Cora Stephan / 22.12.2022 / 14:00 / Foto: Pixabay / 20 / Seite ausdrucken

Stimme der Provinz: Korruption für mehr Menschlichkeit!

Wünschen wir uns nicht alle eine menschlichere, persönlichere, wärmere Welt? Eine, in der wir einander direkt begegnen, uns die Hand geben, einander in die Augen blicken, vertrauensvoll? Dies kann zum Beispiel mit Korruption gelingen.

Wünschen wir uns nicht alle eine menschlichere, persönlichere, wärmere Welt? Eine, in der wir einander direkt begegnen, uns die Hand geben, einander in die Augen blicken, vertrauensvoll? Ganz ohne die kalte Sachlichkeit der Institutionen und Verfahren, ohne die Zahlenbesessenheit der Buchhalter und Seelenverkäufer, ohne die kalte Berechnung der Behörden?

So wie damals in der DDR! Man war einander so viel näher, in menschlicher Wärme verbunden. Allseits freundlich, beim Feilschen auf dem Basar, ganz so, wie es uns ehrwürdige andere Kulturen vormachen. Immer nett, auch zum stets lüstern blickenden Metzger, diesem Halsabschneider, oder zum Blockwart mit den Glubschaugen und stets aufnahmebereiten Lauschern. Weil man einander auf Augenhöhe begegnete bei der Übergabe des Lösegeldes für die erwünschte Leistung. Direkter Warenverkehr stärkt die menschliche Gemeinschaft.

Ja doch, Freundschaft und Freundlichkeit sind käuflich. Unsere Regierung ist da schon seit Jahren vorbildlich: Sie hilft uns bei Problemen, die wir ohne sie nicht hätten, wofür wir ihr dankbar sein sollen. Je staatsabhängiger, desto staatsbürgerlicher. Blöd nur, dass der Steuerzahler die Mittel für seine eigene Bestechung erst erarbeiten muss. Aber der Dödel merkt das offenbar nicht.

Wer nicht nett zu Katar ist, kriegt auch kein Gas vom Emir

Egal. Ich sehe das alles nicht ganz so eng, was den einen oder anderen Korruptionsskandal betrifft. Überraschend finde ich eher die Höhe der Bestechungsgelder, die, aktueller Fall, offenbar von Katar zu Kaili flossen. Zu Eva Kaili, einer griechischen Sozialistin und Vizepräsidentin des Europaparlaments, und nicht nur zu der. Mittlerweile sollen um die 1,5 Millionen Bargeld in kleinen Scheinen (und in Nikolaussäcken?) an Menschen gegangen sein, die nett zu Katar sein sollen. Im Europaparlament tut man nun erschüttert und versucht Schadensbegrenzung. Ermittelt wird jetzt wegen „bandenmäßiger Korruption und Geldwäsche“.

Aus Katar wiederum verlautet angesichts der Entscheidung, ab sofort den Zugang des Landes zu den Parlamentariern zu unterbinden, das werde „einen negativen Effekt auf die regionale und globale Sicherheitszusammenarbeit haben sowie auf die derzeitigen Gespräche über die globale Energieknappheit und -sicherheit“. Ja, was denn sonst? Wer nicht nett zu Katar ist, kriegt auch kein Gas vom Emir. Nimm dies, Robert Habeck!

Doch nicht nur Katar ist beleidigt, was man angesichts der Höhe der verausgabten Geldsumme verstehen kann, auch anderswo lauert das Böse: „In den proeuropäischen Fraktionen wächst die Sorge, dass Rechtsaußenparteien den Skandal missbrauchen könnten, um bei der nächsten Europawahl in ihrem Sinne Stimmung zu machen.“ Ja, das wäre wirklich gemein, wenn jemand uns Deppen draußen im Lande darauf aufmerksam machen würde, welche Sitten und Gebräuche auf dem EU-Basar so üblich sind!

Freundschaft, eben!

Dabei gibt es doch sogar eine wackere Institution, die gegen „Straflosigkeit“ zu Felde zieht. „Fight Impunity“ heißt der Trupp, gegründet vom Lebensgefährten der Kaili, Francesco Giorgi, und dem ehemaligen EU-Abgeordneten Pier Antonio Panzeri. Erst jüngst würdigte Panzeri Katar als einen Leuchtturm der Menschenrechte. Nun wird auch gegen ihn ermittelt, was ihm recht sein dürfte, man ist ja schließlich gegen Straflosigkeit.

Übrigens: Auch Ursula von der Leyen scheint nicht ganz so sauber zu sein wie ihre Blusen. Das Geschäft mit Pfizer über 1,8 Milliarden (!) Corona-Impfstoff-Dosen, das die Steuerzahler 35 Milliarden Euro kostet, hat von der Leyen selbst verhandelt, in persönlichen Gesprächen mit Pfizer-Chef Albert Bourla, womit sie ihm so ganz nebenbei Konkurrenten aus dem Weg geräumt hat.

Freundschaft, eben! Auch wenn diese einen Preis hat, womit wir nun wirklich nicht behauptet haben wollen, dass von der Leyen bestechlich wäre, deren Mann sich übrigens ebenfalls in der Pharmabranche tummelt.

