Bernhard Lassahn / 02.11.2020 / 12:00 / Foto: Pixabay / 65 / Seite ausdrucken

Die neue Partnerschaftlichkeit: „Die Beatles gibt es nicht“ (2)

Vorweg: Ich weiß … Viele haben die Politik längst aufgegeben und winken müde ab. Das könnte sich rächen. Die Politik lässt uns nicht in Ruhe und gerade das Familien-Ministerium, das auch den Sprachgebrauch regeln will, greift stärker in unser Leben ein, als uns lieb sein kann. Warum tun sie es? Weil sie es können. Weil niemand widerspricht. Ich mach es. Diesmal geht es um die Frage, was für ein Menschenbild hinter der Politik steckt. Ich versuche über einen Umweg zu zeigen, wie abwegig es ist.

Ganze 50 Jahre nach dem spektakulären Film „Dein Mann, das unbekannte Wesen“ von Oswald Kolle gibt es von Seiten der Regierung einen weiteren Versuch, das rätselhafte Wesen des Mannes zu ergründen. Ein neues Dossier vom BMFSJ unter Leitung von Frau Dr. Franziska Giffey – wie sie selbst sagt: „das erste seiner Art“ – will speziell Männer „ansprechen“ und „thematisieren“ und so eine Bestandsaufnahme liefern, in der die Lebenslage der Männer erklärt werden soll. Das ist eine echte Überraschung.

Nun erfahren wir aus berufenem Frauenmund, was Männer heutzutage für Anliegen haben und was sie für seltsame Wesen sind. Es ist geradezu sensationell, dass sich das Ministerium damit befasst. Bisher wurden ausschließlich Frauen in den Blick genommen. Nun erfahren wir endlich, wie in der Frauenpolitik über Männer gedacht wird. Wir haben es schriftlich. Es verspricht, eine spannende Lektüre zu werden. Wie denken sie denn so über Männer?

Traurig, aber wahr: der Märchenprinz ist tot

Vorher möchte ich noch ein paar Worte über die Beatles verlieren und über das Geheimwissen von Sekten. Frauen und Männer meines Jahrganges (1951) erinnern sich womöglich noch an die Aufregung über das Gerücht, dass Paul McCartney tot und durch einen Doppelgänger ersetzt worden sei. Es gab versteckte Hinweise aus rückwärts gespielten Passagen in den Songs und Signale auf Covern, die man nur richtig entschlüsseln musste.

Die Eingeweihten glaubten daran, weil sie daran glauben wollten, obwohl es eine unangenehme; ja, geradezu schmerzhafte Wahrheit war: Ihr Liebling, ihr Märchenprinz, war tot. Es würde nie mehr so wie früher werden und es würde keine echten Beatles-Songs mehr geben. Zum Trost sahen sie sich im Besitz von Geheimwissen, durch das sie geadelt und ausgezeichnet waren und eine verschworene Gemeinschaft von Besserwissern bilden konnten. Der Rest der Welt war leider einer Täuschung erlegen. Davon durften sie sich nicht beirren lassen. Die Eingeweihten wollten sich weder ihr Besserwissen noch ihr Leiden nehmen lassen.

Ich weiß etwas, was du nicht weißt

Man sollte den Reiz, den so ein Geheimwissen ausübt, nicht unterschätzen. Man weiß auch von Sekten, die sich in Wahnvorstellungen bis hin zum Selbstmord hineinsteigern, dass der innere Zusammenhalt umso größer wird, je abwegiger und gruseliger ihre Überzeugungen sind und je mehr sie den offensichtlichen Gegebenheiten widersprechen. Darin liegt eine besondere Verführungskraft, der man nicht mit Fakten begegnen kann. Man würde sich nur als jemand erweisen, der nicht eingeweiht ist und würde die Besessenen in ihrer Raserei nur bestärken.

