@Johannes Schuster / 06.03.2020 Ich hätte mir das nie träumen lassen, dass wir beide mal einer Meinung sind. Sieht so aus, als hätten Sie auch schon einiges erlebt, aber wohl auf der anderen Seite der Grenze?
@Jörg Klöckner: Herr Klöckner, haben Sie schon einmal in Erwägung gezogen zu den Amischen auszuwandern? Deren Lebensweise dürfte doch ganz Ihren Ansichten entsprechen. Dort wird auch jeder technische Fortschritt weitestgehend abgelehnt. Pferdefuhrwerke sind da ganz groß in Mode. Bitte auch Vorsicht vor Küchenmessern und spitzen Scheren. Die könnten ebenfalls ganz schlimme Verletzungen hervorrufen. Schön, das Sie wenigstens eingesehen haben, das E-Autos und deren Akkus weder Unfälle, noch Umweltschäden verursachen könnten, sonst hätten Sie das doch ganz bestimmt erwähnt. Nicht wahr?!
@Johannes Schuster. Hallo Herr Schuster! Ich hatte Ihren Leserbrief persifliert, indem ich Atomkraft durch Motorkraft ersetzte. Aus Ihrem Kommentar sprach nämlich eine Technik- und Fortschrittsfeindlichkeit, sowie eine geradezu abergläubische Angst, die ich nur zu gut aus der Umweltbewegung kenne. Das haben Sie mit Ihrer Antwort bestätigt, wie ich finde. Ich nehme der Einfachheit halber an, dass sie sich dieser Bewegung zugehörig fühlen. Einer Bewegung, die sich anschickt, eine Bevölkerung in der Mitte Europas in stellvertretende Geiselhaft zu nehmen, und an ihr exemplarisch eine Ökodiktatur zu exerzieren. Die “Guten” vollführen dabei ihre “Transformation” mit solcher Gnadenlosigkeit und mit solch einer Härte der “Reinen Lehre”, dass ich nicht mehr im Geringsten an gute oder menschliche Motivationen glaube. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie wenig hinter dem “Waldsterben” oder dem “Ende der fossilen Brennstoffe” stand; Welche naive Angst vor der “Höllenkraft” der Atome geisterte… Die Zahlen, die Sie hier nennen, sind absurd, und das könnten Sie wissen. Und glauben Sie im Ernst, die Techniker, Ingenieure und Physiker haben vor, verbrannte Erde zu hinterlassen - wieviel Verschwörungstheorie braucht man für solch eine Ansicht? Sie werden sich entscheiden müssen, ob die Erde wirklich “brennt” - dann müssen sie die Kernkraft ausbauen. Oder das CO2 ist doch nicht so schlimm, dann bleiben die konventionellen Kraftwerke. Beides abschaffen gibt’s im Märchen- aber nicht im Physikbuch. Dann reden Sie der Mangelwirtschaft das Wort, aber der Flachbildschirm könnte auch in einem Krankenhaus stehen. Sie unterschätzen, wie sehr “Überfluss” die Voraussetzung dafür ist, dass Dinge (Produkte, Fähigkeiten, Kenntnisse) vorhanden sind, wenn man sie braucht. Gerade dies sollte die Lehre der jetztigen Pandemie sein. Deutschland wird jedenfalls keinen Impfstoff stellen. Vielleicht hatten unsere Forscher ein schlechtes Gewissen und haben ihre Computer abgestellt um Strom zu sparen.
