Manfred Haferburg / 12.04.2023 / 10:00 / Foto: Achgut.com / 48 / Seite ausdrucken

Haferburgs großer Kernkraft-Countdown (12)

Noch 4 Tage Kernkraft in Deutschland: Kernkraftausstieg – hinterm Horizont geht’s weiter. Unser Autor Manfred Haferburg nimmt auf seine Weise Abschied.

Wir hatten auf der Achse berichtet, dass der Dual Fluid Reaktor die völlig vergurkte Energiewende retten könnte und dafür allerhand Widerspruch geerntet. Einige Leser waren der Meinung, dass Kernenergie gar nicht geht. Andere kritisierten die Energieversorger, dass sie die Gewinne einstreichen und die Entsorgung dem Steuerzahler anlasten. Dabei scheint völlig in Vergessenheit geraten zu sein, dass der Staat bereits 2016 die Entsorgungsrückstellungen der EVUs einkassiert und die Verantwortung für die Endlagerung übernommen hat. Das waren immerhin fast 24 Milliarden Euro, auf die speziell die Grünen immer scharf waren. Sechs Milliarden Risikozuschlag waren einbegriffen. Die von den EVUs überwiesenen Milliarden sind in der Hand des Staates natürlich mit Lichtgeschwindigkeit verdunstet, und nun muss der Steuerzahler tatsächlich die Entsorgung bezahlen. 

Die Kernenergie bekommt derzeit prominente Argumentationshilfe – nämlich von dem bei Grünen und Linken hochbeliebten Multimilliardär Bill Gates. Deutsche Medien berichten: „Umstrittene Technologie – Bill Gates setzt im Kampf gegen den Klimawandel auf Atomkraft. Der Microsoft-Gründer fordert massive Investitionen in den Klimaschutz und hält die Kernkraft dabei für unerlässlich.

Bill Gates will beim Kampf gegen den Klimawandel eingreifen und dazu in den kommenden fünf Jahren zwei Milliarden Dollar in Start-ups und andere Projekte investieren. Es gelte, mit Innovation eine Klimakatastrophe zu verhindern, sagte er dem Handelsblatt

In dem Interview begräbt Bill Gates ganz nebenbei auch gleich ein wesentliches Axiom der deutschen Energiewender: „Deutschland habe der Welt mit der Subvention des Solarpanels zwar „einen großen Gefallen getan“, sagte Gates. Allerdings reichten Solar- und Windenergie wegen ihrer Unzuverlässigkeit bei der Stromerzeugung bei Weitem nicht aus. Die von Umweltschützern abgelehnte Kernkraft sei deshalb unerlässlich.

Gut gemeint, klappt aber nicht

Das bedeutet, dass die deutsche Doppelwende des Ausstiegs aus Kernenergie und Kohle gleichzeitig zwar gut gemeint ist, aber leider nicht klappen wird. Wie sagte doch der Energie-Doppelwender Herr Altmaier? „Wir haben vor etwa zehn Jahren… den endgültigen Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen. Im Jahre 2022 werden die letzten Kernkraftwerke vom Netz gehen. Wir haben jetzt gemeinsam beschlossen, dass wir bis spätestens 2038, vielleicht schon bis 2035, ebenfalls aus der Kohleverstromung aussteigen. Auch das macht kein anderes vergleichbares Industrieland“. 

Mit Recht, Herr Ex-Minister Altmaier, mit Recht macht das kein anderes Industrieland. Weil es aus physikalischer Sicht Blödsinn ist und weil damit unglaubliche Ressourcen durch den Schornstein gejagt werden. 

Selbst die Grünen in Finnland befürworten die Kernenergie. In Finnland ging im letzten Jahr ein neuer Reaktor in Betrieb und dieses Jahr wird das finnische Endlager für hochradioaktive Abfälle Onkalo in Olkiluoto eröffnet. Zwei weitere finnische Reaktoren sind in Planung. Damit sind auch aus Sicht der finnischen Grünen die Voraussetzungen dafür geschaffen, mithilfe der Kernenergie die Umstellung auf nicht fossile Energieträger zu schaffen: „Wir sind auf gutem Wege mit unserer Energiepolitik“, sagt der grüne Abgeordnete Atte Harjanne. Dieser Meinung sind die finnischen Grünen allerdings erst seit letztem Jahr.

Die Kernkraft ist nicht am Ende, sondern am Anfang – mit oder ohne Deutschland

Gar nicht davon zu reden, dass mehrere Nachbarstaaten Deutschlands Kernkraftwerke in der Planungspipeline haben (hier); (hier); (hier). Und ganz abgesehen davon, dass derzeit weltweit über 50 neue Kernkraftwerke im Bau sind. Und weiterhin davon abgesehen, dass von vielen Ländern neue Reaktortechnologien entwickelt werden. Die Kernkraft ist nicht an ihrem Ende, sondern an ihrem Anfang. Und es ist der Welt ziemlich egal, ob mit oder ohne Deutschland.  

Man stelle sich vor – noch vor 10 Jahren hatte Deutschland eine Flotte von 17 Weltspitze-Kernkraftwerken im geschätzten Wert von über 30 Milliarden Euro – kein Mensch weiß das so genau –, die etwa ein Drittel der Elektroenergie des Industriestandortes Deutschland zu vernünftigen Strompreisen produzierten. 

