Thilo Schneider / 20.03.2019 / 06:25 / Foto: Timo Raab / 70 / Seite ausdrucken

“Monday is for money”

So. Jetzt reicht es mir. Wenn sich hier jeder Klippschüler freitags mit einem Plakat „Save the planet“ vom Schulbesuch wegstreiken kann, dann will ich das auch. Ich will auch nicht in die Schule. Oder zur Arbeit. Ich rufe daher offiziell zur „Monday is for Money“ – Demo auf und suche hierzu noch irgendeine Weibliche mit Galionsfigur, gerne auch ein bisschen ballaballa, die dafür auf dem nächsten Weltwirtschaftskongress die Rübe in die Kamera hält und verkündet, dass sie Angst hat, kein Geld zu haben. Das wollen wir ja mal sehen, wie da die Luzie läuft! (By the way: Was wurde aus Sahra Wagenknecht?) 

Und wehe, WEHE, einer von Euch Spezialisten ruft mir dann ein freches „dann geh doch arbeiten“ zu. Dann werde ich dem elenden Ausgabenleugner aber einen an die Backe erklären, dass es nur so raucht! Zum einen kann ich gar nicht arbeiten, weil ich demonstrieren muss. Zum anderen hat der ja keine Ahnung, was das Leben kostet. Steuer, Miete, Strom, Heizung, Benzin, Lebensmittel, Handy, Müllentsorgung, GEZ, KITA-Gebühr, Schulgeld, Versicherungen und das neue Kirchendach und was weiß ich, wer nicht noch alles dauernd mit die Hand aufhält, wenn sich mein Konto mit den paar Kröten aus meiner Arbeit füllt. Nein, das kann so nicht weitergehen. Da streike ich lieber. Ich bin Selbstständiger. Sollen meine Kunden und das Finanzamt mal sehen, was sie davon haben! Hier ist nämlich der Staat gefordert, endlich etwas zu tun. Es geht um unser aller finanzielle Zukunft.

Ich fordere die sofortige Abschaffung aller Kosten. Ausnahmslos. Lebensmittel und Dienstleistungen müssen für den Normalverdiener kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Die Ausbeutung durch Nahrungsmittelkonzerne und Dienstleistungsgiganten muss endlich beendet werden. Der Plünderung der finanziellen Ressourcen einer Volkswirtschaft durch Finanzamt und Gebührenkassierer muss radikal Einhalt geboten werden, bevor es zu spät ist. In spätestens 50 Jahren werden ich und meine Kinder und Enkel finanziell derart ausgeblutet sein, dass schlicht kein weiteres Geld vorhanden ist. 

Es kann mir auch niemand erzählen, dass das nicht möglich sei. Gerade unsere Bosse und Firmenlenker in Regierungen und Banken haben doch die Möglichkeit, Geld zu drucken! Selbst also, wenn wir das Geld nicht abschaffen können, so haben wir doch die Möglichkeit, es in nahezu unbegrenzter Menge zu erzeugen. So einfach sind Volkswirtschaften im Grunde. Meine Kinder wachsen ja auch in dem Wissen auf, dass man Geld einfach aus dem Automaten ziehen kann. Was also bitte soll der Geiz? Monday is for Money! 

Schiebt Euch die Raten in den Popo!

Ich male auch gerne Plakate und nehme meinen Mitdemonstranten die Arbeit ab: „Save the Money“, „Stop loans“, „Don’t pay back“ oder „Taxes are thieving“ halte ich für gute und schlagkräftige Slogans, leicht und eingängig und für jeden verständlich. Wenn er Engländer ist. Zum In-der-Masse-Skandieren schlage ich Parolen wie „Endlich Schluss mit unsren Qualen, wir wollen jetzt nicht weiter zahlen“ oder „Ob Frühling, Sommer, Herbst und Wintern, schiebt Euch die Raten in den Popo“ (OK, an dem arbeite ich derzeit noch) oder, kürzer, „Geld und Leben“. Knackig, einprägsam, geil! 

Ich freue mich schon auf die Unterstützung von Angela Merkel, wie sie, sichtlich bewegt, vor die Mikrofone tritt und sagt, sie habe für die Demonstrationen vollstes Verständnis und fände eine breite Bürgerbewegung gut, denn ihre Steuerreform bedürfe der Unterstützung der breiten Gesellschaft. Sie wird, gemeinsam mit Beratern der Bundeswehr, dann sofort eine „Kohleausstiegskommission“ gründen, die mit verdienten Mitgliedern des Volkes aus allen relevanten Gesellschaftsgruppen (Bankern und Finanzkaufleuten und Spezialspezialistenexperten von SPD, Linken und Gewerkschaften) überbesetzt sein und ein Thesenpapier erarbeiten wird, das einen Ausstieg aus der Kohle bis… sagen wir mal 2038 erarbeiten wird.  