Ich habe Respekt vor Menschen, die ihr ganzes Leben in Eis nd Schnee verbringen, deren Alltag so unwirklich ist, dass es ein Atomkraftwerk braucht, damit sie nicht erfrieren oder zitternd zu Fuß die 2000 km nach Süden laufen, um dieser weißen Hölle zu entfliehen. Deren Existenz hat sich soweit von der menschlichen Natur entfernt, dass sie ohne Extreme nicht überleben können. Aber mein Herz ist nicht dort. Es ist nicht bei russischen Ortsnamen, nicht bei endloser weißer Weite, nicht bei den Hochspannungsleitungen, die diese Trostlosigkeit durchziehen und nicht bei den Pelzmänteln. Das als Normalität auszugeben und uns vorzuwerfen, wir wüßten nichts von der Welt, wo doch gerade diese Atomfuzzis vielleicht noch nie einen grünen Baum gesehen haben, noch nie eine in der Sonne gereifte Orange gepflückt haben und noch nie das Rauschen des Meeres oder das Zirpen der Grillen oder den Gesang der Vögel erlebt haben, erscheint mir als abwegig. Dort könnte man ohne zu seufzen tausende Quadratkilometer nach einer Verstrahlung einfach aufgeben, aber hier in in Mitteleuropa nicht. Das ist der Unterschied, den ich sehe. Bin ich deshalb ein Besserwisser, oder sind vielleicht diejenigen die Besserwisser, die mir einreden wollen, ich solle alle meine naturgegebenen Wünsche zugunsten dieser Trostlosigkeit aufgeben? Selbst die Wandermönche der Vorzeit haben um diese Halbinsel einen weiten Bogen gemacht. Es gibt sie und man kann dort wahrscheinlich genauso gut leben, wie auf dem Mars. Ich überlasse es denen, die es dort hin zieht und verwahre mich dagegen, dass man mich deswegen als Gartenzwerg bezeichnet. Das ist der Unterschied zwischen wahrer Toleranz und kleinkariertem Missionarismus.
@ Johannes Schuster—- Mit Verlaub, Ihre Kommentare waren schon besser. Viel besser. Wenn ich als Nicht-Experte in Sachen Atomstrom und „Wehrproduktion“ Ihre Argumentation richtig verstehe: Kernkraft ist des Teufels weil: Diese Technologie ist verbunden mit dem völlig unkalkulierbaren Risiko unzähliger Toter und Verletzter und generell dem drohenden Ende? Und deshalb abzulehnen? Und dann - darf ich meinen Augen trauen – folgt das hohe Lied auf die atomstromfreie „Wehrproduktion“: „Die Wehrproduktion zweier Kriege lief ohne Atomstrom - es geht also“.—- Was wurde da wohl produziert? Marschrucksäcke, Henkelmänner, wollene Soldatenunterhosen? Sonst nichts von Belang? Erleichtert atmen wir auf. Wir wissen: Auch die Wehrproduktion des nächsten Krieges wird ohne Atomstrom zu bewerkstelligen sein. – Ging vorher, geht immer noch.—- Es gab, gibt und wird immer geben, was unter dem Stichwort „allgemeines Lebensrisiko“ läuft. Das war einst die Begegnung mit dem Säbelzahntiger oder mit den Erregern der Pest oder des Aussatzes. Oder mit Wegelagerern oder der Schwindsucht. Jetzt sind es Herrn @Klöckners „vierrädrige, verbrennungsmotorbetriebene Stahlkolosse“ und potentiell kernschmelzende Atomkraftwerke. Wenn Sie aber bedenken, was (möglicherweise neben dem Corona-Virus) alles den biochemischen Laboren dieser Welt entschlüpfen könnte oder frei gelassen wird, daß die bisherigen Meteoriteneinschläge nicht die letzten gewesen sein werden oder daß das unter dem Yellowstone Nationalpark befindliche Vulkangebiet schon morgen die gesamte Erde verdunkeln kann (um nur einige der anstehenden Endzeitszenarien zu nennen), dann sehnen Sie sich vielleicht einmal nach einer regional überschaubaren Kernschmelze zurück.—- Die ähnlich lautenden Argumente von Herrn Klöckner übergehe ich, da ich seinen „Straßenmonster(n)“, die „beseelt von einem bösen Geist, der aus höllischer Hitze seine dämonische Kraft schöpft - zu kollektiver Havarie (sich) verschwören“ eh nichts entgegen zu setzten hätte
@Hajo Wolf/Johannes Schuster: Im Zusammenhang mit Kernkraft und ihren Gefahren erzähle ich gern folgende Geschichte: Eine mit mir ganz gut bekannte Russland-Deutsche, Jahrgang 1957, ist vor etwas mehr als 20 Jahren mit Ehemann, Kindern, Eltern und Geschwistern aus Kasachstan nach Deutschland gekommen. Sie hat mir erzählt, dass Atomtests in ihrer Gegend Alltag waren; praktisch jeden Tag waren Atompilze am Horizont zu sehen. Die Leute waren also ununterbrochen dem radioaktiven Fallout ausgesetzt. Und trotzdem ist ihr Vater erst vor wenigen Jahren mit 84 gestorben, und ihre Mutter ist jetzt ca. Mitte achtzig. Krebskrankheiten sind in der gesamten Familie bisher nicht aufgetreten. Das finde ich ziemlich bemerkenswert! -//- Ja, das Leben ist lebensgefährlich, vom ersten Atemzug an. Das war es schon in der Steinzeit und im Zeitalter der Pferdefuhrwerke, und zwar aus tausenderlei Gründen. Mir wäre ein Kernkraftwerk in der Nähe sympathischer und weniger bedrohlich als Windrad-Monster oder abends bei Kälte und Kerzenschein meine Bücher lesen zu müssen, weil die Nachbarländer ihren eigenen Strom selber brauchen.
