Oliver Zimski / 20.07.2023 / 11:45 / Foto: Bundesarchiv / 69 / Seite ausdrucken

Ein Fußbreit Weltgeschichte

Nur einem Zufall hatte es Hitler zu verdanken, dass er das Attentat am 20. Juli 1944 überlebte. Wäre die Tat gelungen, hätte viel weiteres Unheil vermieden werden können – im Krieg und danach.

Den Einarmigen mit der Augenklappe, der vor ihm steht, kennt Heinz Brandt von früher. Es ist der Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Vor der Olympiade in Berlin waren sie für zwei Jahre zusammen an der Hannoveraner Kavallerieschule, bevor sich ihre Wege wieder trennten. Stauffenberg hat sich wegen seiner verletzungsbedingten Schwerhörigkeit einen Platz direkt am Kartentisch erbeten, um der Lagebesprechung besser folgen zu können. Doch kaum hat diese begonnen, verlässt er für ein dringendes Telefonat die Baracke in der „Wolfsschanze“, Hitlers ostpreußischem Hauptquartier. Brandt, der trotz seiner 37 Jahre jugendlich wirkende Stabsoffizier, 1936 Olympiasieger im Springreiten, kann an dem langen Eichentisch einen Platz aufrücken. Nur die Aktentasche stört ihn, die Stauffenberg dort zurückgelassen hat. Mit dem Fuß befördert er sie auf die andere Seite des massiven Tischsockels, weg vom Führer. Zwei Minuten später explodiert die Bombe und reißt ihm ebendiesen Fuß ab. 

So könnte es gewesen sein. Ob es Brandt oder der neben ihm stehende General Schmundt gewesen ist, der die Tasche um den entscheidenden Fußbreit verschoben hat, konnte nie endgültig geklärt werden. Schmundt wurde sofort getötet, Brandt starb einen Tag später im Lazarett an seinen schweren Verletzungen, während das eigentliche Ziel des Attentats nur ein paar Schrammen davontrug. Wenn es tatsächlich Brandt war, könnte er Hitler an diesem 20. Juli 1944 unwissentlich und wohl auch unwillentlich bereits zum zweiten Mal das Leben gerettet haben. 

Knapp anderthalb Jahre zuvor hatte er den Führer zu einem Besuch der Heeresgruppe Mitte nach Smolensk begleitet. Deren Oberbefehlshaber Henning von Tresckow, der seit langem entschlossen war, Hitler totzuschlagen „wie einen tollwütigen Hund, der die Menschheit gefährdet“, bat den Stabsoffzier darum, auf dem Rückflug ein Paket mitzunehmen, angeblich mit zwei Flaschen Likör für einen Freund. Damals explodierte die Bombe nicht, weil Brandt das „Geschenk“ im eiskalten Frachtraum verstaut hatte, wo der Zünder einfror. Zwei Zufälle, die umso tragischer anmuten, als Heinz Brandt möglicherweise selbst mit den Attentätern sympathisierte, in ihre konkreten Planungen allerdings nicht eingeweiht war.

Unselige Zufälle

Nach dem Scheitern des Attentats triumphierte Hitler auf der Krankenstation der „Wolfsschanze“, wo er seine leichten Verletzungen versorgen ließ: „Ich bin unbesiegbar. Die Vorsehung hat mich gerettet.“ Gerettet hatten ihn Brandts Fuß und ein organisatorisches Versäumnis der Attentäter, das wohl ihrer Nervosität und dem nur wenige Minuten umfassenden Zeitfenster geschuldet war. Als Stauffenberg sich nach der vorherigen Besprechung mit dem hitlertreuen Feldmarschall Keitel in ein Nebenzimmer zurückzog, angeblich um sein Hemd zu wechseln, schaffte er dort lediglich, eine von zwei Bomben scharfzumachen und in seine Aktentasche zu stopfen. Hätten er und sein Adjutant von Haeften die zweite Ladung vorher in der Tasche platziert, hätte später die doppelte Wucht der Detonation wahrscheinlich alle Anwesenden in der Lagebaracke getötet – obwohl dort aufgrund der sommerlichen Hitze alle Fenster geöffnet waren, was die Sprengwirkung der Bombe zusätzlich minderte.