Heute gilt die erwähnte „Paul-is-dead“-Legende als Hoax, als Beispiel einer vergleichsweise durchsichtigen Verschwörungstheorie. Es gibt noch eine. Die besagt, dass es die Beatles überhaupt nicht gab – jedenfalls nicht in der Besetzung, wie wir sie zu kennen glauben. Belegt wird das durch Analysen der Gebisse, die von Fotos rekonstruiert werden und beweisen, dass es sich dabei um mehr als nur vier unterschiedliche Personen handeln muss (ich verzichte auf einen Link). Immerhin behaupten beide Theorien nicht, dass es auch die Songs der Beatles nicht gibt und nie gegeben hat.

Die große Lücke im kollektiven Gedächtnis

Das wiederum ist die Schnapsidee, die dem Film „Yesterday“ – Trailer – zugrunde liegt: durch einen rätselhaften Stromausfall verschwinden alle Beatles-Lieder schlagartig aus dem kollektiven Gedächtnis der Menschen. Das ist nun wiederum ganz großes Kino. Da steht die Welt auf dem Kopf. Man kann diesen Kino-Spaß durchaus mögen – ich mochte den Film, auch wenn er mehrere Macken hatte –; man weiß ja, dass die Voraussetzungen nicht stimmen und auch nicht stimmen können.

Behalten wir die Idee, dass plötzlich etwas aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden kann, im Hinterkopf, wenn wir uns nach diesem etwas ausführlich geratenem Umweg wieder dem Dossier zuwenden, das uns erklären will, wie Männer sind. Wie sind sie denn nun?

Die Sieben Todsünden der Männer

Im Dossier werden Lothar Böhnisch und Reinhard Winter bemüht, zwei „Pioniere“ der Erforschung der sogenannten „männlichen Sozialisation“, die von den beiden gründlich untersucht wurde. Dabei haben sie den „Prozess des Männlich-Werdens als Aneignung von sieben Prinzipien“ erfasst.

Diese sieben Prinzipien … diese sieben Geißlein … sorry: Ich meine, diese sieben Geiseln der Männlichkeit … Ich fang noch mal an: diese sieben Brücken, über die man gehen muss, um vom Jungen zum Mann zu werden, sind die folgenden, ich zitiere:

„Externalisierung (Männlich ist ... sich nicht mit der eigenen Innenwelt zu beschäftigen);

Gewalt (Männlich ist ... sich selbst und andere beherrschen zu wollen);

Stummheit (Männlich ist ... nicht über Befinden/Empfindungen zu sprechen);

Alleinsein (Männlich ist ... ohne Unterstützung auszukommen);

Körperferne (Männlich ist ... den eigenen Körper zu vernachlässigen, Körpersignale auszublenden und den Körper als Werkzeug zu „gebrauchen“);

Rationalität (Männlich ist ... Gefühle abzuwehren und abzuwerten);

Kontrolle (Männlich ist ... alle und alles im Griff haben wollen).“

Alle leiden unter Männern. Männer auch. Frauen besonders

Wer hätte es gedacht? So sind sie also, die unbekannten Wesen. Das ist schlecht, sehr schlecht sogar. Denn die Orientierung an diesen sieben Prinzipien führt, wie die Frauen im Ministerium wissen, „in der Summe“ zur „Verwehrung des Selbst“ und zu einer „tiefgreifenden Entfremdung“ des Mannes von seinem „Eigentlichen“, verbunden mit der Erfah­rung von „Leere und Hilflosigkeit“. In anderen Worten: der Mann will eigentlich ganz anders sein, aber die sieben Prinzipien hindern ihn daran, sein wahres Selbst zu entdecken.

Es kommt noch schlimmer, denn diese rätselhafte „männliche“ Sozialisation, die durch die erwähnten sieben Prinzipen erfolgt, „rechtfertigt“ gesellschaftliche „Ungleichheiten und Geschlechter­hierarchien“. Das verursacht „viel Leid und Wut“, wie es heißt, und führt „bis heute“ zu „unhaltbaren Ungerech­tigkeiten“. Also: die Männer leiden nicht nur selbst unter ihren fatalen sieben Prinzipien, sie richten damit auch noch Schaden an, unter dem wiederum andere – besonders Frauen – zu leiden haben.

