Dirk Maxeiner / 30.06.2018 / 06:29 / Foto: Tim Maxeiner / 35 / Seite ausdrucken

Fata Morgana über Seehofers Modelleisenbahn

Die Bezeichnung Fata Morgana kommt aus dem Italienischen. Sie bedeutet Fee Morgana, ein Name aus der im Mittelalter in ganz Europa verbreiteten Artussage. Morgana bewohnte die mystische und für Sterbliche unerreichbare Insel Avalon. Dementsprechend wurde die Erscheinung einer nicht vorhandenen Insel in der Straße von Messina zwischen dem italienischen Festland und Sizilien mit ihr in Verbindung gebracht. 

In der aktuellen Version vom Wochenende lautet die Sage so: "EU-Gipfel erzielt Einigung über Asylpolitik" (FAZ). "EU will geschlossene Aufnahmelager", meint die Tagesschau. Natürlich auf freiwilliger Basis. Allerdings gibt es bisher keine Freiwilligen, was der Einigung aber natürlich nicht im Wege steht. Zugleich sollen nach dem Willen der EU-Staaten auch Sammellager in nordafrikanischen Staaten entstehen, damit sich weniger Migranten illegal auf den Weg übers Mittelmeer machen. Bedauerlicherweise lehnen nordafrikanische Staaten solche Zentren auf ihrem Territorium aber ab, was der EU-Einigung allerdings nicht im Wege steht.

Außerdem hat Angela Merkel mit ihren Amtskollegen aus Griechenland und Spanien eine trilaterale Vereinbarung über die Rückführung von Migranten abgeschlossen. Voraussetzung ist freilich für Deutschland, "die Kosten für die Übergabe jener Migranten zu übernehmen, die in unser Land kommen". Deutschland übernimmt also die Kosten für "Rückführungen", was ziemlich gefahrlos möglich ist, weil es nach den bisherigen Erfahrungen keine Rückführungen in nennenswerter Zahl geben wird.

Die Welt fasst die "typische EU-Prosa" in diesem Beitrag sehr schön zusammen: "Beschlossen haben die EU-Regierungschefs eigentlich nur, dass künftig etwas beschlossen werden soll." Und die Basler Zeitung schreibt dazu:

Was bringen die Brüssel Ergebnisse für den Unionszwist über Zurückweisungen? Die Gipfel-Erklärung selbst gibt dafür nicht sehr viel her: Denn zur so genannten Sekundärmigration – der Weiterwanderung von bereits registrierten Asylbewerbern innerhalb der EU – heisst es im Abschlusspapier lediglich, die EU-Staaten sollten "alle notwendigen internen gesetzlichen und verwaltungstechnischen Massnahmen" ergreifen, um die Sekundärmigration zu verhindern "und bei diesem Ziel eng zusammenzuarbeiten".

Das erinnert ein wenig an die Handlung aus dem Filmklassiker „Und täglich grüßt das Murmeltier": Für den Protagonisten beginnt jeder Tag immer neu mit den gleichen Ereignissen: Jeden Morgen um 6 Uhr wird er durch einen Radiowecker mit Fallblattanzeige geweckt, der den Song Got You Babe von Sonny and Cher spielt. Anschließend kündigen die Radiomoderatoren den Murmeltiertag an (respektive die Einigung der EU in der Asylfrage oder die Griechenlandrettung), denn es ist immer wieder aufs Neue der 2. Februar (respektive 1. April). Niemand, außer dem Protagonisten, merkt, dass sich der 1.April ständig wiederholt. Mal sehen, ob es Seehofer merkt.

Foto: Tim Maxeiner

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Frank Pressler / 30.06.2018

Ach Mensch, Herr Maxeiner, Sie sind aber ein Miesmacher. Seit gestern verkündet doch der WDR mit Riesenpathos rund um die Uhr, dass die große (sic!) Merkel Europa wieder zusammengeführt und die ganz Asylproblematik gelöst habe; selbst so Leute wie Orban und die anderen Rechtspopulisten hätten Merkel Respekt gezollt; somit müsse die unverschämte CSU einfach ihre überzogenen Forderungen als erfüllt ansehen, wenn sie nicht eigentlich vorhabe, Merkel zu stürzen und Europa zu vernichten.

Bernd Stölting / 30.06.2018

Fr.Merkels Ergebnisse sind nur “heiße Luft”! Eine Vertröstung auf irgendwann und wahrscheinlich auch noch teuer bezahlt. Entscheident ist wie wir mit der Sekundärmigation umgehen und einen Grenzschutz vornehmen,der diesen Namen verdient und zur Rechtsstaatlichkeit zurückführt. Genau das ist von dieser “Richtlinienkanzlerin” aber gar nicht gewollt. Sie wird dieses Land weiter chaotisieren!

Hermann Neuburg / 30.06.2018

Der Hammer ist doch, dass zw. Merkel und Tsipras (Griechenland) der “Super- Deal” zustande kam, der wie folgt aussieht: Ich, Griechenland nehme von dir,  Deutschland, ein paar Hundert ursprünglich bei mir registrierte Flüchtlinge, dafür nimmst du, Deutschland, von mir, Griechenland, ca. 2500 Familienangehörige von Flüchtlingen, die bei dir in D bereits fest verankert sind. Solch ein Deal ist typisch für Merkel, er nützt ihr, aber schadet Deutschland. Donald Trump hätte solch einem Deal niemals zugestimmt. Und es ist wie immer: Merkel und die EU sind keine, die Handeln, die entscheiden, die Tatsachen schaffen, sondern verhandeln, verhandeln und nochmals verhandeln,  während andere Fakten schaffen, wie die ca 15000 Migranten, die monatlich illegal nach Deutschland einreisen, neuerdings immer mehr mit dem Flugzeug.  Aber es muss wohl erst viel, viel schlimmer werden, bis es hoffentlich besser wird.