Kurz nach der Explosion sah Erich Fellgiebel, General der Nachrichtentruppen und als Mitverschwörer beauftragt, die Fernsprechverbindungen zwischen „Wolfsschanze“ und Berlin zu unterbrechen, Hitler auf dem Gelände herumlaufen und über seine ruinierte neue Hose lamentieren. Darauf telegraphierte er an General Thiele, den Kontaktmann im Berliner Bendlerblock, und gab den Satz durch „Es ist etwas Furchtbares passiert. Der Führer lebt“, verbunden mit der Anweisung, die „Operation Walküre“ – wie der Plan zum Staatsstreich genannt wurde – trotzdem anlaufen zu lassen. Als Hitler später erfuhr, dass Fellgiebel zu den Verschwörern gehörte, wunderte er sich, dass dieser ihn nicht sofort niedergeschossen habe.

Trotzdem hätte „Walküre“ noch gelingen können, wären nach Fellgiebels Anruf die von den Verschwörern geplanten Maßnahmen nach dem Attentat sofort angelaufen, mit der Begründung, der Führer sei tödlich verunglückt, und eine gewissenlose Clique von Parteiführern versuche, die Macht an sich zu reißen: die Abriegelung der Berliner Sender und Ministerien sowie die Entwaffnung und Inhaftierung von SS und Gestapo durch dafür bereits in Marsch gesetzte Wehrmachtseinheiten. Doch Thiele verlor, nachdem er Fellgiebels Nachricht erhalten hatte, den Kopf und ging in der Annahme, der Putsch sei gescheitert, erst einmal zwei Stunden spazieren, anstatt „Walküre“ auszulösen. Zwei entscheidende Stunden, in denen vollendete Tatsachen hätten geschaffen werden können. Stattdessen kam es über die nur teilweise gekappten Kommunikationskanäle zu einem Wettlauf der Verlautbarungen zwischen den Verschwörern im Bendlerbock und dem Führerhauptquartier: „Der Führer ist tot!“ – „Der Führer lebt!“ Erst als Stauffenberg persönlich bei den Mitverschwörern im Bendlerblock eintraf, wurde das Wachbataillon angewiesen, das Regierungsviertel abzuriegeln, dabei Goebbels und andere NS-Größen festzunehmen.

Alles hing an Stauffenberg

Selbst jetzt noch hätte der Staatsstreich glücken können, so wie er in Hamburg, Wien, im besetzten Paris und andernorts glückte, wo SS- und Gestapoführer festgenommen und teilweise schon Sandsäcke zu ihrer Erschießung aufgeschichtet wurden. Offenbar waren weite Teile der Wehrmacht bereit und „reif“ dafür, die Stützen des NS-Systems zu beseitigen, wenn sie nur die Gewissheit erhielten, dass der Führer, diese von großen Teilen der Bevölkerung abgöttisch verehrte Überfigur, die alle Fäden zusammenhielt, wenn er also nicht mehr war. 

Major Remer, Kommandeur des Wachbatillons, überzeugter Nationalsozialist und auf Kadavergehorsam gedrillt, hätte auch die Anweisungen der Verschwörer ausgeführt, wäre nicht an diesem Nachmittag zufällig der NS-Führungsoffizier und Goebbels-Vertraute Hagen anwesend gewesen, der Remer überredete, entgegen seiner Befehle Rücksprache mit dem Propagandaminister zu halten. Goebbels stellte eine persönliche Verbindung zu Hitler her, woraufhin Remer das Wachbataillon gegen die Verschwörer im Bendlerblock in Stellung brachte.

