Thomas Rietzschel / 27.07.2019 / 16:00 / Foto: Tim Maxeiner / 55 / Seite ausdrucken

Miss-Germany geht nicht länger auf High Heels

Es gibt einen alten Russenwitz: Um den Westen beim Geschäft mit der Liebe zu überholen, beschloss die KPdSU, die Kommunistische Partei der Sowjetunion, in Moskau ein Bordell einzurichten. Die Auswahl des weiblichen Kaders sollte kein Problem sein. Das Freudenhaus nahm seinen Betrieb auf. Nur die rechte Freude wollte nicht aufkommen, der Rubel nicht rollen.

Die Freier machten kehrt, kaum dass sie den Puff betreten hatten. Die Genossen standen vor einem Rätsel. Wie konnte das sein, obwohl man doch ausschließlich Frauen mit langjähriger Parteierfahrung für die verantwortungsvolle Aufgabe ausgewählt hatte, manche, die schon während des Großen Vaterländischen Krieges in den Reihen der Roten Armee kämpften. 

Über diese satirische Entlarvung der scheinheiligen Lustfeindlichkeit linker Idioten haben wir uns seinerzeit, noch hinter dem eisernen Vorhang, schadenfröhlich amüsiert. Heute lese ich – und das ist nun kein Witz –, dass es die Wahl der „Miss Germany“ in ihrer bisherigen Form nicht mehr geben wird. Kein Schaulaufen langbeiniger Schönheiten auf High Heels, keine Parade im Badeanzug oder Bikini, wie dpa berichtet. 

Jetzt kommt die innere Schönheit zu ihrem Recht

„Solche Schönheitswettbewerbe sind sexistisch hoch 10“, findet die Soziologin Nina Degele, Jahrgang 1963. Viel zu lange schon seien die Frauen bei den Miss-Wahlen „auf ihr Äußeres reduziert“ worden. Dass die meisten dabei mitmachten, weil sie stolz auf ihre gute Figur waren, macht die Sache nicht besser, verrät nur, wie verführbar sie waren, wie ihnen die Blicke der Männer den eigenen Blick auf ihre wahre, die innere Schönheit verstellten.

Damit soll jetzt Schluss sein. Sogar der Veranstalter der Miss-Wahlen geht unterdessen in Sack und Asche. Die öffentlichen Auftritte der Traumfrauen vieler Männer, sagt er, seien „nicht mehr zeitgemäß“. Deshalb will er den Wettbewerb ins Internet verlagern. Dort werde man zukünftig nachlesen können, was die Kandidatinnen auszeichnet. „Persönlichkeit, Charakter und Lebensgeschichte der Frauen sollen in den Mittelpunkt rücken“, so wiederum dpa.

Und je älter eine ist, desto mehr wird sie dann auch zu berichten haben von ihrer inneren Schönheit, Cellulite hin oder her. Wer sich davon noch hinterm Ofen vor locken lässt, mag nun freilich eine andere Frage sein – eine, mit der wir wieder bei dem Russenwitz aus DDR-Zeiten wären. Doch wurde uns nicht schon damals eingebläut: „Von der Sowjetunion lernen, heißt siegen lernen!“ 

Foto: Tim Maxeiner

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Helge Grimme / 27.07.2019

Dann gehen die Veranstalter dieser Misswahlen wohl Pleite. Gut so. Wer mit einem solchen Gedankengut kollaboriert, geht zu Recht unter. Um die Sache zu beschleunigen und um der Realsatire willen schlage ich vor, das zweite “s” in Misswahlen durch ein “t” zu ersetzen.

Elke Schmidt / 27.07.2019

Die schriftliche Vorstellung der KandidatInnen beginnt dann so : libe Freunde und weibliche FreundInnen, ich freue mich, das ihr alle da seit. Ich demonstrire jeden Freitag vor fjutscher und habe seid dem meine Zensuren und däutsch und Matte sogar ferbessert. Mein Berufswunsch ist Klimaforscherin und ich hoffe ihn mit dem Klimakterium abzuschliesen.

Stefan Riedel / 27.07.2019

Die Geburtenrate (Sozialversicherung) wird exkupulieren oder so ähnlich ...

Sabine Heinrich / 27.07.2019

Wunderbar! Na endlich! Jetzt ist unsere Chance gekommen, liebe Uta, Sabine, Sabine, Gabriele und wie wir alle heißen…! Es lebe die innere Schönheit! Da soll uns doch mal jemand das Wasser zu reichen versuchen! Allerdings - au weia - an unserer Schönheit gibt es zwar nichts zu rütteln - aber die Haltung - o jemine! Da kann auch der aufrechte Gang nichts mehr retten. Ich ziehe meine Bewerbung zurück.

J. Polczer / 27.07.2019

Jeder Mann, der das Nichttragen von High-Heels, oder wie auch immer dieser Schmerz verursachende, sehnenverkürzende Schuh auch bezeichnet wird, bedauert, möchte ich anbieten ein Paar zu bestellen und anzuprobieren. Vielleicht kühlt die Begeisterung für dieses Marterinstrument dann ab, wer weiß? Frauen, die sich das gerne antun wollen, verstehe ich zwar nicht, aber dies ist wohl nicht notwendig. Menschen sollte immer erlaubt bleiben, sich selbst zu schaden. Sie würden es als regelrechte Ungerechtigkeit ansehen, würde man dies zu ihrem Wohl verbieten.

Rainer Niersberger / 27.07.2019

... nun müssen wir nur noch prüfen, wie wir die Herren, mindestens genauso aber auch die Damen davon überzeugen, dass es beim Dating und der Selektion auf die „ inneren Werte“ ankommt und das Äußere irrelevant ist. Die Abschaffung des Model- unwesens, die entsprechende Auswahl und Besetzung von Film und Fernsehen und die boomende Schönheitsindustrie wären weitere Felder.  Ein nach den Formel 1 - Damen interessanter weiterer Versuch, die ohnehin ideologisch unwillkommene Biologie, hier allerdings massiv unterstützt vom Belohnungssystem und der Bestätigung durch Trophäen, außer Kraft zu setzen und das Ganze neu zu konstruieren. Aktuell habe ich nicht den Eindruck, dass allzuviele Damen verstärkt auf das Innere achten, oder zukünftig dazu bereit wären, bei den schuldbewusst sündigen Herren könnte die Umerziehung -wie schon bisher -mehr Erfolg haben. Man muss nur früh genug vor der Pubertät beginnen und ggf. hormonell eingreifen. Die Misswahl ist dafür zu spät. Ohnehin sollte bei den Kandidatinnen die richtige Gesinnung, idealerweise auch ein Genderstudium,  am Ende ausschlaggebend sein. Wir schaffen das, zumindest im Vorbildland Deutschland. Aber ohne Quotenfestlegung bleibt es eine halbe Sache.

Sabine Schönfelder / 27.07.2019

Super!! Wir schicken den größten Schrubber zum Miß-World-Contest, Hauptsache sie kennt Greta und betet die richtige Klimabotschaft herunter. Aber was soll’s. Neben dem ‘häßlichen Deutschen’ muß es auch ein weibliches Pendant geben. Das nennt man (Verzeihung, frau)  gendern. Bald sollen 500 neue Professorenstellen auf Staatskosten dafür eingerichtet werden, aber das, ist wieder eine andere Geschichte…..

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