Rainer Grell / 21.09.2018 / 14:00 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 17 / Seite ausdrucken

Merkels strategische Kür in eigener Sache

Probleme sind Schwierigkeiten, die uns daran hindern, geradeaus zu gehen. Da liegt ein dicker Brocken im Weg, über den wir nicht so ohne weiteres hinweg kommen. Wir müssen aber diesen Weg nehmen und suchen demzufolge nach einer Lösung. Es gibt aber auch Probleme, die nur so aussehen, als wären sie welche.

Jahrhundertelang war das größte Problem vieler Menschen, sich täglich mit der zum Überleben nötigen Kalorienmenge zu versorgen. Und wenn es mal genügend zu essen gab, stopfte jeder in sich rein, was rein ging. Heute dagegen ist das Hauptproblem nicht weniger Menschen, ihre tägliche Kalorienmenge möglichst niedrig zu halten, damit ihnen ihre Lieblingsjeans endlich wieder passen und sie eine „Bikinifigur“ bekommen. Für Männer ist das entsprechende Ziel der „Waschbrettbauch“, wenn auch die wenigstens dieses Waschküchenutensil ihrer Mutter (nicht Mutti) oder Großmutter je zu Gesicht bekommen haben.

Natürlich hat es immer schon große und kleine Probleme gegeben. Individuelle Probleme, die nur wenige betreffen und solche, die ein ganzes Volk oder jedenfalls mehr als ein versprengtes Häuflein umtreiben. Wenn der einzelne oder die Familie oder der Freundes- und Bekanntenkreis ihre Probleme nicht mehr aus eigener Kraft lösen können, ist die nächst größere Gemeinschaft gefordert: Kommunen, Länder, Bund. Das nennt man Subsidiaritätsprinzip. Und so steht es auch in Nr. 14 des Grundsatzprogramms der CDU, beschlossen vom 21. Parteitag in Hannover, am 3./4. Dezember 2007: „Subsidiarität verlangt, dass die größeren Gemeinschaften, auch die staatliche Ebene, tätig werden, wenn gesellschaftspolitische Erfordernisse die Leistungskraft der Einzelnen oder der kleineren Gemeinschaften überfordern.“ In Nr. 31 heißt es dann etwas verwirrend: „Die CDU strebt eine Gesellschaft an, in der freie und mündige Bürger zusammenhalten und füreinander einstehen: die Jungen für die Alten, die Alten für die Jungen, die Starken für die Schwachen und die Schwachen für die Starken.“ So entstand unser Sozialstaat und so ist unsere staatliche Organisation aufgebaut – theoretisch jedenfalls.

Probleme und ihre Mütter

Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Grundsatz der Subsidiarität auch auf EU-Ebene eine Rolle spielt. Er ist neben den Grundsätzen der begrenzten Einzelermächtigung und der Verhältnismäßigkeit in Artikel 5 des Vertrags über die Europäische Union sowie im PROTOKOLL (Nr. 2) Über die Anwendung der Grundsätze der Subsidarität und der Verhältnismässigkeit verankert.

Doch das wirkliche Leben tickt meistens anders. So wie die Bundeskanzlerin es kürzlich in ihrer unnachahmlichen Art formuliert hat: Das sogenannte Dublin-System sieht vor, dass in der Regel jener Staat für einen Flüchtling zuständig ist, in dem er zuerst den Boden der EU betritt. „Nach der Theorie“ dürfe deshalb nie ein Flüchtling in Deutschland ankommen, so die deutsche Regierungschefin [zu ergänzen wäre „auf dem Landweg“]. Das entspreche aber „nicht der Realität“. Ich nehme nicht an, dass die Physikerin Dr. Angela Merkel jemals ein Blick in die „Allgemeine Staatrechtslehre“ des Juristen Georg Jellinek (1851-1911) geworfen hat. Gleichwohl hat sie treffsicher dessen Theorie von der „normativen Kraft des Faktischen“ beschrieben.

