Tja, die Sehnsucht nach dem einfachen, überschaubaren Leben ... . Manche mögens heiß, manchen ists zu heiß.
Liebe Frau Stephan, Bonn ist immer noch die größte deutsche Stadt, die ohne Fußball-Bundesliga auskam. Das allein reicht dicke schon zur Qualifikation als Hauptstadt.
Welche Entscheidung über die Hauptstadtfrage die absurdere war, das sehen wir ja wohl heute…
Der Umzug von Bonn nach Berlin war und ist symptomatisch für die jüngste Dekade deutscher Politik. Der Versuch, das Dritte Reich und die DDR vergessen zu machen, um vermeintlich direkt wieder an die Weimarer Republik (mit Regierung in Berlin) anknüpfen zu können. Ausserdem Ausdruck der neuen Grossmannssucht (Grossfrausucht) deutscher “Spitzen"politik. Nobel renovierte oder neu errichtete Politikpaläste für die anschwellende Zahl der Abgeordneten und die geltungssüchtige Elite der deutschen Regierung. Schein statt Sein. Geradezu symbolträchtig auch die mit dem Umzug verbundene Ostorientierung der Republik. Hier wackelte seitdem bereits viel zu oft der Schwanz mit dem Hund, ob finanziell oder ideologisch. All dies begleitet von verheerenden Fehlplanungen zur teilweise immer noch andauernden “Zweigleisigkeit” von Behördenstandorten in Berlin und Bonn, resultierend in unzähligen Hin- und Herflügen und -fahrten zu horrenden Kosten, unnötigem Verbrauch effektiver Arbeitszeit - und vermeidbarem CO2-Effekt… Bonn mag “provinziell” erscheinen, im Vergleich mit der Regierungsfestung in Berlin jedoch geradezu sympathisch und bürgernah. Man denke allein an die Regierungssitzungen im ehemaligen Wasserwerk - eine andere Republik. Eine bessere Republik, in fast jeder Hinsicht.
Einst war Bonn das Berlin eines wachsenden Staates, dessen handelnde Personen sich dem Land und den Menschen verpflichtet fühlten. PROVINZ war nur eine Ortsangabe. - Heute ist Berlin das Bonn im Jetzt, dessen agierende Personen provinziell handeln und sich dem selbst geschaffenen Zeitgeist eines Potsdams unterwerfen, dessen Heimstatt in Wandlitz lag. - Der Fehler der Verbindung beider Staaten war der Umzug in eine Stadt die sich stets als Zentrum sah und auf das Umland als Provinz schaute. Schon Friedrich der Erste (Soldatenkönig) zentralisierte Preußen als Primat auf diese Stadt, informierte sich durch bezahlte Spitzel (gab es als Staatsanstellung). Spätere Machthaber schufen hier das Zentrum der Welt. Ihrer Welt… Und das war schon ein falsches Zeichen. Wäre die ideale Hauptstadt Deutschlands nicht Frankfurt gewesen? Das Zeichen der demokratischen Begründung in der Paulskirche hätte ein Signal an die Welt sein können. - Doch nun sind „wir“ wieder in Berlin und belehren die Welt. Denkt man… Aber wenn man hinschaut, dann sieht man nicht einmal Bonn in Berlin. Dann sieht man etwas südlicher. Direkt in die Provinz. Dort liegt, bei Brühl, ein Vergnügungspark. Pappmasche und Amüsement. Irreal. Wie Berlin. Doch dort ist es Kommerz, er verbirgt sich nicht. Und Berlin? Ach, so provinziell. So laut, so bunt, so maskiert. So sterbend. Wie ein Land das nicht Provinz sein will, sich aber selbst wirtschaftlich und politisch dazu verdammt. - Und Abseits, irgendwo im Nirgendwo schaut man über Felder, hin zu einem Windrad dessen Flügel sich summend im Kreise drehen. Vorwärts, doch unbeweglich. Wie der Brummkreisel des Kindes, dessen Infantilität sich in die Köpfe von Vielen gesetzt hat. Pubertierende Greisinnen, halbstarke Greise. Jugendwahn und Unverstand. Personifizierter Provinzgeist des Landvolkes, deren Welt einst durch drei Tagesreisen begrenzt war. - Und nun in Berlin. Der Provinz des Jetzt …
