Kein Mahnmal auf zwei Beinen

Die Juden die ich kenne, wollen nicht dazu missbraucht werden, Andersdenkende auszugrenzen.

Juden sind kein Mahnmal auf zwei Beinen, die das schlechte Gewissen Deutschlands verkörpern wollen. Ich kenne niemanden aus der jüdischen Community, der der heutigen Generation Schuldgefühle einimpfen möchte. Wir sind auch keine wandelnden Trauerweiden, die ausschließlich dazu da sind, den Holocaust zu verkörpern. Traurig, geduckt und graumäusig.

Die Juden die ich kenne, wollen nicht dazu dienen, aus allem und jedem einen N*zi zu machen, um von denjenigen instrumentalisiert zu werden, die mit einer konservativen Politik nichts anfangen können und die die Geschichte als Lanze auf Andersdenkende richten. Die Juden, die ich kenne, sind durchaus in der Lage zu differenzieren, wollen nicht als chronisches Opfer dargestellt werden, haben eine Riesenportion Humor, feiern das Leben, entscheiden selbst, wen oder was sie kritisieren und sie fühlen sich nicht auserwählt, nicht besonders.

Sie wollen nur eines: gleichwertig und vorurteilslos behandelt werden, und ein sicheres, normales Leben führen. Wir werden den Holocaust niemals vergessen, aber wir leben und richten unseren Blick auf die Gegenwart, auf die Zukunft. Und wer uns missbraucht, muss sich über ein Eigentor nicht wundern! Auf das Leben!

 

Malca Goldstein-Wolf ist eine deutsch-jüdische Aktivistin und Publizistin, die sich gegen Judenhass einsetzt. Neben ihrem Aktivismus als ehrenamtliches, geschäftsführendes Mitglied des deutschen Präsidiums von Keren Hayesod, Israels größter Spendenorganisation, sammelt sie Gelder für israelische Menschen in Not.

Foto: Malca Goldstein-Wolf

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Michael Stoll / 12.02.2024

Das ist leider die Einzelmeinung einer tollen Frau (oder nicht?). Der Zentralrat der Juden in Deutschland, den ich kenne und der von den meisten Deutschen als Sprachrohr der hier lebenden Juden wahrgenommen wird, spielt genau die oben beschriebene Rolle.

Ralf Pöhling / 12.02.2024

Ich bin kein Jude aber auch kein Nazi. Insofern bin ich vom Holocaust weder aktiv noch passiv persönlich betroffen. Dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, erlaube ich mir einen neutralen Blick auf das ganze. Es ist nicht zielführend, die Existenz einer gesamten Nation auf ein schreckliches Ereignis aufzubauen, denn das hält den Schrecken am Leben. Aber so lange der Schrecken lebt, wird ja nichts besser. Es bleibt alles schrecklich. Wenn das gerade in Deutschland so weiter geht mit der angeblichen “Vergangenheitsbewältigung” bzw. der “Aufarbeitung”, bekommen wir am Ende das genaue Gegenteil von dem, was eigentlich beabsichtigt ist. Mindestens drei mal Hitler im TV jeden Tag führt weder zur Aussöhnung noch zu Abschreckung, das funktionierte nur bei denen die damals selbst dabei waren, sondern zur Faszination und damit zur Revitalisierung dieses Wahnsinns. So wie bisher geht es nicht weiter, denn sonst wird in 1000 Jahren außer Hitler keine Figur der Geschichte mehr bekannt sein. Und dann ist die damalige Nazipropaganda zur absoluten Wahrheit mutiert. So, wie es sehr häufig in der Geschichte gewesen ist. Wenn die Zeitzeugen wegsterben, bleibt nur noch die Interpretation eines historischen Ereignisses durch unterschiedliche Historiker mit unterschiedlicher Weltanschauung. Und diese schwankt je nachdem, wer sie in welcher Absicht interpretiert. Was im Endeffekt dazu führt, dass unsere Geschichtsbücher voller Lügen sind, die die Menschheit bis an ihr Lebensende verfolgen werden und immer wieder zu Eskalationen führen, die jeglicher realer Grundlage entbehren. Man denke dabei auch an die angeblichen “Protokolle der Weisen von Zion”. Die werden von immer weniger Menschen in Frage gestellt, obwohl das ein russischer Geheimdienstfake ist. Es lebt eben keiner mehr, der damals dabei war. Ich sage jetzt: Lasst Hitler endlich sterben. Der Mann ist seit 1945 tot. Aber die mediale Apparat lässt uns mit dem Kerl einfach nicht in Ruhe. Und das wird bald böse zurückschlagen.

