Was ist das Themenfeld, das in einer Zeit, in der die Menschen vor einem Virus zittern, Existenzen vernichtet und Grundrechte ausgehebelt werden, am ehesten bearbeitet gehört? Richtig, der entscheidende und alles bestimmende Bereich der geschlechtergerechten Sprache. Hier schreitet die Stadt Frankfurt am Main nun mutig voran. Und wer weiß: Möglicherweise gereicht sie der restlichen Republik damit zum Vorbild.
Denn wie die FAZ meldet, will „die Frankfurter Stadtverwaltung durch die Verwendung von 'geschlechtergerechter Sprache' Klischees und Stereotype überwinden.“ Was ist damit gemeint? Ganz einfach: Die schnöde Unterteilung der Geschlechter in Männlein und Weiblein ist absolut rückschrittig, hinterwäldlerisch und – na klar – diskriminierend.
Das fängt schon an mit einer Anrede wie „Sehr geehrte Damen und Herren“. Machen wir uns nichts vor – wem ist es nicht schon einmal so gegangen, dass er ahnungslos einen Brief öffnete und sich angesichts dieser Ansprache dachte: „Moment mal, ich empfinde mich weder als Frau noch als Mann. Eine Unverschämtheit!“ Aus diesem Grund wird sich diese ausgrenzende Formulierung „in Zukunft auf keinem Dokument der Frankfurter Stadtverwaltung mehr finden“.
Da es in der Bevölkerung natürlich einige störrische Esel – und Eselinnen – gibt, die sich erwartungsgemäß nicht einsichtig in diese neuen Sprach-Maßstäbe fügen werden, wurde extra eine Broschüre mit dem Titel „Hilfreiche Tipps und gute Argumente für eine geschlechtergerechte Sprache“ entwickelt. Von den Grünen Rosemarie Heilig und Stefan Majer. Die Herausgeberin (!) dieser Handreichung, wie es im Impressum der Broschüre heißt, ist das Frauenreferat der Stadt Frankfurt am Main.
Personaldezernent und Autor Stefan Majer betont auf der Homepage der Stadt Frankfurt:
„Es ist wichtig, dass sich in der stadtinternen Kommunikation und auch nach außen in die Stadtgesellschaft hinein alle Menschen von uns angesprochen und eben nicht nur mitgemeint fühlen. Deshalb kann die Stadtverwaltung hier Vorbild sein und in ihren Briefen und Veröffentlichungen auf eine geschlechtergerechte Sprache achten. Das ist auch eine kleine Umgewöhnung für mich, aber das mache ich für mehr Geschlechtergerechtigkeit mit voller Überzeugung. Die hierfür entwickelte Handreichung bietet dafür wertvolle Vorschläge und Umsetzungsinstrumente.“
Die Vorgaben, um diesen Missstand zu beenden
In der Broschüre heißt es:
„Geschlechtergerechte Sprache hat viel mit einer inneren Haltung zu tun. Und mit der eigenen Entscheidung, auch mit unserer Sprache, mit unserer Wortwahl und den (Sprach-)Bildern, die wir benutzen, für die Werte unserer Gesellschaft einzutreten und zu Gleichberechtigung, Chancengleichheit und gelebter Vielfalt beitragen zu wollen. Werte, für die besonders die Stadt Frankfurt und ihre Stadtverwaltung stehen.“
Frauen und Männer sollen sich gleichermaßen angesprochen fühlen (was sie durch die allgemein gebräuchliche Pluralform grundsätzlich nicht täten, was damit implizit unterstellt wird) und außerdem jene Non-Binäre, die sich weder klar als Mann noch als Frau empfinden, miteinbezogen werden.
Die Vorgaben, um diesen Missstand zu beenden, sind klar: Die Verwendung von Doppel-Kurzformen („Unser Tipp“, wie die Bedienungsanleitung generös festhält) – also beispielsweise „Liebe Mitarbeiter*innen; liebe Mitarbeiter:innen“ oder etwa „liebe Mitarbeiter_innen“. Beim Sprechen kann man dann an der entsprechenden Stelle einfach eine Lücke lassen. Wie das geht, können alle Ungeübten in diesem Beitrag erfahren. Die Broschüre erklärt hierzu: „Bei Gender*stern, Gender_gap und Doppelpunkt wird der optische Zwischenraum mit einem kurzen Stopp beim Sprechen auch hörbar gemacht, etwa wie bei 'The-ater'.“
Ebenfalls zu empfehlen ist der Einsatz der berühmten nominalisierten Partizipien wie „Mitarbeitende, Studierende, Teilnehmende“. Das beste, wirkungsvollste und übersichtlichste, um die Gleichheit aller Geschlechter auszudrücken, ist natürlich die Praxis, einfach gar keine Personen mehr in seiner Rede vorkommen zu lassen. Das geht durch Passiv-Formen wie „Die Kurskosten müssen aus eigener Tasche bezahlt werden“ anstatt „Die Seminarteilnehmer bezahlen die Kurskosten aus eigener Tasche“ oder „Lehrkraft“ und „Fachkraft“ statt „Lehrer/-in“ oder „Fachmann und Fachfrau“.
Die schlaue Broschüre schlägt außerdem vor: „Und wie wär’s mal mit einem Adjektiv statt eines Nomens? Also 'ärztlicher oder fachkundiger Rat' statt 'Rat eines Arztes oder Fachmanns', wenn nicht gerade eine bestimmte Person damit gemeint ist.“ Die höchsten Weihen der schönen neuen Sprachwelt erreicht jedoch, wer das ganze noch eine Spur abstrakter angeht. „Professur“, „Präsidentschaft“, „Team“ oder „Leitung“ sind das Nonplusultra, um garantiert keine menschliche Geschlechtsform mehr auszuschließen.
Ich glaube ja ohnehin schon seit langem, dass das Problem für die permanente Ungleichheit in der menschlichen Natur begründet liegt. Was müssen wir auch alle so unterschiedlich und individuell auf die Welt kommen, dass man uns voneinander unterscheiden kann? Ich finde, Individualität gehört abgeschafft! Denn, wie erreicht man wahre Gleichheit? Genau, durch Gleichmacherei! Das hat schon der Sozialismus erkannt. Wir lernen einfach nicht dazu.