Ich muss sagen, dass die Lektüre des Tagesspiegels immer lehrreicher wird. Gestern wurde dort ein Artikel mit dem Titel „Mit Davidstern in der Palästinenser-Demo: Nicht alles, was erlaubt ist, ist auch klug“ veröffentlicht.
Hintergrund war eine Attacke auf drei scheinbar jüdische Berliner, zwei davon mit Davidstern um den Hals, die am 15. Mai in eine Palästinenser-Demo in Berlin-Neukölln gerieten – und von den Demonstranten „umringt und beschimpft“ wurden. Einer von ihnen wurde körperlich attackiert.
Als die Polizei später die Anzeige der drei Betroffenen aufnahm, wurden sie ermahnt „bei einer Demonstration von Palästinensern auf jüdische Symbole zu verzichten“.
Der Tagesspiegel ergänzt:
„In einer realen Welt sollten die Menschen für die Werte der idealen Welt eintreten und kämpfen. Sie sollten aber auch „common sense“ besitzen, Realitätsbewusstsein. Sie sollten eine Situation bewerten und verstehen können. Sie sollten unterscheiden können zwischen erlaubten und klugen Handlungen. Rechtmäßiges und Gebotenes sind nicht immer deckungsgleich.“
Eine sehr irritierende Bemerkung angesichts der Bedrohung von Juden in Deutschland, um das Mindeste zu sagen. Gerade vonseiten eines Blattes, das tut, als hätte es die Diversity gepachtet. Immerhin müssen wir uns langsam nichts mehr vormachen: Der Bezirk Neukölln ist wohl generell mit Vorsicht zu genießen, auch wenn man nicht jüdisch ist. Ich grusle mich regelmäßig, wenn ich dort des Nachts allein unterwegs bin. Jetzt weiß ich: Ich sollte klug genug sein, dort gar nicht erst hinzugehen. Auch der Tagesspiegel erklärt gleich im ersten Absatz, dass eine „No-go-Area“ schließlich ein Gebiet bezeichnet, aus dem sich „der Staat zurückgezogen (hat). Er verzichtet auf sein Gewaltmonopol und duldet Kräfte, die er nicht kontrollieren kann oder will.“
Hoffentlich steht das auch bald in sämtlichen Reiseführern und Blogs, die Neukölln als alternatives Hipster-Viertel preisen und nichtsahnende Touristen in die Irre führen. Sie könnten schließlich aus Israel kommen.