Dirk Maxeiner / 08.11.2015 / 12:08 / 5 / Seite ausdrucken

Die Trittbrett-Fahrerin und der Pinguin

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks möchte auch irgendwie beim Thema Flüchtlinge mitmischen. Flüchtlinge versprechen so schön viel Aufmerksamkeit. Und sie saugen Aufmerksamkeit von Barbara Hendricks selbstlosem Einsatz ab: Wer wird sich unter diesen Umständen denn noch für die kommende Pariser Klimakonferenz interessieren? Was liegt also näher als das eine Thema mit dem anderen zu verbinden und auch ein bisschen medialen Glanz abzuschöpfen. Das ist ganz einfach indem man die Flüchtlinge zu „Klimaflüchtlingen“ erklärt.

Hendricks fordert deshalb eine Anerkennung von Klimaflüchtlingen. „Es wäre Aufgabe der Vereinten Nationen, dafür eine Kategorie zu schaffen“, betonte die Ministerin. „Derzeit ist es leider so, dass jemand, der aus Klimagründen zu uns kommt, von vielen als sogenannter Wirtschaftsflüchtling denunziert wird. Dabei hat er seine Lebensgrundlage verloren.“

Nun hält die Behauptung, die Menschheit werde derzeit verstärkt vom Klima zur Migration gezwungen, den verfügbaren Daten und Fakten schlicht nicht Stand. Wer die Behauptung nachprüft, stößt bald auf Nonsens.  „Es mögen viele Menschen die Länder südlich der Sahara verlassen und nach Europa kommen wollen, oft auf halsbrecherische Weise. Am veränderten Weltklima liegt es nicht“ schrieb Ulli Kulke dazu jüngst hier auf der Achse.

Auch zeigt die Welttemperatur in den letzten 15 Jahren keine signifikante Tendenz nach oben - die Schere zwischen einstigen Katastrophen-Prognosen und IST-Zustand geht jedenfalls mächtig auseinander. Irgendwas da draußen spielt nicht mit bei den Klimawandel-Festspielen. Eine gleichsam kosmische Kränkung.

Eine Weltgemeinschaft, die noch nicht einmal in der Lage war, einen angfangs begrenzten Konflikt in Syrien einzudämmen,  möchte jetzt also das Weltklima retten. Welche Anmaßung. Man pflegt offenbar die Vorstellung, es gebe einen Thermostat , an dem man nur drehen müsse - und alles wird gut. Der Vorteil liegt darin, dass sich der Erfolg dieser Politik erst in 100 Jahren herausstellt, während die Flüchtlinge jeden Tag vor der Tür stehen. Beim Klima kann man mit Luftbuchungen arbeiten, die politisches Handeln ersetzen. Flüchtlinge lassen sich nicht mittels Ablasshandel aus der Welt schaffen.

Es geht den vermeindlichen „Klimarettern“ in erster Linie nicht ums Klima, geschweige denn um die Umwelt (was nicht dasselbe ist), sondern um die Durchsetzung ihrer gesellschaftlichen Vorstellungen. Genau wie es den Befürwortern einer unbeschränkten Einwanderung nicht um die Flüchtlinge geht, sondern um das eigene schrankenlose Sichgutfühlen.

Gemeinsam ist beiden Gruppen ein westlicher Selbsthass, der endlich Schluss machen will, mit der zügellosen und hedonistischen Konsum- und Prass-Gesellschaft. Den einen geht es so gut, dass sie sich mächtig darauf freuen, nun endlich „teilen“ zu müssen (Auf die Idee einen größeren Kuchen zu backen, anstatt den vorhandenen in immer kleinere Stücke zu teilen, kommen sie schon gar nicht mehr). Die anderen entwickeln so eine Art ökologischen Sündenstolz, der besagt: Der Westen hat mit seiner Wohlstandsmaschinerie und dem zügellosen Kohlendioxid-Ausstoß das Klima ruiniert, wir sind schuld, wenn diese Menschen nun zu uns strömen.

Und an dieser Stelle wird die Argumentation so löchrig wie ein Schweizer Käse: Genau wegen dieser Wohlstandmaschinerie kommen die Menschen ja zu uns. Die Tatsache, dass nun teure sogenannte Klimaschutzmassnahmen an Gebäuden außer Kraft gesetzt werden sollen, um schneller Unterkünfte für Flüchtlinge zu schaffen, zeigt auch, dass man einen Tod sterben muss. Banal gesagt: Das konkrete Risiko, dass Flüchtlinge heute auf der Strasse erfrieren, ist höher zu bewerten, als das hypothetische Risiko, dass die Welttemperatur in 100 Jahren etwas höher liegen könnte als heute. Man könnte das sogar als ersten Hauptsatz der Nachhaltigkeits-Lehre bezeichnen: Wer Gutes für seine Nachkommen morgen tun will, muss zuerst einmal heute überleben.