Defizitäre Wesen erschaffen eine toxische Männlichkeit

Damit wissen wir zwar immer noch nicht, wie Männer sind, doch wir wissen, wie in der Frauenpolitik über sie gedacht wird; wir erkennen, was für ein Menschenbild hinter der Gleichstellungspolitik steht. Das Dossier erklärt uns nicht, wie Männer ticken, macht aber deutlich, wie Frauenpolitik tickt.

Das Ticken ist nicht neu. Emma Watson, die sich kokett als „Harry-Potter-Girl“ bezeichnet, hatte schon im Jahr 2014 in ihrer weltberühmten „HeForShe“-Rede vor der UN ein entsprechendes Zerrbild gezeichnet: Männer können ihre Gefühle nicht artikulieren, sie leiden an emotionaler Sprachlosigkeit, es fehlt ihnen an Sensibilität und Achtsamkeit, sie haben kein Verhältnis zu ihrem Körper. Sie sind Gefangene von Männlichkeits-Idealen, durch die sie am Menschsein gehindert werden. Sie können nicht richtig lieben. Sie sind Gefühlskrüppel.

Damit beschwor Emma Watson die Vision einer toxischen Männlichkeit, die von männlichen Mängelwesen erschaffen wurde. Damit war auf Weltniveau verkündet, wie Männer sind. Wir hatten es bereits geahnt. Es gab schon vorher jede Menge „Männer-können-nicht-lieben-Propaganda“ und Bücher wie ‚Wenn Frauen zu sehr lieben‘ (das könnte Männern nicht passieren, denn ‚Männer lassen lieben‘, mehr nicht, sie können es nicht selber).

Eine Verschwörungstheorie geht viral

Dieses Gerede (neudeutsch: Narrativ) von der „toxischen Männlichkeit“, das auch im Dossier des Ministeriums ausgebreitet wird, hat sich im frauendominierten Schrifttum wie ein Virus verbreitet (um eine aktuelle Metapher zu nutzen) – besonders unter radikalen Feministinnen, aber auch unter allen, die mit ihnen treudoof mitmarschieren. Das Klischee von toxischer Männlichkeit hat inzwischen sogar Frauen aus der Mitte der Gesellschaft erreicht und hat sie zu „Femidioten“ gemacht, die der Verschwörungstheorie von einer toxischen Männlichkeit anhängen, die allerdings im Unterschied zum „Paul-Is-Dead“-Spuk nicht harmlos ist.

Wie kommen sie nur auf ein dermaßen schmales Brett? Wie können sie darauf ihr umfassendes Männerbild und ihr gesamtes politisches Handeln aufbauen? Man kann in diesem Fall nicht mehr davon sprechen, dass es sich um eine Halbwahrheit oder eine Teilwahrheit – und damit um eine ganze Lüge – handelt, hier wird das Abwegige zum Alleingültigen erhoben, die Ausnahme zur Regel, das Falsche als das einzig Richtige angesehen. Dieses Zerrbild ist nicht nur ein bisschen falsch, es ist ganz, ganz, ganz falsch. So falsch, dass nicht einmal das Gegenteil davon richtig ist.

Breaking News: Männer haben Gefühle und reden darüber

Wie konnte es dazu kommen? Vielleicht so: Hier sprechen die Opfer des Stromausfalls aus dem Film „Yesterday“. Die haben noch nie etwas von den Beatles gehört, die sind komplett aus ihrem kollektiven Gedächtnis gelöscht. Das ist die beste Erklärung, die mir einfällt. Deshalb habe ich den Umweg gemacht.

