur archaisch beschränkte Denkstrukturen, sondern selbst jedes hypothetische “neuartig” übermenschliche Denken überfordern dürfte. Das Problem ist also nicht so sehr das (notwendigerweise) fehlende Problemlösungsvermögen der Eliten, sondern deren (Irr-)Glauben, über ein solches Problemlösungsvermögen zu verfügen und deren auf diesem (Irr-)Glauben beruhendes (Fehl-)Handeln.
Vielen Dank dafür, dass Sie dieses wichtige Thema aufgreifen. In der Tat waren wir vor 40 Jahren - Mitte der 70er - schon einmal bedeutend weiter. Insbesondere Frederic Vester hat mit seinen Büchern und dem Brettspiel “Ökoloply” das “systemische Denken” breiten Kreisen zugänglich gemacht. Leider haben gerade die seinerzeit noch fortschrittlichen (grünen) Kräfte das Systemische Denken verlernt. Manche begreifen immer noch nicht, dass durch den Zuzug von Millionen Ausländern bevorzugt in Ballungsgebiete Probleme entstehen, die Kritiker schon zuvor gesehen haben - wofür sie heftige und unberechtigte Prügel bezogen. Und nun ein Beispiel aus meinem persönlichen Umfeld: In Norderstedt waren sich alle Parteien einig, dass eine Parkraumbewirtschaftung eingeführt werden sollte: ein Euro/h in den Geschäftsstraßen sollte jedes Jahr Hunderttausende Euro in die Kassen spülen und gleichzeitig zu einer Verkehrsberuhigung führen. Linear gedacht war das ja o.k. - aber eben “zu kurz gedacht”. Tatsächlich wäre die Folge gewesen, dass die inhabergeführten Fachgeschäfte w/ ausbleibender Kunden früher oder später aufgegeben hätten, denn die Kunden wären auf die Supermärkte mit kostenfreien Parkplätze ausgewichen. Unmittelbare Folge wären Leerstände in der Stadtmitte und Arbeitsplatzverluste gewesen. Und bei der Bäckerei wäre nicht nur das Ladengeschäft, sondern auch die im Gewerbegebiet angesiedelte Backstube betroffen gewesen. Fazit: Das Ausweichen der Autofahrer zu den Supermärkten hätte nicht zu weniger, sondern zu mehr Verkehr geführt, die Geschäftsaufgaben hätten Mindereinnahmen bei der Gewerbesteuer bedeutet und der Verlust der Arbeitsplätze hätte nicht nur zu Einbußen bei der Einkommensteuer sondern darüber hinaus zur Erhöhung von kommunalen Transferzahlungen geführt. Mit Ausnahme der Grünen haben dann alle Fraktionen den Plan verworfen.
Ja, das kann man auch täglich im Straßenverkehr erleben: Da wurde eine neue Straße eingeweiht, das vergrößerte Autobahnkreuz als Meilenstein gefeiert (habe ich daheim in der Nähe) - und wenige Jahre später: Wieder alles genauso voll mit Staus. Neue oder breitere Straßen bringen neuen Verkehr, also “eigentlich” nichts gewonnen…
Klingt interessant. Aber die Gedanken zum Bahnhof sind meiner Ansicht nach falsch. Der sogenannte antitelische Weg ist der Zweitbeste, nicht der Schlechteste! Denn ich komme auch so zum Bahnhof. Vielleicht sogar pünktlich, wenn ich nur schnell genug gehe und die Bahn mal wieder eine Verspätung hat. Hingegen sind alle anderen Winkelgrade außer “0” und “180” die wirklichen Pessima.
Ich bin sehr gespannt auf diese Ausführungen. Vielleicht gehen die Experten auch einmal auf den Beitrag des Dr. Jobst Landgrebe “Das Getöse über Cyborgs und transgene Übermenschen” hier vom 24 Oktober ein. Dort wird der menschliche Wille zu dem Agens erklärt, mit dem sich maschinelles und menschliches Handeln in letzter Instanz klar unterscheiden lassen. Die Ansicht teile ich nicht, der Wille des Individuums ist in meinen Augen etwas, das man nur in das Handeln hinein interpretieren kann. Er ist weder auf der Stirn geschrieben, noch aus mündlich oder schriftlich gemachten Aussagen zu erkennen. Sogar das handelnde Subjekt selber tut häufig etwas, von dem es hinterher behauptet, das nicht gewollt zu haben. Und noch darüber hinausgehend kann man den Einfluss des Beobachters auf die Beurteilung nicht völlig ignorieren. Wenn das Phänomen Wille so einfach wäre, wie dargestellt und so absolut, dann hätten die Kriminalisten in der heutigen Zeit sicher viel weniger Mühe, die Wahrheit heraus zu finden. Und auch die Psychologen und Therapeuten hätten es leichter. Dieses in das Handeln hinein interpretieren ist aber eine Ebene, wenn man will eine Meta-Ebene, die sich genau in derselben Weise auf das Agieren von Maschinen anwenden lässt. Und zwar nicht nur auf futuristisch gedachte KI und Cyborgs, sondern auch auf einfachste Konstruktionen. Beispielsweise “verhält” sich die ansonsten völlig tote Straße, auf der Sie nach der Arbeit mit dem Auto nach Hause fahren wollen, mit ihren Verkehrszeichen und Ampelanlagen so, dass Sie das exakt richtige Verhalten von Ihnen fordert, wenn Sie wirklich zu Hause ankommen wollen und nicht irgendwo in einem Problemviertel. Auch das Auto, das ja nichts anderes ist als eine Maschine, verlangt dieses sehr konkrete zielgerichtete Verhalten von Ihnen. Das ist nicht ein Wille, wie wir ihn trivial betrachten, aber es ist homolog interpretierbar genau, wie der Wille eines Menschen aus Fleisch und Blut mit Gefühlen und Intelligenz.
Warum müssen neue Begriffe wie “telisch” und “antitelisch” eingeführt werden? Es gibt doch die deutschsprachigen Begriffe “zielführend” und “nicht-zielführend”. Aus meiner Sicht entwertet das den Inhalt des Artikels - habe ich an meinem Arbeitsplatz in einem DAX-Unternehmen genügend Kollegen erlebt, welche mit tollen Begriffen, nicht zuletzt aus dem Englischen oder Denglischen, ihre Inkompetenz überdecken wollten…
Ich habe den Eindruck, Evolution wurde hier nicht richtig verstanden. Sie bereitet niemanden auf irgendwas vor. Sie ist nicht zielgerichtet und versucht nichts zu verbessern. Es geht um Anpassung, um Überlebenschancen und darum, Nachkommen zu erzeugen.
Solche Texte sind natürlich sehr wertvoll. Allein: Innerhalb der „Eliten“ ist man sich des Inhalts wohl bewusst, handelt aber nicht danach, sondern verfolgt lieber seine höchstpersönlichen Interessen auf Kosten der Allgemeinheit. Und in der breiten Masse sind die Wenigsten willens und in der Lage, sie nicht nur zu verstehen, sondern auch ihr Wahlverhalten daran auszurichten. So bleibt das verdienstvolle Werk der Autoren in ähnlicher Weise von rein akademischem Interesse wie sein Vorgänger „Die Logik des Mißlingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen“ (Rowohlt, 1989).
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