Kürzlich hat der „Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat“ (eine Bezeichnung wie ein Programm) einen Satz für die Geschichtsbücher in die Welt gesetzt: Die Migrationsfrage, so Horst Seehofer, sei die „Mutter aller politischen Probleme". Stefan Aust, langjähriger Chefredakteur des „SPIEGEL“ und jetziger Herausgeber der „Welt“, hat daraus mit journalistischer Treffsicherheit die „Mutti aller Probleme“ gemacht. Egal. Klar ist, die illegale Migration, die laut Merkel „nach der Theorie“ gar nicht stattfinden durfte, hat in der Realität stattgefunden und hunderttausende junger Männer, überwiegend islamischen Glaubens, nach Deutschland geführt. „Die Prozentzahl der eingereisten Männer unter 30 betrug gut 65 Prozent, in diesen beiden Jahren [2015/16] zusammen also rund 800.000. Das ist deutlich mehr als die Zahl der Soldaten unter Waffen von Bundeswehr und DDR-Volksarmee zusammen – 1988 etwa 650.000“, wie Aust weiter anmerkt. Oder, anders gewendet, viermal oder wenigstens doppelt so viele, wie in der Altenpflege bis 2030 benötigt werden. Vermutlich hat KGE, „Die Stimmungskanone im grünen Haubitzenlager“ (Henryk M. Broder) daran gedacht, als sie, offenbar leicht delirierend, am 8. November 2015 vor der EKD-Synode in Bremen jubelte: „Wir kriegen jetzt plötzlich Menschen geschenkt“.

„Begnadete Strategin“

Aufgabe der Politik ist es, die Probleme zu lösen, die nach dem Subsidiaritätsprinzip nur auf dieser Ebene gelöst werden können. Dabei gilt der Satz eines der Väter der modernen Soziologie, Max Webers: „Die Politik bedeutet ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich.“ Richtschnur ist der Amtseid, den sämtliche Regierungsmitglieder nach Artikel 64 Absatz 2 in Verbindung mit Artikel 56 des Grundgesetzes leisten müssen: „Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.“

Ferner greift ein weiterer Satz Webers: „Wer Politik treibt, erstrebt Macht.“ Denn ohne Macht können Politiker die Anforderungen ihres Amtes nicht erfüllen. Politische Macht ist demzufolge Mittel zum Zweck, aber nicht Selbstzweck. Und hier genau liegt das Problem der Bundeskanzlerin. Ob sie nun Machiavelli gelesen hat oder nicht, sie beherzigt wie kein anderer dessen Ratschläge, weshalb Michael Wolffsohn sie als „begnadete Strategin“ bezeichnet hat.

Dieses Lob war in meinen Augen allerdings eine vernichtende Kritik; denn es offenbarte, dass es Merkel in erster Linie um Erhaltung und Festigung ihrer Machtposition geht und nicht um die Lösung wichtiger politischer Probleme. Und wenn Merkel eine „nationale Kraftanstrengung“ ankündigt, um die beschämende Praxis der Abschiebung ausreisepflichtiger Ausländer effektiver zu gestalten („Wo Recht gesetzt ist, muss dieses Recht auch umgesetzt werden“ – Dublin lässt grüßen), ist für sie das Problem mit dieser Ankündigung bereits gelöst. Nach dem gleichen Muster verlief die Aussage in ihrer Regierungserklärung vom 15. Januar 2015, wo sie die Fragen „der Menschen“, „wie man dem wieder und wieder gehörten Satz noch folgen kann, dass Mörder, die sich für ihre Taten auf den Islam berufen, nichts mit dem Islam zu tun haben sollen“, als „berechtigt“ bezeichnete und eine „Klärung dieser Fragen durch die Geistlichkeit des Islam für wichtig“ und „dringlich“ erklärte. Und obwohl sie betonte, dass der Klärung dieser Fragen nicht länger ausgewichen werden könne, ist in den dreieinhalb Jahren seither nichts passiert.

Reagieren statt regieren

Merkel löst keine politischen Probleme, sondern sitzt sie einfach aus. Oder wie der Kabarettist Volker Pispers (ab 3:43) es formuliert hat: „die regiert nicht, die reagiert.“ Umso rühriger und entschlossener ist sie dagegen, wenn es um die Sicherung ihrer Machtposition geht. Da wird das bilaterales Rückführungsabkommen mit Spanien, welches das Ende des unwürdigen Schmierentheaters mit ihrem Innenminister einleitete, von der Kanzlerin als „sehr wichtig“ eingestuft, obwohl natürlich kein Flüchtling, der halbwegs bei Verstand ist, seinen Weg von Spanien nach Deutschland über Österreich nehmen wird. Und nachdem die Strahlkraft des Wir-schaffen-das-Mantras verblasst war, erblühte die Formel „Fluchtursachen bekämpfen“ – eines so inhaltsleer wie das andere. Eben typisch Merkel.