Nur so kann man sich in die Fantasie hineinsteigern, dass Männer „sich nicht mit der eigenen Innenwelt beschäftigen …“; dass Männer „nicht über Befinden/Empfindungen sprechen“; dass Männer versuchen, „Gefühle abzuwehren und abzuwerten“ und versuchen, „den eigenen Körper zu vernachlässigen, Körpersignale auszublenden“. Außerdem versuchen sie, „ohne Unterstützung auszukommen“.

Wie soll man es den Femidioten erklären? Vielleicht so: Es gab einmal Männer, die sich in Gruppen zusammengetan haben, um sich gegenseitig zu unterstützen (man spricht in Fachkreisen von „Bands“), die haben sich intensiv mit ihrer Innenwelt beschäftigt, ihre Gefühle lautstark zum Ausdruck gebracht und haben ihre Empfindungen (man nennt es „Songs“) vor großem Publikum vorgetragen. Die Veröffentlichungen sind auf dermaßen große Resonanz gestoßen, dass man davon ausgehen kann, dass damit etwas Allgemeingültiges ausgesagt wurde. Nicht wegen der musikalischen Qualität, sondern wegen der allgemein verständlichen Gefühle, die da angesprochen wurden.

Das gesammelte Nichtwissen der Politikerinnen

Noch etwas: Es gibt neue Erkenntnisse, die den Körper und die erwähnten Körpersignale betreffen. Auch wenn es die Frauen im Ministerium überraschen sollte: Sportliche Betätigungen und Interesse an der Medizin hat es schon bei den Griechen gegeben und dabei sollen sogar – wie neue Studien belegen – auch Männer beteiligt gewesen sein. Es soll auch Fitness-Studios geben, in denen schon Männer gesichtet wurden.

Ich kann mir vorstellen, dass jemand weder „Harry Potter“ noch die Bibel gelesen hat und dass er noch nie was von Karl Marx, von Sigmund Freud oder von Lothar Böhnisch und Reinhard Winter gehört hat, aber dass jemand noch nie etwas von den Beatles gehört hat und auch keine vergleichbaren Zeugnisse kennt, die ihm zeigen könnten, wie sehr sich Männer mit ihrem Innenleben und ihrer Körperlichkeit befassen – das ist schon sehr, sehr ungewöhnlich.

Wie? Gibt es hier etwa Elefanten?

Da muss man schon feministisch drauf sein. Man muss dermaßen große Mengen an Informationen und Eindrücken ignorieren, dass man sich fragen muss, wie so jemand bisher überhaupt in der Welt zurechtgekommen ist. Die Verdrängungsleistung, die dazu erforderlich ist, entspricht schätzungsweise der Wasserverdrängung von vier Flugzeugträgern.

Das Besondere an dem Geheimwissen liegt nicht nur darin, dass jemand seltene Quellen kennt (wer hat schon von den Pionieren der Erforschung der männlichen Sozialisation gehört?), sondern darin, dass die Elefanten im Raum übersehen werden. Das kann nicht jeder. Die Frauenpolitik schafft das. Die haben davon gehört, dass es irgendwo Mäuse geben soll. Damit geben sie sich zufrieden. Sie steigern sich in die Vorstellungswelt vom Mann als lieblosem Wesen hinein – nicht, obwohl es abwegig ist, sondern weil es abwegig ist. 

Vielleicht kann mir jemand erklären, wie sich das Dossier des Ministeriums in der Qualität und der Erkenntnistiefe (besser gesagt: in mangelnder Erkenntnistiefe) vom Geheimwissen einer Sekte unterscheidet. Das ist so irrig, so abwegig, dass man sagen muss: Es ist nicht mehr von dieser Welt und zeigt in schamloser Offenheit, wie weit sich die Damen von der Realität entfernt haben. Sie befinden sich in einem anderen konzeptionellen Universum. Man kann ihnen nur noch aus der Ferne zuwinken und ihnen zurufen: „Hallo?! Geht’s noch?!“

