Gastautor / 19.09.2021 / 14:00 / Foto: Pixabay / 24 / Seite ausdrucken

Erfreuliche Transparenz im IPCC Bericht – Vergleich 1990 und 2021  

Trotz einer seit 1990 gravierenden CO2 Zunahme in der Atmosphäre beschreibt das IPCC CO2 zwar weiterhin als den größten Einzelfaktor, gleichwohl ist der CO2 Erwärmungseffekt  deutlich zurückgetreten.

Von Jens Bernhardt.

Das IPCC hat kürzlich seinen Bericht zur Klimasituation vorgelegt. Es steht zu befürchten, dass sehr wenige auch nur die Kurzform wirklich gelesen haben. In dem Kurzbericht IPCC AR6 „summary for policymakers“ findet sich auf Seite SMP 08 eine Grafik, aus der sich die Erwärmungseffekte seit ca.1850 und einige andere Effekte ablesen lassen. (Alle kühlenden Effekte werden in der nachfolgenden Betrachtung nicht näher beleuchtet.)

Dem aktuellen Bericht zufolge entfallen als Erwärmungseffekt auf das CO2 derzeit + 0,8 °C. 

Allen anderen Spurengasen werden folgende Effekte zugeordnet: 

  • Methan                        + 0,5 °C
  • Nitrose Gase               + 0,1 °C
  • Halogen. Gase            + 0,1 °C
  • VOCs                          + 0,25 °C
  • Kohlenstoffruß            + 0,1 °C
  • Flugzeugabgase          +<0,05 °C
  • SF6, NF3                    nicht benannt. 

Somit beträgt die Summe aller erwärmenden Effekte - ohne das CO2 - mindestens 1,05 °C, während 0,8 °C auf das CO2 entfallen. Das heißt der Anteil des Spurengases CO2 an der gesamten Erwärmung beträgt dem IPCC-Bericht zufolge rund 43 Prozent

Nun ist es noch interessant zu wissen, dass der aktuelle CO2-Wert in der Atmosphäre mit 415 ppm gegenüber 280 ppm (vorindustriell) beschrieben wird. Eine Zunahme also von rund 135 ppm, somit ergäbe sich bei rechnerischer Proportionalität bei 100 ppm Zunahme in der Atmosphäre ein Effekt von 0,5926 °C für den CO2-Effekt.

Beim First Report von 1990  betrug der anteilige CO2-Effekt an der Erwärmung allerdings noch 55 Prozent (SMP S. 71, andere dort benannte Gase waren FCKW 11+12 (17 Prozent), andere FCKWs (sieben Prozent), Nitr. Gase (sechs Prozent), Methan (15 Prozent) - weitere nicht benannt). Als Temperaturzunahme wurde 0,3 bis 0,6 °C (SMP S.63) angenommen, im arithmetischen Mittel also 0,45 °C.

Die Frage nach der realistischen Klimasensitivität

Da der CO2-Gehalt in der Atmosphäre mit 353 ppm für 1990 angegeben (SM S.68) wurde, errechnet sich gegenüber den 280 ppm für den vorindustriellen Wert eine Zunahme von seinerzeit 73 ppm.  Somit ergäbe sich bei angenommener Proportionalität bei 100 ppm Zunahme ein Effekt von 0,6429 °C. Zusammenfassend lässt sich somit folgendes bemerken:

Trotz einer seit 1990 gravierenden CO2-Zunahme in der Atmosphäre beschreibt das IPCC CO2 zwar weiterhin als den größten Einzelfaktor, gleichwohl ist der CO2 Erwärmungseffekt aber gegenüber den übrigen Effekten deutlich zurückgetreten, nämlich von 55 auf nur noch etwa 43 Prozent!

Gleichzeitig ist die „Effektstärke“ von CO2 in den letzten 30 Jahren zurückgegangen, von 0,6429 °C/100 ppm CO2 auf 0,5926 °C/100 ppm CO2. Dies weist letztlich auf den logarithmischen Zusammenhang der CO2-Konzentration und der Temperaturentwicklung hin. Kurz gesagt bedeutet dies, dass bei weiter steigendem CO2-Gehalt in der Atmosphäre die Temperatursteigerung pro ppm an CO2 immer geringer wird.

