Bernhard Lassahn / 19.06.2022 / 12:00 / Foto: Andrius Petrucenia / 18 / Seite ausdrucken

Was haben Männergewalt und Corona-Zahlen gemeinsam?

Angesichts des Falles Johnny Depp habe ich mir die Zahlen zur Männergewalt noch einmal angesehen. Dabei ist mir aufgefallen, dass bei der Berichterstattung über Corona in dieselbe Trickkiste gegriffen wurde.

Es gibt schockierende Nachrichten: Die Darstellungen von Männergewalt sind falsch. Die Zahlen stimmen nicht. Männergewalt ist ein Mythos. 

Sie glauben das nicht – stimmt’s? Ich habe es auch lange nicht glauben können. Doch inzwischen kann ich nachvollziehen, wie das Trugbild entstanden ist. So war ich auch besser vorbereitet, die schwindelerregenden Zahlen, die uns im Zuge der Corona-Panik serviert wurden, richtig zu einzuordnen.

„Der Mann schlägt die Frau.“ So hat es eine Zusammenfassung in „einfacher Sprache“ auf den Punkt gebracht. So einfach. So einprägsam. 

Es entspricht unserem einfachen Denken und gehört inzwischen zu unseren festen Glaubenssätzen, es wird es von den Dächern gezwitschert und gegackert: Gewalt ist männlich. Die angeborene Gewaltbereitschaft macht die Männlichkeit toxisch. Alle Männer sind so. Dass in dem sensationellen Urteil Johnny Depp dennoch nicht für schuldig gehalten wurde, hatten viele unter diesen Umständen nicht mehr für möglich gehalten. 

Die Zahlen kommen aus derselben Trickkiste

Bei der Gelegenheit habe ich mir den Zahlen-Zauber, der uns das Märchen von der Männergewalt aufgetischt hat, noch einmal angesehen. Dabei ist mir aufgefallen, dass bei der Berichterstattung über Corona in dieselbe Trickkiste gegriffen wurde. Auch hier wurden wir mit Zahlen von zweifelhaftem Aussagewert in Angst und Schrecken versetzt. 

Die Zahlen mochten sogar richtig ausgerechnet sein, jedoch die Rechenaufgabe war falsch gestellt. So kann man sich täuschen lassen. Doch man kann den Täuschungen auf die Schliche kommen, wenn man folgende Punkte beachtet: Erstens, werden falsche Gruppenbildungen vorgenommen (zu große Gruppen, Doppelpackungen)? Zweitens, fehlen anschauliche Vergleiche (oder gibt es irreführende)? Drittens, belässt man es bei passiven Erhebungen (oder gibt es pro-aktive)?

Da ich die Zahlen zur Männergewalt schon lange im Blick habe und mit den Tücken der Darstellung vertraut bin, war ich vorgewarnt und war von der ersten Minute an skeptisch gegenüber Zahlen zu Inzidenzwerten, zum R-Wert, zur Ansteckungsgefahr und zu den erwarteten Millionen von Toten. Auch zur Harmlosigkeit der Impfung. 

Oder anders gesagt: Hätten wir schon früher laut gegen falsche Darstellungen zur Männergewalt protestiert, hätten wir uns die Panikmache verbeten und bei jeder Gelegenheit die Rhetorik des Bangemachens entlarvt, dann wären wir womöglich widerstandsfähiger gewesen, als die Corona-Welle kam und wir dem nächsten Angriff von Killer-Zahlen ausgesetzt waren. Ist das etwa eine naive Vorstellung? Nun ja… ich gelte ja sowieso als Traumtänzer. Also dann: Ich bitte zum Tanz.

Was ist eine Frau?

Bestimmt haben Sie schon die Formel gehört: „Jede vierte Frau wird Opfer von häuslicher Gewalt.“ Darunter kann man sich sofort etwas vorstellen. Wenn wir 40 Millionen Frauen zugrunde legen, kommen wir, ohne großartig rechnen zu müssen, auf 10 Millionen Opfer von Gewalt. Damit ist sofort klar, dass wir es mit einem gigantischen Problem zu tun haben. Aber stimmt das überhaupt?

