Sich darüber zu echauffieren, dass sich die Leihmütter wie lebende Brutkästen benutzen lassen - für reichlich Schotter, versteht sich - macht nicht viel Sinn, und ganz besonders nicht für einen alten (67) weißen Mann wie mich. Was ich mir früher an blutigen Nasen geholt habe, bei sinnlosen Diskussionen über Schwangerschaftsabbruch und später zur s.g. Leihmutterschaft geht auf keine Kuhhaut. Früher oder später flogen die Fetzen: “Mein Bauch gehört mir, ihr Scheißmänner macht es euch leicht! Wer muss denn die Schmerzen bei der Geburt ertragen?” etc. etc. Das tue ich mir nicht mehr an. Vielleicht mache ich mich jetzt lächerlich, aber ich finde die Moderne hat dem Dasein in vielerlei Hinsicht die Romantik genommen, den Zauber, die Mystik - und die Würde. War das Leben früher ein gemütlich schnurrender Raum bei Kerzenschein (Lichtjahre davon entfernt perfekt zu sein), so ist es heute eine grell beleuchtete, geschmacklos gekachelte Bahnhofshalle. Ich halte naiv und unverdrossen an folgendem Idealbild fest: die Frau liegt strahlend vor Glück im Bett, das Neugeborene im Arm, neben ihr kniet der vor Glückseligkeit weinende (männliche, nicht gelesene) Vater, dem in diesem Augenblick bewusst geworden ist, wie stark und mächtig Frauen in Wahrheit sind und wie schwach zuweilen die Männer sein können. Und über das Geschlecht informierte früher ein kurzer Blick in die Windel. Ein Köpfchen, zwei Arme, zwei Beine, alles perfekt! Und wenn ich schon dabei bin “Kalahari zu begehen wie ein echter Samowar”: mich widern schwule und lesbische Ehepaare mit Kinderwunsch an. Sie erinnern mich an Falschspieler mit Assen im Ärmel, die sich mit den ausgeteilten Karten nicht abfinden können. Kinder um jeden Preis, selbst wenn dabei andere auf der Strecke bleiben? Dass eine Leihmutter, trotz großzügiger Entlohnung, keine Narben auf der Seele übrig behält, wenn sie das Kind, dass sie 9 Monate mit sich herumtrug, weggeben muss, soll man mir nicht erzählen ...
@Miriam Weinert. Ethische Fragen sollen erst gar nicht mehr diskutiert werden? Meinungsäußerungen bzw. Bedenken zum Thema “Leihmutterschaft” sind überflüssig? Selbstbestimmung über den Körper sowie ein Vertrag und schon ist alles in trockenen Tüchern bzw. in der Gebärmutter? Ich finde den unnatürlichen Vorgang von künstlicher Besamung bei Tieren bereits äußerst fragwürdig. Ich wiederhole mich. Nur weil es machbar ist, muss nicht alles auf Biegen und Brechen auch möglich gemacht werden. Insbesondere dann nicht, wenn es dem uralten und bewährtem Bauplan des Lebens fundamental widerspricht.
Den Uteruszuhältern sei das Argument zynisch an die Hand gegeben, daß die Uterusprostitution eine mindestens 2025 Jahre alte Tradition hat und die Jungfrau Maria die erste historisch verbriefte Leihmutter war. Außerdem hat der Besteller des Produkts “Jesus” dieses zurückgenommen (“Christi Himmelfahrt”), als es kaputt gegangen war, womit die Haftung für das Produkt ausgeschlossen ist bzw. vollumfänglich beim besteller legt, selbst nach 33 jahren nach Erhalt der Ware. Milliarden von Menschen haben dies seither so akzeptiert. Dem Vatikan sei hingegen das Einfordern von Tandiemen von den Uteruszuhältern für dieses Geschäftsmodell geraten. - Liebe Mitchristen, insbesondere die Katholiken, nehmt mir meine Ausführungen bitte nicht übel.