Männer im Körper von Frauen

Halt, beinahe vergessen: Da war ja noch eins von diesen „männlichen Prinzipien“, nämlich die Unsitte, alles im „Griff“ haben zu wollen, womit nicht die drei Gitarrengriffe E-Dur, A-Dur, H7 gemeint sind, sondern der Drang, alles unter Kontrolle zu halten – also das, was diese leidigen Kontrollfreaks so machen. Das ist allerdings auch unter Frauen stark verbreitet. Aber vielleicht handelt es sich dabei um Männer im falschen Körper, die sich still und heimlich unter die Frauen gemischt haben, so dass man nicht mehr zwischen Frauen und Männern unterscheiden kann. Das kann man auch nicht.

Ein Unglück kommt selten allein. So auch hier. Das eine Unglück liegt darin, dass sich das Ministerium ein abwegiges Männerbild herbeifantasiert hat und sich nicht scheut, es zu verallgemeinern und damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Das andere Unglück (das vorausgegangen ist) besteht darin, dass Feministinnen alles, was ihnen in den Blick kommt, in „weiblich“ und „männlich“ unterscheiden und sogar allgemein verbreitete Sündenfälle in Männer- und Frauen-Verhalten aufteilen, ohne zu bedenken, dass man alles, was man über die einen (die Männer) ebenso über die anderen (die Frauen) sagen könnte. Diese beiden Denkfehler – Trennen und Verallgemeinern – sind die Grundzüge des feministischen Denkens.

Wer sündigt mehr? Wer sündigt besser?

Die Unterschiede sind aber nicht prinzipiell, sondern graduell. Außerdem kommt es nicht darauf an. Ob Frauen mehr zum Kontrollverhalten neigen als Männer oder umgekehrt – who cares? Das sind Fragestellungen für Leute, die an bedeutungslosen Statistiken und absurden Wettbewerben interessiert sind, nicht aber an der Lösung von tatsächlichen Problemen. Man findet solche nutzlosen Antworten auf derartig nutzlose Fragen immer wieder in Formulierungen wie „Frauen besonders betroffen“, „überwiegend Männer“, „immer noch zu wenig Frauen“, „der Frauenanteil muss erhöht werden“ ...

Die berühmten Sieben Todsünden (Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit – es soll früher noch eine achte gegeben haben) sind auch nicht nach Geschlechtern aufgeteilt. Sündigen konnten sie alle, Frauen und Männer. Sie können es immer noch. Warum sollte es anders sein? Es ist nicht nur unsinnig, es hat auch einen Stich von Bösartigkeit, wenn man die Sünden nur einem – und zwar dem anderen – Geschlecht zuschreibt. Auf so einen Abweg kommen nur Feministen, die sich freiwillig zu einer aufgesetzten Einäugigkeit und einer halbseitigen Lähmung verdammt haben und sich dabei auch noch unschuldig fühlen.

Sieben empfehlenswerte Sünden für Frauen

Wie wäre es mit statistischen Gegenüberstellungen der jeweiligen Anteile, die – nach Geschlecht geordnet – sich nicht auf die sieben Prinzipien, sondern auf die Sieben Todsünden beziehen? Das würde beispielsweise so aussehen:

Hochmut: Frauen 64 Prozent vs. Männer 46 Prozent

Habgier: Frauen 33 Prozent vs. Männer 77 Prozent und so weiter.

Oder umgekehrt. Oder auch nicht.

Tendenz steigend. Oder auch nicht.

Es wäre belanglos. Aber so sind Feministinnen. Die machen so etwas. Man nennt es Quotenregelung. Sie glauben an Prozentzahlen. Sie glauben, dass man solche Zahlenverhältnisse durch politische Maßnahmen verändern kann und sollte (in Wahrheit müsste man nur die Betrachtungsweise ändern). Sie glauben, dass es ein Fortschritt in Richtung Gerechtigkeit ist, wenn in allen Bereichen ein Fifty-Fifty-Verhältnis erreicht wird. Sie glauben, dass es ein Unrecht darstellt, wenn es nicht so ist.

