Susanne Baumstark / 29.09.2018 / 12:00 / Foto: Dejo / 11 / Seite ausdrucken

Gemeinnützig stigmatisieren

Die politisch einseitigen und damit antidemokratischen Vereine und NGOs sind nach wie vor emsig dabei, sich die absolute Deutungsmacht zu ergaunern. Allein in der „Allianz Rechtssicherheit für politische Willensbildung“ sind mehr als 80 Vereine und Stiftungen zusammengeschlossen, die sich politisch äußern wollen, ohne ihre Gemeinnützigkeit zu verlieren. Auf die grüne Lobby im Bundestag dürfen sich die Aktivisten regelmäßig verlassen; auch in Form von parlamentarischer Arbeit.

Aber: „Die Abgabenordnung hält das Verfolgen von politischen Zwecken für unvereinbar mit der Gemeinnützigkeit“, hieß es bei der FAZ im Januar 2016, wo man selten kritisch fragte: „Warum aber profitiert Campact von steuerlichen Privilegien?“ Die Gemeinnützigkeit der selbsternannten „Bürgerbewegung“ werde inzwischen angezweifelt. Passiert ist seither nur, dass eine AfD-Bundestagsabgeordnete das Finanzamt im November 2017 aufgefordert hat, Campact die Gemeinnützigkeit abzuerkennen. Begründung: Der Verein betreibe parteipolitische Einflussnahme zum Nachteil der AFD. Abwegig ist das ganz offensichtlich nicht: Erst kürzlich suchte Campact „eine/n Campaigner/in für Strategien gegen Rechtspopulismus“ in Vollzeit. Auch die Reaktion des Vereins auf die Aktion der AfD-Politikerin spricht für sich. 

Geld für die Pflege von Demokratie bekämpfenden Vollzeitstellen hat seltsamerweise auch der gemeinnützige Verein Fearless Democracy des – laut Selbstbeschreibung – Digitalmarketing-Strategen und Politologen Gerald Hensel; dort ist eine seiner weiteren Aktionen beschrieben. Für sein jüngstes Projekt „HateAid“ sucht man gerade „eine/n Gründungsgeschäftsführer/in“.

Hensel hat sich inzwischen, wie auch immer er das gemacht hat, relevanten Entscheidungsträgern erfolgreich angedient. Im März war er Gast der Telekom Telegraphen Lounge zum Thema „Zerstören Soziale Medien unsere Gesellschaft?“ Weitere Gesprächsteilnehmer: Die netzpolitische Sprecherin der Grünen, MdB Tabea Rößner und Prof. Dr. Stephan G. Humer von der Hochschule Fresenius. Aktuell tritt Hensel als „Experte“ in der 3sat-Dokumentation „Die Rechte Wende“ auf. Letztes Jahr war er bei Scholz & Böhmermann. Hensels Werbung für eine Petition von seinen „Freunden bei Campact“ kurz vor der Wahl zum Hessischen Landtag am 28. Oktober rundet das Profil ab. 

Die vorgeblichen Kämpfer für „inklusive Demokratie“, die unentwegt an Exklusion arbeiten, scheinen sich ihrer Gemeinnützigkeit bombensicher zu sein. „Fearless Democracy ist natürlich nur eine Möglichkeit nachhaltig politisch aktiv zu werden“, steht dort ganz unverblümt. Die Unterstützung kommt wohl aus machtstrategischen Gründen von ganz oben. Es gab mal politisch seriösere Zeiten, möchte man sich erinnern. 

Ludwig Erhard pflegte seinerzeit eine gesunde wie konsequente Distanz zu Verbänden: „Interessenorganisationen“ könnten „auch zu wachsender Unmündigkeit der Menschen führen“. Die Gruppen entstammten zwar dem Bedürfnis des Einzelnen, durch solidarisches Handeln private Ohnmacht zu überwinden und politisch handlungsfähig zu werden; „aber es ist auch nicht zu verkennen, daß die so geschaffene Apparatur ständig der Versuchung unterliegt, die von ihr vertretenen Menschen nach ihrem Willen zu lenken.“ Es erwachse kein organisches Ganzes, solange die Beteiligten der Devise huldigen: nur das sei recht, was ihnen nütze. „Ich erkläre, daß sich die Bundesregierung aus ihrer besonderen Verantwortung keinem Zwang und auch keiner offenen oder versteckten Drohung zu beugen gewillt ist.“ (Seite 4193)

Hinweis zum verlinkten FAZ-Beitrag: Im Fall der Gemeinnützigkeit von Attac ist das letzte juristische Wort noch nicht gesprochen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Susanne Baumstarks Luftwurzel

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Sabine Heinrich / 29.09.2018

Vielen Dank für Ihren Beitrag, Frau Baumstark! Wichtig für mich war, die Adressen zu erfahren. Aufschlussreich, dass ausgerechnet der Lesben- und Schwulenverband dabei ist. Seltsam - von dem hört man gar nichts, wenn es um Übergriffe auf ihre Leute von Muslimen gibt. Und die gab es schon vor Jahren, noch vor der großen Einwanderungswelle von Moslems, wie ich durch eine TV-Dokumentation erfahren hatte. Ich höre auch kein klitzekleines Protestwörtchen, sehe keine Demo gegen Staaten, in denen Homosexuelle - nur weil sie sind, wie sie sind - eingesperrt und sogar getötet werden. Stattdessen bringen sie unendliche Energie und Kosten auf, um sich jährlich in z.T. lächerlichen Umzügen am CSD selbst zu feiern und auszutoben. Warum hört man nichts von ihnen? Inzwischen dürfte es für sie doch noch mehr “No-Go-Areas” in den Städten geben als noch vor 15 Jahren. Angst davor, als Rassisten, Nazis usw. bezeichnet zu werden? Augen fest zu, Realität ausblenden - koste es, was es wolle? Was tut der LSVD für verfolgte Homosexuelle im Ausland?

Frank Mora / 29.09.2018

Bekannte Wieselmeldung: “Ein breites Bündnis von über 80 Organisationen und Initiativen….”

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