Gäbe es Seinen Namen gar nicht, jemand würde ihn in der Tat erfinden. baruch hashem
Charlotte Knobloch verdankt ihren Schein-Pflegeeltern in Gunzenhausen (bzw. in der Nähe) vielleicht auch ihr Leben oder ihre Gesundheit. Und wie Ihr Vater, Herr Noll, hat sie das offensichtlich nicht im Innern berührt. Derlei Geschichten gibt es viele. Geschätzt haben mindestens 10.000 Juden in Verstecken (d.h. von Nichtjuden versteckt und versorgt) die Hitlerei überlebt. Yad Vashem spricht darüber. Mir ist ein Fall zu Ohren gekommen, der einem die Haare zu Berge stehen läßt: Prälat Josef Steiniger hat einige Juden in seinem Dienstbereich (einer Einrichtung für Behinderte) versteckt und über Jahre versorgt, nur um nach Kriegsende von diesen Geretteten angeklagt zu werden, er habe sie über dem Schweinestall untergebracht (Steininger wußte, daß dort die Gestapo nicht suchen würde). Steininger wurde auch von der SZ, die blind einer sog. “Disseration” folgte, die die Tragödie der Verwicklung des Geistlichen ins NS-Euthanasieprogramm und die Ermordung von Kindern aus seiner Einrichtung mit der heute so wohlfeilen Schwarzweißverurteilung festschrieb, posthum denunziert. Man wird schon sehr dankbar, wenn Courage so schön endet wie bei Johanna.
Kleine Anmerkung, Ihr Vater wurde im Dezember 1927 geboren. Er war also erst Ende 1942 ein Fünfzehnjähriger. Dito gilt für die kürzlich Verstorbene. Wenn das, was Sie beschreiben Ende der 30er statgefunden hat, dann war Frau Johanna G schon als Zwölfjährige mutig und eine der wenigen ‘vernünfigen Leute’ dieser Zeit.
Als gebürtiger Kaufbeurer stehe ich meist hilflos daneben. Wir haben das KZ Lager Riederloh und die Gasbusse aus unserer “Klapse” nie wirklich verstanden. Die lokale Gemengelage hat mir gegenüber ein Mitglied der deutschen Bischofskonferenz in einem Satz auf den Punkt gebracht: “Kaufbeuren? Das ist eine Stadt des Bösen.” Aber jetzt wird alles gut: Linksgrüne, aus Berlin alimentierte Nazijäger “säubern” das Gäu und wollen aktiv “da ansetzen” wo ihrer Meinung nach der Rechtsstaat versagt. Nein, man kann nicht aus der Vergangenheit lernen…
25 Zeilen - Ausdruck der Menschlichkeit. Dafür DANKE!
@ Frances Johnson: Vieles von dem, was Sie schreiben, ist wohl richtig. Jedoch, bei dem “Afrikaner, der plötzlich zwei Reihen blendend weißer Zähne freigibt”, ist mir der Bericht eines Technikers aus meinem Umfeld eingefallen, der zur Wartung und Reparatur oft in schwarz-afrikanischen Ländern unterwegs war. Er erzählte einmal von einem Schwarzen, der lauthals und mit lachend verzerrter Miene in einer Bar damit angab, wie viele “Weiß-Ärsche” er schon gekillt hat in seinem Leben (Männer, Frauen und Kinder) und wie er das gemacht hatte. - Langer Rede kurzer Sinn: Sie sollten das überschwängliche “genetisch” nochmal überdenken, bevor es vor lauter Überschwang wieder allseits präsent ist.
“Was die damals 15-jährige Johanna getan hat, war keine Heldentat – so sah sie es selbst. Sie hätte sich verhalten, sagte sie zu mir am Telefon, „wie sich jeder vernünftige Mensch in ihrer Lage verhalten hätte.” Eine sehr bemerkenswerte Frau und LEIDER die Minderheit ! Für Sie, Herr Noll sicher wichtig, damit Sie Ihren Vater verstehen können. Ich weiß nicht, ob ich es könnte, wenn mein Vater so wie Ihrer gehandelt hätte, z. B. mit den offenen Brief an Honecker. Blut ist eben oft dicker als Wasser. “Gerade heute, da man wieder in Verzweiflung geraten möchte angesichts gewisser Archetypen, die dieses Land offenbar nicht los wird, Denunzianten, despotische Beamte, Untertanen und Mitläufer bis in den Untergang, gerade heute tut es wohl, sich an Menschen wie Johanna G. zu erinnern. An Einzelne, die dem Wahnsinn der Mehrheit widerstanden.” Ein wunderbarer, treffender Schlußsatz von Ihnen. Bleiben Sie gesund und munter, Ihre Artikel lese ich immer mit großer Freude.
Das Wissen, daß es solche Menschen - ein junges Mädchen! - gab und sicher auch jetzt gibt, hilft einem, nicht den Glauben am Menschen zu verlieren. Ein bewundernswertes Menschenkind. R.I.P. Danke, Chaim, für diese Geschichte. @Werner Arning - Ihr heutiger Kommentar ist so schön, so wahr, ein reiner Genuß, ihn zu lesen. Sie haben etwas Wesentliches erfaßt, das bereichert. Danke! lg alma Ruth
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