Traurig dass, scheinbar nur die “Rechts-Intellektuellen” dem Links - Intellektuellen Jean Améry gedenken. ... Ich konnte zu seinem Tode “links"von Achgut fast nichts finden. Daher mein besonderer Dank an Achgut für diese wichtigen Zeilen die mich das was ich als junger Mensch bei einer Lesung Amery’s in einer Buchhandlung von ihm lernte nun aus ganz andrer Perspektive sehen lassen…
In der Bundeswehr hatte ich gleich gar kein Geld. Stadtbücherei, die Zeitungsauslage in Biergarten, Cafe und wessen Radio wo immer waren “Internet”. Bei Kantorowicz’ “Spanisches Kriegstagebuch” langte ich in einem Buchladen doch hin. Ein Bericht von der untergegangenen Welt des ursprünglichen, des echten Antifaschismus, der nun nicht einmal mehr als eine billige Kopie existiert, aber als Alien aus einer fremden Galaxie. Es war mir damals klar: Ich musste im Bundeswehrurlaub nach Spanien! Ich erwarb ein weiteres Buch, Langenscheidts “Spanisch in irgendwannganzbestimmt”, lernte einfachheitshalber ganze Kapitel auswendig, nachdem mir die Ausspracheänderungen bei Buchstaben in der jeweiligen Kombination klar waren. Mit ein paar Mark, BW-Schlafsack und dem Daumen im Wind der vorbeirauschenden Autos, in Südfrankreich dann mit einem finalen Zugticket, setzte ich in Rekordzeit im westlichsten Grenzbahnhof eines kürzlich zuvor freier Westen und Demokratie gewordenen spanischen Südküstenortes die Pumpas auf eine Bahnhofsplattform. Am Händlerstand vor Ort erwarb ich sodann die erste Melone meines Arbeiterklassekinderlebens und war überwältigt und unendlich stolz auf die revolutionäre Weltgeschichte, die mich spezifisch nordbayerischen Proletenspross hervorgebracht hatte! Aber besonders stolz war ich auf mich selbst. Ein für meine Begriffe mehr als abenteuerlich aussehender, eine zu irgendeiner Tradition passende, abgenutzte Kleidung mit schwarzem Hut tragender Mann sprach mich nun an und bat um Tribut an der Melone, zog ein für viele Gelegenheiten geeignetes Messer und bediente sich. Dann artikulierte er etwas, das ich mit “Als Hitler Spanien besuchte, aß er jeden Tag Melone” übersetzte. Kantorowicz und Amery teilten eine Schicksalsgeneration. Beim Selbstmordintellektuellen Amery bediente ich mich bisher nicht, ebensowenig bei Todesangstpsychos wie Chmielewski. Gott sei Dank: Heute schreibt Herbert Lossau in derWelt, dass “Wer zu denkt, ist früher tot”.
@Thomas Taterka, Wenn ich den Namen des von mir verehrten Stéphane Mallarmé höre, denke ich nicht an Marmelade, sondern an das wunderbare poème “L’après-midi d’un faune”, kongenial vertont von Claude Debussy. Aber dieser faux pas sei Ihnen verziehen angesichts Ihres witzig-sarkastischen Kommentars. Unter uns: Tun Sie Herrn D. da nicht ein bisschen zuviel der Ehre an?
@Thomas Taterka: Wow, so viel Witz! Hoffe, die Weiber kriegen auch was von dem Broder-Wein - mich interessieren so langsam wirklich nur noch diese beiden Aspekte ... . Santé! Jean Améry zeigt doch: Nix wie weg, wenn der Schwachsinn grassiert, hast du keine Chance. Laisser faire, laisser aller, allez.
Amery “1943 tritt er der österreichisch-kommunistischen Widerstandsgruppe bei ” obwohl er 1938 nach belgien emigrierte und eben in 1943 von Gestapo verfolgt war? Hier stimmt etwas nicht.
Armer Jean Amery, als Kommunist ist er in die Fänge der Nationalsozialisten geraten. Das waren keine Faschisten, Mussolini war ein Faschist, nicht Hitler ! Ebendsogut hätte er als Nationalsozialist auch in die Fänge der Kommunisten geraten können. So ist das halt mit den Opfern totalitärer Ideologien, sie sind “ihre eigenen Opfer”. Mir ist dieser Mann egal. Er hat viel geschrieben was niemand lesen wollte,nur in seiner eigennen intellektuellen Blase. FRITZ BAUER dagegen, der hat wirklich was getan,den bewundere ich ! ( Wo gibt es Fritz Bauer- Strassen und Plätze oder gar Denkmäler in diesem Land ?)
@Thomas Taterka, auch ich beginne mit „also“. Also verknotet man ihre beiden Leserkommentare, mon ami, so ergibt „das Ganze das Unwahre“. Immerhin, würde es Sie hier im Forum nicht geben, es wäre zum verzweifeln. Vielleicht trifft man sich mal, aber nicht um zu rauchen, sondern um zu streiten, bis die Fetzen fliegen. Dazu einen Schoppen Château Petrus Jahrgang xy auf Ihre Rechnung und wir trinken in der Tat Brüderschaft. Meinetwegen auch Broderschaft. Meine Email Adresse endet auf t-online. de Ach, und noch ne Kleinigkeit. Seien Sie versichert, es wird nur ganz wenige hier bei Achgut geben, die überhaupt wissen wer Hannah Ahrend, Herbert und Ludwig Marcuse waren, gar etwas von ihnen gelesen zu haben. Auch Adorno dürfte ihnen allenfalls als Name ein Begriff sein, von seiner Minima Moralia wohl kaum.
Ich muss diesen Text vehement kritisieren. Die Taten der Nazis wurden von Menschen begangen und nicht von Tieren. Der Ausdruck"viehisch” ist demnach unzutreffend. Menschen haben “die Anderen”, die die nicht zu ihrer Gruppe gehören, schon immer grausam und brutal behandelt. Grauenhaft, grausam und furchtbar waren diese Taten, aber eben nicht viehisch. Ich glaube, so manches Tier hätte mehr Mitgefühl bewiesen.
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