Das ist nur einer der vielen unseligen Umstände und Zufälle in der Geschichte des versuchten Staatsstreiches vom 20. Juli 1944, die zu seinem Misslingen beitrugen. Letztlich scheiterte er an der Zaghaftigkeit der vielen Eingeweihten und der Überforderung der wenigen zu allem Entschlossenen. Alle verließen sich auf Stauffenberg, der das Kunststück vollbrachte, trotz seiner schweren Kriegsverletzungen (nur ein Auge, nur ein Arm mit drei funktionsfähigen Fingern) die Bombe scharf zu machen, sie neben Hitler zu deponieren und dann auch noch von Ostpreußen nach Berlin zu fliegen, um sich dort an die Spitze der Verschwörung zu setzen.

Der Staatsstreich scheiterte auch an überkommenen Ehrbegriffen und Traditionen der alten preußischen Eliten, die zerrissen waren zwischen ihren Skrupeln, den Pfad der unbedingten Pflichterfüllung zu verlassen, insbesondere den auf Hitler geleisteten Eid zu brechen, und der Stimme des eigenen Gewissens, das sich aufbäumte angesichts des Informationsvorsprungs, den sie gegenüber der Masse der Bevölkerung besaßen: Sie wussten inzwischen von den in deutschem Namen begangenen Verbrechen, sahen die dem eigenen Land drohende Katastrophe voraus und waren sich im Klaren darüber, dass sie als einzige die Mittel besaßen, dem „Rad in die Speichen zu fallen“ (Dietrich Bonhoeffer).

Kinder ihrer Zeit

Nachdrücklich zu widersprechen ist hier der auch heute noch – besonders im linken politischen Spektrum – verbreiteten Diffamierung der Verschwörer, diese seien ebenfalls Nazis – jedenfalls keine „Demokraten“ im Sinne des Grundgesetzes – gewesen, die sich nur zum Putsch entschlossen hätten, um die militärische Niederlage Deutschlands zu verhindern. Das stimmt nicht. Die Motive der wichtigsten Protagonisten des 20. Juli 1944 waren ethisch-moralischer Natur.

Tresckow und Stauffenberg kamen zum Widerstand, weil sie entsetzt waren über die Greuel der deutschen Besatzungspolitik im Osten und die Verbrechen gegen Juden und Kriegsgefangene. Helmuth James von Moltke setzte sich gleich zu Beginn des Krieges für die Rechte polnischer Kriegsgefangener ein, die in der britischen Armee gedient hatten und standrechtlich erschossen werden sollten. Ulrich Wilhelm von Schwerin, der später Hitlers Bluthund Freisler vor dem Volksgerichtshof „die vielen Morde im In- und Ausland“ vorhielt (Freisler: „Sie sind ja ein schäbiger Lump!“), stieß zu den Verschwörern, weil er 1939 zufällig die Erschießung von Polen miterlebte, was ihn schwer erschütterte und empörte. Carl Friedrich Goerdeler trat bereits 1937 als Leipziger Oberbürgermeister aus Protest gegen die Entfernung des Denkmals für den Komponisten Mendelssohn-Bartholdy zurück. Gemeinsam mit Offizieren wie Ludwig Beck warnte er in Denkschriften vor Hitlers Krieg; nach Kriegsausbruch beteiligte er sich an Entwürfen einer neuen Staats- und Gesellschaftsordnung für ein besseres Deutschland.

Natürlich waren diese Männer Kinder ihrer Zeit. Sozialisiert in Monarchie und Weimarer Republik, politisch geprägt durch die als nationale Demütigung empfundenen Bestimmungen des Versailler Vertrages, konnten sie nicht „demokratisch“ nach heutigen Maßstäben sein. Manche von ihnen mussten einen weiten Weg zurücklegen, bis sie den verbrecherischen Charakter des NS-Regimes erkannten. Ihren Mut zum Widerstand bezahlten sie teuer. Es gab rund 5.000 Verhaftungen und fast 200 Hinrichtungen. Die Angehörigen der Inhaftierten kamen in „Sippenhaft“, Kinder wurden ihren Müttern entzogen und zwecks Umerziehung in Heime gesteckt. 

Was wäre, wenn...