Sie glauben nicht nur an die sieben Prinzipen für Männer, sie haben auch „Sieben notwendige Sünden für Frauen und Mädchen“ erfunden. In diesem hoch gelobten Buch geht es unter anderem darum, dass Frauen Gewalt gegen Männer anwenden, auch wenn es als sündiges Verhalten gilt. Aber als Notwehr ist es in ihren Augen notwendig. Zum Ausgleich. Damit es gerechter zugeht in der Welt der Geschlechter.

Wenn man mich fragt: Ich bin für die Vergebung der Sünden auf beiden Seiten, sobald die Feministinnen von ihren beiden Ursünden – Trennen und Verallgemeinern – Abstand genommen haben. Denn damit schaffen sie die Probleme erst, zu deren Lösung sie dann wenig später antreten wollen.

Eine kleine Handreichung zum Schluss

Zum Schluss will ich noch auf ein Versöhnungsangebot von Seiten der Männer hinweisen. Auf eine Handreichung. Die ist gerade in Hinblick auf die neue Partnerschaft von Männern und Frauen, die vom Familienministerium ausgerufen wurde, von großer Bedeutung.

Es ist nämlich so: Männer möchten aus tiefsten Herzen gute Partner von Frauen sein und ihnen dazu liebend gerne die Hand reichen. Sie wollen die Frauen zärtlich, aber fest an die Hand nehmen, um sich dann gemeinsam auf den Weg in die Zukunft zu machen. So sind sie, die Männer. Nicht nur mehrheitlich, generell. Man darf das getrost verallgemeinern. So sind sie wirklich.

Sie kennen das – oder? Schon mal gehört? Da kommt eine Einstellung zum Ausdruck, die von Millionen und Abermillionen von Männern geteilt, gemocht und unterstützt wurde. Von Frauen auch. Auch wenn es auf der geschmacklichen Ebene Unterschiede in der Bewertung der Art und Weise der Darstellung dieser Gefühlsäußerung gibt, so ist die inhaltliche Stoßrichtung allgemein akzeptiert und kann als typisch und als beweiskräftig gelten – mehr als Studien und Statistiken das jemals für sich beanspruchen können.

Die Handreichung, um die es hier geht, folgt nicht etwa einem berechnenden Kalkül, vielmehr ist sie mit starken Gefühlen verbunden, die man nur schwer mit Worten beschreiben, aber behelfsmäßig mit musikalischen Möglichkeiten umsetzen kann (wer sich speziell dafür interessiert, hier gibt es eine Analyse der Kunstgriffe). Im Text heißt es: „It’s such a feeling that my love I can’t hide, I can’t hide”, wobei mit „my love“ entweder der Partner angesprochen oder die Liebe gemeint sein kann, die man in sich trägt und nicht länger verbergen kann. Von wegen: Männer haben keine Gefühle und können sie nicht zum Ausdruck bringen.

Schützen Sie sich und andere

In der Miefbude des Ministeriums müsste dringend gelüftet werden, da hat sich eine Druckwelle aus Übellaunigkeit und vorsätzlichem Wehe-tun-wollen angestaut. Ich rate jedem, der in Kontakt mit Schriften aus dem Ministerium gekommen ist, zum Aufbau eines Immunsystems folgende Schritte zu unternehmen: Lesen Sie zunächst ein paar Seiten guter deutscher Prosa, damit sich ihr Sprachgefühl erholt, und dann schauen Sie sich – am besten mehrmals täglich – dieses Video an, damit Sie sich vor Augen führen, dass es möglich ist, gute Laune zu haben mit richtigen Menschen aus dem richtigen Leben; dass es möglich ist, dass ganz normale Männer und Frauen sich aneinander erfreuen und sich die Hände reichen.