Wenn man wissen will, was an der Formel faul ist, sollte man zunächst zwei Fragen stellen: Was ist „Gewalt“? Was ist eine „Frau“? (Bei der Frage nach der „Frau“ übergehe ich die Auffassung, dass man sich selbst als Frau definieren kann). Also, was haben wir hier vorliegen? Wir haben es hier mit zwei Gruppen zu tun, die so sehr verallgemeinert und ins Übergroße aufgeblasen wurden, dass ein differenziertes Verständnis verhindert wird und wir die Gefahr, die mit den Zahlen beschrieben werden soll, nicht mehr richtig erkennen können. 

Mit „Frauen“ wird Weiblichkeit jeden Alters aus jedweder Umgebung zusammengefasst. Dabei werden besonders gefährdete Jahrgänge mit weniger gefährdeten in einen großen Topf geworden. Die Bedrohung – so soll es suggeriert werden – betrifft alle gleichermaßen. Das stimmt nicht. Die Bedrohung wird uns außerdem als allgegenwärtig dargestellt. Auch das ist falsch. Besonders gefährliche Orte und Umstände werden mit sicheren Orten und geschützten Zonen gleichgesetzt. „Nebel hier, Nebel da“, heißt es gelegentlich in den Regieanweisungen bei Federico Fellini. So auch hier. 

Was ist Gewalt?

Bei der Frage, was als „Gewalt“ gilt, wurde Leitungswasser mit teurem Wein vermischt. Als Fälle von Gewaltanwendung wurden beispielsweise Erlebnisse wie „angebrüllt werden“ oder „ignoriert werden“ hinzugerechnet. Damit wurde der Gewaltbegriff so stark vergrößert, dass er zu einem wertlosen Ergebnis führt. Wir kennen das Sprichwort: „Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht.“ Hier ist es umgekehrt: Die Bäume, die wir uns näher ansehen müssten, werden in einem unübersichtlichen Wald versteckt. Wir gehen nicht mehr von tatsächlichen Gegebenheiten aus, sondern von einer vorgefassten Vorstellung, die so weit abgehoben ist, dass sie nicht mehr die Wirklichkeit abbildet.

Wie war es bei Corona? Was wurde dabei als gefährlicher „Covid-Fall“ angesehen (die Frage entspricht der Frage nach der „Gewalt“)? Wir erinnern uns: Alles vom falschen positiven PCR-Test bis hin zum Tod auf der Intensivstation. Wer war gefährdet (die Frage entspricht der Frage nach den „Frauen“)? Na, wer wohl? Jeder. Unabhängig vom Alter und seinem Gesundheitszustand.

Zu große Gruppen auch hier. Zu wenig Wissen über die tatsächlichen Fälle. Aber möglichst große Zahlen, wenn es darum geht, ein Unglück anzukündigen. Wir scheinen das zu mögen, regelrecht süchtig danach zu sein.

Je größer die Zahlen, desto größer der Schrecken

Große Gruppen liefern große Zahlen und große Angst. Sie machen den Eindruck, als könne man sowieso nichts gegen das Unheil tun – wo sollte man da auch anfangen? Man kann sich nur noch ängstlich verkriechen. „Alle fünf Minuten wird eine Frau misshandelt, gestalkt oder bedroht.“ So hat es Franziska Giffey, die damals Familienministerin war, im Jahr 2017 verkündet; etwa 150 Frauen würden pro Jahr von ihren Partnern umgebracht. 

Neuerdings wird sogar täglich eine umgebracht. Das kann man sich leichter merken. Das sind dann 365 Tote pro Jahr durch Männergewalt. Täglich – so sagte Lauterbach neulich – haben wir „immer noch 50 bis 100 Tote“, das wären dann bis zu 36.500 Tote pro Jahr durch Corona.