Ein Gelingen des Attentats hätte erhebliche, ja unabsehbare Konsequenzen gehabt. Der Krieg wäre viel schneller zu Ende gegangen, im Westen sofort, nach Absicht der neuen Regierung, die aus Konservativen, Bürgerlichen, Liberalen, Sozialdemokraten und Gewerkschaftern gebildet werden sollte – die Pläne für die einzelnen Ministerien waren schon detailliert ausgearbeitet. 

Der Massenmord an den Juden wäre gestoppt, die KZs aufgelöst worden, es hätte keine Todesmärsche gegeben. Millionen Menschenleben in Europa wären gerettet worden. Allein in Deutschland kamen in den neun Monaten vom 21. Juli 1944 bis Kriegsende fast doppelt so viele Menschen um wie in den fünf Kriegsjahren zuvor (4,8 Millionen gegenüber 2,8 Millionen). 

Der alliierte Bombenkrieg gegen deutsche Städte wäre erheblich verkürzt worden. Die Apokalypse, die ab Januar 1945 über die deutschen Ostprovinzen hereinbrach, wäre ausgeblieben. Höchst unwahrscheinlich, dass Stalin die Westverschiebung Polens in dem bekannten maximalen Umfang hätte durchsetzen können. Möglicherweise wären Amerikaner und Briten von Westen her weit nach Osteuropa vorgestoßen, und Stalins Eiserner Vorhang hätte sich erst jenseits der polnischen Grenzen gesenkt.

„Den entscheidenden Wurf gewagt“

Die wichtigste Folge für Deutschland wäre allerdings eine psychologische gewesen: Das Bewusstsein, der eigenen verbrecherischen Führung nicht bis zuletzt in den Untergang gefolgt zu sein, sondern diese aus eigener Kraft vorher beseitigt zu haben, anstatt von außen besiegt und befreit werden zu müssen – eine solche Selbstreinigung wäre für die Zukunft von unschätzbarem Wert gewesen. Natürlich hätte sie nicht von der Notwendigkeit befreit, die monströsen Verbrechen, die in deutschem Namen begangen worden waren, aufzuarbeiten. Möglicherweise hätte sie sich auch gegen verhetzte Teile der eigenen Bevölkerung durchsetzen müssen, die dem Führer nachtrauerten und an einer neuen Dolchstoßlegende strickten. Am Ende hätte sie sich dennoch durchgesetzt und nachfolgenden Generationen eine normale Identifikation mit dem eigenen Land ermöglicht.

Das Bewusstsein, sich selbst von der braunen Diktatur befreit zu haben, hätte geschützt vor dem unbändigen Selbsthass der Enkel und Urenkel der Kriegsgeneration, ihrer Verachtung des Eigenen, der neuerlichen Hybris, statt eines auserwählten Volkes arischer Übermenschen nun eines mit „Nazi-Gen“ zu sein, das man nur durch ungeregelte Massenzuwanderung aus aller Welt gebändigt und „ausgedünnt“ bekomme. Dieser negative Nationalismus der herrschenden Eliten, die mit dem eigenen Land, seiner Geschichte, Tradition und Kultur erklärtermaßen nichts Positives verbinden, die sich eine Wächterfunktion über das eigene, angeblich so leicht verführbare Volk anmaßen und mit ihrem demagogischen „Kampf gegen Rechts“ Andersdenkende ausgrenzen, hat – fast achtzig Jahre nach Kriegsende – seinen Teil dazu beigetragen, dass es mit diesem Land in jeder Hinsicht bergab geht. Wieder steht Deutschland allein da in Europa und wird seinen Nachbarn unheimlich, während seine verblendete Regierung meint, in zentralen politischen Bereichen den Stein der Weisen gefunden zu haben und Sonderwege – absonderliche Wege – beschreiten zu können.