Man muss sich gelegentlich daran erinnern, um Abwehrkräfte zu stärken gegen die abgestandene, aber hartnäckig fortgesetzte Feindpropaganda, die auf einem irrwitzigen Menschenbild (irre, aber nicht witzig) beruht und nach wie vor vom Familienministerium ausgespuckt wird.

So fühle ich das und möchte es lauthals verkünden: Yeah! Yeah! Yeah! „Frau ohne Welt. Der Krieg gegen die Zukunft“.

Lesen Sie morgen in Klappe 3: Es gibt nur noch Ponys, keine Reiterinnen und keine Reiter.

Teil 1 finden Sie hier.

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Leserpost

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Wolfgang Richter / 02.11.2020

Was muß man rauchen, um in diesem “Weiberladen” eine Anstellung zu bekommen? Da glaubt man, so ziemlich jeden nur möglichen zu erdenkenden Blödsinn schon mal gehört zu haben, und dann kommen derartige Geistesblitze um die Ecke. Es scheint doch was an der Lauterbach’schen These dran zu sein, daß Corona aufs Hirn schlägt. In diesem Ministerium sitzen dann offenbar diverse sog. Super- spreader. Und die leben gut und gerne üppig bezahlt vom von ihnen drangsalierten Steuerzahler.

Ralf Nürnberger / 02.11.2020

Ich nehme an beim nächsten Versuch werden die Landeslisten nicht nur paritätisch, sondern nur noch mit Frauen besetzt. Halleluja!

Gudrun Dietzel / 02.11.2020

Herr Lassahn, es nötigt mir langsam Hochachtung ab, mit welchem Kraftaufwand Sie sich dieser Thematik widmen. Ich persönlich finde, daß der Feminismus diese Aufmerksamkeit nicht verdient - und dieses Familienministeriumspapier auch nicht. Sie hängen das meiner Meinung nach viel zu hoch und verleihen diesen Gute-Kita-Gesetz-Erfindern (schon einen solchen Infantilismus muß man sich auf der Zunge zergehen lassen, genau so debil wie „Ach nee, Virus…“, Merkel in ihrer Regierungserklärung, gestern schon geschrieben) dadurch Wichtigkeit. Gegen Ende Ihres Aufsatzes sagen Sie doch das Entscheidende: Gesündigt haben Männer und Frauen - natürlich zusammen. Wahrscheinlich fehlte und fehlt genau das den Feministinnen. Und ganz am Ende gehen Sie ausgesprochen zärtlich mit den Männern um, und das findet meine Zustimmung. Männer möchten aus tiefstem Herzen gute Partner für Frauen sein… Sie haben recht, Herr Lassahn. Darüber würde es sich lohnen, tiefer nachzudenken und zu reden. Nur Frauen müssen/sollten das AUCH wollen.

Petra Wilhelmi / 02.11.2020

@Rolf Lindner: Also jetzt reizt es mich doch noch einmal. Dort wo ich groß geworden sind, haben wir, egal ob Junge oder Mädel (zumindest mein Freundeskreis) am liebsten gemeinsam Räuber und Schambambel gespielt und jeder wollte viel lieber Räuber sein als Schambambel. Wir haben mit Stöcken gefochten, waren Könige u.ä., sind als Cowboys (in der DDR!) auf imaginären Pferden geritten und haben gegen Indianer gekämpft und jeder wollte lieber Cowboy sein und wir haben mit Holzpistolen geschossen, selbst gebastelten aus Holzklammern und Streichholzschachteln. Das war meine Kindheit. Okay, ich gebe zu, in meinem Freundeskreis gab es mehr Jungen als Mädchen. Mit Puppen und so, hatte ich es nicht. Auch heute habe ich es lieber rational und kann auch heute noch nichts mit Tussis anfangen, wie die bei der Shoppingqueen. Ich kann mit der männlichen Rationalität mehr anfangen, als mit diesen durchemotionalisierten Weibsbildern, die sich nur um die passende Deko zu jedem Anlass kümmern. Und ich bin gern Frau und nie eine unterdrückte gewesen.

