Beatrix von Storch kassierte im Deutschen Bundestag zwei Ordnungsrufe, weil sie Markus Ganserer korrekterweise als Mann bezeichnete. Kurz darauf saß dieser in Damendessous in einem Ausschuss. Jahrzehnte der Politik, mit der man gerade Mädchen den Rücken stärken wollte, um sie vor der Übergriffigkeit von Männern zu schützen, werden gerade rückabgewickelt im Namen von „Geschlechtergerechtigkeit“. Und weibliche Abgeordnete schweigen. „Der Kaiser ist doch nackt!“, ruft das Kind in dem Märchen von Hans Christian Andersen.
Im Jahr 2023 muss man das Kind leider korrigieren: Der Kaiser ist nicht nackt, er trägt heute Damenunterwäsche und behauptet, eine Frau zu sein. Die fortgesetzte Farce der deutschen Geschlechterpolitik hat in den vergangenen zwei Wochen noch einige Episoden hinzugefügt bekommen, nachdem sich zuerst die AfD-Abgeordnete Beatrix von Storch im Deutschen Bundestag gleich zwei Ordnungsrufe (die übrigens mit einer Strafzahlung verbunden sind) dafür einfing, dass sie einen Mann auch als solchen bezeichnet hat.
Die Fortsetzung dieses Transromans fand dann eine Woche später in einer Anhörung vor dem Familienausschuss des Bundestages statt zum selben Thema, dem geplanten „Selbstbestimmungsgesetz“, als der besagte Mann in Damenunterwäsche bekleidet dazu Stellung nahm, warum wir ein Gesetz brauchen, damit so böse Menschen wie ich ihn nicht mehr länger als Mann bezeichnen dürfen.
Nun, in meinen Augen sehen Frauen, die sich in der Öffentlichkeit, und das auch noch bei seriösen Anlässen, abseits des Kölner Karnevals so kleiden, schlicht wie Schlampen aus. Das wiederum darf man heute nicht mehr sagen, weil sich sonst dieselben „Feminist*innen“ darüber aufregen, die gerade die Weiblichkeit des Grünen Abgeordneten Markus Ganserer abfeiern. Denn das Aussehen von Frauen in der Öffentlichkeit noch zu diskutieren, fällt neuerdings unter den Tatbestand des sexistischen „Bodyshaming“. Deswegen gibt es auch keine dicken und hässlichen Menschen mehr (jemand sollte das Kind rechtzeitig belehren, bevor es unbedacht ruft, „die ist ja fett!“), wir haben nur noch „Body-Positivity“ bitteschön.
Stumme Entwürdigung
Wenn bereits heute – also noch vor Inkrafttreten des Gesetzes – Frauen mit Geldbußen bestraft werden, wenn sie sich weigern, einen Mann als Frau zu benennen, kann sich jemand vorstellen, wozu dieser Staat imstande wäre, wenn das Gesetz erst einmal versbschiedet ist? Ich weiß nicht, was schlimmer ist, die Dreistigkeit und Aggressivität einer immer lauteren Translobby oder das Schweigen der Lämmer an der Front jener Frauen im Deutschen Bundestag, die diese ganze Inszenierung mit dröhnender Sprachlosigkeit quittieren, während ein Frauenklischee auf High-Heels durch ihre Flure stöckelt und beansprucht, eine von ihnen zu sein?
Ich fand außer von Frau von Storch keinen Protest aus irgendeiner Fraktion des Deutschen Bundestages. Die Geister, die man rief, muss man nun aushalten und gute Miene demonstrieren. Ich frage mich nur, was all die anderen Biofrauen im Bundestag und im Familienausschuss klammheimlich denken, ganz still für sich alleine, wenn sie den Kollegen in diesem Aufzug neben sich sitzen haben. Nur Mut, Ladies, sprechen Sie es aus. Sie arbeiten sonst daran, dass auch Ihre Töchter demnächst schweigen müssen, wenn eine behaarte Männerbrust in ihren Waschräumen auftaucht, um das Näschen nachzupudern.
