Keine Fotos von Hamas-Geiseln im Bundestag?

Eine Gruppe von Angehörigen der Hamas-Geiseln war mit Friedrich Merz im Bundestag verabredet. Doch die dortigen Sicherheitsleute verwehrten ihnen den Zutritt zum Gebäude, weil sie T-Shirts mit den Gesichtern der Verschleppten trugen. Das ist ein Skandal.

Sind die Regeln auch noch so absurd, sie müssen befolgt werden, der stramme deutsche Untertan tut, was man ihm sagt. Auf ihn ist Verlass. Eine Gruppe von Angehörigen der Hamas-Geiseln waren für einen Besuch bei CDU-Chef Friedrich Merz im Bundestag angekündigt. Doch die dortigen Sicherheitsleute verwehrten ihnen den Zutritt zum Gebäude, weil sie es in ihrer Not gewagt hatten, T-Shirts mit den Gesichtern der Verschleppten zu tragen. Das ist ein Skandal.

Wer das Tragen der Shirts mit dem Antlitz der Geiseln als die Darstellung von „Meinungen und Weltanschauungen, insbesondere extremer Art“ versteht, der ist offenbar des eigenständigen Denkens nicht fähig, führt vermutlich Befehle aller Art aus, unter Ausschaltung seines Verstands, ohne jede Empathie. Es ist unerträglich, dass die Angehörigen der Geiseln derartig brüskiert wurden.

Unerträglicher allerdings ist der Umstand, dass das Büro der Bundestagspräsidentin Bas eine knappe halbe Stunde benötigt hat, um das zu tun, was jeder anständige Mensch instinktiv machen würde: den Angehörigen der Geiseln sofortigen Zutritt zu genehmigen und sie liebevoll umsorgen. Das Tragen von „Bring them Home“-Shirts würde übrigens so manchem besessenen Stolperstein-Putzer gut zu Gesicht stehen. Sich glaubhaft für jüdisches Leben, vor allem für Juden, deren Leben in Gefahr ist, einzusetzen, passt offenbar nicht ins Konzept dieser Erinnerungsspezialisten. Bärbel Bas sollte alle Holocaust-Gedenkveranstaltungen im Bundestag folgerichtig absagen, ihr Verständnis von „nie wieder“ hat das Gewicht einer Feder, wieder einmal wurde jede Glaubwürdigkeit verspielt.

Und dass die Würde des ehrenwerten Bundestags gewahrt werden muss, ist ja schön und gut. Gilt das eigentlich auch für Tessa Ganserer, die problemlos im durchsichtigen Spitzenoberteil mit freiem Blick auf ihren schwarzen BH als Abgeordnete zur Arbeit erscheint? Fragen über Fragen. Auf eines kann sich der deutsche Bundesbürger jedenfalls verlassen, die Ampel-Regierung hat wenigstens ein Talent: auf ganzer Linie zu versagen.

 

Malca Goldstein-Wolf ist eine deutsch-jüdische Aktivistin und Publizistin, die sich gegen Judenhass einsetzt. Neben ihrem Aktivismus als ehrenamtliches, geschäftsführendes Mitglied des deutschen Präsidiums von Keren Hayesod, Israels größter Spendenorganisation, sammelt sie Gelder für israelische Menschen in Not. Mehr von Malca Goldstein-Wolf finden Sie auf ihrer Facebookseite.

Foto: T.D.Frey

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M.-A. Schneider / 17.01.2024

Es ist eine Fortführung der unseligen Äußerungen und Aktionen von Politik und Medien in Deutschland seit dem 7. Oktober 2023,  Ihre Empörung ist sehr nachvollziehbar, liebe Frau Goldstein-Wolf.

finn waidjuk / 17.01.2024

“Sicherheitsleute”. So würde man heute wohl die Angehörigen der Totenkopf-SS nennen. Sie sorgten ja auch nur für die Sicherheit in den KZs.