Wohlstand ist übrigens der beste Garant dafür, dass Menschen sich Klimaveränderungen - egal ob nun menschengemacht oder natürlichen Ursprungs - anpassen können. Das ist beispielsweise der Grund, warum ein Wirbelsturm in einem Land wie der relativ wohlhabenden dominikanischen Republik wesentlich weniger Opfer fordert als im bettelarmen Haiti gleich nebenan.

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks übernimmt derweil die Patenschaft für den Humboldt-Pinguin “Cieco” im Ozeaneum Stralsund. „Damit macht sie auf die besondere Bedrohung vieler Pinguinarten durch den fortschreitenden Klimawandel aufmerksam.“ Heißt es in der dazu gehörigen Pressemitteilung ihres Ministeriums.

Hendricks: “Um Ciecos Verwandte weltweit schützen zu können, brauchen wir entschiedenes Handeln auf allen Ebenen. Ich freue mich, dass das Ozeaneum auf die Gefährdungen des Humboldtpinguins hinweist und so dazu beiträgt, für den Schutz der Pinguine zu werben. Dies möchte ich auch mit meiner Patenschaft gerne unterstützen.”

Und jetzt zum Wetterbericht: Immer mehr Eis: Antarktisches Meereis eilt von Rekord zu Rekord

In der Antarktis, da wo die Pinguine leben, wurde letztes Jahr mit 2.112 000 Quadratkilometern die größte Meereis-Anomalie der gesamten Satellitenmessära verzeichnet. Siehe hier.

 

 

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Hartmut Reinhold / 09.11.2015

so jetzt was politisch Unkorrektes, was ich aber gerne mit einer gewissen Sicherheit sage, weil ich einmal eine senegalesische Freundin hatte (ca. 3 Jahre), und daher ein paar Einblicke gewinnen konnte: EIN Grund, dass viele Afrikaner gerne nach Europa kommen, liegt einfach an der “nicht vohandenen Familienplanung” - das hat nullkommanull mit dem Klima zu tun oder der “Schuld der Europäer”. Es ist eben so, dass zumindest im Senegal es eben noch eine große Schicht, sehr netter, aber sehr einfacher Menschen gibt, deren Weltbild eben islamisch-traditionell ausgerichtet ist (übrigens OHNE Scharia, das wohl nicht dem schwarzafrikanischen Lebensgefühl entspricht) Dies führt dazu, dass ein Mann auch mal - sagen wir - 10 Kinder mit 3 Frauen zeugt, wenn er sich es leisten kann. “Leisten” - und hier passe man bitte auf - heisst nicht “verantwortlich alles durchplanen bis die Kinder 25 Jahre alt sind”, also nicht wie man es machen sollte. Leisten heisst eher, dass er die Frau irgendwie “bezahlen” oder ernähren kann (Achtung! Das habe ich ehrlicherweise nicht genau verstanden, weil ich damals nicht darüber nachdachte.) Im Endeffekt stehen dann halt 10 Kinder vor einem Zelt im Sahel, von denen 8 Kinder quasi “keine Perspektive” haben usw. Die gehen dann eben nach Europa. Tja, das sollte gerade eine gebildete, intelligente, noch taufrische Dame wie Frau Hendricks verstehen ;-)