Und der Steuerzahler? Nun – auch, wenn man über den Tisch gezogen wird, entsteht menschliche Wärme. Durch die Reibungshitze. Behaglicher wäre freilich, der Steuerzahler könnte selbst entscheiden, wie und woher er seine Wärme bezieht und mit wem er gute Beziehungen haben will. Mit einem funktionierenden Bildungssystem? Mit der Deutschen Bahn? Mit zuverlässigen Gasexporteuren? Mit Atomstrom statt Energiewendeschwindel? Mit Leuten, die für Sicherheit sorgen und denen er dafür die Hand drücken kann?

Ich fürchte, nicht nur bei „Rechtsaußen“ fragt man sich, wozu man Steuern zahlen soll, die von durchgeknallten Gesundheitsministern aus dem Fenster geworfen werden, während die Infrastruktur auf den Hund gekommen ist, Wahlen nicht mehr ordnungsgemäß abgehalten werden, es keinen Grenzschutz gibt und die Bundeswehr im Falle des Falles nicht verteidigungsfähig wäre.

Ergänzen Sie bitte nach Lust und Laune! Kaputtgesparte Krankenhäuser. Überlastete Verwaltungen. Maroder Bahnverkehr. Ach, es hört gar nicht mehr auf … Geben wir unser Geld denen, die uns etwas geben. Das ist keine Bestechung und keine Korruption. Es ist Selbsthilfe.

Foto: Pixabay

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A. Ostrovsky / 22.12.2022

Hallo Frau Stephan, in meiner Jugend war es üblich, dass man beim Flunkern mit einem Auge zwinkert, als menschliche Geste den Erkenntnisgehemmten gegenüber. Das erzeugt Wärme. Was Sie daerzählen von der Korruption in der DDR, habe ich so nicht erlebt. Waren wir etwa doch auf verschiedenen Seiten? Also ja, man musste manchmal neben dem offiziellen Preis noch einen Extrapreis zahlen. Da war ich aber nie Empfänger, und es machte mir eher Kälte ums Gemüt, weil es nicht auf gleicher Augenhöhe war. Aber was Sie da zur Atomwärme erzählen stößt bei mir auf Unverständnis. Die Mehrzahl derer, die heute nach Atomen rufen, haben doch einen Ökostromvertrag mit den Außerirdischen oder den Gelben. Wer 100% Sonne, Wind und Wasserkraft aus seinen Steckdosen sprudeln hat, kann doch gar nicht zusätzlich noch Atomkraftwerke brauchen. Es ist doch nur das gedankenlose Nachplappern und das Hinterherlaufen hinter jeder Mode. Aber es kann dochnur wahr sein oder eben nicht. Bei mir verursacht das Gefühl, belogen worden zu sein, keine Wärme, sondern die Kälte, die so langsam dieWadenhoch kriecht. Und nein, ich selbst bekomme den Strom von einem weit entfernten Anbieter, mein Strom ist grün und der wird immer preiswerter. Irgendwas müssen Sie da falsch machen. Zwinkerzwinker.

Thomas Szabó / 22.12.2022

Das was mich wirklich schockiert ist, für welche minimale Summen manche ihre Seele, ihre Heimat, die Menschenrechte, die Gesundheit ihrer Mitmenschen verkaufen. Einskommafünfmille sind Kleingeld! Wir sollten Uschis Vermögenswerte unter die Lupe nehmen.

S. Andersson / 22.12.2022

Ja, diese Liste wird lang. Dysfunktionalität bei Politikern & Beamten. Ich - Ich - Ich Mentalität vom feinsten. Bei sehr vielen müssen ein paar Kerzen gelöscht worden sein. Man kippt nicht das alte Wasser weg bevor das neue da ist .... haben die Alten immer gesagt und recht haben sie. Ich frag mich immer wo die hin wollen? Keiner geht mehr arbeiten und alle sitzen im Bundestag, Reichstag oder im neu zu bauenden Anbau (min 770 Mio €). Immer neue Steuern und Abgaben erfinden, Denunzianten ran züchten und eines guten Tages stellt man fest das es keine Brätchen/ Schnittchen mehr gibt .... arbeitet ja keiner mehr. Super ... dann ist das Ziel erreicht. Wir können nur hoffen das Michel & Micheline schnell aufwachen und die Brüder & Schwestern (und NEIN es gibt nur 2 Geschlechter) ganz, ganz schnell auf die Strasse befördern ....  die sind nicht fähig etwas richtig zu machen und können auch nicht die Finger aus unseren Taschen lassen. WECH damit

Peter Krämer / 22.12.2022

Die Vorgänge in Brüssel wären Großereignis für kritische Medien, wenn diese nicht vollständig mit der Aufklärung unseres “Staatsstreiches” beschäftigt wären. Das es in der EU Korruption gibt, kann man nicht laut sagen, wenn Rechte das behaupten. Noch immer ist derjenige, der auf den Dreck hinweist, schlimmer als der, welcher ihn gemacht hat.

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