Als politisch interessierter Teenager in den 90ern war ich absolut für Berlin als Hauptstadt. Allein die Diskussion über Bonn und das (vorläufige) Bleiben bestimmter Bundesministerien dort, fand ich ineffizient, stur und verknöchert. Und auch ein bisschen chauvinistisch ggü uns Ostdeutschen. Auch würde ich heute noch sagen, dass das reale Leben durchaus in Berlin stattfindet. Wie in einem Brennglas kann man dort alles beobachten, was in Deutschland heute falsch läuft. Parteienstaat, neokommunistisches RRG-Geklüngel, schlechtes Wirtschaften, verfehlte Einwanderungspolitik usw. Man muss es halt nur sehen wollen. Und auch Bonn hat sich dem Vernehmen nach verändert. Auch dort gibt es mittlerweile NoGo-Areas für Deutsche. Was die Hauptstadtfrage angeht, bin ich heute allerdings anderer Meinung. Berlin war schon aus historischen Gründen eine Fehlentscheidung. Berlin war das Zentrum zweier Diktaturen (DR & DDR), während die Wiege der deutschen Demokratie in Frankfurt liegt. Schon allein um das zu würdigen, hätte dies die Hauptstadt werden sollen. Oder halt eine andere Kleinstadt für einen Neubeginn - analog zu Bonn nach dem Krieg. Aber Berlin als eigenes Bundesland zu gestalten und dann auch noch zur Hauptstadt zu machen, war die dümmste aller möglichen Optionen. Damit war von Anfang an klar, dass diese Stadt nie auch nur die geringste wirtschaftliche Eigeninitiative entwickeln würde, da Transferzahlungen nun bis in alle Ewigkeit sichergestellt waren. Die verheerende Versorgungsmentalität die sich im geteilten Berlin in West UND Ost etabliert hatte, gepaart mit einer dem Berliner schon lange eigenen “Wir-sind-etwas-Besseres - arbeiten sollen die anderen”-Mentalität, verhindert jede Entwicklung zum Besseren. Dazu die ganzen Beamten und die Immigranten mit ihrer jeweils eigenen Mentalität. Eine hochtoxische Mischung. Der deutsche Steuerzahler wird diesen Moloch auf ewig durchfüttern müssen und darf sich als Dank dafür auch noch verhöhnen lassen.
Schon 1989 war ich gegen die Verlegung des Regierungssitzes nach Berlin. Bonn steht für mich für Demokratie, Freiheit, Aufbruch und Stabilität. Berlin für Diktatur, Sozialismus, Chaos, Unzuverlässigkeit und Größenwahn. UND in der Zwischenzeit für Merkel!
Was bewegt eine Top Manager sich eine Penthaus Wohnung mit seiner Frau und den Kindern z.B. in Köln oder Berlin zu suchen, anstatt aufs Land in ein Haus zu ziehen. An der Mobilität kann es ja nicht liegen, denn wenn man vom einen Ende der Städte zum anderen will, braucht man so viel Fahrzeit, dass man auch gleich in den Speckgürtel ziehen kann. Und so tippe ich auf die Bequemlichkeit und Verfügbarkeit. Supermarkt um die Ecke, Kita, Events, Cafe, Schule, ... in fußläufiger Erreichbarkeit. Und, es ist ja nicht so, als ob man in der Stadt bunt gemischt leben würde. Es gibt Communities mit einem bestimmten Bevölkerungsklientel und einer bestimmten Haltung. Das sind in Köln der Hahnwald, Severinsviertel, Chorweiler, Ebertplatz, Belgisches Viertel und Mühlheim, um nur einige zu nennen. Was also macht den Unterschied aus? Ist es das geflügelte “Stadtluft macht frei” oder gilt mittlerweile “Landluft macht frei”!? Sicher ist nur, dass sich am Wochenende bei gutem Wetter Heerscharen von Fahrzeugen in die Natur wälzen, um Landluft zu schnuppern. Und sicher ist auch, dass Städter in einer regulierten Blase abseits der Natur leben, denn der Wochenendtrip liefert keine Naturnähe, sondern ist wie eine Führung durch den Zoo. Auf der einen Seite die urbanen Haltungsmenschen mit Öko, Klima, Gender und Rassismus und auf der anderen diejenigen, die Tag für Tag mit der Natur zu tun haben. Zumindest solange bis die Städter ihnen ihren Lebensraum mit Solarflächen und Windrädern zugepflastert haben.
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