Meiner Galionsfigur wird das natürlich nicht genug sein und sie wird tapfer ein „Ich will, dass Ihr die gleiche Kohle wie ich sie habe, bekommt“ (Sahra, wo bist Du?) in die Mikrofone hauchen. Christian Lindner wird erklären, dass man das Geldausgeben lieber den Profis überlassen und besser arbeiten gehen soll, und Meuthen von der AfD wird erklären, dass es Ausgaben überhaupt nicht gibt – und wenn doch, diese nicht menschengemacht, sondern von den „na, Sie wissen schon, welchen“ „von der Ostküste“ verursacht werden. Im Ergebnis stelle ich mir unbegrenzten Reichtum und ein bedingungsloses Grundeinkommen von etwa 5.000 Euro monatlich vor. So viel braucht man, wenn man einen gediegen luxuriösen Lebensstil führen will. Oder zwei Kinder hat. 

Natürlich wird es auch einen Haufen Nörgler und Kleingeister geben, die mit solch unwichtigen Details wie Inflation, Abschwung und Depression von den eigentlichen und hehren Zielen werden ablenken wollen – aber #wirsindmehr und werden von nun an jeden Montag auf die Straße gehen und unseren Sorgen Ausdruck verleihen. Und alle werden sich über unser Engagement freuen. Selbst die Deutsch- und Commerzbanker.  

Wir sehen uns am Montag. Und eventuell am Mittwoch. Denn „Wednesday is for Wahnsinn“ oder, auf Deutsch, „Mittwoch is for Madness“. 

Foto: Timo Raab

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Peter Michel / 20.03.2019

Herr Schneider, Sie sind ja wohl in den gebrauchten Bundesländern geboren und können daher noch nicht alles kennen, was zu einer solchen Gesellschaft gehört. Im Osten gab es einen wunderbaren Chor, oder so eine Art Gesangsgesellschaft mit Namen „Oktoberclub“. Deren Lieder sollten wir allemal und voller Stolz bei diesen Veranstaltungen zum besten geben. Titel: Sag mir wo Du stehst, oder Wir sind überall auf der Erde. Ach warn dass noch Zeiten, da kommt mit Ihnen Hoffnung auf.

Oliver M. Haynold / 20.03.2019

Es tut mir leid, aber wir sind in Deutschland wieder einmal zu spät. Die Amerikaner haben bereits diese Bewegung und mit Alexandria Ocasio-Cortez die passende Führungs-Greta. Es gibt sogar die von AOC vertretene theoretische Grundlage, nämlich die „Modern Monetary Theory“, welche da besagt, daß der Staat für Wohltaten in beliebiger Höhe benötigtes Geld einfach drucken solle. (Vor ein paar Jahren wäre da noch Venezuela als positives Beispiel genannt worden.) Einen Vorschlag hätte ich aber noch: Wir skandieren alle gemeinsam „Wer nicht hüpft, der ist für Arbeit!“

Rafael Sterzer / 20.03.2019

Bin dabei!

Karla Kuhn / 20.03.2019

Herr Blum, dann bin ich aber gerne “von gestern”, “Nazi” etc. , meinen GESUNDEN Menschenverstand lasse ich mir von NIEMAND kleinreden, gleich gar nicht von denen,  bei denen er anschenend NICHT vorhanden ist.  Ich habe als Rentner zwar nichts davon aber so eine DEMO würde ich schon wegen dem Entsetzen von bestimmten Personen unterstützen. Mit Sicherheit wäre das eine große Gaudi. Wie heißt es, “Mit den EIGENEN Waffen schlagen !!” Wird ALLERHÖCHSTE Zeit !  Bitte die 5000 Euro in BAR auszahlen, ich habe NULL Bock auf MINUS Zinsen und KONTROLLE !!

Enrique Mechau / 20.03.2019

Absolut einverstanden, jedoch als erstes werden die Kosten für diese völlig verrückt gewordenen Politiker, grün-rote-vegan-versülzte-Metastasen-Vereine, gestrichen, das bringt den HAushalt erst einmal in Ordnung!

Anders Dairie / 20.03.2019

Lieber Herr SCHNEIDER, ein unbegleiteter Jugendlicher mit besonderen Rechten aus seinem verschwiegenen Alter, kostet die Kummune monatlich rd. 5.700 €. Haben Sie einen geringeren Bedarf?  Also, schlagen Sie zu und verlangen das Gleiche.  Man wird Ihnen den Vogel zeigen.  Komisch, und bei den anderen nicht!

beat schaller / 20.03.2019

sie sind auf gutem weg herr schneider und man kann sicher noch mehrere streiktage hinzufügen. nur sollten wir mindestens einen tag reservieren pro woche, um dann den menschen die nun alles haben was sie sich gewünscht hatten,  eine echte anleitung zu geben, wie man damit umzugehen hat. das ist wohl einer der schwierigsten aufgaben. hoffentlich gibt es da jemanden der schon daran arbeitet. aber sonst bin ich auch dabei. guten frühlingsanfang den achsemachern und kommentatoren. b.schaller

Wolfgang Draeger / 20.03.2019

Schade, daß die Klima-Kinder das nicht lesen. Obwohl, mir kommen da vermutlich gerechte Zweifel, daß die das je verstehen würden oder es wenigstens versuchen würden. Dumm wäre dann, wenn nach regelmäßigem Arbeitsverzicht am Montag Papas Lohntüte dünner würde oder gar nach kurzer Zeit das Arbeitsamt der zuständige Geldgeber wäre. Die Kids merken es eventuell später, zur Prüfungszeit, denn die Zeiten der großen Leuchten in der Schule ist lange vorbei. Mit Schulstreik verbessert man da nichts.

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