An Weihnachten wurde Jesus geboren, Karfreitag starb er und an Ostern ist er auferstanden. Aber was geschah mit Jesus an Neujahr?
Welches Ereignis neben seiner Geburt und seiner Auferstehung kann so bedeutsam sein, dass Christen damit das neue Jahr beginnen? Es ist der Eintritt Jesu in den Bund Abrahams. An Neujahr wurde Jesus beschnitten!
Da stellt sich die Frage: Was geschah mit Jesu Vorhaut eigentlich an Christi Himmelfahrt? Jesus ist, dem katholischen Glauben folgend, schließlich körperlich und vor allem unversehrt auferstanden. Ist die Vorhaut mit in den Himmel gekommen?
Die Antwort lautet: Nein! Das kleine Häutchen ist unten geblieben und wird von Jesus erst bei seiner zweiten Ankunft abgeholt. Da stellt sich gleich die nächste Frage: Wo ist die Vorhaut jetzt?
Die Vorhaut hatte sich zurückgezogen
Im Mittelalter beanspruchte Papst Leo III., im Besitz der Reliquie der Heiligen Vorhaut gewesen zu sein! Was er damit gemacht hat, ist nicht überliefert. Papst Leo III. will die Reliquie der heiligen Vorhaut von Karl dem Großen anlässlich seiner Kaiserkrönung am 25. Dezember 800 geschenkt bekommen haben. Das ist mal ein Weihnachtsgeschenk.
Karl der Große wiederum soll die Vorhaut entweder von einem Engel oder von der Kaiserin Irene von Byzanz bekommen haben, die Legende ist da uneins, jedenfalls wurde sie angeblich zusammen mit anderen Reliquien in der Kapelle Sancta Sanctorum im Lateran aufbewahrt.
Der Legende nach soll die Reliquie bei der Plünderung Roms im Jahr 1527 durch habsburgische Landsknechte und spanische und italienische Söldner durch einen habsburgischen Söldner gestohlen worden sein, der wiederum auf dem Rückzug nördlich von Rom von Graf Anguillara festgenommen und in der Burg von Calcata festgesetzt wurde. Der Soldat soll die Vorhaut in seiner Zelle versteckt haben, wo sie erst 30 Jahre später wiedergefunden wurde.
Seitdem wurde die Vorhaut in der Pfarrkirche des Ortes aufbewahrt. Die heilige Vorhaut wurde dort regelmäßig bis 1983 bei Prozessionen öffentlich gezeigt. Dann verschwand sie jedoch unter ungeklärten Umständen. Der Versuch des britischen Fernsehjournalisten Miles Kington im Jahr 1997, die heilige Vorhaut zu finden, endete erfolglos. Die Vorhaut hatte sich zurückgezogen.
Ins Weltall empor gestiegen
Eine weitere Reliquie der heiligen Vorhaut tauchte im Jahr 1112 in Antwerpen auf. Nach einem feierlichen Einzug in die Frauenkirche, wo man eigens eine Kapelle errichtete, sah der Bischof von Cambrai drei Blutstropfen von ihr fallen. Diese Reliquie ging jedoch beim Bildersturm von 1566 verloren.
Katharina von Valois wiederum bat im Jahr 1421 ihren Mann, König Heinrich V. von England, ihr diese Reliquie zu verschaffen, da deren süßer Duft eine gute Geburt garantieren würde. Die Reliquie wurde in der Abteikirche von Coulombs niedergelegt und verschwand dort während der Französischen Revolution. Auch das Kloster Andechs beanspruchte im Mittelalter, im Besitz der heiligen Vorhaut zu sein.
Leo Allatius, ein griechischer Gelehrter und Kurator der Vatikanischen Bibliothek, spekuliert in seinem „Vortrag über die Vorhaut unseres Herrn Jesus Christus“ aus dem 17. Jahrhundert, dass die Heilige Vorhaut ins Weltall empor gestiegen und sich dort in einen der Saturnringe verwandelt haben soll.
Ob nun beim Saturn oder auf Erden, die Vorhaut ist laut katholischem Glauben noch im Diesseits. Deshalb ist es auch katholischer Fakt, dass die Vorhaut nicht in der Hostie anwesend ist. Die katholische Lehre von der Transsubstantiation (Wandlung) besagt nämlich, dass sich im Moment der Eucharistie die Hostie und der Wein in Jesu Fleisch und Blut verwandelt und zwar nicht nur symbolisch, sondern „dem Wesen nach“ und „in seinen Elementen“. So steht es im Katechismus der Katholischen Kirche, bestätigt im Jahre 1992 von Papst Johannes Paul II.
Dass die Vorhaut keine Zutat der Hostie ist, wusste im 13. Jahrhundert ein Bauernmädchen aus Plambach jedoch noch nicht. Ihr Name war Agnes Blannbekin und sie behauptete, beim Kosten der Eucharistie das Empfinden von Christi Vorhaut in ihrem Munde verspürt zu haben. Die diesbezüglichen Aufzeichnungen ihres Seelsorgers wurden im Jahr 1731 von dem Benediktiner Bernhard Pez veröffentlicht, aber auf Betreiben der Jesuiten schnell wieder eingezogen, weil die Vorhaut nicht in der Hostie ist.
Ich wünsche allen, die es feiern, einen guten Rutsch in die Beschneidung des Herrn!