Die dargestellten Effekte werfen vielmehr die Frage nach der realistischen Klimasensitivität des CO2 sowie möglicher anderer Einflussgrößen, u.a. auch anderer klimawirksamer Gase auf.

Angesichts der sehr emotionalen Diskussion in der medialen Öffentlichkeit wäre es sinnvoll, die neuen Daten auch öffentlich adäquat und realistisch zu würdigen und die den IPCC-Berichten zu entnehmenden Veränderungen der gemessenen und errechenbaren Erwärmungseffekte zur Kenntnis zu nehmen. Dass gleichzeitig  die beschriebenen Extreme aus den IPCC-Modellrechnungen in der medialen Öffentlichkeit in dieser Weise debattiert werden – so z.B. hier  – ist angesichts der transparent dargestellten Messwerte erstaunlich.

Gleichzeitig ist aber ja auch kritisiert worden, dass das IPCC seinerseits selbst extreme Modellrechnungen überhaupt in den Bericht aufgenommen hat, die sich nur schwer mit den gemessenen Werten und vom IPCC dargestellten Daten in Einklang bringen lassen.

Jens Bernhardt hat Physik in Köln und Medizin in Berlin studiert.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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A. Ostrovsky / 19.09.2021

Wenn da steht “Flugzeugabgase       +<0,05°C”, könnte schnell der Verdacht aufkommen, dass dem Flugverkehr nur eine Erwärmung um 5 Milligrad zuzurechnen ist. Das ignoriert aber die Tatsacge, dass beim Verbrennen von Kohlenwasserstoff in der höheren Atmosphäre noch nur CO2 entsteht, sondern auch Wasserdampf, einem stärkeren(!) Klimagas als alle anderen zusammen, der nur deshalb aus der Gesamtrechnung immer wieder herausfällr, weil wir die Verdunstung nicht beeinflussen können. Aber es macht einen entscheidenden Unterschied, ob Wasserdampf am Erdboden durch Verdunstung entsteht und dann langsam aufsteigt, oder ob er in 10km Höhe ausgebracht wird. Außerdem wird vor jeder Landung das restliche Kerosin einfach abgelassen, verdampft dabei weitgehend und gehört damit zu dem Anteil der VOCs, die nach Methan den stärksten akuten Erwärmungseffekt verursachen. Wieder wird der Normalbürger für dumm gehalten.

Günter H. Probst / 19.09.2021

Diese Zusammenhänge sind für eine KlimaBEWEGUNG zu kompliziert. Um die hüpfenden Fruchtzwerge in Todesangst zu versetzen, bedarf es, wie bei jeder religiösen Ideologie, eines Satans, des Zeh-OH-Zwei. Daß einige Gläubige Ende August die demnächst verbotene Öl- oder Gasheizung anwarfen, muß unbedingt als Sünde bezeichnet und mit staatlicher Strafe geahndet werden. Wählt die grünen Maoisten, dann legen die Chinesen ihre Kohlekraftwerke still!

G. Böhm / 19.09.2021

Danke für die Info, leider ist der Link Summary for Policymakers (SMP) nicht aktiv. - Aber nun die Kardinalfrage: Weshalb sollte sich das Welt-Klima ändern, wenn D-Land komplett decarbonisiert ist. Es geht bei dem ganzen Geschrei nur um das Geld der Bürger und um politische Phantastereien. Nunmehr können wir wenigstens auf das hundertstel Grad ausrechnen, wie sich das Klima infolge Dumm-Lands Aktivitäten verändern wird.