Der Historiker Gerhard Ritter schrieb einmal über das gescheiterte Attentat vom 20. Juli 1944: „Es war Fügung. Deutschland sollte nun einmal, so war es wohl vorherbestimmt, den bitteren Kelch seiner Erniedrigung und seines selbst verschuldeten Unglücks bis zur Neige austrinken.“ Nein, diese „Fügung“ ist als Erklärungsmuster nicht besser als die „Vorsehung“, von der Hitler sich gerettet wähnte. Es hätte klappen können. Die Bombe war scharf und stand auf der richtigen Seite des Tischsockels. Bis ein Unglücksrabe sie mit dem Fuß beiseite schob.

Henning von Tresckow sagte kurz vor dem Attentat zu Stauffenberg, es komme darauf an, „dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt hat“. Für dieses Wagnis haben sich die damaligen Besten unseres Landes geopfert. Ihrer sollten wir in Dankbarkeit und Bewunderung gedenken.

 

Oliver Zimski ist Übersetzer, Sozialarbeiter und Autor. 2015 erschien sein Kriminalroman „Wiosna – tödlicher Frühling“.

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Xaver Huber / 20.07.2023

Sehr geehrter Herr Zimski, in Anbetracht der zeitlichen Beschränkungen, Kommentare einsenden zu können VOR der Rezeption Ihres Artikel: Aller Wahrscheinlichkeit hätte sich auch bei maximalem Erfolg der „Operation Walküre“ keine Änderung des bekannten Kriegsverlaufs ergeben. Der ökonomisch begründete Deutschenhaß der Briten, namentlich Winston Churchills, war - in seiner Kontinuität seit „Vor-1914“ - zu groß, um selbst bei hypothetischer Eliminierung der 1944er deutschen Staatsführung die Briten zu Konzessionen bereit gewesen wären. \\\ Großbritannien wollte und bekam die totale Vernichtung Deutschlands. \\\ Was das Vereinigte Königreich und seine Führer allerdings nicht bedachten, war der historische Umstand, daß der kulturelle Untergang des zentraleuropäischen Volkes zumindest den Westeuropas nach sich ziehen würde.

Matthias Lübcke / 20.07.2023

Ich bezweifle, ob ein erfolgreicher Umsturz den Krieg sofort beendet hätte, da die Alliierten sich längst darauf festgelegt hatten, auch im Falle eines Regierungswechsels an der Vorderung der bedingungslosen Kapitulation festzuhalten. Die neue Regierung hätte daher vor der gleichen Wahl gestanden wie alte, entweder den Krieg fortzusetzen oder das deutsche Volk den Siegermächten auf Gedeih und Verderb auszuliefern. Einen Verhandlungsfrieden hätte es nicht gegeben. Eine sofortige Kapitulation erscheint gerade im Hinblick auf den ersten Weltkrieg und die Dolchstoßlegende eher unwahrscheinlich. Den zumeist konservativen Offizieren und Politikern, die den Kern der Verschwörung bildeten, mußte klar sein, daß man allein ihnen die Schuld für Kapitulation und Kriegsniederlage anlassten würde, schließlich wären sie “dem Führer” auf dem Höhepunkt des Krieges in den Rücken gefallen, nur um zu kapitulieren und den noch erreichbaren Sieg zu verhindern. Ihnen wäre mit Sicherheit klar gewesen, daß ihre Taten im Nachkriegsdeutchland von vielen so bewertet worden wären. Wer wäre dazu bereit gewesen, diese Last auf sich zu laden? Der Krieg wäre somit wohl vorerst weitergegangen. Und ohne Hitlers Einmischung wäre der Abwehrkampf möglicherweise deutlich erfolgreicher geführt worden, was den Krieg vielleicht sogar verlängert hätte. Wer weiß, ob die erste Atombombe nicht tatsächlich auf Berlin gefallen wäre?