Über Jahrzehnte haben wir pädagogisch auch zum Schutz vor sexuellem Missbrauch unseren Kindern richtigerweise gepredigt, dass sie ihrer Wahrnehmung trauen sollen, dass ihre Gefühle des Unbehagens ihre Berechtigung haben, dass sie sich nicht einreden lassen sollen, dass an ihnen etwas falsch ist, wenn ihnen ein anderer Mensch zu nahe kommt, unangenehm ist, sich ihnen verbal und körperlich aufdrängt. Traue deinem Bauchgefühl, du hast ein Recht darauf, nein zu sagen. Wir haben ganze Kampagnen mit dem schönen Titel „Nein heißt nein“ politisch gefahren, um Männer zu disziplinieren und zu belehren, die immer noch nach dem Schema „Du willst es doch auch“ agieren.
Eine Frau ist eine Frau
Jahrzehnte der Politik, mit der man gerade Mädchen den Rücken stärken wollte, um sie vor der Übergriffigkeit von Männern zu schützen, werden gerade rückabgewickelt im Namen von „Geschlechtergerechtigkeit“, und es stellt sich nur die Frage, meine Damen: Sind Sie alle wahnsinnig geworden, unseren Töchtern das als feministisches Erbe zu hinterlassen? Dass jetzt Männer entscheiden, dass sie eine Frau sein dürfen und wir und unsere Töchter dazu zu schweigen hätten, weil wir sonst bestraft werden? Ist es Ihr Ernst, dass Sie zu Gesetzen zustimmen wollen, die das ermöglichen?
Machen Sie, was Sie wollen mit Ihrem Leben, ich jedenfalls werde das niemals akzeptieren. Nicht für mich, nicht für meine Töchter, nicht für Ihre Töchter, Schwestern, Mütter und Enkelkinder. Weil wir nicht einpacken und gehen, wenn wir als Frauen infrage gestellt werden, sondern lauter werden sollten. Eine Frau ist eine Frau. Das braucht keine weitere Erklärung.
Ich schrieb bereits vor Jahren in meinem Buch „Gendergaga“, dass es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis Männer in Frauenkleidern sich die Frauenquotenplätze holen werden – damals hat man mir Polemik vorgeworfen. Heute sitzt diese Polemik neben Ihnen im Bundestag. Als Ergänzung der folgende Text, der erstmalig in meiner Kolumne „Ungeschminkt“ bei der Wochenzeitung „Die Tagespost“ erschien. Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht: Verlieren Sie nicht Ihren Humor!
Der Kaiser trägt Damenunterwäsche
Wenn die Bundestagsabgeordnete Beatrix von der AfD im Deutschen Bundestag den Kollegen Markus von den Grünen, der gerne Frauenkleider trägt, als Mann bezeichnet, weil er nun mal einer ist und auch als solcher mit genau diesem Namen auf Ausweis und Wahlzettel in den Bundestag gewählt wurde, dann kassiert sie dafür einen Ordnungsruf des Bundestagspräsidiums, weil sie die „Würde des Hauses“ verletzt haben soll, indem sie partout die Frau in Markus nicht sehen will. Wenn derselbe Markus zwei Wochen später unter seinem Phantasienamen Tessa mit Perücke, schwarzem Büstenhalter unter einem durchsichtigem „Nichts“ als Ersatz für Oberbekleidung vor dem Familienausschuss des Bundestages als Frau auftritt, leidet die Würde des Hauses hingegen nicht, denn das ist modernes Empowerment für Transfrauen.
Früher haben wir unseren Töchtern gesagt, dass sie in so einem Aufzug nicht aus dem Haus gehen dürfen, weil sie sonst wie eine aus dem Gewerbe aussehen, heute laufen Männer wie das Klischee eines Pin-Up-Girls aufgetakelt durch Medien und Politik, weil Frauen ja so sind. Keine Pointe.