Stefan Ahrens / 17.01.2024

Hat Paul Brandenburg Recht mit der These, wir seien auf dem Weg zu einem neuen Faschismus?  Solche Auswüchse machen es nicht unwahrscheinlicher.

I.Nietzold / 17.01.2024

Die im Wortsinne zur Schau getragenen Bilder von jüdischen Geiseln arabischer Terroristen sind eine politische Demonstration, ob man das wahr haben will oder nicht. Dieses hat im Gebäude des Bundestags ebenso wenig etwas zu suchen wie zum Beispiel Konterfeis im Krieg getöteter arabischer Kinder, von nach einem Wirbelsturm in Mosambique hungernden Menschen oder von durch den Klimawandel mageren Eisbären in der Arktis. Eine adäquate Grenzziehung zwischen Emotionalität und Rationalität sollte angestrebt werden, damit die nördliche Hemisphäre und insbesondere Deutschland aus dem jahrelangen Zustand der Dauer-Hysterie wieder herausfinden. Für die Umsorgung akut traumatisierter Menschen ist das deutsche Parlament nicht zuständig. Nein also: Das Verhalten der Bundestagsangestellten war korrekt, kein Skandal. Ein Skandal ist auch dieser Artikel nicht, er ist lediglich falsch.

Marcel Seiler / 17.01.2024

Also, jetzt mal halblang. Die Worte der Autorin, “Sind die Regeln auch noch so absurd, sie müssen befolgt werden, der stramme deutsche Untertan tut, was man ihm sagt. Auf ihn ist Verlass.” sind nicht akzeptabel. Es handelt nicht um einen Fall von Kadavergehorsam im KZ. Die Besucher trafen auf Sicherheitsleute, deren Hauptqualifikation nicht in der Subtilität deutsch-israelischer Beziehungen besteht, nicht in der Beurteilung des Gaza-Krieges, nicht im Holocaust, und nicht in der Feininterpretation politischer Symbole. Deswegen haben Sicherheitsleute Vorschriften, die sie befolgen, so gut es ihnen möglich ist. Ich jedenfalls möchte nicht, dass diese Leute die Vorschriften in die eigenen Hände nehmen. Was da wohl herauskäme?!  – Dass es überhaupt solche Vorschriften gibt oder geben muss, ist höchst bedauerlich. Es deutet darauf hin, dass die gesellschaftliche Atmosphäre schon ziemlich gründlich ruiniert ist. Leider.—Ob das Büro der Bundestagspräsidentin das schnell und besser hätte regeln können, kann ich nicht beurteilen. Wenn da jemand den Anruf der Wachleute entgegennimmt, der mit dem Problem erst einmal überfordert ist oder eine zunächst verwirrende Darstellung erhält, dann kann eine Klärung eine Weile dauern. Dort wartet ja keine Ethik-Kommission, die die letzten Wochen nichts anderes getan hat, als sich mit Fragen politischer Semantik zu befassen. Ja, der Vorfall ist bedauerlich. Die Betroffenen sind völlig verständlicherweise aufgebracht. Im Verhältnis zu den wirklich antisemitischen Vorfällen der letzten Wochen halte ich diesen Vorfall für eher unbedeutend.

Lutz Herrmann / 17.01.2024

Derweil ruft Klingbeil dazu auf, man möge die AfD kritisieren. Es ginge um das Gesicht unseres Landes. Dass der Mann überhaupt noch in den Spiegel schauen kann.

Lutz Herrmann / 17.01.2024

Jetzt verstehe ich, warum Habeck sich damit brüstet, die Welt würde die deutsche Regierung bewundern. Schließlich ist der Großteil mit dummen Judenhassern bevölkert, die solche Signale goutieren.

Nico Schmidt / 17.01.2024

Sehr geehrte Frau Goldstein-Wolf, ich kann nur noch mit dem Kopf schütteln. Der Deutsche wird immer blöder. Mfg Nico Schmidt

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