@Hartmut Laun – Sehr geehrter Herr Laun, Ihre Bemerkung “Ein solcher redet und schreibt dreist über den Nationalsozialismus” empfinde ich als unerträglich. Sie scheinen nicht zu begreifen, dass einer wie Jean Améry, der im Gegensatz zu uns, den Nationalsozialismus tatsächlich am eigenen Leib – und dies im wörtlichen Sinne – erdulden mußte, dazu berufen war. Es gruselt mich, wenn ich solch unüberlegten Worte, wie die Ihren lese.
@ Hartmut Laun - Was du betreibst ist billigster wahataboutismn in Reinform. Man kann EIN Unrecht nicht durch die Nennung eines anderen Unrechts rechtfertigen! Diese ekelhafte “Abwehr” des Aufwiegens, zuallererst auf den Gegner zu schiessen, statt sich mit seinem eigenem Fehl auseinanderzusetzen ist schlichtweg niederträchtig. Typisch für Sozialisten und andere Beton-Ideologen! Wenn ein Kind ein anderes Kind hinterrücks verprügelt, dann gilt DIESES Kind für DIESE Tat zu sanktionieren. Es spielt keine Rolle inwieweit das ANDERE Kind selber Dreck am Stecken hat. Dafür ist DIESES Kind dann SEPARAT zu sanktionieren. Eine Vermischung der JEWEILIGEN Unrechte in EINEM Prozess ist schlichtweg unredlich. In DIESEM Artikel ging es um die schrecklichen Erfahrungen eines KZ-Insassen. Und nur DARÜBER ist zu urteilen. In einem anderen Artikel geht es vielleicht um die Erlebnisse eines Gulag-Insassenen, DANN ist NUR DARÜBER zu urteilen. Die eine Sch+++e mit der andere Sche+++e zu relativieren, sowas tun idR nur Menschen die die der einen Sch++se irgendwie (unterbewusst) sehr nahe stehen und Angst haben, mit solcher in Verbindung gebracht zu werden. Ein freier Geist hingegen, wird immer differenzieren, so gerecht wie möglich JEDES Unrecht FÜR SICH separat verurteilen, auch und GERADE wenn er mit der Tat über Dutzend Ecken in unbequeme Berührung zu bringen ist. Das nennt man EHRLICHE Selbstreflexion!
Sozialismus führt immer in die Diktatur, daher betrachte ich kommunistische Widerstandskämpfer nur als Kämpfer für eine andere Diktatur. Der Satz: “, die reaktionäre Brut, die 1939 die Welt in den Tod geführt hatte. “ von einem Kommunisten verallgemeinernd, ohne auf die Singularität des Judenmordes hinzuweisen, geschrieben, ist eine Verhöhnung von Millionen von Opfern.
Warum sagen wir nicht endlich, daß das deutsche Wesen per se grauenhaft ist, das Volk, das ein Grauen trägt unterhält und unwidersprochen betreibt, bis zur letzten Patrone ? Warum eiert jeder nur um die Aussage herum, daß die Deutschen der Psychopath des 20. Jahrhunderts waren und in sich sozialgeschichtlich schlicht krank sind (Johanna Haarer) ? Warum kann man eine anthropologische Tatsache nicht einmal als Grundannahme unterstellen ? Denn dann wird das Leid der Betroffenen klar und deutlich und die Deutschen können sich nicht mehr hinter künstlichen Debatten verstecken. Diese Relativierung des Tätercharakters ist das Nachtreten auf Toten. Wann wendet man sich endlich mal den sozialen Gründen zu, die die Deutschen zu dem machten, was sie waren und sind: Kalt und in der Folge unmenschlich - liebelos und hierin kollektiv identifiziert. Wenn man die deutschen Erziehungswerte untersucht, hat man den Schlüssel zu allen geschichtlichen Ereignissen.
AMERY fällt als Feingeist, ob jüdisch, bürgerlich oder links-intellektuell ist egal, unter die Kriminellen, die im Nazismus den Staat selbst tragen, in ihm tätig sind, zum OPFER. Unfreiheit, körperliche Qualen und Demütigungen—bei voller Hoffnungs-und Hilfelosigkeit—machen ihn zu einem Fremden und die Gegner zu fremden Wesen. Es ist wohl die vollständige Isolation gewesen als Haupterfahrung, die Amery zerbrechen ließ. “Nackt unter Wplfen” von Anna SEGHERS trifft es nicht, was Amery meint. Seghers setzt Kameradschaft, Hilfe, Solidarität gegen einen gemeinsamen Feind, Vollstrecker ist die SS, als Mittel des Ausgleichs und der Hoffnung ein. Dem Juden Amery hat offenbar keine lebende Seele helfen wollen. Er war als Parteiloser in einem normalen, gewalttätigen Knast, dessen Regeln der Milderung ihm gegenüber nicht angewandt worden sind. Mich lehrt das, den demokr. Rechtsstaat als ein politisches Wunderwerk zu sehen, das zur Humani-tät zwingt. Auch in brutaler Situation. Auch muss ich an V. SCHIRACHs “Schande” denken, die Subtilität der Formen, die Verbrechen auch haben kann.
@ Christian Graumüller, hier liegt in der Tat eine Ungenauigkeit vor, die es zu redigieren gilt!
“Jean Améry war ein Linksintellektueller, der versucht hat, die deutsche Nachkriegsgesellschaft über die NS-Verbrechen aufzuklären, der die Erfahrung des Konzentrationslagers vermitteln wollte, ohne dabei auf die sogenannte Lagerliteratur reduziert werden zu können. Im Unterschied zu seinem „Barackenkameraden“, Primo Levi, konnte er den Deutschen nicht mehr verzeihen. Améry wurde am 31. Oktober 1912 in Österreich geboren und starb am 17. Oktober 1978 in Salzburg. Seine Erfahrung deutscher Tortur ließ ihn nie mehr los: „Wer der Folter erlag, kann nicht mehr heimisch werden in dieser Welt.“ “..... die deutsche Nachkriegsgesellschaft über die NS-Verbrechen aufzuklären, ....” Diese Gesellschaft wollte es doch gar nicht hören und gleich gar nicht die POLITIKERKASTE !! Auf den Parlamentsbänken saßen doch in der neugegründeten BRD auch “alte Nazis”, die mußten geschützt werde. Im Prinzip nichts neues, die Geschichte hat sich anscheinend nach 1989 wiederholt, zwar nicht mit KZ, Gott sei Dank, aber auch im “Neuen Deutschland” durften und dürfen noch immer etliche der alten DDR SEILSCHAFTEN mitmischen, ja sogar im Fall von KAHANE eine STASI IM in zentraler Stellung.Noch schlimmer, die Kanzlerin. Nicht mal in den schlimmsten Alpträumen hätte ich mir so etwas vorstellen können, obwohl der erhobene Zeigefinger der Honeckerin und ihr schon fast genüßlicher Ausspruch “Ihr werdet Euch noch wundern” gezielt darauf hingedeutet hat.
Wie kann einer ein Links - Intellektueller sein, der von den Massenmorden, Verfolgungen, Vertreibungen von Stalin wusste? Von Mao und seine Säuberungen, der von den 100 Millionen Ermordeten wusste, die unter der Führung von Linksintellektuellen in vielen Ländern geschehen sind? Ein solcher redet und schreibt dreist über den Nationalsozialismus?
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