Zu echter Höchstform läuft die Kanzlerin und CDU-Vorsitzende allerdings auf, wenn es um die geräuschlose Ausschaltung politischer Gegner geht, im Politjargon häufig als „Parteifreunde“ bezeichnet („Freund – Feind – Parteifreund“, Konrad Adenauer zugeschrieben). Da kann ihr keiner auch nur annähernd das Wasser reichen.

Jüngstes Beispiel ist der Fall Hans-Georg Maaßen (CDU): Nachdem der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz nicht mehr das Vertrauen der mitregierenden SPD genoss, beförderte ihn die Regierungschefin gemeinsam den Vorsitzenden von CSU und SPD zum beamteten Staatssekretär im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, wo das Vertrauen entweder keine Rolle spielt oder, oh Wunder, sich urplötzlich wieder einstellte.

Merkel-Fan Torsten Krauel war von diesem Taschenspielertrick so beeindruckt, dass er in der Welt als „Salomonische Lösung“ gefeiert hat. Ich dagegen kann leider nicht umhin, dem früheren SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel zuzustimmen, der diesen Vorgang als „irre“ bezeichnet hat. Selbst die CDU-Generalsekretärin und Merkel-Intima, AKK, zeigte sich zunächst über den GroKo-Deal zu Maaßen „irritiert“, ehe sie wieder auf Kurs ging.

Derweil harrt die „Mutti aller politischen Probleme“, die Flüchtlingskrise mit all ihren Facetten, neben einigen anderen Mega-Themen, weiterhin einer durchgreifenden Lösung. Doch an der „Teflon-Kanzlerin“ perlt das einfach ab. Wie lange noch? Nach den Erfahrungen seit dem 5. September 2015 wage ich nur die Prognose: Solange den Wählerinnen ihre Bikinifigur und den Wählern ihr Waschbrettbauch wichtiger sind als eben die Lösung der drängenden politischen Probleme, an denen nicht gerade Mangel herrscht. Oder Entwarnung nach dem Motto: Gestern standen wir noch am Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter? Allerdings lautet ein chinesisches Sprichwort: Eine Schlucht überwindet man nicht in zwei Sprüngen.

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Corinne Henker / 21.09.2018

Heute die nächsten Nachrichten aus dem Irrenhaus: nach katastrophalen Umfrageergebnissen wollen sich die Ober-Irren Merkel, Nahles und Seehofer nochmals der Personalie Maaßen annehmen. Vermutlich wird dann der einzig Vernünftige in diese Runde doch noch abserviert. Und in Bayern sind die Grünen auf dem Vormarsch: angeblich mit deutlichem Vorsprung zweitstärkste Kraft nach der CSU. Wenn es auch noch im einzigen halbwegs vernünftig regierten Bundesland Bayern zu einer schwarz-grünen Koalition kommt, kann es im ganzen Land nur noch rasanter bergab gehen.

Frank Box / 21.09.2018

Im sogenannten Fall “Maaßen” ging es nie um Maaßen! Banahles eigentliches Ziel war von Anfang an Seehofer. Nächsten Monat sind in Bayern Wahlen. Eine prima Gelegenheit, dachte man sich bei der SPD, Seehofer kurz vorher zu zwingen, Maaßen zu entlassen, und sich damit bis auf die Knochen zu blamieren. Nur leider, leider, haben die heutigen SPD-Funktionäre nicht mehr das Format, was es dort früher mal gab. Kurz gesagt: Sie peilen es einfach nicht! Diese Laienspielschar hat es doch tatsächlich geschafft, im Politik-Kartenspiel jetzt als einzige Karten DREI SCHWARZE PETER auf der Hand zu haben! KARTE1: Maaßen wird befördert und bekommt im Ministerium den Posten des SPD-Mannes. Der wird deswegen gefeuert. KARTE2: Die SPD-Minister stimmen im Kabinett der Personalrochade nicht zu. Dann bleibt alles wie es ist, und Maaßen Verfassungschutzpräsident. KARTE3: Die SPD kündigt jetzt “kevinmäßig” die Große-Koalition und geht bei Neuwahlen unter. Ich bin jetzt schon sehr gespannt, für welche Karte sich die SPD-Schildbürger entscheiden…