Wenn ein „oder“ auftaucht, haben wir es mit einer Mogelpackung zu tun. Stellen wir uns vor: Wenn ein Geschäft seine Waren nur noch im Zweierpack anbieten würde (nach dem Motto: wenn Sie A kaufen wollen, müssen Sie auch B kaufen) und wir gezwungen wären, für etwas zu zahlen, das wir nicht wollen, dann wäre das kein erfolgreiches Geschäftsmodell. Bei Nachrichten geht das. Die werden uns häufig nach dieser Masche angedreht: Frauen wurden „missbraucht oder bedroht“. Sie werden schlechter bezahlt „für gleiche oder für gleichwertige“ Arbeit. Jemand ist „an oder mit“ Corona gestorben. Hier gilt nicht etwa: „Darf’s ein bisschen mehr sein?“ Hier müssen wir sehr viel mit dazu nehmen, ob wir wollen oder nicht.

Womit werden die Zahlen verglichen?

Schlimm genug. Es kommt noch schlimmer. Damit die großen Zahlen eine möglichst große Wirkung haben, vermeidet man, sie genauer anzusehen und sie ins Verhältnis zu setzen mit anderen Zahlen, die einen ebenso erschrecken könnten. Man darf schließlich nicht verharmlosen. Deshalb dürfen die Zahlen nicht in ein richtiges Verhältnis gesetzt werden – höchstens in ein falsches. 

So geschah es bei der Formel, dass jede vierte Frau ein Opfer von Gewalt ist. Wie ist so eine Zahl zustande gekommen? Man hat einer überschaubaren Gruppe von Frauen, die man für repräsentativ hielt einen Fragekatalog vorgelegt, als wäre es eine Einkaufsliste. Es wurden ausschließlich (!) Frauen befragt. Dann hatte man eine Zahl. Allerdings eine, die nicht ins Verhältnis gesetzt war. 

Würde man denselben Fragebogen einer Gruppe von Männern vorlegen, die man ebenfalls für repräsentativ hält, wären alle Männer Opfer von Gewalt. Zu hundert Prozent. Das Ergebnis müsste man dann so zusammenfassen: „Frauen sind deutlich weniger von Gewalt betroffen als Männer.“ Oder „Frauen werden wirksam vor Gewalterfahrungen geschützt, wie Männer sie normalerweise erleben“. Doch solche Schlagzeilen druckt die Sensationspresse nicht, sie eignen sich auch nicht, um Frauen und kleine Mädchen zu erschrecken. 

So darf man das nicht sagen. Ein Gewalt-an-Frauen-Leugner gilt als Frauenhasser; er kann sich sofort einreihen in die Ausgestoßenen, die sich als verdammte Klimawandel-Leugner zu erkennen geben, als Corona-Leugner, als Verschwörungstheoretiker, als Putin-Versteher, oder als böse, böse, böse Es-gibt-mehr-als-zwei-Geschlechter-Leugner.

Immer daran denken: Es ist gefährlich, eine Frau zu sein

Damit ein für alle Mal festgelegt ist, dass Gewalt immer und überall von Männern ausgeht, wurde ein Gedenktag eingerichtet, den Sie sich schon mal im Terminkalender vormerken können: Am 25. November begehen wir den „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen“. Ich möchte jetzt schon verkünden, dass ich Gewalt gegen Frauen und Mädchen auch an anderen Tagen verurteile. Aber – ist das nicht selbstverständlich?

Offenbar nicht. Es wird immer wieder so getan, als müsste ein Unglück, das bisher im Verborgenen geblieben ist, endlich ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden, als wäre bisher nie etwas zu dem Thema gesagt worden. „Wir müssen über Gewalt gegen Frauen reden. Um sie endlich zu bekämpfen. Brecht das Schweigen!“, hieß es etwa in der Zeitschrift emotion‘:

„Es darf nicht lebensgefährlich sein, Frau zu sein. Eines der größten Lebensrisiken für eine Frau ist, Frau zu sein. Wir leben in einem hochentwickelten Land, das nach wie vor die Hälfte der Bevölkerung schutzlos lässt. Frauen sind zuhause nicht sicher ... Wir müssen klar sehen“, lesen wir weiter, „von den 138 893 Opfern häuslicher Gewalt im Jahre 2017 waren 82 % weiblich“. 

Was sagt uns die Zahl?