T@Kaiser, der größte Teil der australischen Waldbestände besteht aus Eukalyptusbäumen. Er brennt sehr schnell, denn Feuer ist die Voraussetzung, daß sich seine Samenkapseln öffnen. Nach nur wenigen Wochen hat sich der Baum wieder völlig neu ´eingekleidet´. Das ist nichts Neues und vielen bekannt, paßt aber überhaupt nicht in das Narrativ der Ökofaschisten, deren vornehmste Aufgabe und der von ihnen gegründeten NGOs es ist, Hysterie und klimatische Katastrophen zu erfinden und zu verbreiten. Man könnte es auch Lügen nennen.///Herr@Schuster, ALLES ist TOLL, solange es nicht schief geht. Deshalb müssen Ihnen, einem erwachsenen Menschen, doch jetzt nicht alle Gefahren der Welt erörtert werden, nur weil Sie einer modernen gut beherrschbaren Form der Energiegewinnung vernagelt gegenüberstehen. Übrigens, falls Sie sich einmal langweilen sollten und trotzdem ein bißchen sozialen Kontakt suchen, dann können Sie uns gerne die Auswirkungen von Dioxin TCDD, dem sogenannten Sevesogift, auf den menschlichen Körper beschreiben. Ich finde Sie machen das ausgezeichnet!
Ganz so märchenhaft wie in dem Artikel dargestellt, ist die Realität auf der Kolahalbinsel nicht. Die Laufzeitverlängerung des AKW war sehr umstritten und es wäre heute nicht so sicher, hätten sich Russlands nordische Nachbarn im Westen nicht erheblich finanziell an dessen Modernisierung beteiligt. Hinzu kommt Atommüll aus verschiedenen Teilen Russlands, der in maroden Lagerstätten oder im Meer entsorgt wurde. In der norwegischen Finnmark wurden in der Vergangenheit schon einmal Jodtabletten verteilt für den Fall der Fälle. Auch die massive Umweltzerstörung durch die Schwerindustrie sei genannt. In der weiteren Umgebung der Nickelhütten in Monchegorsk, Zapolyarniy und Nikel ist die Natur in einem desolaten Zustand. Filteranlagen? Bis heute nicht vorhanden! Lediglich dem Rückgang der Produktion ist es zu verdanken, dass auch die Emissionen zurückgegangen sind. Die SO2-Emissionen sind jedoch immer noch viel zu hoch und die Natur hat sich kaum erholt. Die Lebenserwartung der dort lebenden Menschen liegt weit unter dem russischen Durchschnitt. In den letzten 15 Jahren sind zudem Schwermetallemissionen deutlich gestiegen, was zu Vergiftung von Böden und Flüssen geführt hat. Auch auf norwegischer Seite ist die Natur sichtbar geschädigt. Dass es dort nicht so schlimm ist wie auf russischer Seite, liegt nur daran, dass der Wind in der Gegend um Nikel nur selten nach Westen weht. Knapp 30 Jahre diskutieren beide Länder schon über eine Modernisierung der Nickelhütten, von dem milliardenschweren Konzern Norilsk Nickel kommen jedoch nur leere Versprechungen. Derzeit heißt es wieder einmal, das Werk in Nikel solle bald geschlossen werden. Bitte nicht falsch verstehen. Ich bin durchaus für Atomkraft, wenn Betrieb und Müllentsorgung vernünftig gehandhabt werden. Auch Schwerindustrie muss heute nicht mehr zwangsläufig Naturzerstörung bedeuten wie zur Zeit des Sozialismus. Die Kolahalbinsel ist leider kein gutes Beispiel für nachhaltiges und umweltverträgliches Wirtschaften.
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