Chaim Noll / 24.07.2020 / 10:00 / Foto: Freud / 102 / Seite ausdrucken

Ich wünsche Deutschland eine starke Polizei

In meiner Kindheit in Berlin war Polizist ein geachteter Beruf. Viele Jungs, die ich kannte, wollten Polizist werden, es war einer der häufigsten Berufswünsche neben Feuerwehrmann, Pilot, Löwendompteur oder Astronaut. Das Internet belehrt mich darüber, dass es auch heute noch so ist: Polizist gilt einer Studie zufolge bei männlichen Erstklässlern als zweithäufigster Berufswunsch nach Fußballprofi. Doch bei „15-jährigen Teenagern“ ist Polizist schon auf Platz vier abgerutscht (nach IT-Spezialist, Industriemechaniker und Autoschlosser), bei Abiturienten taucht dieser Beruf in manchen Statistiken überhaupt nicht mehr auf, in anderen, wenn man will, in schwammigen Kategorien versteckt wie „Öffentlicher Sektor“.

Mit fortschreitendem Alter „werden die Berufswünsche realistischer“ heißt es in einer Untersuchung der Bundeszentrale für politische Bildung aus dem Jahre 2018. Entscheidend ist das Verhältnis von persönlichem Einsatz und Risiko zur gesellschaftlichen Geltung und Vergütung. Die meisten Menschen gehen danach, ob sich die Sache am Ende lohnt. Fast jeder Jugendliche sucht Anerkennung, doch schattenhafte Gruppen arbeiten ernsthaft daran, das Image der Polizei zu demolieren. Geht man nach den Medien, handelt es sich bei Polizisten um beschränkte Schlägertypen mit rechtsradikalen Neigungen (und ich meine jetzt gemäßigte Blätter, nicht die Hass-Tirade einer geistig Verwirrten in der Berliner taz). Für Schulabgänger bietet sich folgendes Bild: Ich muss hart arbeiten, Schicht- und Streifendienst, ich riskiere mein Leben und empfange dafür eine an Verachtung grenzende gesellschaftliche Gleichgültigkeit. Ist Polizist nur noch ein Beruf für Idealisten?

Mir geht es gezielt um den Schutz der Polizei in Deutschland. Denn hier in Israel gibt es diese suizidale Polizei-Verachtung nicht, niemand zweifelt an der Notwendigkeit einer starken, gut ausgebildeten Truppe zur Sicherung der Straßen und Städte. Das Problem mit arabischen „jungen Männern“, das deutsche Politiker in ihrem Land nach Kräften vertuschen, haben wir ganz offen und seit Jahrzehnten. Wer in der Innenstadt von Jerusalem unterwegs ist, freut sich, wenn er möglichst oft einen Polizisten sieht. In Wahrheit ist es heute in Essen, Duisburg, Berlin-Neukölln, auf dem Hamburger Hauptbahnhof oder in der Stuttgarter Königsstraße nicht anders.

Am 31. Mai 2010 war ich auf einer Lesereise unterwegs nach Wiesbaden, in der S-Bahn vom Frankfurter Hauptbahnhof. Am frühen Morgen hatte eine israelische Marine-Einheit ein Schiff der sogenannten „Gaza-Flottille“ gestürmt, in dem an Bord ausbrechenden Kampf starben neun türkische Staatsbürger, und ich wurde, an meiner Kipa leicht als Jude erkennbar, von im S-Bahnwagen mitfahrenden Türken und Arabern erst feindselig angestarrt, dann körperlich bedrängt. Schon beim Einsteigen gab es ein paar kleine Schubser, die ich nicht als aggressiv wahrnahm, da ich mir damals nicht vorstellen konnte, mir drohe am hellen Vormittag in der S-Bahn eines so sicheren, gut organisierten Landes wie Deutschland irgendeine Gefahr. Dann setzte sich ein imposanter, schnurrbärtiger Mann, deutlich mehr Lebendgewicht als ich, mir gegenüber und stieß mit seinem Schuh gegen meine Tasche, dann gegen mein Bein, so dass ich am Überlegen war, ob ich aussteigen und in der nächsten S-Bahn, zwanzig Minuten später, mein Glück versuchen sollte.

Doch an der Haltestelle stieg ein junges Mädchen ein, mit Pferdeschwanz und kurzärmliger Bluse, bestickt mit dem Emblem der Polizei. Sie trug eine Pistole an der Hüfte und war offenbar außer Dienst. Sie studierte die Nachrichten auf ihrem Smartphone, textete ihrerseits und kicherte über eine Antwort. Sie war ein Bild des Friedens und der Arglosigkeit, und der gewichtige Mann, der mir eben noch bedrohlich zu Leibe gerückt war, saß jetzt artig auf seinem Platz und sah aus dem Fenster. Das war vor zehn Jahren, als es noch unüblich war, Polizisten mit Flaschen zu bewerfen oder mit Messern zu attackieren, das war damals, bevor Kanzlerin Merkel mit einem Schlag mehrere hunderttausend „junge Männer“ ins Land holte und die Stimmung in Deutschland ins Böse kippte.

Inzwischen muss man auch keine Kipa tragen, um in der deutschen Öffentlichkeit in bedrohliche Situationen zu kommen, es genügt, Frau zu sein oder in der Minderzahl oder zu alt, um sich wehren zu können. Nie vergesse ich das Gefühl der Erleichterung beim Anblick der jungen Polizistin. Und obwohl ich Ausländer bin und nur gelegentlich zu Besuch, obwohl ich die Schultern zucken und mir in Zukunft ein Taxi nehmen und den Veranstaltern in Rechnung stellen könnte, wünsche ich Deutschland, all meinen alten Freunden dort, ihren Kindern und Enkeln, in diesen Zeiten eine möglichst starke Polizei.