T. Schneegaß / 20.07.2023

Es lässt sich ja immer trefflich spekulieren, was wäre geschehen, wenn was geschehen wäre. Unbestritten hätte es Millionen weniger Opfer gegeben, der Holocaust wäre gestoppt worden, deutsche Städte wären nicht in Schutt und Asche gefallen. Stark bezweifeln möchte ich, dass die rotgrüne Ideologie mit all ihren abstoßenden, ekelhaften, totalitären Erscheinungsformen, hier vom Autor als negativer Nationalismus bezeichnet, uns erspart geblieben wäre. Dieser neue Totalitarismus wurde im sogenannten “Freien Werte-Westen” geboren und ist dort zu “Ehren” gekommen. Die erste große und echte Bewährungsprobe nach 45, eine erfundene PLANdemie, wurde gründlich nicht bestanden, und in deutlich größerem Ausmaß gerade dort, wo die Menschen nicht 40 Jahre unter einer Anschlussdiktatur leben mussten. Der menschgemachte Klimaschwindel bestätigt gerade dieses “Phänomen”. Die Grenze zwischen mehr und weniger   Anfälligkeit gegenüber einer neuen Diktatur verläuft exakt entlang des früheren Eisernen Vorhanges, allerdings genau umgekehrt, als es uns das rotgrüne Lügenkartell weismachen will.

Jörg Themlitz / 20.07.2023

@Christian Feider: “Die Aufteilung der Interessenzonen zwischen USA/UDSSR war auch schon klar definiert.” Genau. Und das schon lange vor Teheran und Jalta. Bei einer Nordafrikakonferenz (ich meine Marokko 1941/42, suche jetzt nicht) wurde bereits heimlich die entgültige Zerlegung Deutschland beschlossen. Zumindest für die Westmächte. Man hatte wohl noch den Hitler Stalinpakt im Hinterkopf, die Frage des Vichy Regimes usw. So wie es heute sicherlich maßgebende Kreise gibt, die bereits das Fell des russischen Bären verteilen. Ich bin mittlerweile zu der Auffassung gelangt, die einzige wirkliche Chance den Nationalsozialismus zu stoppen, der Tod Hitlers hätte den Nationalsozialismus nicht beendet, bestand in dem geplanten Putsch 1938. Die Quellenlage ist sehr dünn. Doch die Namen und die Lebensläufe der an der Planung beteiligten Personen, lassen so einige Schlüsse zu. Es war darüber hinaus die letzte Generation in den Eliten die nicht bedingungslos hinter der NSDAP und dem Führer stand. Die unmittelbar folgende Generation war bereits nationalsozialistisch völlig durchdrungen und hatte ihre Karriere, ihre Achtung in der Bevölkerung usw. dem Nationalsozialismus zu verdanken. Die Beweggründe der vielen Menschen vom 20.07.1944 die Hitler töten und ein anders geartetes System wollten, mögen verschieden gewesen sein. Von Hitler ist zu doof einen erfolgreichen Krieg zu führen, gemeinsam mit den Alliierten gegen den Bolschewismus, bis, ein demokratisches friedliches Deutschland, was natürlich nicht im Interesse der meisten Militärs lag, wird alles dabei gewesen sein. Mutig waren diese Menschen allemal.