In nicht allzu ferner Zeit werden die geprellten Deutschen anfangen, bange Fragen zu stellen: „Wer waren eigentlich die „WIR“, die diesen Unfug beschlossen haben?“ Es ist anzunehmen, dass die WIR-Beschließer allerdings dann längst mit ihren angesparten „Aufwandsentschädigungen“, auch Diäten genannt, im Jumbo-Oberdeck auf dem Erste-Klasse-Platz 13A in ferne sonnige Gefilde emigriert sind.

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Karsten Dörre / 12.04.2023

Immerhin macht sich Deutschland dann von Frankreichs Atomstrom abhängig. Politisch wird das für Deutschland teuer, für die Bürger wird das im Geldbeutel teuer.

Reinhard Offermann / 12.04.2023

So? ” ... im Jumbo-Oberdeck auf dem Erste-Klasse-Platz 13A in ferne sonnige Gefilde emigrieren ...” Bin ich strikt dagegen! Wir brauchen sowas wie den Mossad, der 1960 Adolf Eichmann in Argentinien aufspürte und in Israel vor Gericht stellte. So und nicht anders. Weil zu viel Schaden entstanden ist, um es gemäßigt auszudrücken.

Claudia Meier / 12.04.2023

Technik in Deutschland, das war ein mal. Wir verschrotten den Taschenrechner und kaufen uns einen Strohhut. Damit machen wir als Fremdenführer, der den staunenden asiatischen Touristen den technologischen Abstieg Deutschlands und die Industriebrachen hier erklärt.

Leo Hohensee / 12.04.2023

Die “Rothe” Claudia macht dann Inselhopping in der Südsee. Die bunten Farben bei den Insulanern dort sind schon sehr nach ihrem Geschmack. Heizen muss man da auch nicht. Dass die Inseln nicht vom Meer überschwemmt werden, weiß sie auch, nur mit den Vulkanen dort - da muss sie vorsorglich noch ein paar Gutachten in Auftrag geben.

Manfred Caesar / 12.04.2023

” Es gelte, mit Innovation eine Klimakatastrophe zu verhindern, sagte er dem Handelsblatt. “ Es gibt keine Klimakatastrophe und wird auch keine geben.Klimaerwärmungen waren in der Vergangenheit stets positiv und werden deshalb von den Historikern als Klimaoptima bezeichnet.Man darf nicht übersehen ,daß wir im Pleistozän in ener relativ kurzfristigen Zwischeneiszeit leben.Bereits eine geringfügige Temperatursenkung führt zu erheblichen Schwierigkeiten wie die kleine Eiszeit ,die erst ca. 1800 zu Ende ging ,beweist.Die große Eiszeit wäre die wahre Katastrophe.Große Teile der Nordhalbkugel unter kilometer dickem Eis.Frühere Erdzeitalter hatten mehrere Grad höhere Temperaturen was zu eine Blüte von Flora und Fauna führte.

Arnold Balzer / 12.04.2023

“... weil sich in diesen Gruppen auch gemeingefährliche, psychisch Kranke Straftäter befinden.” Hä? Klaus Keller, Sie sind ja von allen guten Geistern verlassen! Sie sind ja voll auf die Schleimspur der Open-borders-Propagandisten gekrochen! Diesen Christen hassenden Eindringlingen, die messerstechend oder axtschwingend durch jeden Bereich der Öffentlichkeit rennen und x-beliebige Deutsche vergewaltigen, abschlachten oder schwerst verletzen, wird nach dem Verbrechen flugs ein Dachschaden angedichtet, und wir sollen glauben, der “traumatisierte und foltergeschädigte Mohammedaner konnte nicht anders” und “braucht unsere Fürsorge”. Seelenklempner betreiben keine exakte Wissenschaft, ein polit-korrektes Gutachten lässt sich immer zusammenbasteln. Die Diskussion über die gewaltverherrlichende und gewaltrechtfertigende faschistische Ideologie ist dann wieder einmal im Keim erstickt. Bei Tätern, die dem “rechten Spektrum” zugerechnet werden, sind solche Betrachtungenlogischerwweise unangebracht, notfalls werden im NSU-Prozess auch getürkte Beweise vorgebracht.

Gerard Döring / 12.04.2023

Nie war es für die USA so wertvoll wie heute,das atlantische Bündnis.Die Bedrohung durch Atomwaffen wird vernachlässigt und Kernkraftwerke gefährden angeblich den Weg welcher uns vorgeschrieben wird.Aha ein Doppelbeschluss.Selbst Macron hat gemerkt dass das Briefing ihm die Beine weghaut,obwohl nicht in der Nato,so doch der großen Transformation verbunden, will er aus diesem Zirkus wohl als Erster aussteigen wollen.Die Franzosen sagen A und müssen nicht unbedingt B sagen.Und nun kommst Du kleiner Zwerg Habeck und hälst Gericht mit den Deinen über Sein und Nichtsein. Auch dich hat die Muse geküsst.

Stefan Hofmeister / 12.04.2023

“[...] im Jumbo-Oberdeck auf dem Erste-Klasse-Platz 13A in ferne sonnige Gefilde emigriert sind.” - Das bezweifle ich. Wie wollen sie denn da für ihre persönliche Sicherheit sorgen?

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