Wer angesichts der Dominanz kollektivistischer Parteien seine Zeit auf eine neue Splitterpartei ver(schw)endet, hat schlicht keinen politischen Instinkt. Es gibt eine bedeutende Oppositionspartei, die zwar nicht jedem schmeckt, aber davon profitieren würde, wenn sich mehr Anhänger des freiheitlichen und des konservativen Gedankens ihr anschließen, sie mitprägen und sie noch wählbarer machen, als sie ohnehin für viele ist. Wir Gegner des totalen Staats haben nur diese eine Chance, ist das so schwer zu verstehen?
Lieber Herr Schneider, nach den ersten Sondersendungen am Wahlabend hätte Ihnen klar sein müssen, auf welch verlorenem Posten Ihre Partei stand. Wussten doch die Moderatoren, die den Frust über das schlechte Abschneiden Ihrer Lieblingspartei kaum verbergen konnten, sofort, woran es lag: Es kann der Wähler nur taktisch gewählt haben! Und wie er das tat: Wütend über das Fehlen eines funktionstüchtigen ÖPNV setzt sich der durchtriebene Bürger aus der anhaltischen Provinz in sein Auto, fährt zum weit entfernten Wahllokal, vorbei an Plakaten mit kurzen Botschaften, wie “Widerstand wählen!”, “Klima retten!”, denn mehr als zwei Worte versteht er nicht, fährt vorbei am Bild eines netten, älteren, grauhaarigen Mannes, den er mal irgendwann bei Anne Will gesehen hat; ihm kommt, geduldig in der Schlange vor dem Wahllokal stehend, denn Schlange stehen hat er gelernt, eine zündende Idee, und setzt sein Kreuz ganz oben bei der CDU. Diese Zeilen schreibt Ihnen ein verschlagenes Ehepaar aus eben der anhaltischen Provinz, das neugierig zwei Tage zuvor den Wahlomat gefüttert hatte, staunend das Ergebnis “LKR” googeln musste, und dann 2*CDU gewählt hat.
Vor Kurzem hatte es auf change.org ein Sonderangebot gegeben: Man konnte da kostenfrei eine eigene Petition lancieren! War das kurz entschlossener Anreiz für eine Petition mit der Forderung “Auswertung zerrissener STASI Unterlagen”? Welche dann auch Achgut weiterempfohlen worden war? Letztendlicher Ertrag? 5000 Unterschriften! In der gleichen Zeit holte die Petition “Hessischer Landtag: Geben Sie die NSU-Akten frei! Gemeinsam gegen Rechtsextremismus!” 134.634 Unterschriften!
So voller Optimismus, Herr Schneider. Es kann immer abwärts gehen. Man schaue Deutschland und die EU an, wenn man denkt, dass der Tiefpunkt erreicht wäre, geht es immer noch ein Häppchen abwärts.
Der Versuch, genau die richtige, vernünftige, gerechte, weise, verantwortungsvolle ... Partei zu schaffen, scheitert an der Realität der Demokratie. Diese ist nämlich eine Ochlokratie und der kurzfristige Wählerkauf ist das was zählt. Eine veritable Protestpartei zum Zeigen der roten Karte gibt es aber schon. Und eine bessere wird es in absehbarer Zeit nicht geben - auch wenn ich mir dies ebenfalls wünschen würde.
maciste grüßt euch. es gibt da diese filmaufnahme einer wahlveranstaltung der nsdap, auf welcher der ultrabrutale einen stimmzettel entrollt, einige namen von kleinparteien vorliest und unmissverständlich klarmacht, was er zu tun gedenkt… battle on.
Spiel ist eine schöne Beschäftigung. Einer sammelt Briefmarken, der andere spielt Fussball, der dritte bevorzugt Poker, der vierte gründet eine Partei. Das politische Ergebnis ist das gleiche.
Zu Lisas Werles Kommentar: Es muß nicht Arroganz sein. Vielleicht sind die, die in dem kleinen Landesverband aktiv sind, zu sehr belastet als daß sie angemessen reagieren könnten.
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