Ralf Pöhling / 20.07.2023

Daraus muss man dringend etwas lernen. Einen einzelnen Führer, der außerhalb jeder Kritik steht, darf es in diesem Land niemals wieder geben. Das Problem ist nicht politisch und eigentlich auch nicht militärischer Natur, sondern strukturell bedingt. Genau genommen war der Nationalsozialismus ja auch niemals rechts. Er war aber auch nicht links. Er war eine militärische Simulation einer zivilen Gesellschaft, bis der angestrebte Krieg dann ausbrauch. Aber da war der Führer im Volk bereits derart populär und faktisch unangreifbar, dass er nicht mehr abtreten wollte und de facto auch nicht mehr konnte. Die Machtkonzentration auf eine einzige Person war und ist das Problem, nicht das Militär und nicht linkes oder rechtes Gedankengut. Dass alles nur noch von einer einzigen Person gelenkt wird, darf uns niemals wieder passieren., denn damit entfällt jegliche geordnete Korrektur von Fehlentwicklungen. Das ist weder politisch noch militärisch sinnvoll, denn wenn sich der gesamte Staatsapparat dem Schutz einer einzigen Person widmet, ist diese nicht mehr abzusetzen und es bleibt nur noch das Attentat. Das Dritte Reich hatte in der Tat auch externen Ursachen, die Deutschen wurden damals durch völlig überzogene Reparationen und einer angeblichen Alleinschuld am Ersten Weltkrieg geknechtet, aber unser eigentlicher Sündenfall liegt in der Überoptimierung der gesamten Gesellschaft auf Mord und Totschlag unter einem einzigen Führer. Der Tod ist ein Meister aus Deutschland. Hier braucht es dringend einen internen Kontrollmechanismus, der derartige Exzesse über jede militärische Notwendigkeit hinaus unterbindet. Dann klappt es auch wieder mit der Wehrhaftigkeit. Wir brauchen einen gesunden Patriotismus mit guter militärischer Schlagkraft. Wir brauchen aber definitiv keinen Führerkult. Das hat nicht nur der Welt geschadet, sondern auch uns selbst, denn Deutschland hat dadurch Gebiete verloren und war über Jahrzehnte geteilt. Die damalige Strategie hat also versagt.

Arthur Sonnenschein / 20.07.2023

Ok, der Krieg lief nicht mehr rund und die Ostelbier im Offiziersrang fürchteten um die Früchte ihrer Bemühungen. Der Krieg wäre schneller zu Ende gewesen? Das ist, freundlich ausgedrückt, recht spekulativ. Ansonsten gilt wie überall: Das Militär ist auch nur ein kostümierter Bürokratenverein, Verrat zahlt sich egal bei welchem Ausgang nicht aus und am Ende war es Pech, das Fehlen eines Plan B und ein Mangel an Professionalität bei der Umsetzung. Alle ziehen die Köpfe ein und schicken erstmal den Krüppel nach vorn? Weniger geht eigentlich nicht. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass in einem zuvor abgebrochenen Versuch Walküre schon anlief und man die Sache vertuschen konnte, weil die Institutionen um den Staatslenker vor sich hin schlummerten,  fällt das Urteil nicht positiver aus. Also am Besten gleich volle Breitseite wie bei Souleimani/Sadat oder einen anständigen Selbstmordattentäter bemühen (junge Frau (R. Gandhi), Journalist (Shah Massud)). Letzteres geht natürlich nur, wenn man nicht jeden Verhaltensauffälligen und spinnerten Ideologen gleich ins Lager oder ins Strafbataillon verfrachtet.

Steffen Lindner / 20.07.2023

@Christian Feider: Vollkommen richtig. Das Ziel der Westmächte war von Anfang an, Deutschland in einen Krieg zu treiben; deshalb auch die Unterstützung der aggressiven Politik Polens gegenüber Deutschland in den dreißiger Jahren. Als der Krieg am 1.9.1939 ausbrach, erfolgte die Kriegserklärung Frankreichs und Großbritanniens am 03.9. 1939 an Deutschland- jedoch nie an die Sowjetunion, obwohl diese sich gemäß Absprache im Hitler- Stalin- Pakt den östlichen Teil Polens am 15.9.1939 einverleibte und demnach auch als Aggressor zu betrachten gewesen wäre. Soviel zur bis heute anhaltenden Heuchelei bezüglich der Verteidigung von Freiheit und Demokratie- darum ging und geht es nie, nur um Machtinteressen von Staaten.

Hannelore Wolf / 20.07.2023

Der 20.Juli ist für mich immer ein Gedenktag! Was für eine Chance wäre das gewesen.  Ich habe auch das kleine Büchlein ““Um der Ehre willen” gelesen und einige Briefe, die die Attentäter an ihre Familien schrieben, z.B. Moltke an seine Frau oder die Schriften Bonhoeffers. Es ist ein kulturell nicht mehr zu überbrückender Unterschied zu allen heutigen öffentlich Verantwortlichen. Der Niedergang ist grandios! Das ist das heutige Alleinstellungsmerkmal Deutschlands!

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