Wow: 82 Prozent! Das ist beeindruckend, das geht auf die 100 zu. Alles, was in die Nähe von 100 kommt, gilt praktisch als 100. Wir erinnern uns vielleicht, dass einst davon die Rede war, dass eine Impfung zu 95 Prozent schützt oder, wie es Frank Ulrich Montgomery sagte, die Impfung, das Risiko, an Corona zu versterben, um 99 Prozent senkt. Das gilt als 100 Prozent.

Mir hat mal jemand, der sich mit Waschmaschinen auskannte, erklärt, dass nur deshalb nicht die Temperaturwahl „100 Grad“ angeboten wird, weil die Hausfrau das für gefährlich hält. Sie fühlt sich wohler, wenn es nur bis nahe an 100 herangeht. 

Doch die imposante 82 ist bedeutungslos, sie zeigt lediglich das Verhältnis zur Menge der männlichen Opfer von Gewalt. Doch über diese Menge wissen wir wenig, wir wollen es auch nicht wissen. Außerdem sind die ständigen Vergleiche zwischen der fiktiven Gruppe „der“ Frauen und der Gruppe „der“ Männer nicht hilfreich. Sie werden dennoch gerne vorgenommen, um Ungleichheiten aufzuspüren und zum Skandal auszurufen.

„Wie Sie sehen, sehen Sie nichts“, sagte der Filmvorführer, als der Strom ausfiel. Schauen wir uns den Statistikbetrug näher an. Die 82 hat keinen Aussagewert. Es ist eine große Zahl. Mehr nicht. Sehen wir darüber hinweg, dass es bei häuslicher Gewalt in Wirklichkeit einen viel höheren Anteil von männlichen Opfern gibt, weil Männer gewalttätige Übergriffe nicht so häufig zur Anzeige bringen wie Frauen (dazu gleich mehr). Klammern wir außerdem die Frage aus, was überhaupt als Gewalt gilt (in den Statistiken werden sogar Blicke als Gewaltakte gerechnet, s.o.). Klammern wir weiterhin die Frage aus, von wem die Gewalt ausgeht. Sie geht nämlich gegenüber Kindern unverhältnismäßig oft von Müttern aus. Schon deshalb, weil Väter abwesend sind. Gerade in lesbischen Beziehungen wird auffällig oft geprügelt. Klammern wir all das aus und betrachten wir lediglich die ermittelte Zahl der weiblichen Opfer von Gewalt. Warum um alles in der Welt sollte man die in Bezug zur Menge der männlichen Opfer von Gewalt setzen?

Wie groß ist das Risiko? 

Stellen wir lieber einen Bezug her zur „Hälfte der Bevölkerung“, von der „emotion“ gesprochen hat, um einen möglichst großen Rahmen vorzugeben. Setzten wir also circa 80 Prozent von circa 140.000 Fällen von häuslicher Gewalt ins Verhältnis zu circa 40 Millionen Frauen. Dann kommt heraus, dass nur 0,3 Prozent aller Frauen überhaupt von häuslicher Gewalt betroffen sind. 

Anders gesagt: Frauen können zu 99,7 Prozent vor häuslicher Gewalt sicher sein. Na, das ist doch mal eine gute Nachricht, die uns allerdings als schlechte verkauft wird; als Horrormeldung, die einem einflüstern will, dass Frauen nirgendwo sicher sind, auch nicht zuhause. Im Englischen gibt es die Redewendung: to call the wedding a funeral. Das geschieht hier: Eine Hochzeit wird fälschlicherweise als Beerdigung bezeichnet, ein Grund zur Zuversicht wird den Leserinnen als Katastrophe angedreht, um ihre Angstlust zu stimulieren. 

Und bei Corona? Wie hoch ist das Risiko, zu den unzähligen Toten zu gehören, die „immer noch täglich“ durch die größte Gefahr seit dem Zweiten Weltkrieg dahingerafft werden? Wie groß ist im Vergleich dazu beispielsweise die Gefahr, an Krankenhauskeimen zu sterben oder als Radfahrer (mit oder ohne Helm)? Wie hoch ist überhaupt der Anteil der Corona-Patienten bei den Intensivbetten, die sowieso unterbelegt waren? Fragen über Fragen.