Frau Kelle : Es wäre äusserst interessant, wenn Männer ebenfalls ” Gebärende ” sein könnten ? Auf diese Reaktion wäre ich neugierig wie eine Katze ! Auf jeden Fall würde es die Und bekannte Zivilisation über den Haufen werfen !
Respekt, Frau Kelle, für Ihre mutige Aufklärungsarbeit über die perverse Praxis der Leihmutterschaft - und dafür, dass Sie mit Leuten, die diese Praxis rechtens finden, als ihre “Freiheit” verteidigen und selbst davon profitieren, noch einen netten Abend verbringen können. Ich könnte das nicht, und ich würde es auch nicht wollen.
@Stern: Weil es für kleine Säugetiere immer ein Problem ist, wenn man sie von der Mutter trennt, haben moralische Menschen damit ein Problem. In jedem Kuhstall und bei jedem Hundezüchter geht es humaner zu.
Es bleibt dabei, dass Leihmuttergeschäfte nur eine Variante des weiblichen Geschäftsmodells sind, das Sexualität und Kinderproduktion gegen Versorgung und Einkommen tauscht. Die Autorin wird unter Frauen daher kaum Verbündete für ihre Position finden, da diese den Einstieg in eine allgemein stärkere Regulierung der weiblichen Primärressource bedeuten könnte, während ein grosser Teil der Männchen sich nicht einsetzen wird um zuhause keinen Ärger zu bekommen. Es nur folgerichtig, dass als Verteidiger des Leihmutter-Geschäfts in der sonntäglichen Debatte auf der Achse ausgerechnet ein Sexueller in die Kulisse geschoben wurde, da Frauen untereinander die Verhältnisse niemals in der Öffentlichkeit diskutieren werden, solange ein Mann zuhört.
Biotexcom. In der Ukraine. Für 65.000 Euro bekommt man da jeden Wunsch erfüllt. Man könnte das auch als “reproduktive Gerechtigkeit” bezeichnen, auf die Feministen immer so sehr pochen, wenn sie verlangen, das deutsche Krankenkassen die Kosten der künstlichen Befruchtung und der Eizelleneinfrierung übernehmen. So können rein theoretisch auch alleinstehende Männer den Kinderwunsch erfüllt bekommen, da sie nicht wie alleinstehende Frauen bis 4 Uhr im Club warten können, um die Samenspende zu erhalten und dann den meist späten Wunsch nach dem Kind erfüllt zu bekommen . Es gibt mittlerweile dutzende Studien dazu, dass Kinder alleinerziehende Mütter in fast jeder Hinsicht statistisch schlechter abschneiden als die von “Normale Paare” UND alleinerziehende Männer. Aber ums Kindswohl ging es nie. Die Leugnung dieses Faktes ist Teil des feministischen Narrativs. Eine gynozentrische bis matriachale Gesellschaft wie Deutschland spricht den Kinderwunsch Männern natürlich ab. Besonders Männern, die eine westlich sozialisierte Feministin verzichten wollen. Familie ist nämlich nach deutsch feministischer Lesart Mutter und Kind. Der Mann dient der Versorgung und kann jederzeit entsorgt werden, wenn er unangenehm wird. Frauen sind stark und selbtbewusst. Jeder kennt einen Fall aus dem eigenen Umfeld, der gerichtlich zum Unterhaltssklaven degradiert wurde, denn vor Gericht sind Frauen nicht mehr stark und selbständig, sondern hilflose Opfer, die versorgt und umsorgt werden müssen. Soweit zur Emanzipation und Gleichberechtigung. Leihmutterschaft aus maskulistischer Perspektive ist die Herstellung von Gleichheit. Jeder kann sich so den Kinderwunsch erfüllen. Auch Männer, die keine Frau als Partner möchten und das lieber alleine machen. Warum ist die Samenspende vom betrunkenen Ronny aus dem Club kein Problem, aber die Leihmutterschaft ein Großes?
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.