Das fiel mir schon im Frühjahr 2020 auf. Damals nutze ich noch Dienste wie Facebook. Es waren steht’s Tante-Trudel- bzw. Lauterbach-Typen, die hysterisch kommentierten, wer nicht zuhause bliebe, sei ein Mörder und eine “Maske” reiche nicht, Das Virus™ könne auch über die Augen aufgenommen werden. Später waren es dieselben, die Jugendliche auch schon für den ersten “Ausbruch” im März 2020 verantwortlich machten, weil diese “nur Party, Party, Party im Kopf hätten”. Anfangs dachte ich, es seien wirklich Leute, die in absurde Todesangst verfallen waren. Heute bin ich überzeugt: Entweder handelte es sich um Propaganda-Bots oder es waren tatsächlich jene spießigen Gernegroße, aus deren Reihen sich einst Blockwarte, Denunzianten und andere “Stützen der Volksgemeinschaft” rekrutierten.
Urban Priol, Satiriker, hatte letzten Freitagabend im WDR-Fernsehen in der Sendung “Kölner Treff” seine Erfahrungen mit “Schutzmaßnahmen” in der Bahn zum Besten gegeben. Er fuhr von Hessen nach Bayern und zurück im Großraumwaggon. In Hessen gilt mindestens medizinische Maske, in Bayern FFP2. Bei Landesgrenzübertritt schaltete sich eine nette Off-Stimme zu und erklärte den Bahnreisenden den Maskenwechsel. Priol fragte sich, ob bei Länderwechsel mit denselben Passagieren die Viren im geschlossenen Zug sich ändern. Es gibt viele Beispiele in der Corona-Zeit, die uns gefühllos machen, weil man keineswegs mehr über solch Sachen öffentlich lacht. Zu DDR-Zeiten lachte man über genehmigte DDR-Satire nicht, sondern nickte zustimmend in Gedanken schmunzelnd mit. DDR, Kulturrevolution, 68er, wie immer man das Kind nennen will, es ist immer ein Angriff gegen Freiheit und Humanismus und ein Akt zur Kontrolle von Meinungen, Haltungen und Gefühle. Corona-Humor wird es nicht geben, der sei zutiefst menschenfeindlich, verachtend und pandemisch lebensgefährlich für Andere, wie z.B. “Diese Meinung könnte Menschenleben kosten.” Auf Letzteres sind Diktaturen zwischen 1933 bis 1989 nicht gekommen - schade, sonst wäre uns heute solch moderne Nachfolgersprache erspart geblieben.
In China waren es die roten Garden, Kinder zeigten ihre eigenen Eltern an, welche manchmal mit Arbeitslager bestraft wurden oder auch totgeschlagen wurden. In Kambodscha waren die meisten Aufseher in den Folter-Tötungs-und Arbeitslagern Jugendliche, welche sich sehr wichtig fühlten, in ihrer von den Roten Khmer übertragenen Aufgabe. Bei den Nationalen Sozialisten wurde die HJ ebenfalls, als Gehilfe zum Anschschwärzen (darf man das eigentlich noch sagen) Andersdenkender missbraucht. Die Ordnungsruppen der FDJ, waren da ein noch eher harmloser Haufen von Wichtigtuern. Aber wenn die Grünen Khmer erst einmal mehr Macht haben, werden die sich von den Roten Khmer und den Roten Garden kaum noch unterscheiden. Die Hüpfjugend ist reif, es fehlt nur noch der richtige charismatische Führer.
Ich war gestern bei den Nachbarn. Alles geimpft nur ich nicht. Das war aber kein Thema so wie Corona auch. Wählen werden sie alle wohl das gleiche wie immer - mindestens wenn man es dem Gesagten glauben sollte. Loyale Bürger. Alle aus tiefem Westen. Der Türke neben an wird CDU wählen. In dem Sinne ist er bestens integriert und wählt was er schon vorher als Arbeiter bei dem Tagebau gewählt hat. Die anderen wenn sie dann auf Abweichler treffen sind verärgert nur. Sie hoffen aber sie so weit ausgrenzen zu können dass sie wirtschaftlich und sozial verschwinden.