Karl-Heinz Dehner / 08.11.2015

Vielen Dank, Herr Maxeiner, für ihre völlig zutreffenden Bemerkungen zu der in der Öffentlichkeit immer wieder nachgebeteten Litanei von den Klimaflüchtlingen! Von diesen war schon vor über 10 Jahren viel die Rede. Bereits im Jahr 2005 verkündeten das Uno-Umweltprogramm (Unep) sowie die Universität der Vereinten Nationen (Unu), dass bis 2010 50 Millionen Menschen wegen der Erderwärmung auf der Flucht sein könnten: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/warnung-von-2005-prognose-zu-klimafluechtlingen-bringt-uno-in-bedraengnis-a-757556.html Doch bislang fliehen die Menschen nicht deswegen aus ihrer Heimat, weil es dort wärmer geworden ist, sondern vor Bürgerkriegen und/oder Misswirtschaft, für die religiöse Fanatiker oder korrupte Machthaber verantwortlich sind. Nach seriösen Studie zu den Folgen des Klimawandels werden wir auch weiterhin noch auf die Klimaflüchtlinge warten müssen. In weiten Teilen Afrikas, z. B. in der Sahelzone, hat die Erwärmung sogar wieder für mehr Niederschläge gesorgt und dazu geführt, dass vormals ausgedorrte Regionen wieder bewohnbar wurden und somit Fluchtursachen beseitigt, nicht hervorgebracht. Das hindert aber unsere Staats- oder Wirtschaftslenker nicht daran, weiter die Mär von den kommenden Klimaflüchtlingen zu verkünden. Etwa Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard, der im Klimawandel den “Haupttreiber künftiger Wanderbewegungen” sieht http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/munich-re-chef-bomhard-kritisiert-deutsche-fluechtlingspolitik-a-1059335.html#ref=rss

Hans Meier / 08.11.2015

Die „Klima-Retter“ und die Befürworter unkontrollierter Einwanderung haben auch noch eine Geneinsamkeit, sie sorgen dafür das solche politische Verordnungen entstehen, die sehr viel Volksvermögen und Einkommen alternativlos umverteilt werden. Damit tarnt sich eine geniale Wall-Street-Strategie, nicht der gerissene Finanzstratege, als durchtriebener Pate, sondern ein „Blenderissmus“ poliert sich den „Klima-Heiligen-Schein“. Die „Flüchtlings-Retter und Co2-Saubermänner“ pflegen ein edles, heiliges Image hinter dem die listigen Finanzstrategen, sich lukrative Verordnungen für Dämmung, Energiewenden, Autoabgase etc., als Finanz-Instrumente arrangieren ließen. Sie steigern nun mit mehr Verbrauchern auch den Gesamt-Konsum in ihren Branchen. Die mittelalterliche Variante des Ablasshandels und das aktuelle „Klima-Geschäfts-Modell“ sind voll kompatibel, wenn man dabei auf die notwendige „Pro-Visionsbasis“ und auf seine Gewinne achtet.

Otto Gruenewohl / 08.11.2015

Lieber Herr Maxeiner, Sie täuschen sich, wenn Sie meinen, dass von den ganzen Klima-Gschaftlhubern irgendjemand wirklich teilen will. Warme Worte eventuell und auch die kosten in der Regel viel Geld, denn die allermeisten aus dem politischen und medialen Geschäft reden den Quatsch hauptsächlich deswegen, weil sie damit so richtig dicke Knete machen. Meistens “Staatsknete” oder EEG-Knete was im Grunde dasselbe ist. Ich muss immer lachen, wenn mir ein Bekannter vom Flughafen München erzählt wer wann und vor allem wie oft durch die Gegend fliegt. Er sagt, dass insbesondere die lautesten der Startbahngegner kaum aus dem Flieger herauskommen und das alle haben das Parteibuch der Grünen.

Stefan Bergmann / 08.11.2015

“Es geht den vermeindlichen ‘Klimarettern’ in erster Linie nicht ums Klima, geschweige denn um die Umwelt (was nicht dasselbe ist) sondern um die Durchsetzung ihrer gesellschaftlichen Vorstellungen. Genau wie es den Befürwortern einer unbeschränkten Einwanderung nicht um die Flüchtlinge geht, sondern um das eigene schrankenlose Sichgutfühlen.” Das ist auch der Grund, warum keiner dieser Klimabesorgten den Vorschlag macht, die Schrumpfung der Bevölkerung Deutschlands einfach zuzulassen. In einem Argument wird mit den schlimmsten apokalyptischen Untergangsszenarien gedroht, die eintreten sollen, wenn wir nicht auf der Stelle alle unsere persönlichsten, privaten Konsum- und Besitzgewohnheiten ändern. Und im nächsten Satz wird von den selben (!) Leuten gefordert, dass es oberste Priorität habe, Deutschlands Bevölkerung bei exakt 80,62 Millionen Menschen zu halten, massenhafte, unterschiedslose Einwanderung zuzulassen und den Lebensstandard jedes Einwanderers umgehend auf den der bösen Deutschen zu heben. Das Argument, man wolle die Sozial- und Rentensysteme mit den hereinströmenden Menschen absichern, ist natürlich ein schlechter Scherz. Falls sie es überhaupt jemals können: bis die Einwanderer bei diesen Systemen netto einen Beitrag leisten, ist die kinderarme Rentengeneration längst von dieser Welt.

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