Henryk M. Broder / 13.03.2014 / 09:25 / 0 / Seite ausdrucken

Gelernt ist gelernt

Die deutsche Kanzlerin macht derzeit eine für sie vollkommen neue Erfahrung. Angela Merkel redet zu einer Wand, und die Wand antwortet nicht. Die Kanzlerin redet und redet und die Wand schweigt und schweigt.

Nun ist der Mitschnitt eines Telefonats zwischen der deutschen Kanzlerin und dem russischen Präsidenten bekannt geworden. Das Gespräch wurde auf Russisch geführt, das die Kanzlerin auf einer Schule in der DDR gelernt hat. Putin seinerseits war in den 80er Jahren KGB-Resident in Dresden und spricht gut Deutsch. Aber nur, wenn er mag. Hier ein Auszug aus dem Gespräch:

Merkel: Guten Tag, Wladimir Wladimirowitsch, ich hoffe, es geht Ihnen gut.

Putin:——

Merkel: Wladimir Wladimirowitsch, ich will gleich zur Sache kommen. Sie haben mich mit Ihrer Intervention in eine unmögliche Situation gebracht. Ich habe meinen Außenminister nach Kiew geschickt, er hat dort ein Abkommen zwischen dem ukrainischen Präsidenten und der Opposition ausgehandelt, es sah alles nach einem Erfolg aus, und dann kommen Sie und besetzen die Krim, einfach so. Was würden Sie sagen, wenn wir Königsberg besetzen würden, nur weil es mal zum Deutschen Reich gehört hat?

Putin:——

Merkel: Wladimir Wladimirowitsch, Sie wissen doch, wie sehr mir die deutsch-sowjetische, ähm, die deutsch-russische Freundschaft am Herzen liegt. Ich habe mich immer an alle Abmachungen zwischen uns gehalten. Ja, ich habe Sie ab und zu öffentlich kritisiert, das musste sein, die Deutschen mögen es nicht, wenn friedliche Demonstranten von der Polizei verprügelt werden. Aber ich habe Sie auch immer in Schutz genommen, wenn man Sie als Despoten angegriffen hat. Sind Sie noch da, Wladimir Wladimowitsch?

Putin:——

Merkel: Also geben Sie sich einen Ruck und holen Sie Ihre Jungs wieder zurück. Sie werden doch wegen einer albernen Insel nicht unsere Freundschaft aufs Spiel setzen. Und wenn die EU Sanktionen gegen Ihr Land verhängt und Ihre Freunde sich keinen Urlaub mehr in Baden-Baden oder Nizza leisten können, wird es auch für Sie ungemütlich.

Putin:——

Merkel: Ich muss jetzt aufhören, hab gleich einen Termin beim Physiotherapeuten. Gut, dass wir miteinander gesprochen haben. Ich melde mich wieder. Spassiba.

Erschienen in der Weltwoche vom 13.3.14

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Leserpost

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Klaus Lepinat / 29.11.2013

Also lieber Herr Broder, Sie schießen wohl hier mit Kanonen auf Spatzen. Sie haben den Satz von Frau Merkel doch verstanden; weshalb also sollte ich den nicht auch verstehen - ich musste auch nicht lange versuchen, besagten Satz zu kapieren. Aber Ihre Kritik habe ich auch nach längerem Grübeln nicht so recht nachvollziehen können. Gäbe es an Merkel nicht mehr zu kritisieren – ich hätte nicht das Bedürfnis auszuwandern… Jedenfalls ist ein Begriff aus DDR-Zeiten wie z. B. “Antifaschistischer Schutzwall” von anderem Kaliber ,als das von Ihnen zitierte Sätzchen aus dem Merkelschen Textbaukasten.  Mit den freundlichsten Grüßen Klaus Lepinat

Otto Sundt / 29.11.2013

Was Gysi nie schaffen wird, sie hat es geschafft: Sie ist die fleischgewordene Rehabilitation der Ehemaligen. In der neuen Volkskammer müsste sie eigentlich mit 95% der Stummen gewählt werden, wenn die Abgeordneten nicht ihrer Partei verpflichtet wären.

Jörg Beier / 29.11.2013

Guter Artikel ,aber der letzte Schlenker zu viel. Ich war auch in der FDJ , das war normal. Irgendwelche Sprachklauseln wurden da nicht gelernt, die waren viel zu doof dafür. Politiker mit Westjugend labern genauso eine Grütze, teilweise schlimmer.

Gerhard Sponsel Lemvig / 28.11.2013

Wie damals in der DDR. Wie jetzt bei der Maut konnte Frau Merkel schon immer “verschlüsselt” reden. Mit einen Bekenntnis zum Sozialismus wurde der Mangel an Konsumgütern von ihr, wie sie das als Sekräterin für Agitation und Propagande gelernt hat, immer begründet. Obst und Gemüse war Mangelware, weil der Westen mit seiner Rüstungspolitik die Versorgungsengpässe zu verantworten hatte.

Maxi Biewer / 28.11.2013

“LTI - Notizbuch eines Philologen” war meine Teenager Lektüre, auch wenn sich später diese LTI wundervoll einfach auf die nächste Sprachgeneration “übersetzen” lies…und man wunderte sich, daß das Buch auch in den 80ern in der DDR noch zu haben war! In der DDR kam noch der “russische Genetiv” hinzu - statt deutscher Substantive mit Grund- und Bestimmungswort wurden lustige Genitiv Konstruktionen gebildet. Aber man kann auch so reden, daß man verstanden wird - trotz FDJ, GST,DSF… oder gerade deswegen! Maxi Biewer ehemals Wandzeitungsredakteur, Klassenagitator und FDJ Sekretär Trägerin der Herdermedaille in Silber und Bronze ;-)

Armin Anger / 28.11.2013

Schön verschwurbelt der Satz. Und ich bin gleich zweimal erwähnt Als Grenzgänger bin ich ein “nichtinländischer Kraftfahrzeughalter”. Andererseits bin ich ein “Deutscher Autofahrer”. Aber ich ahne schon wie die Sache für mich ausgeht….....

Anneliese Rotter / 28.11.2013

Na ja, auch Broder liefert hin und her, eine brauchbare Kritik.

Uwe Biermann / 28.11.2013

Guten Tag Herr Broder, für mich ist das Zitat gut verständlich. Unabhängig davon, auf diesem lächerlichen AgitProp-Amt der Frau Merkel herumzureiten ist albern. Einen solchen Posten (der entweder gar nichts oder das alljährliche Gestalten einer Wandteitung beinhaltete) hatten sehr viele Menschen. Ich auch. Und ich habe noch nicht mal ne Wandzeitung gestaltet. Mangels Talents. Beste Grüße, Uwe Biermann

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