Die Völker sind immer Opfer der Herrschenden, sei es durch ideologische Verdummung, durch Täuschung oder durch Überrumplung. DER DEUTSCHE genau so, wie DER AMERIKANER (Vietnam) oder ein anderes Volk. Das Volk regiert nicht, sondern wird regiert. Die Täter haben immer konkrete Namen! Wer “das Volk” verantwortlich macht, macht es sich zu einfach. Und was zur Zeit weltweit von der herrschenden Klasse manipulativ angedacht ist und die wirkliche Absicht wieder verschleiert wird… Ist dann die Weltbevölkerung schuld?
Herr Ermler, angesichts der Tatsache, dass Sie hier nichts anderes spielen als einen auf Achgut renommierten Multiplikator einer Kampagne, ist es Ihnen hoch anzurechnen, dass Sie die entlarvenden Stichworte so penetrant platzieren, dass selbst dem im Lösen von Kreuzworträtseln Ungeübten das Lesen zwischen den Zeilen leicht wird. Sie reden hier Ihnen allzu bekannten Akteuren nach dem Mund, aber Sie sind diesmal nicht wirklich begeistert davon, das tun zu dürfen! Das merkt man.
Gedeon ist 2019 verdienterweise aus der AfD geflogen. Höcke ist schlauer, der weiß, dass es auf den Wortlaut ankommt, und eine Hoffnung auf seinen Abflug mache ich mir erst dann, wenn er sich bei der unmittelbaren Zusammenarbeit mit eindeutigen Rechtsextremen erwischen lässt. Aber wahrscheinlich hat er auch diesbezüglich aus dem Rausschmiss von Doris v. Sayn-Wittgenstein gelernt. Übrigens kann ich in manchen von Höckes Sprüchen, die dann für antisemitisch erklärt wurden, keine antisemitischen Anspielungen finden, bin aber überzeugt davon, dass ihm die Juden und die jüdische Geschichte am Allerwertesten vorbeigehen und er mit einer antisemitischen, rechten Bewegung so einverstanden ist wie mit einer ebenfalls halb-extremen, aber nicht antisemitischen Rechten. Gleichzeitig finde ich es merkwürdig, dass es schwer haltbare Skandale um nicht antisemitische oder unklare Sätze aus der Geflügelabteilung gibt, aber 2020 nur mal beiläufig erwähnt worden ist, dass über die Hälfte der Jugendlichen in D einfach überhaupt keine Ahnung mehr hat. Für Haupt- und Realschüler ist das auch kaum noch möglich: wenn da Geschichte auf dem Stundenplan steht, lernen sie Deutsch, Rechtschreibung und Grundrechenarten, weil die halbe Klasse wenig Dt. kann und 3 lernbehinderte Schüler inkludiert sind, die gerade noch und mit vielen Wiederholungen Lesen, Schreiben und alltägliches Rechnen lernen können. An den Gymnasien ist es etwas besser, aber auch da werden Fakten mit sehr viel grünlinker Ideologie vermischt ( man ist also für ein Holocaust-Gedenken, aber gegen Israel, egal, worum es gerade geht). Was erwarten Sie da? Ein Höcke kann bei jungen Leuten erst dann mit konkreten Sätzen konkreten Anstoß erregen, wenn es einen vernünftigen Geschichtsunterricht gibt, der klarstellt, dass eine bestehende, nationale Verantwortung eben nicht dasselbe wie ein genüsslich-flagellantischer Schuldkult ist.
Mir scheint, dass Höckes Vorliebe für revisionistische historische Exkurse etwas aus der Zeit gefallen sein könnte. Doch im Grunde hat auch schon Henryk Broder seit vielen Jahren Kritik an der bundesdeutschen Erinnerungskultur mit ihrem Sündenstolz und ihrer Perpetuierung der Schuld geübt. Da gäbe es also durchaus Reformbedarf: Insbesondere sollte wie bei einer Therapie ein realistisches Ziel der „Aufarbeitung“ vereinbart werden, z.B. das Ende des deutschen Untertanengeistes! Offenbar ist der Weg dorthin aber noch sehr weit.
Eben aus den Grund ist und bleibt die afd fuer jemanden, der eine offene Gesellschaft will, unwählbar. Entweder ist Höcke so dumm, in die offensichtlichste aller Fallen zu rennen, oder er fischt bewusst im ganz Trüben. Wer nach dem besseren Deutschland sucht, ein an sich ja begruessenswerter Ansatz, setzt nicht beim Holocaust an. Die ungeheuerlichkeit dieses Verbrechens, unter den Augen und von einer christlichen kulturnation begangen, verträgt keine relativierung, so wenig übrigens wie Sündenstolz und Hypermoralisierung oder gar die rassistische Suche nach einem deutschen Gen, das diese Tat moeglich gemacht haben soll. Ein verantwortlicher Politiker revisioniert nicht, aber er sollte auch nicht die Untaten der grossvaeter dazu missbrauchen, seine Politik moralisch zu überhöhen und damit den Versuch zu unternehmen, sich selbst unangreifbar zu machen. Maas und Höcke erscheinen vor dem Hintergrund als wesensverwandt und haben meine verachtung mehr als verdient.
Ich finde eine Debatte um den Holocaust ist in Deutschland überfällig. Insofern ist die Meinung von Kunitschek zu diskutieren. Immerhin spricht er aus, was viele denken. Die wahre Dimension des Massenmordes über nackte Zahlen ist kaum bekannt und wird in Schulen auch nicht vermittelt. Nur über die ehrliche Reflexion der NS-Zeit findet das deutsche Volk zur Freiheit. Um nicht missverstanden zu werden. Der Massenmord war nicht das geheime Verbrechen von wenigen. Aber die Nazis mordeten nicht nur überaus gemein und tückisch die jüdischen Mitbürger und bei den Nachbarn, sie waren auch der Feind des deutschen Volkes und der Völker Europas. Es ist dabei sehr bitter, dass das deutsche Volk neben der eigenen Mittäterschaft, dazu auch noch für seine eigene Dezimierung gekämpft hat. Hitler und seine Kumpane haben nicht nur Millionen jüdischer Menschen umgebracht, sondern indirekt auch Millionenn Deutsche, dazu noch Nachbarn. Insofern kann man sehen, wer die eigentlichen Freunde und Leidensgenossen waren. Das müssen die Deutschen in der ganzen Tragik noch verstehen lernen. Im übrigen scheint mit Höcker in den heutigen Zeiten weniger das Problem.
Ich trage keine Schuld am Holocaust. Meine Kinder tragen keine Schuld am Holocaust. Erbschuld ist gegen die Würde des Menschen. Wie ist da die Überschrift Schuldabwehr zu verstehen?
Das „Denkmal der Schande“ wurde von Augstein genannt , wobei Höcke diesen nur zitierte. Gedeon ist nicht mehr Mitglied in der AfD. Die Überhöhung des Massenmordes an den europäischen Juden verschränkt den Blick auf die Fakten, wobei Nolte mitnichten eine Relativierung beabsichtigte aber die historische Singularität bezweifelte. Eine korrekte historische Betrachtung bedarf einer Analysefähigkeit, die durch eine zivikreligiöse Haltung verhindere, wenn nicht sogar mit einem Taboo belegt wird. Der Blick nach Polen oder Russland zeigt, dass monokausale Betrachtungsweisen historisch nicht belegbar sind.
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