Petra Wilhelmi / 02.11.2020

Ich habe ungläubig Ihre Zeilen gelesen, Herr Lahssan, und letztendlich nicht wirklich verstanden. Wozu müssen wir Steuerzahler so einen Giffey’schen Müll bezahlen. Gegenfrage, wer will den einen Mann haben, der bei jeder Kleinigkeit heult. Wer will denn einen Mann haben, der immer über sein Inneres diskutieren will. Auf der anderen Seite, welcher Mann will denn eine Heulsuse haben und eine, die immer und ewig über ihr Inneres diskutieren will. Ein Mann muss ein Kerl sein, der zupacken kann, der Rat geben kann, der irgend eine anstehende Sache aus einem anderen Blickwinkel betrachtet als eine Frau. Man braucht zupackende Männer, die nicht stundenlang diskutieren, die rational sind und entscheidungsfreudig. Punkt. Ich habe noch nie unter einem Mann gelitten. Was mir nicht passt sage ich. Was ihm nicht passt, sagt er auch. Wer schickt denn endlich mal diese DFD-Tante* Giffey auf die Ruhebank. Anm.: * DFD-Tante. In der der DDR gab es den Demokratischen Frauenbund Deutschlands. Viele der führenden Mitglieder im Kleinen wie im Großen waren irgendwie wunderlich - eben DFD-Tanten.

Hans Benzell / 02.11.2020

Der Autor hätte ja nicht gleich die Beatles bemühen müssen, ob zu zeigen, dass Männer Gefühle haben und darüber sprechen können. Das eine oder andere Gedicht der Romantik, oder eine Hölderlin-Elegie, oder auch nur eine Sinfonie hätte auch schon ausgereicht. Doch so ganz falsch ist der Begriff der toxischen Männlichkeit ja nicht. Es gibt Gegenden in den nie oder nicht in den letzten 500 Jahren ein bedeutendes Kunstwerk geschaffen wurde oder ein wissenschaftlicher Erfolg gelang und in denen in der Tat toxische Männlichkeit grassiert. Und wie es Linke so machen, wird durch massenweisen Import von Männern aus ebendiesen Gegenden toxischer Männlichkeit die Wirklichkeit der Theorie angepasst.

S. Miller / 02.11.2020

Was für eine dummdreiste und doofpsychologsiche Analyse, von ebenso dummdreisten Matronen, denen der billigste Klischeequatsch als literarische und politische Grundlage dient. So überholt und von gestern, daß gestriger nicht geht. Giffey, wenn sie das auch so meint, wie sie es verbal erbricht, hat von Männern - nach diesem Outing - so viel Ahnung, wie eine Kuh vom Stabhochsprung. So ist das, wenn man die Esel/innen an die Hebel der Macht läßt. Es ist zu müßig, gegenzuhalten, was Männer alles…..........nee, komm, laß mal! Ich wundere mich nur immer wieder, wie sich Menschen dermaßen öffentlich deklassieren, ohne den geringsten Anflug von Scham. So schade, daß die Dummheit auch durch den längsten Stromausfall nicht gelöscht werden kann. Sie findet immer wieder einen Untoten, der, besessen vom Hirnschwurbel, durch die Geschichte geistert.

Max Esser / 02.11.2020

Lieber Herr Lassahn, zur von Ihnen gesuchten Steigerung von “falsch” erlaube ich mit Wolfgang Pauli zu zitieren: „Das ist nicht nur nicht richtig, es ist nicht einmal falsch! “. Eigentlich ist zu diesem ganzen Unfug nicht mehr zu sagen. Wenn seine Protagonisten nur nicht so dermaßen mächtig wären und ganz real auf dieser Basis handelten.

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