Frau Stephan, seien wir doch ehrlich. Das ist Evolution. Und die Evolution ist ohnehin ein langsamer, gnädiger Vorgang. Die Altparteien sind allesamt fett, feist und bequem geworden. Sie hatten es sich in ihrem Wohnzimmer doch so schön bequem eingerichtet. Und jetzt werden diese in ihrer Bequemlichkeit gestört. Erst mal durch die AfD. Das wird jedoch nicht der letzte Herausforderer auf der Rennbahn sein. Weitere positionieren sich bereits und sind erst in der Entstehungsphase. Die relevanten Akteure der Altparteien sind viel zu träge und zudem zu selbstgefällig um in aktuellen Situation strategisch richtig, geeint und vor allem schnell zu agieren. Diese betätigen lediglich die gewohnten alten Reflexe. Sie werden das Rennen verlieren. Der Weg dahin wird interessant werden. Nutzloses muss abgeworfen werden. Eine wesentliche Veränderung dieser verkrusteten Strukturen ist nicht möglich.
Es gab eine Zeit, da war die SPD eine stolze Arbeiterpartei. Heute ist das Partei-Etablishment nur noch stolz. Arbeiter gibt es nicht mehr. Mit Verachtung blickt man auf die ‘kleinen Leute’ herab - und lacht über sie. Beispiele: Die ‘ostdeutsche Landbevölkerung’ sei ‘rückständig’ formulierte die Schriftstellerin Juli Zeh (auf Vorschlag der SPD gewählte Landesverfassungsrichterin in Brandenburg). Frau Zeh verachtet also genau die Leute, in deren Namen sie (angeblich) Recht spricht; oder? Der evangelische Bischof Bedford-Strohm (Ratsvorsitzender der EKD) hat ein SPD-Parteibuch. Seine liebe Kollegin Junkermann (aus Baden-Württemberg stammend) war von 2009 bis 2019 evangelische Bischöfin (mit ‘Haltung’) der mitteldeutschen Landeskirche (im wesentlichen Sachsen-Anhalt+Thüringen). Nach 10-jährigem (gut bezahlten) Dienst bescheinigte sie (kurz vor ihrem Abschied) ihren Mitmenschen im Osten Deutschlands, diese ‘müßten Demokratie noch üben’. Der SPD-‘Leistungsträger’ Genosse Simon Vaut wollte unbedingt ins Europa-Parlament. Für einen guten Listenplatz belog er seine eigene Genossen und Freunde (falscher Hauptwohnsitz, falsche ‘Freundin’). Seine Hochstapelei flog auf, weil sein vorgetäuschte angebliche ‘Freundin’ (im Sinne von Partnerin), die er auf schäbige Weise benutzt hatte, nicht für ihn lügen wollte. Anschließend ‘inszenierte er sich in einem SPIEGEL-Interview als Opfer und giftete Kritiker an’ (Zitat aus ‘Tichys Einblick’ 11.04.2019). Seine (durchaus auch prominenten) Unterstützer lobten seine ‘Aufrichtigkeit’ (damit war das Zugeben von ganz gemeinen Lügen gemeint). Diese Beispiele zeigen: ‘Die SPD hat sich ‘von allem abgekoppelt, was früher mal ihre Basis war.’ (Zitat Dirk Schümer bei ‘Anne Will’). Als kommunale Mandatsträger haben die Kandidaten Lange&Ahrens; (OB Flensburg bzw. Bautzen) - im Gegensatz zu vielen ihrer Konkurrenten - noch regelmäßig Kontakt zu den ‘Mühseligen und Beladenen’. Gerade dieses Kandidatenpaar gab inzwischen auf. Was soll man dazu noch sagen?
Herr Schuster: „Provinzadel der AfD“? Glauben Sie, dass es das ungelernte Personal der anderen Parteien schafft, die von ihm selbst geschaffenen Probleme zu lösen? Immerhin hat die AfD die höchste Dichte an hohen Bildungsgraden. Und selbst die üblichen Gazetten können die Probleme nicht mehr verschweigen. Der Focus spricht von Währungsreform, die Welt von immer schlechter qualifiziertem Flüchtlingen. Da reden wir noch nicht von Kriminalität und Verfall der Infrastruktur und Bildung in Deutschland.