Horst Fan / 21.09.2018

Herr Seehofer hat erkannt das an Frau Merkel alles abprallt.  Er wusste , dass Sie selbst niemals die Groko aufs Spiel setzen und deshalb auch den faulsten Kompromiss eingehen würde. Das kann die andere Partei in der Groko, die in ihrem Innerern momentan alles andere als homogen da steht (2te Reihe Kevin ) so nicht. Die und das wusste Herr Seehofer würden schäumen und fordern das Köpfe rollen (läuft ja gerade noch). Er hat sich damit den schwachen Punkt sehr gezielt heraus gepickt und mit eben dieser Reaktion der Kanzlerin als auch der SPD (wobei Frau Nahles nicht glücklich darüber wirkt hier energisch sein zu müssen, sie ahnt/wittert eventuell die Falle) gerechnet. Er strebt den Groko Bruch an, lässt der SPD aber dabei, wie es einer progressiven Partei ziemt, den Vortritt. Es ist ein Genuss dabei zu zusehen wie Frau Nahles gerade zwischen der Kausa Maaßen und ihrer eigenen Partei zerrieben wird. Ich für meinen Teil lehne mich zurück und genieße die deutsche Realkombination aus House of Cards und Game of thrones. Beste Grüße

Detlef Dechant / 21.09.2018

Meine Meinung zu Merkel hat sich seit ihrer Wahl bis heute nicht verändert: Merkel mag gut moderieren können unter Machtmenschen auf Augenhöhe (daher auch anfangs ihre großen Erfolge auf europäischer Ebene - obwohl ich seit der geplatzten Jamaika-Koalition auch daran zweifle), aber führen, wie es von einer Regierungschefin verlangt werden sollte, konnte sie noch nie!! Nur bei ihrem Linksrutsch bin ich etwas zweigeteilt. Zum einen diente er ganz klar der eigenen Machterhaltung, denn solange sie den Linken die Themen wegnimmt, bleibt die CDU stärkste Kraft und ohne sie kann keiner regieren. Zum anderen hat dieser Linksschwenk auch verhindert, dass Deutschland eine rot-rot-grüne Regierung bekommt, eine Regierung, die für Deutschland noch schlimmer wäre, als das, was wir jetzt haben. Nur ob Merkel letzteres wirklich auch im Blick hatte, vermag ich nicht zu sagen. Interessant ist dabei auch, dass mir einige hochgestellte Persönlichkeiten, die Merkel aus der DDR-Zeit und/oder der CDU kannten, schon bei ihrer Kandidatur zur Bundeskanzlerin sagten; “Die kann das nicht!!”

M. Haumann / 21.09.2018

“Rückführungen, Rückführungen, Rückführungen” versprach Frau Merkel im September 2016 und bezeichnete die Abschiebung von Migranten ohne Bleiberecht als “die wichtigste Aufgabe in den kommenden Monaten”. Daraufhin SANK die Zahl der Abschiebungen im Jahr 2017 deutlich. 2016+2017 wurden 470.000 Asylanträge abgelehnt, über 230.000 sind aktuell ausreisepflichtig. Die anderen sind noch im Klageverfahren gegen die Entscheidung und wer es mit allen Tricks schafft, einfach länger als 18 Monate im Land zu bleiben, bekommt meist eine dauerhafte Duldung. So viel zu Frau Merkels “nationaler Kraftanstrengung”. An den österreichischen Kanzler Faymann dagegen erinnert sich kaum noch jemand, der hatte seinen Bürgern 2015 zügige Abschiebungen versprochen und als er die nicht lieferte, wurde er Mitte 2016 zurückgetreten. Für Österreicher stellen Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit des gegebenen Wortes bei Kanzlern anscheinend einen relevanten Wert dar. Mit der derzeitigen Regierungskoalition und ihrem aktuellen Kanzler sind die Österreicher nach aktuellen Umfragen hochzufrieden. Bei uns ist die deutliche Mehrheit unzufrieden. Wer hat da wohl alles richtig gemacht?