Ich erinnere mich an einen Comic, in dem auch die Zahl 99,7 genannt wurde (oder 97,3, oder 98,3, oder eine ähnlich hohe Zahl, ich weiß es nicht mehr …). Da sah man einen Mann in einem Superman-Kostüm, in der Denkblase stand sinngemäß: Was macht es für einen Sinn, in die Welt hinauszugehen, wenn die Überlebenswahrscheinlichkeit nur bei 99,7 Prozent liegt? Ich vermute, dass es Fake News waren und inzwischen längst gelöscht ist. 

James Bond geht nicht zur Polizei

Die Schieflage, die dem Mythos von Männergewalt zugrunde liegt, kommt zustande, weil man auf der einen Seite (Gewalt gegen Frauen) übertreibt und auf der anderen (Gewalt gegen Männer) keine richtigen Erhebungen macht. Man begnügt sich mit dem, was bei der Polizei gemeldet und zur Anzeige gebracht wird.

Roger Moore spielte auf der Gitarre, seine Freundin fand offenbar keinen Gefallen daran, sie war der Meinung, er würde ihr nicht richtig zuhören, riss ihm die Gitarre aus den Fingern, schlug damit auf ihn ein und zertrümmerte sie. Können wir uns vorstellen, dass Roger Moore zur Polizei geht? Der Beamte würde sagen: Oh, ich weiß schon, Ihr Name ist Bond, James Bond. Möchten Sie einen Gin? 

Scherz beiseite. Es wird Männern schwer gemacht, zur Polizei zu gehen. Sie machen sich lächerlich. Es gibt sogar Fälle, da hat ein Mann als Opfer von häuslicher Gewalt versucht, eine Anzeige zu erstellen, und wurde daraufhin selber als Täter verhaftet. Wenn man nur die Mengen der Anzeigen wegen häuslicher Gewalt vergleicht, sieht man gleich, dass es mehr Gewalt gegen Frauen gibt. So sieht es aus.

Wie ist das mit Impfschäden? Da wird es einem auch nicht gerade leicht gemacht, einen Schaden zu melden. Auch da wird nur gezählt, was gemeldet wird. So großzügig, wie man verfährt, um Tote als „Corona-Tote“ zu rechnen, so pingelig ist man andererseits, wenn es darum geht, Krankheits- und Todesfälle in Zusammenhang mit der Impfung zu bringen. So haben wir eben viele Tote durch Corona und kaum Beeinträchtigungen durch die Impfung. Die meisten Nebenwirkungen werden weggesteckt, wie es auch James Bond machen würde. 

Welche Zahlen stimmen denn nun?

Wie müsste man es richtig machen? Man müsste pro-aktive Erhebungen machen, man müsste auf die Geimpften zugehen und sie fragen, was sie für Erfahrungen gemacht haben. Das müsste systematisch erforscht werden. Die bedingte Zulassung des Impfstoffes sieht das sogar ausdrücklich vor, aber… Man könnte auch Männer befragen, ob sie schon Gewalt von ihrer Partnerin erlebt haben, statt immer nur mit einseitigen Horrormeldungen von gewalttätigen Männern aufzutrumpfen. Das könnte man tun – und hat es auch getan.

Bei der Gelegenheit ist der Mythos von der Männergewalt zusammengebrochen. Die Ergebnisse sind eindeutig: Gewalt geht zu 25 Prozent von Männern aus, zu 25 Prozent von Frauen, zu 50 Prozent von beiden. Eine Studie aus dem Jahr 2007 zeigt sogar, dass Frauen häufiger zuschlagen als Männer. Es gibt außerdem Studien, die zeigen, dass Frauen beim Provozieren eines Streites vorne liegen. Fälle wie der von Greg Ellis, der wegen einer Falschbeschuldigung verhaftet wurde, werden natürlich nicht berücksichtigt. Er hat ja auch keine Gewalt angewendet. Seine Frau auch nicht. Sie hat allerdings Gewalt anwenden lassen, indem sie die Polizei gerufen hat.

Arne Hoffmann ist so etwas wie der Protokollführer für Männerthemen. Ein Faktenchecker. Auch er war zunächst skeptisch. Als er zum ersten Mal bei Warren Farrell (der das Buch „Mythos Männermacht“ geschrieben hat) gelesen hatte, dass es die überall verkündete Männergewalt so nicht gibt, hat er sich im Stillen gedacht: Warren Farrell in allen Ehren, aber hier irrt er bestimmt.