A. Ostrovsky / 19.09.2021

“Nun ist es noch interessant zu wissen, dass der aktuelle CO2 Wert in der Atmosphäre mit 415 ppm gegenüber 280 ppm (vorindustriell) beschrieben wird. Eine Zunahme also von rund 135ppm, somit ergäbe sich bei rechnerischer Proportionalität bei 100ppm Zunahme in der Atmosphäre ein Effekt von 0,5926°C für den CO2 Effekt.”  Sorry, das ist leider völlig falsch. Es ist ausdrücklich kein linearer Zusammenhang, sondern ein logaritmischer. Dann müssen alle Versuche, es mit Grundschulmathematik zu rechnen, zwangsläufig falsch sein. Egal was dabei herauskommt, ob es die offizielle Agenda “bestätigt” oder “wiedrlegt”. Es führt nur zu einer unglaublichen Verwirrung und die ist die Basis für politische Rattenfänger.

Rainer Niersberger / 19.09.2021

Das wird von den Machthabern und den Ideologen niemanden beeindrucken, auch wenn der Wert (vermutlich) immer noch zu hoch bzw andere, wichtigere Einflüsse jenseits der Gase zu niedrig oder gar nicht berücksichtigt werden. Auch bei corona gibt es bis heute keine Wende, beim Klima erst Recht nicht. Die Erklärung, zum gefuehlt x. Mal : Es geht nicht um das Klima, sondern um das Narrativ fuer eine Transformation und diese betrifft das System ebenso wie das gesamte Private, die Gesellschaft ebenso wie das Individuum. Jede Korrektur, was das CO2 betrifft, waere fuer die Davos - und Co - Konsorten kontraproduktiv. Der Weg muss auf Biegen und Brechen fortgesetzt werden und die Latifs und Schellnhubers werden ihren segensreichen Beitrag dazu leisten.

Heiko Stadler / 19.09.2021

Am Südpol hat sich die Durchschnittstemperatur von 1979 bis 2019 um 3,8 Grad verringert, während sie am Nordpol im gleichen Zeitraum leicht gestiegen ist. Das bedeutet, dass sich die mittlere Temperatur bei gleichmäßig verteilten Messpunkten überhaupt nicht ändert, sondern lediglich eine Temperaturverschiebung von Süden nach Norden stattfindet. Da aber die meisten Messpunkte sich auf der Nordhalbkugel sind, sieht es aus, als würde die mittlere Temperatur steigen.

A. Ostrovsky / 19.09.2021

Ein erneuter Vorwurf an den IPCC ist erneut angebracht, dass sie in der Zusammenfassung für “Policy Maker” (ich lese da immer Muckeymouse) wieder einen ganz anderen Gesamteindruck hinterlassen, als wenn man den tatsächlichen Bericht in Langform lesen würde. Das ist wissenschftlich unredlich und politisch zerstörerisch. Wer hat das eigentlich zu verantworten? Ist es etwa so, dass sich der IPCC einige wirklich gute Wissenschaftler hält, deren Ziel es aber nur ist, als Feigenblatt für eine Agenda herzuhalten, die von Nicht-Wissenschaftlern vertreten wird, und die das ganze finanzieren? Ist etwa die Langform das Ergebnis ehrlicher wissenschaftlicher Arbeit, wenigstens solange man Wahrheiten nicht durch interne Zensur und Selbstzensur unterdrücken konnte, aber dann kommen die Vertreter der globalistischen Hochfinanz (ich verwende diese Begriffe bewussr, weil es keine andere wahre Bezeichnung dafür gibt), die sich dazu die profane / populistische Variante selber schreiben, aus dem, was sie nach flüchtigem Lesen des wissenschaftlichen Teils begriffen haben? Muss man die Comicvariante für Kinder und Politiker und Bildungsferne eventuell wegen vollständiger Sinnlosigkeit grundsätzlich ablehnen?

Wolf Hagen / 19.09.2021

Mir ist es völlig egal, was der IPCC sagt. Ich würde dem IPCC nicht mal glauben, wenn er die Lottozahlen von vergangener Woche vorliest. Das ist und bleibt, eine ideologieverbreitende, autoritäre, links-grüne NGO und hat somit für nichts und niemanden, außer sich selbst, einen Mehrwert.

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