Gertraude Wenz / 21.09.2018

Der Mensch ist, wie er ist. Arthur Schopenhauer hat es treffend formuliert (sinngemäß): Die große Mehrzahl der Menschen ist an nichts anderem interessiert als an Essen,Trinken und sich zu begatten. - Das sehe ich auch so, ich würde noch den Spaßfaktor als unbedingtes Interesse hinzuziehen. Man sucht bezeichnenderweise Partner, mit denen man “Spaß haben kann”. Solange diese Grundbedürfnisse - zu denen ich auch das Reisen zähle - erfüllt sind, sind die meisten zufrieden. Ich sehe es an meinem erweiterten Freundes- und Bekanntenkreis. Die, die sich wirklich Gedanken machen und ernsthaft politisch interessiert sind, kann man an den Fingern einer Hand abzählen. Nun sind viele auch beruflich und privat sehr eingespannt, haben kleine Kinder und wirklich kaum Zeit oder Energie, mal etwas zu lesen, was über Krimis und erbauliche Literatur hinausgeht. Die Achse des Guten z.B. beschäftigt mich viele Stunden am Tag, wer kann sich das zeitlich erlauben? Ich will niemanden beleidigen, aber oft habe ich zusätzlich den Verdacht, dass viele Menschen in einer infantilen Weltsicht verharren. Rationales, wissenschaftliches Denken ist bei vielen zudem verpönt als zu kurz und einseitig (!) gedacht…, die Esoterik boomt… Fühlen ist wichtiger als Denken… Das ist der neue antiaufklärerische Zeitgeist. Mit solchen “Untertanen” hat man natürlich leichtes Spiel. Auch wer sich frisch verliebt hat - und das ist ja vielleicht auch ein nicht allzu geringer Teil der Gesellschaft - oder im Honeymoon schwelgt -  hat womöglich andere Prioritäten, als sich über Politik zu echauffieren und sicherlich auch umgekehrt der, der gerade in Liebeskummer versinkt oder unglaublichen Prüfungs- oder sonstigen Stress hat. So gibt es immer einen Prozentsatz in der Bevölkerung, der zeitweise als kritischer Beobachter des politischen Geschehens ausfällt. Erst, wenn die Probleme so schlimm werden, dass man sie auch trotz privatestem Glück nicht mehr beiseite schieben kann, wird der letzte aus dem Schlaf erwachen.

Marc Blenk / 21.09.2018

Lieber Herr Grell, im allgemeinen geb ich nicht allzuviel auf Umfragen, aber was soll man machen. Man kommt nicht wirklich an ihnen vorbei… Deutschlandtrend meint herausgefunden zu haben, dass die AFD nun zweitstärkste Partei ist. Die stärkste hätte nur 10% mehr. Und das wäre die CDU/CSU. Klar, dass für Frau Merkel das nicht von ausschlaggebener Bedeutung ist, denn wenn schon ein Herr Bartsch auf die versuchsballonhafte Köderung des schleswig - holsteinischen Ministerpräsidenten Günther (die Minimaus der CDU) positiv reagiert, im Osten könnte man es doch auch mal mit CDU/LINKE probieren, dann zeigt das doch, dass wir der nationalen Einheitsfront schon sehr nahe gekommen sind. Merkel beherrscht nicht nur eine Partei! Merkel braucht also keine super starke CDU, sie braucht nur die CDU als stärkste Partei. Nur sieht das für die CDU ganz anders aus. Eine Partei hat vor allem die Aufgabe, Posten für ihre Leute bereitzustellen. Und sehen die Leute diese in Gefahr, wird es auf kurz oder lang ungemütlich für die Führung. Solange mit Merkel genug Prozente, also Posten zu generieren waren, hätte die Frau auch 5 Millionen Migranten per anno ins Land lassen können. Stören tut sowas nur den Bürger, nicht den Politiker. Schenken die Bürger allerdings der jeweiligen Partei nicht mehr genug Prozente, wird wegen der zu wenigen zu vergebenen Posten der Kurs und das Personal gewechselt. Und genau das wird früher oder später in der CDU passieren.  Irgendwann überwindet die CDU Frau Merkel mit einem Sprung. Wegen zu weniger Jobs.

Frank Holdergrün / 21.09.2018

Der Patin, wie Gertrud Höhler sie betitelt, sehr gut heim-geleuchtet! Sieht man in ihr Gesicht in diesen Tagen, dann scheint dies alles durch! Addiert man in regieren das kleine a von Angela, dann wird reagieren daraus, wie mir in diesem Beitrag aufging!  Und alle a’s werden präsent: abschießen, aussitzen, Alptraum, Alleingang, ausbaldowern, auskungeln, alternativlos, ... Abgesang.

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