Rico Martin / 30.06.2018

Merkt es Seehofer nicht, hat er ein Problem. Merkt er es, hat Merkel ein Problem. Wir, die Bürger, haben es gemerkt und somit haben Seehofer und Merkel ein Problem.

Philipp Richardt / 30.06.2018

Nach drei Jahren bekommt Merkel endlich mal Druck und auf einmal kommt sie in die Puschen.

Fritz Kolb / 30.06.2018

Würden ÖR-Anstalten diesen Artikel so berichten, Herr Maxeiner, dann wären sie das Stigma Staatsfunk irgendwann einmal wieder los. Aber genau das Gegenteil ist der Fall, was sie wieder einmal peinlich entlarvt. Die große Frage ist jetzt, wie man Ihre realistische Analyse dem Wahlvolk näherbringt. Die kostenlose bundesweite Verteilung der Basler Zeitung wäre ein Weg. Die Statik des Merkel-Systems zeigt bedrohliche Risse an vielen kritischen Stellen, der Zusammenbruch steht bevor, und trotzdem ist das Desinteresse der Masse immer noch erschreckend hoch. Wenn die CSU die Eier hat, ihr Ding durchzuziehen, dann wird sie, trotz vieler Fake-Umfragen (Stichwort Fragetechnik) am Ende alleiniger Sieger sein. Wenn nicht, dann ist der Merkel-Weg ein weiterer Schritt in Richtung der Auflösung unserer nationalen Identität. Und eines 30%-AfD-Wahlergebnisses bei den anstehenden Landtagswahlen.

Karla Kuhn / 30.06.2018

Gestern Abend habe ich Österreichische Nachrichten und die Rede von BK Kurz gehört. Sachlich, klug und ehrlich. Macron möchte den bisherigen Erfolg für sich beanspruchen,  Salvinis Ausspruch, “Ich will jetzt endlich Taten sehen.” Jedenfalls ist noch gar nichts in trockenen Tüchern. Später Merkel auf ARD (die Öffentlich rechtliche sind mit gestern für mich endgültig aus), das klang etwa so, als ob von dieser Minute an, kaum noch Flüchtlinge kommen würden, was mit den vielen Kriminellen, die hier sind geschehen soll, kein Wort, was mit den abgelehnten Flüchtlingen passieren soll habe ich auch nichts gehört, kein Wort über die BAMF Affäre, als wäre sie nie geschehen. Für mich war das eine einzige Selbstbeweihräucherung.  Nach dem Gipfel ist VOR dem Gipfel, es waren alles nur Absichtserklärungen oder konnte Merkel ganz konkrete Ergebnisse vorweisen ?? NEIN. Die Bilder zeigen auch, daß Merkel nicht der Mittelpunkt war. Wenn Seehofer jetzt nach- und aufgibt war es das mit der CSU. Lindners Kommentar -heute auf t-online ist so unwürdig,  für mich primitiv, na ja, die FDP wird hoffentlich keine große Rolle mehr spielen “CSU mit Drohungen krachend gescheitert.”  Wenn Lindner Seehofers Maßnahmen zum Schutz der deutschen Bevölkerung und zum Schutz Deutschlands als “Drohungen” bezeichnet ist Linder “krachend” gescheitert und sollte von der politischen Bühne verschwinden.  Aber eins ist sicher, Italien und Österreich werden nicht locker lassen mit ihren Forderungen. Und die CSU sollte es auch nicht !!  “„Beschlossen haben die EU-Regierungschefs eigentlich nur, dass künftig etwas beschlossen werden soll.“  Genau so ist.  Wie heißt es so schön ? Außer Spesen nichts gewesen ?

Frank Stricker / 30.06.2018

Europäische Einigung im Asylstreit ? Ich lach mich tot !! Mit Griechenland und Spanien wurde eine bilaterale Lösung erreicht , verkündete unsere Kanzlerette gaaanz stolz. Aber was nützt uns Spanien , wir brauchen verbindliche Lösungen mit Österreich !! Oder grenzt Spanien jetzt schon an Deutschland ? In Merkels Universum halte ich nichts mehr für ausgeschlossen……..

P.Gross / 30.06.2018

Wir alle, Herr Maxeiner, sitzen in der ersten Reihe und werden gnadenlos mit einer multilingualen, weil europäischen Schmierenkomödie übelster Sorte hinter die Fichte geführt. Die alternde Diva, diese Zsa Zsa der politischen Unterhaltung, Protagonistin dieser seit Jahrzehnten am Boulevard aufgeführten Dauergroteske hat noch nicht fertig. Ihr Fanclub, gerade auch der, der mit dem 2-ten Auge besser sieht, schwenkt unbeirrt sein brennendes Feuerzeug. Und derjenige, der diese unsägliche Performance zumindest abmildern könnte? Nein, nein der sitzt alterslahm und zahnlos grummelnd in der Regie. Der macht nix, der will nur spielen. Immer weiterspielen! Es ist zum verrückt werden. Punktum!

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