Rudolf Dietze / 12.02.2024

Nun, es geistert durch alle Völker der Gedanke auserwählt zu sein. Den Juden, wie auch den Christen wird es in der Bibel zu gesprochen. Das ist auch nichts schlimmes. Ich hoffe, ich komme in den Himmel. Anders ist es hier auf Erden, da wird eine Lesung von Ideen der Hanah Ahrendt gestört bis sie abgebrochen wird. Ich kenne H.A. nur vom hörensagen, aber das eine Lesung einer Philosophin, die schon lange Tod ist, abgebrochen wird, ist schon ziemlich faschistisch. “1984” wollte man die Geschichte leugnen und immer anpassen. Wir nähern uns diesem Bild, es bleibt keine Dystopie. Wer waren diese Störer. Rechte, Rechtsextreme, Nazis. In den verschissenen Medien ist schon wieder Ruhe.

j. heini / 12.02.2024

Ich denke, der Einzelne mag diese Einstellung haben. Aber oftmals war die Hitler-Diktatur bei Institutionen oder im Ausland ein beliebtes Mittel, wenn es um Geld oder die Beeinflussung von Entscheidungen ging.

Johannes Schuster / 12.02.2024

“Ich kenne niemanden aus der jüdischen Community, der der heutigen Generation Schuldgefühle einimpfen möchte. Wir sind auch keine wandelnden Trauerweiden, die ausschließlich dazu da sind, den Holocaust zu verkörpern. Traurig, geduckt und graumäusig.” §1 Die Deutschen impfen den Juden Schuldgefühle ein, nicht umgekehrt, denn Moral als Waffe ist kein Schuldgefühl. §2 Natürlich waren “die Juden” für die Deutschen jahrelang Träger einer Rolle auf der Bühne Preußens: “Trauerweide”. “Und wer uns missbraucht, muss sich über ein Eigentor nicht wundern!” §3: Wer glaubt nicht mißbraucht zu werden, der schießt sich selbst ins Bein. Damit es kein Vertun gibt: Dieser Artikel ist sehr wichtig, denn er offenbart Probleme: Ich möchte hier ein Buch vorstellen, was ich in diesem Zusammenhang für absolut wichtig halte: ‘“Kinder der Opfer, Kinder der Täter” (Kestenberg, Jucovy, Bergmann). Die Frage ist wie man sich unter Gewalttätern und ihren Kindern sozialisiert und wie die Gewalttäter ihre Kinder und Enkel sozialisieren. Aus dieser - rein analytisch - empirischen Betrachtung, die wohl eher ohne Gefühlslagen auskommt, leiten sich die Verhältnisse ab.  Aber allein, daß die Autorin anfängt ihre Rolle zu objektivieren ist wertvoll. Wenn man übrigens von einer Introjekten - Menge spricht und nicht vom Nazi, dann wird die Sache mathematisch süffiger. Erziehung ist ein Integrator ! Wenn man das begreift, dann man differenzieren und reflektieren ,und Einflüsse und Mengen besser verstehen.

Jürgen Albrink / 12.02.2024

Könnte man das, was Frau Goldstein-Wolf geschrieben hat, nicht mal ausdrucken und Herrn Schuster auf den Schreibtisch legen? Wenn sich auch der Zentralrat das zu Herzen nehmen und danach handeln würde wäre das so eine Erleichterung für die gegenseitigen Beziehungen.

Marcel Seiler / 12.02.2024

“Juden sind kein Mahnmal auf zwei Beinen… Ich kenne niemanden aus der jüdischen Community, der der heutigen Generation Schuldgefühle einimpfen möchte.” Die Leute der “Gedenkkultur” schert das nicht: Sie benutzen die Juden als Mahnmal (sind aber im konkreten Fall Israel gern Antisemiten), und sie überziehen Deutsche unterschiedslos mit Schuldgefühlen. Und sie finden sich auch noch moralisch hochwertig. – Dank an die Autorin für die hier im Zitat wiedergegebene – eigentlich selbstverständliche – Feststellung.

Thomas Szabó / 12.02.2024

Ich bin ein Judenfreund. Das habe ich zu Weihnachten 2023 allen meinen antisemitischen Freunden & Verwandten mitgeteilt. Die haben zwar blöd geschaut, aber es sind keine Bande der Freundschaft und der Verwandtschaft zerbrochen. Sie fühlten sich zwar nicht beschert, aber scheiß drauf. Ich nahm mir zum Ziel den Antisemitismus auszumerzen. “Du antisemitischer Schwein, du bist mein Freund und ich liebe dich, doch mein verbaler Tritt in deinen Arsch sei dir gewiss!” Ich habe auch meinem Vater mitgeteilt, dass sein Antisemitismus seinem Charakter unwürdig ist: Du bist der Erziehung zu Ehrlichkeit & Anstand nicht würdig, die du mir hast angedeihen lassen! Wir schon Leonardo da Vinci sagte: Es ist ein schlechter Schüler, der seinen Meister nicht übertrifft!”

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