Ärger und Hassmails

Warren Farrell hatte sich nicht geirrt. Hier sind die Zahlen – es gibt etwa 500 solcher Studien. Hier ist eine Zusammenfassung von Arne Hoffmann aus seinem „Lexikon der feministischen Irrtümer“. Obendrein empfiehlt er das Buch „Der 'geschlagene Mann'. Männliche Opfer im Kontext häuslicher Gewalt‘“. Was machen wir nun damit? Lesen wir das etwa alles in Ruhe durch und sagen uns anschließend: Oh, das hätte ich aber nicht gedacht, da werde ich wohl meine Meinung ändern müssen? Oder sagen wir uns: Egal, ich bleibe dabei. Gewalt ist männlich? Lässt sich wirklich jemand, der starke Gefühle hat, die über einen langen Zeitraum von eindrucksvollen Bildern und vergifteten Zahlen befeuert wurden, durch langweilige, wissenschaftliche Studien umstimmen?

Mit dem Lied von der Männergewalt kann man Geld verdienen, man kann sich einschmiegen in einen Chor von Millionen von Gleichgesinnten, man kann Anwälte beschäftigen, und Frauen können das Lied als Trumpfkarte in Unterhalts- und Umgangsprozessen einsetzen. Wer dagegen darauf hinweist, dass es aus lauter falschen Tönen besteht, fühlt sich wie ein Geisterfahrer und steht ganz allein da. Kritik am Mythos von der Männergewalt bringt einem nur Ärger und Hassmails.

Ich weiß auch nicht, wie man aus der Schieflage wieder herauskommt. Es wird bestimmt nicht ausreichen, den falschen Zahlen richtige entgegenzuhalten. Doch man sollte nicht darauf verzichten, es trotzdem zu tun. Gerade weil wir heutzutage so zahlengläubig sind. Gerade weil wir große Zahlen leichtfertig für verlässliche, unbestechliche Überbringer von Wahrheiten halten. Als wären Zahlen die Heiligen von heute. Gerade deshalb sollten wir sie kritisch sehen und den Scheinheiligen unter ihnen den Heiligenschein nehmen.

Ich schließe mit einem Gedicht, das zusammenfasst, was Platon dazu gesagt hätte:

Über das Lachen der Heiligen

Wenn von den Zahlen,
die du zur Begründung deines Handelns nennst,
du weder den Erfinder
noch die Geltungsgrenzen kennst,
dann lösche dein Licht
und gehe nach Haus.
Dann lachen dich die Zahlen aus
.

 

Von Bernhard Lassahn ist erschienen: Frau ohne Welt, Teil 3: Der Krieg gegen die Zukunft. Trilogie zur Rettung der Liebe.

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Wolfgang Richter / 19.06.2022

@Dr. med Jesko Matthes - “Die Welt ist ja auch durch Frau Merkel und Frau von der Leyen und Frau Lagarde viel multilateraler und friedlicher geworden.” Dann sind Sie ja demnächst bei der Merz-CDU politisch gut aufgehoben, wenn dort jetzt neben dem vergrünten P<rteiprogramm auch die “Frauen-Quote” umgesetzt wird. Ich habe nur noch nicht ergründen könne, ob die Weiblichkeit und andere Geschlechter von 100 % der Parteiposten ihren Anteil bekommen sollen oder ob dies jeweils nach Anteil der Parteimitgleider errechnet wird, also zB Frauen 25 % der Mitglieder, macht ggf. knapp über 10 % der zu verteilenden Pöstchen.

Wolfgang Richter / 19.06.2022

@ Michael Hinz - “wie viele Stellen bei gleicher Qualifizierung sich Männer gar nicht zu bewerben brauchen,” Im Öffentlichen Dienst allemal, incl. der dort üblichen “Beförderungen”. Und wer das austesten will, der kann sich ja mal als bekennender Penis tragender Hetero auf die Stelle “Gleichstellungsbeauftragtx” bewerben. Da wird schon der Begriff zum gelebten Witz.

