Der Erhard'schen "formierten Gesellschaft" ist das gleiche Schicksal zuteil geworden wie heute der Popper'schen "offenen Gesellschaft". Erstere hat mit der Formung von Individuen genauso wenig zu tun wie letztere mit offenen Grenzen. Die Rezeption beider Begriffe hing offensichtlich mehr davon ab, was den Politikbetreibenden und Medienschaffenden so durch den Kopf ging dabei. Die definitorische Ausarbeitung der Protagonisten scherte wenig; Erhard tat dies eher konzeptartig, Popper umfangreich. Erhards "formierte Gesellschaft" war ein Gegenentwurf zum marxistischen, der unvereinbare "antagonistische" Interessen behauptete. Erhard dagegen sagt, "dass diese Gesellschaft nicht mehr aus Klassen und Gruppen besteht, die einander ausschließende Ziele durchsetzen wollen, sondern dass sie, fernab aller ständestaatlichen Vorstellungen, ihrem Wesen nach kooperativ ist, das heißt, dass sie auf dem Zusammenwirken aller Gruppen und Interessen beruht. Diese Gesellschaft, ..., formiert sich nicht durch äußeren Zwang, sondern aus eigener Kraft, ..." Dies ist Analyse und Programm in einem (und er hat diese Gedanken ja auf dem CDU-Parteitag am 31.3.1965 vorgestellt). Dies ist insofern Programm, dass nach Erhards Ansicht die Politik dafür Sorge tragen muss, dass ein Ausgleich der Interessen praktisch auch ermöglicht wird. In diesem Kontext ist auch sein Anti-Kartell-Gesetz zu verstehen, das er seit 1948 an verfolgt hat (gegen erhebliche Widerstände Adenauers). Und so, wie er wirtschaftliche Kartelle unterbunden hat, hätte er wohl auch Soros NGOs den Garaus gemacht, so wie er am liebsten alle Lobbyisten aus dem Bundestag geworfen hätte. Jede Übermacht stört den Interessenausgleich und stört die offene Debatte, die seine "fomierte Gesellschaft" ebenso benötigt wie die Popper'sche "offene Gesellschaft".(Quelle: Erhard, Gedanken aus fünf Jahrzehnten, Düsseldorf/Wien/New York 1988, S. 916f.)
Dass die im eigenen Sud wabernde Mischpoke unserer 'Eliten' nicht mehr merkt, was sie da eigentlich verzapft, ist ihr kaum vorzuwerfen. Zurechnungsfähigkeit haben sie gegen ein Wolkenkuckucksheim eingetauscht und sind wohl für die Vernunft unwiederbringlich verloren. Für mich unfassbar ist nur, dass sich vor allem die westlichen Wahlbürger dass alles gefallen lassen. Dass ich mal fast neidvoll auf die Sachsen blicke, hätte ich früher nie geahnt.
Ja, so ist das. Die Brandstifter beschweren sich, dass die, die im brennenden Haus sitzen, sich darüber nicht freuen. Unfassbar. Danke für den Text. Ich muss sagen, ich bin inzwischen häufiger bei Achgut. Hätte ich bis vor kurzem nicht gedacht. Ich bin ja eher ein linksgrün Versiffter, aber die Flüchtlingspolitik, die ist dann selbst mir zu falsch. Leider werden die Fehler in den üblichen Medien kaum thematisiert, das ist Pro-Merkel-Trara vom Feinsten. Dabei liegen die Fakten derart offenkundig auf dem Tisch. Zu finden sind die lediglich bei Seiten wieder dieser hier. Es bedarf Mut, sich heute gegen den linken Mainstream zu stellen, ich gebe zu, auch ich halte meine Kritik an der Invasionspolitik in meinem linksgrünen Umfeld meist zurück. Und lese heimlich Achgut. Es ist ein wenig, wie Feindsender hören. Da lief ja bekanntlich auch das, was die daheim nicht hören sollten... Jedenfalls, gut, dass es euch gibt und dass ihr den Mut habt, die Fakten zu benennen.
Sehr schön, wie immer. Passend dazu heute noch die Meldung, dass der Bundesrechnungshof Altmaier völliges Fehlmanagement bei der Energiewende vorwirft. Hoffentlich muss jetzt nicht der BRH strafversetzt werden.
Lieber Herr Röhl, für die sich kurz vor dem Ziel und vor allem Macht sich wähnende Pseudo - Kulturlinke, gab es mit Ausnahme des Nationalsozialismus noch nie ein Totalitarismus, mit dem sie wirklich ein Problem gehabt hätte. Schon gar nicht im eigenen Land. Man dealt bspw. mit dem Islamismus wie um drei Gramm Shit, man dichtet die Globalisierung zum Open Boarder - Paradies um und mag die EU vor allem deshalb, weil dort das deutsche und andere Völker die reaktionäre Fresse zu halten haben, sprich,: Demokratie nur, wenn es der eigenen Sache nützt. Allerdings kommt allmählich ein neuer wind of change auf, eine Brise, doch Boen nehmen zu. Und dann? Wie werden diese Leute mit ihren Erinnerungen umgehen? Die alten auswendig gelernten Parolen rauskramen oder sich tatsächlich um echte Argumente kümmern? Der Grad der Dekadenz, die immer dann entsteht, wenn lange Zeit kein Gegenwind war, spricht nicht für zweiteres. Und ersteres wird nicht hinlangen, den Niedergang aufzuhalten.
Bitte berücksichtigen Sie doch: Diese Gesellschaft hat ihren Widerstandswillen verloren. Das sieht man am niederigen Wehrwillen in der Bundeswehr. Wenn sich die Jugend nicht gleich verweigert. Beamte werden zu gut bezahlt, um auf dem Heimweg ein Messerchen im Bauch zu riskieren. Oder, gar das Köpfchen abgeschnitten zu bekommen. Die Deutsche Angst ist verinnerlicht, angesichts der Selbsterkenntnis, oder des Gefühls, nichts zu bieten zu haben als eine florierende Wirtschaft... noch ! Es wird nur der überleben, der die nötigen Verluste rikiert und trägt (Prof. Depenheuer, "Selbstbehauptung des Rechtsstaates" 2007 ). So ist das, und das hiesige, schlaffe System funktioniert nur noch, sofern es nicht wirklich angegriffen wird. Der Zwang zur Abkehr von der Friedhofsruhe wird der AfD angelastet. Diese zwingt zum Handeln, wie auch die CSU. Und das möchte in Berlin fast keiner. So sieht Dekadenz aus. Tragisch-komisch ist die Haltung der Umfrage-Firmen, wie INSA: Sie liefern, was für die Propaganda in den Staatsmedien gewünscht wird -- und glauben es doch selber nicht. Schon deshalb, weil Bürger seltener offen auftreten.
Bei der Verschiebung der Wahlergebnisse denke ich neuerdings immer öfter an neutrale Wahlbeobachter. Warum nur?
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.