Gerd Buurmann / 31.12.2022 / 15:00 / 26 / Seite ausdrucken

Guten Rutsch in die Beschneidung!

An Weihnachten wurde Jesus geboren, Karfreitag starb er und an Ostern ist er auferstanden. Aber was geschah mit Jesus an Neujahr?

Welches Ereignis neben seiner Geburt und seiner Auferstehung kann so bedeutsam sein, dass Christen damit das neue Jahr beginnen? Es ist der Eintritt Jesu in den Bund Abrahams. An Neujahr wurde Jesus beschnitten!

Da stellt sich die Frage: Was geschah mit Jesu Vorhaut eigentlich an Christi Himmelfahrt? Jesus ist, dem katholischen Glauben folgend, schließlich körperlich und vor allem unversehrt auferstanden. Ist die Vorhaut mit in den Himmel gekommen?

Die Antwort lautet: Nein! Das kleine Häutchen ist unten geblieben und wird von Jesus erst bei seiner zweiten Ankunft abgeholt. Da stellt sich gleich die nächste Frage: Wo ist die Vorhaut jetzt?

Die Vorhaut hatte sich zurückgezogen

Im Mittelalter beanspruchte Papst Leo III., im Besitz der Reliquie der Heiligen Vorhaut gewesen zu sein! Was er damit gemacht hat, ist nicht überliefert. Papst Leo III. will die Reliquie der heiligen Vorhaut von Karl dem Großen anlässlich seiner Kaiserkrönung am 25. Dezember 800 geschenkt bekommen haben. Das ist mal ein Weihnachtsgeschenk.

Karl der Große wiederum soll die Vorhaut entweder von einem Engel oder von der Kaiserin Irene von Byzanz bekommen haben, die Legende ist da uneins, jedenfalls wurde sie angeblich zusammen mit anderen Reliquien in der Kapelle Sancta Sanctorum im Lateran aufbewahrt.

Der Legende nach soll die Reliquie bei der Plünderung Roms im Jahr 1527 durch habsburgische Landsknechte und spanische und italienische Söldner durch einen habsburgischen Söldner gestohlen worden sein, der wiederum auf dem Rückzug nördlich von Rom von Graf Anguillara festgenommen und in der Burg von Calcata festgesetzt wurde. Der Soldat soll die Vorhaut in seiner Zelle versteckt haben, wo sie erst 30 Jahre später wiedergefunden wurde.

Seitdem wurde die Vorhaut in der Pfarrkirche des Ortes aufbewahrt. Die heilige Vorhaut wurde dort regelmäßig bis 1983 bei Prozessionen öffentlich gezeigt. Dann verschwand sie jedoch unter ungeklärten Umständen. Der Versuch des britischen Fernsehjournalisten Miles Kington im Jahr 1997, die heilige Vorhaut zu finden, endete erfolglos. Die Vorhaut hatte sich zurückgezogen.

Ins Weltall empor gestiegen

Eine weitere Reliquie der heiligen Vorhaut tauchte im Jahr 1112 in Antwerpen auf. Nach einem feierlichen Einzug in die Frauenkirche, wo man eigens eine Kapelle errichtete, sah der Bischof von Cambrai drei Blutstropfen von ihr fallen. Diese Reliquie ging jedoch beim Bildersturm von 1566 verloren.

Katharina von Valois wiederum bat im Jahr 1421 ihren Mann, König Heinrich V. von England, ihr diese Reliquie zu verschaffen, da deren süßer Duft eine gute Geburt garantieren würde. Die Reliquie wurde in der Abteikirche von Coulombs niedergelegt und verschwand dort während der Französischen Revolution. Auch das Kloster Andechs beanspruchte im Mittelalter, im Besitz der heiligen Vorhaut zu sein.

Leo Allatius, ein griechischer Gelehrter und Kurator der Vatikanischen Bibliothek, spekuliert in seinem „Vortrag über die Vorhaut unseres Herrn Jesus Christus“ aus dem 17. Jahrhundert, dass die Heilige Vorhaut ins Weltall empor gestiegen und sich dort in einen der Saturnringe verwandelt haben soll.

Ob nun beim Saturn oder auf Erden, die Vorhaut ist laut katholischem Glauben noch im Diesseits. Deshalb ist es auch katholischer Fakt, dass die Vorhaut nicht in der Hostie anwesend ist. Die katholische Lehre von der Transsubstantiation (Wandlung) besagt nämlich, dass sich im Moment der Eucharistie die Hostie und der Wein in Jesu Fleisch und Blut verwandelt und zwar nicht nur symbolisch, sondern „dem Wesen nach“ und „in seinen Elementen“. So steht es im Katechismus der Katholischen Kirche, bestätigt im Jahre 1992 von Papst Johannes Paul II.

Dass die Vorhaut keine Zutat der Hostie ist, wusste im 13. Jahrhundert ein Bauernmädchen aus Plambach jedoch noch nicht. Ihr Name war Agnes Blannbekin und sie behauptete, beim Kosten der Eucharistie das Empfinden von Christi Vorhaut in ihrem Munde verspürt zu haben. Die diesbezüglichen Aufzeichnungen ihres Seelsorgers wurden im Jahr 1731 von dem Benediktiner Bernhard Pez veröffentlicht, aber auf Betreiben der Jesuiten schnell wieder eingezogen, weil die Vorhaut nicht in der Hostie ist.