Wolfgang Richter / 19.06.2022

@ Hermann Martin - “ertrug den minutenlangen Ausbruch schwach abwehrend gleichmütig bis zum Schluss.” Und wie hätten die belustigten Zuschauer reagiert, hätte er sie “ausgehebelt”? Der “Riese” hätte die berühmte “Ar..”-karte gehabt, dies auch von Seiten der Staatsgewalt.

Wolfgang Richter / 19.06.2022

Das ist zB. wie mit der Zählerei des RECHTEN Antisemitismus und der RECHTEN Straftaten im Allgemeinen. Bei ersterem wird z.B. nicht differenziert, ob die Tat von einem biogermanischen Springerstiefelträger ausgeht oder von einem 2015er Goldstück, bei der zweit genannten Rubrik wird ebenfalls nicht unterschieden, außerdem jede kindlich-jugendliche Schmiererei oder eine unbedachte Armhaltung einfach mal gezählt. Hauptsache das Resultat entspricht dem politisch gewünschten Narrativ. Jeder baut sich die Welt, die er nach Potemkin vorzeigen will, um darauf seine politischen Notwendigkeiten zu begründen. Und das Volk glaubt, so wie zuletzt die Tagesschau-Meldung zum russischen Artillerie-Angriff auf Wohngebiete in Donezk widerspruchslos geglaubt wurde.

Mathias Rudek / 19.06.2022

Ein sehr guter Beitrag, lieber Herr Lassahn. Endlich mal deutliche Differenzierungen mit Evidenz.

R. Lichti / 19.06.2022

Ein Wort zu Ihrem Waschmaschinenversteher:  Wenn eine Waschmaschine einen 100°C-Waschgang hätte, würde sie bei Aufstellung in Höhenlage und/oder bei einer Tiefdruckwetterlage die Waschlauge verkochen und die Maschine in Brand setzen.  Der Thermoschalter, der die Heizstäbe bei Erreichen der eingestellten Temperatur abschalten soll, würde das nicht tun, da bei niedrigem Luftdruck (Meereshöhe/Wetterlage) das Wasser schon vor den 100°C seinen Siedepunkt erreichen und verkochen würde. Wenn dann kein Sicherheitsschalter eingreift, gibt es ein Feuerwerk.    Deshalb gibts den “95° Kochwaschgang” und einen Warnhinweis in der Gebrauchsanleitung (sinngemäß): “Nicht Geeignet für die Aufstellung über (z.B.)  1000m Neereshöhe”.

Hermann Martin / 19.06.2022

Auf einem Parkplatz in den italienischen Alpen wurden wir einmal Zeuge einer theaterreifen Beziehungsszene, Mit Originalton, den wir zwar nicht verstanden, aber die begleitende Gestik sprach für sich. Der Mann, ein schwarzbärtiger athletischer Typ, war von der Bergtour zurückgekehrt und bereitete auf dem Kocher eine reichliche Mahlzeit für mehr als eine Person . Da trat eine junge, blendend aussehende schwarzhaarige Italienerin auf, die das von ihm angebotene Essen nach kurzem kritischem Blick ablehnte, und ihm lautstark eine Szene machte, während er ruhig und schweigsam blieb. Im weiteren Verlauf wurde sie immer lauter und temperamentvoller, bis sie ihm irgendwann das Essen über die Sachen schüttete und mit dem Topf ernsthaft nach ihm schlug. Der doppelt so große Mann, der sie ohne Probleme mit einem Griff hätte ausheben und den Hang hinunterwerfen können, ertrug den minutenlangen Ausbruch schwach abwehrend gleichmütig bis zum Schluss. Die Zuschauer schwankten zwischen Bewunderung und Bedauern für ihn… Warum hat er wohl so und nicht anders reagiert? Und nun stelle ich mir vor, wie wohl in dieser öffentlichen Situation beispielsweise ein Mann mit einer gewissen kulturell und religiös anderen Prägung reagiert hätte?

W. Renner / 19.06.2022

Ich ahne was auf uns zu kommt, wenn bald einmal sämtliche Urlaubsmenstrantinnen ignoriert werden. Die Männergewalt hat dann die geforderten 100% erreicht.

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