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Renate Bahl / 24.07.2020

Lieber Herr Noll, danke für Ihren Beitrag. Was mich wundert ist, dass Herr Schuster sich als “Oberjude” hier in DE nicht zu Wort meldet und die Dinge offen ausspricht und die richtigen Täter benennt. Ich bin erzogen worden, Respekt jedem gegenüber zu haben und die Polizei wirklich als Freund und Helfer zu sehen. Natürlich gibt es wie in jedem Berufsfeld schwarze Schafe. Zurzeit befinden sich m. E. die Polizisten zwischen Baum und Borke. Sie haben ihre Familien zu ernähren etc. , etc. Das Schlimme ist, dass sie keine Rückendeckung von “oben” haben. Und als Staatsbedienstete müssen sie den Anordnungen (Befehlen) folgen. Da es hier noch gewalttätiger zugehen wird hoffe ich nur, dass sie nicht so unterwandert sind und sich auf die Seite ihrer indigenen Mitmenschen schlagen. Die haben doch auch Kinder, Eltern, Großeltern, Tanten etc., etc. Was ist wohl noch zu retten??!! Früher sang man: Ich möchte noch mal 20 sein. Heute beneiden mich Viele um mein Alter (bin 69). Das ist doch krank!!!

H.Milde / 24.07.2020

Hat die hiesige Polizei auch soviel Probleme mit ost-asiatischen, australischen, amerikanischen Einwanderen/Bürgern? Nein, warum wohl nicht? Frau Göring-Eckhardt ua sinsitroviriden Gestalten möchten sich “noch mehr freuen” und fordern noch mehr “Flüchtlinge” -vor was eigentlich flüchten die, Arbeit, Allimente, Justiz?- , und auch die Herrn AmtsGeschäftsBischöfe, die anscheinend Probleme haben das Kreuz Jesu offen zu tragen, würden bestimmt auch noch gerne ein paar Ablaßtaler im Kasten klingeln hören? Massel tov.

Lutz Herrmann / 24.07.2020

Herr Noll, in Deutschland kann man sich nur zwischen zwei Traditionen entscheiden, wenn’s um Polizei geht. Die Volkspolizei der DDR: stark aber irgendwie böse. Oder die Polizeiinspektion Eins vom Bayerischen Rundfunk, die mit der Frau Gmeinwieser schon nicht so richtig fertig geworden ist, und denen ich im Umgang mit der “Partyszene” auch nichts zutraue.

Werner Arning / 24.07.2020

Die die Meinungshoheit innehabende Linke arbeitet sie alle ab, ihre Standpunkte von anno dazumal. Ein Standpunkte ist, dass Bullen Schweine sind. Derzeit ist dieser Standpunkt dabei, abgearbeitet zu werden. Er wird der Bevölkerung ins Hirn geträufelt. Sie merkt es nicht einmal. Andere Standpunkte sind schon erfolgreich abgearbeitet worden, als da wären Bundeswehr, Autoindustrie, Schulwesen, Universitäten, Wissenschaft, Parteien, Fleisch, Kernkraft, Medien, Migration, Schwächung der Nation etc. Also, jetzt heißt es, die Polizei zu diskreditieren, zu diffamieren, zu verunsichern, zu schwächen, als entbehrlich darzustellen.  All dieses geschieht still und leise. So, dass es kaum jemandem auffällt. Fast wirkt es ganz natürlich. Als bestehe an der Richtigkeit kein Zweifel. Dafür sorgen die Medien.

Thomas Taterka / 24.07.2020

Die beiden Chassidim, die auf der Jaffa Street ” Wish you were here “ bringen , würden in Deutschland wahrscheinlich verhaftet werden , - weil die Polizeikräfte nicht ausreichen, um sie zu schützen. Shine on you crazy diamond !  ( ich weiß, ich weiß,  Roger Waters ist Antisemit ,aber die beiden Brüder spielen es trotzdem, siehe YouTube )

Michael Koch / 24.07.2020

Tja, Herr Noll, Sie werden es wissen: Wünschen kann man sich alles. Bekommen wird man nur, was man verdient. - Was verdient der Kriecher? - Daß man auf ihn tritt! - Wer sich zum Wurm macht, der beschwere sich nicht darüber, daß er getreten wird. - Der brd-ler ist ein Würmchen, welches sich selbst gerne treten würde. - Dazu fehlen ihm aber die Füße! Ich bin ein Deutscher und will weder treten, noch getreten werden. - Nur, wenn mich jemand tritt, dann werde ich böse und schlage zurück! - Ich bin kein Wurm! Das werden Sie sicherlich verstehen, weil Sie eben auch kein Wurm sind!

Thomas Kolb / 24.07.2020

@Detlef Dechant ...es gibt Länder, da wird die ganze Familie konsequent abgeschoben, wenn ein Familienmitglied kriminell wird… genau so gehört es hier auch gemacht…...

Claudius Pappe / 24.07.2020

Nachwuchs für die deutsche Polizei eingeflogen: AFP : ” Weitere 18 behandlungsbedürftige Kinder aus griechischen Flüchtlingslagern sind am Freitag zusammen mit Familienangehörigen in Deutschland eingetroffen. Wie das Bundesinnenministerium am Mittag mitteilte, landete die Maschine aus Athen mit insgesamt 83 Flüchtlingen auf dem Flughafen in Kassel-Calden.” ............. Auf dem Foto habe ich 11 Erwachsene und 5 Kinder gezählt. Bei 18 Kindern bedeutet das, das jedes Kind 3,6 Erwachsene mitbringt….......

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