Ich wünsche allen, die es feiern, einen guten Rutsch in die Beschneidung des Herrn!

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Sabine Heinrich / 31.12.2022

Nachtrag: Wann darf ich mit einem ähnlichen/vergleichbaren Artikel über Mohammed rechnen? Ist der schon in Arbeit?

Jochen Selig / 31.12.2022

Überlegungen zur Sintflut (und damit Weihnachten und Neujahr) (1) Die Flut wird als naturgeschichtliches Ereignis überliefert: “Nach dem Tagsiebent wars, da waren die Wasser der Flut über der Erde” (Exodus 7:10); aber “Nach dem Tagsiebent” wovon? In Verbindung mit Jesaja 30:26 “Dann wird geschehn: ...und das Licht der Glutsonne wird siebenfältig sein wie das Licht der Sieben Tage” (AT-Verdeutschung Buber/Rosenzweig): dieser Hinweis auf ein den Himmel erleuchtendes “sieben” Tage lang andauerndes Licht vor dem Eintreffen der Flut (auch in babylonischen & Hindu-Quellen bezeugt) deutet auf einen Novavorgang im Sonnensystem. (2) Alle Quellen deuten auf Saturn. Das Licht seiner Explosion (Ergebnis des Kronos/Zeus- resp Saturn/Jupiter-Vorfalles lt griechischen Quellen) erreichte die Erde natürlich nach wenigen Minuten, das Wasser (&/oder Wasserstoff) erst nach Tagen. Veränderte atmosphärische Verhältnisse sind überliefert: so etwa war das Wasser der Flut warm, oder es konnten keine Feuer angezündet werden (Sauerstoffmangel). Übrigens wird das Lichterfest der Saturnalien (heute Weihnachten) & das folgende Fest der Epiphanie (“Erscheinen” der Gottheit) ja immer noch nachhaltig gefeiert. (3) In der bisherigen Diskussion wurde völlig vergessen, das Salz im Meer zu erwähnen: die riesigen Mengen lassen sich aber geologisch um viele Grössenordnungen gar nicht nachweisen; aus der historischen Rekonstruktion des Saturn/Jupiter-Vorfalles konnte jedoch vorhergesagt werden, dass die Saturnringe (die “Fesseln” des Kronos als eines der Überbleibsel der Saturnnova - ein anderes sind die entsprechenden Kometen) chlorhaltiges Wassereis sind (& laut Lehrmeinungszeiten eigentlich schon längst verdampftsein sollten). (4) Die großen Flüsse haben Schluchten bis auf die Kontinentalsockel hinunter gegraben, was unter Wasser gar nicht geht: ergo füllte die Flut die Ozeane um rund 300 m bis zum heutigen Meeresspiegel auf uvernichtete alles was tiefer lag.

Sabine Heinrich / 31.12.2022

Was für ein Artikel! Bin ich hier wirklich auf der Achse gelandet - oder wie @Horst Rek meinte - bei Böhmermann? - Wie heißt es doch so schön: Sage mir, wie/was du schreibst, und ich sage dir, wer/was du bist.

RMPetersen / 31.12.2022

Ist das nun witzich? Wer wirklich ein Mütchen hat, mag es anschliessend an dem islamischen Religionsgründer kühlen. Aber da kneift man den Schwanz ein. Nur für Gratismut reicht es.

Hans-Peter Dollhopf / 31.12.2022

Fußnote: Nachdem ihre Schwester Dina von Sichem vergewaltigt worden war, nutzen Simon und Levi die körperlichen Folgen der kürzlichen Beschneidung als Kriegslist zur Tötung Sichems aus.

D. Katz / 31.12.2022

Es gibt übrigens so viele “Splitter vom Kreuze Jesu”, dass man aus dem Holz locker ein Wäldchen zusammen bekäme. Der Reliquienschwindel war seit eh und je ein probates Mittel, um (Leicht)gläubigen die Taler aus der Tasche zu ziehen. So wie auch der Ablasshandel. Die Kirche ist nicht zuletzt deshalb reich geworden, weil deren Vertreter es geschickt verstanden, Wohlhabenden zu verklickern, sie könnten sich von ihren Sünden frei kaufen. Die Vorhaut Jesu stelle ich mir vor wie einen Calamaresring, der zu lange in der Sonne gelegen hat oder der hinter den Herd gefallen ist. Vielleicht weiß Frau Grimm da mehr?

Hans-Peter Dollhopf / 31.12.2022

Beschneidung ist sicherlich ein prägender Eingriff in die Persönlichkeit. Bürgerliche Kreise nutzten sie früher, ihren Jungspunden Onanie zu vergällen. Vielleicht erklärt ihr Fehlen das Winseln deutscher Jungen vor der osmanischen Nachkommenschaft. Die Juden waren ihrer Identitätsstiftung mehrmals verlustig gegangen, etwa im Babylonischen Exil und unter dem Joch der Griechen vor dem Makkabäeraufstand. Die Frage der Beschneidung wurde mit dem Antiochenischen Zwischenfall konstituierender Faktor der allein selig machenden Kirche der Christenheit.

S.Niemeyer / 31.12.2022

@Horst Rek: Danke für Ihre Worte, denen ich mich voll und ganz anschließe!

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