In der nächsten Destabilisierungsperiode der Merkelregentschaft wird der SPD hauptsächlich die Aufgabe zukommen, berechtigte Kritik mit allen medialen Mitteln zu unterbinden. Mitleid ist also völlig unangebracht, sie hat auch keins.
Funktionärs- und Massenparteien sind eine Fehlentwicklung. Sie erbeuten den Staat und die Massenmedien, sie korrumpieren und manipulieren. Wer an einer Partei hängt, ist ein Trottel.
BERLIN Willy-Brandt-Haus. Über die Einwanderung zu reden, gilt hier als Fehler! Denn wir, das Pack, wir sollen es nicht wissen: wer heute noch ein Flüchtling ist, ist morgen schon ihr Wähler!
Wenn Cora Stephan Holger Fuß rezensiert, ist das allemal lesenswert, wenngleich sie zu liebevoll kritisiert und so die Gründe für die wahre Krise der Sozialdemokratie verschweigt, die auch Fuß wohl nur am Rande streift. Mit den vermeintlichen Gassenhauern “Gemeinwohlökonomie , bedingungsloses Grundeinkommen, Bürgerversicherung”, Reichensteuer und Respekt-Rente verliert die Partei bereits heute Wahlen am laufenden Band. Die SPD startete als das Wort Nudging noch nicht erfunden war, als Arbeiterbildungsverein mit dem Ziel, die Arbeiterklasse zu emanzipieren und am marktwirtschaftlichen Erfolg zu beteiligen. Ihre Erfolge feierte sie unter Willy Brandt, Helmut Schmidt und Gerhard Schröder, als sie sich um den Arbeiter, die Leistungsträger, die Mittelschicht und die sozialen Aufsteiger kümmerte. Schröder holte den letzten großen Wahlsieg mit dem Slogan: “Die neue Mitte”. Die fühlt sich längst von den Sozen verraten. Der Facharbeiter ist nach Steuerrecht Großverdiener und zahlt den Spitzensteuersatz. Zusammen mit 40 Prozent Sozialversicherung zahlt die Mittelschicht weit über 50 Prozent an Steuern und Abgaben. Und die Sozialkassen werden von den Sozialdemokraten zur Stimmenmaximimierung geplündert. Die SPD hat diese Klientel sukzessive verloren, als sie von der Fortschrittspartei zum Technikfolgenabschätzungsverein wurde und versuchte, die Grünen ökologisch zu überholen. “Atomkraft Nein Danke” hat ihr nichts genützt, die Grünen haben ihr innerhalb der letzten dreißig Jahren sukzessive die Klientel der Studienräte und Staatsdiener- und gläubigen abgenommen und die wählen heute lieber das Original. In Deutschland gibt es 45 Millionen Erwerbstätige. Die selbstständigen Hartz 4 Aufstocker liegen unter 30.000, in den Bedarfsgemeinschaften funktioniert Hartz IV als Sozialtransfer für die nicht arbeitenden Haushaltsmitglieder. Wenn die SPD erfolgreich werden wollte, müsste sie sich als Fortschrittspartei der sozialen Marktwirtschaft von den Grünen absetzen.
Es ist ein ungelöstes Grundproblem, was mit den unproduktiven Massen geschehen soll, die sich - aus der Perspektive des Weltmarktes - hier nicht mehr rentieren. Leistungsloses Grundeinkommen? Puh? - schon mal nach Detroit geschaut, oder nach Baltimore? Das ist der alte linke Paternalismus, dem Fuß da huldigt. Nicht gut. Die Fuß-Rezension von Cora Stephan ist ansonsten sehr ausgeruht und wunderbar zu lesen - ganz besonders der AfD- und Sarrazin-Teil. Damit das mit der Otto-Schily-Bezugnahme nicht zu nostalgisch gerät, verweise ich auf die sozialdemokratische Zuzugs- und Islamkritikerin im Geiste Thilo Sarrazins, die Regierungschefin (!) Mette Frederiksen in unserem schönen Nachbarland Dänemark.
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