Zu viele Tunichtgut-Dummschwätzer sind der Freiheit Tod. Im dritten deutschen Sozialismus ist Ursache hierfür die allgemeine Wohlstandsverwahrlosung. Die Alten, die den Jungen das Leben so bequem wie möglich gemacht haben, damit sie es besser haben als sie selbst, haben vergessen, den Jungen zu erzählen, welche Mühen damit zusammenhingen, diesen Wohlstand aufzubauen. Nun wissen die nicht nur nicht zu schätzen, was sie haben, sondern sie wissen auch noch alles besser. Die unvermeidliche Folge ist Intoleranz in Verbindung mit Wohlstandsvernichtung. Frei nach der Regel: Die erste Generation baut‘s auf, die zweite erhält‘s, die dritte vernichtet‘s.
Interessant. Auch ich bin in Leipzig geboren (1967) und ging bis zur 10. Klasse in Leipzig-Süd zur Schule. EOS, Abitur 1985 und das obligatorische Vorpraktikum zum Medizinstudium dann im damals dunkelroten Frankfurt/Oder, 1986 Studienbeginn an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Allerdings waren meine Erfahrungen ganz anders. Der Vater einer Freundin erzählte zwar, dass er als Student (Ingenieur) in den 60er Jahren TV-Antennen zerstören musste, aber zu meiner Schulzeit waren “Westfernsehen” und Klamotten aus “dem Westen” völlig normal, sowohl in Leipzig als auch in Ffo. Nur Parkas mit BRD-Symbol wurden an unserer Schule doch nicht gestattet, die Schüler von der Russisch-Lehrerin nach Hause geschickt. Meine Mutter hatte mir schon mit 8 Jahren beigebracht, mir eine eigene Meinung zu bilden, aber diese nicht zu laut zu verkünden. Die Ordnungstruppe der FDJ habe ich nie erlebt, allerdings ging ich mit 16 auch lieber in die Oper als in die Jugenddisko. Von Massenveranstaltungen hielt ich mich fern so gut ich konnte, allerdings passte ich mich widerwillig an, um meine Zukunft nicht zu verbauen. Wir hatten einfach unseren kleinen Freundeskreis mit eigener Meinung bzw. klammerten politische Themen aus, sowohl die überzeugten Linientreuen als auch die “coolen Kids” der (kulturellen) Opposition blieben mir fremd. Im Mai 1989 nutzte ich dann eine erlaubte Besuchsreise zu konstruierter West-Verwandtschaft zur Republikflucht. Aber auch, wenn mein Erleben der DDR-Jugend anders war als das Ihre, fühle ich mich ebenso in diese Zeit zurückversetzt wie Sie und finde es ebenso widerlich.
Bei tagesschau.de wird ständig ein Foto verbreitet, das einen Schild an einer Bar zeigt auf dem steht: Eintrit nur für Geimpfte und Genesene.” Da steht noch nicht mal “Menschen” dabei… Aber solch ein Schild erinnert fatal an solches Schild aus faschistischen Zeiten: “Juden sind hier nicht erwünscht.” Deshalb halte ich jeden Gastwirt, der diese Diskriminierungskampagne mitmacht für einen Neo-Faschisten. Es fehlt nur noch, dass man irgendwann ungeimpfte Menschen äußerlich kennzeichnet a la gelber Stern. Und das alles verdanken wir dem Merkel-Regime und der von Steinmeier gestifteten Groko.
@Andreas Mertens: Ignazio Silone heute - ‘Wenn der Faschismus wiederkehrt wird er nicht kommen und sagen >>Ausländer raus!<<, er wird kommen und sagen >>SCHÄM DICH - Deiner Hautfarbe!<<.’ Ich zitierte die wunderbare Autorin Judith Sevinc Basad. Ich würde mich sehr freuen, wenn Frau Basad einmal Gast bei Indubio wäre. Das Buch der Autorin ‘Schäm Dich!’ kann ich empfehlen.
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