Ich wollte wirklich nicht schon wieder über die Grünen schreiben, aber diese Bundesregierung macht gerade ernst und versucht, noch vor Weihnachten das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz durch den deutschen Bundestag zu peitschen. Sie wissen schon, das wird dieses neue Geschlechter-Voodoo-Gesetz, mit dem dann jedes Kind ab 14 auch ganz ohne Hogwarts-Zauberdiplom demnächst vor dem Standesamt sein Geschlecht wechseln kann, indem es auf offenbar magischem Papier seinen neuen Namen schreibt.
Klein-Malte kassiert eine Strafzahlung
In der dazu gehörigen Anhörung vor dem Familienausschuss des Bundestages kamen gerade nicht nur Körperteile zum Vorschein, um die wir alle nie gebeten hatten, sondern unfreiwillig ein Ausblick, wohin die Reise geht, wenn man den Transexpress weiter Richtung Regenbogen fahren lässt. Da wurde etwa vorgetragen, ein Mann müsse nach einem Geschlechterwechsel gleich als Mutter seines Kindes in die Geburtsurkunde eingetragen werden, weil er ja sonst in seiner Identität als lesbische Frau diskriminiert werde. Ja ich weiß, manche müssen diesen Satz jetzt noch einmal lesen.
Gerade erst haben wir im kollektiven Grundkurs „Trans“ gelernt, dass Männer in Frauenkleidern Frauen seien, jetzt sind sie sogar Lesben, schließlich begehren sie sexuell Frauen. Jene realen Lesben, die wiederum zeitgleich vor dem Gebäude des Familienausschusses gegen das Gesetz protestierten, weil sie nicht zur Anhörung geladen wurden, da drinnen bereits mit gleich drei Männern in Frauenkleidung ausreichend Weiblichkeitsexpertise vorhanden war, sehen das freilich etwas anders. Ich wiederum finde es ganz logisch, dass Männer auf Frauen stehen, egal welche Kleider sie sich dafür über den Kopf oder ausziehen, aber was weiß ich schon?
Eine andere „Aktivist*Innen“-Stimme echauffierte sich über die Ausnahmeregelungen, die der Justizminister eingeplant hat. Warum nicht auch Kinder nach dem neuen Gesetz mit 10.000 Euro Bußgeld bestraft werden sollen, wenn sie den „Deadname“ ihres Elternteils „ausplaudern“? Was übersetzt heißt, warum nicht auch Klein-Malte eine Strafzahlung leisten soll, wenn er anderen gegenüber erwähnt, dass seine Mutter Jenny eigentlich sein Vater ist, während besagte Jenny den Ausschuss belehrte: „Die Realität von meinem Kind ist, ich bin die Mutter, ich bin Jenny, mehr braucht mein Kind nicht zu wissen.“ Nun ja, ich würde das mit den Bienen und den Blumen noch anfügen.
Es ist eine Farce, die sich gerade in Deutschland abspielt. Der Kaiser ist nicht nackt, er trägt jetzt Damenunterwäsche und behauptet, eine Frau zu sein. Irgendwann werden wir auf diese Episode der Geschichte zurückblicken und uns fragen, wie es passieren konnte, dass damals eine Handvoll Männer mit einem Fetisch für Damenkleidung und einem Hang zu Exhibitionismus nicht nur echte Transmenschen mit einer leidvollen Geschichte ins Lächerliche ziehen konnten, sondern auch ein ganzes Land dabei brav applaudierte, als gäbe es kein Morgen, während es sich gegenseitig seine neuen Lieblingspronomen zurief.
Birgit Kelle, geb. 1975 in Siebenbürgen, Rumänien, ist freie Journalistin und Bestesellerautorin (unter anderem „Gendergaga“, „Muttertier“ und „Noch Normal?“). Dieser Beitrag erschien zuerst auf Birgit Kelles Substack-Profil.